Im Test vor 15 Jahren: ATis Radeon HD 5770 bot DirectX 11 ab 140 Euro
Die ATi Radeon HD 5770 (Test) war die erste Mittelklasse-Grafikkarte mit DirectX-11-Unterstützung. Mit einem Preis von 140 Euro, einer neuen GPU im 40-nm-Verfahren und einem GByte GDDR5-Speicher bot sie einiges, aber konnte nicht an das Preis-Leistungs-Verhältnis einiger anderer Grafikkarten herankommen.
RV840 mit 40 nm und DirectX 11
Bei der ATi Radeon HD 5770 setzte AMD auf die RV840-GPU, die wie der größere Bruder RV870 im 40-nm-Verfahren bei TSMC gefertigt wurde. Mit rund 1,04 Milliarden Transistoren war der Chip jedoch etwa halb so mächtig wie der RV870 mit 2,15 Milliarden Transistoren. Die Architektur der beiden GPUs war quasi identisch, das kleine Modell verfügte aber über eine reduzierte Anzahl an Shader-Einheiten, ROPs et cetera. Im Vergleich zum nächst größeren Modell, der Radeon HD 5850, fiel der GPU-Takt mit 850 MHz statt 725 MHz etwas höher aus. Die theoretische Rechenleistung lag jedoch bei nur 65 Prozent deren der HD 5850. Auch die Speicherbandbreite fiel aufgrund des auf 128 Bit beschnittenen Bus mit 76.800 MByte/s statt 128.000 MByte/s deutlich niedriger aus. Im Vergleich zu der Radeon HD 4870 der vorherigen Generation stieg somit die theoretische Rechenleistung leicht an, die Speicherbandbreite fiel jedoch massiv ab.
Radeon HD 4870 | Radeon HD 5750 | Radeon HD 5770 | Radeon HD 5850 | GeForce GTX 260 | |
---|---|---|---|---|---|
Chip | RV770 | RV840/Juniper | RV870/Cypress | GT200b | |
Transistoren | ca. 956 Mio. | ca. 1,04 Mrd. | ca. 2,15 Mrd. | ca. 1,4 Mrd. | |
Fertigung | 55 nm | 40 nm | 55 nm | ||
Chiptakt | 750 MHz | 700 MHz | 850 MHz | 725 MHz | 576 MHz |
Shadertakt | 750 MHz | 700 MHz | 850 MHz | 725 MHz | 1.242 MHz |
Shader-Einheiten (MADD) |
160 (5D) | 144 (5D) | 160 (5D) | 288 (5D) | 216 (1D) |
FLOPS (MADD/ADD) | 1.200 GFLOPS | 1.008 GFLOPS | 1.360 GFLOPS | 2.090 GFLOPS | 805 GFLOPS |
ROPs | 16 | 32 | 28 | ||
Pixelfüllrate | 12.000 MPix/s | 11.200 MPix/s | 13.600 MPix/s | 23.200 MPix/s | 16.128 MPix/s |
TMUs | 40 | 36 | 40 | 72 | |
TAUs | 40 | 36 | 40 | 72 | |
Texelfüllrate | 30.000 MTex/s | 25.200 MTex/s | 34.000 MTex/s | 52.200 MTex/s | 41.472 MTex/s |
Shader-Model | SM 4.1 | SM 5 | SM 4 | ||
Hybrid-CF/-SLI | – | ||||
effektive Windows Stromsparfunktion |
✓ (bedingt) | ✓ | |||
Speichermenge | 1.024 MByte GDDR5 | 512 MByte GDDR5 1.024 MByte GDDR5 |
1.024 MByte GDDR5 | 1.024 MByte GDDR5 | 896 MByte GDDR3 |
Speichertakt | 1.800 MHz | 2.300 MHz | 2.400 MHz | 2.000 MHz | 999 MHz |
Speicherinterface | 256 Bit | 128 Bit | 256 Bit | 448 Bit | |
Speicherbandbreite | 115.200 MByte/s | 73.660 MByte/s | 76.800 MByte/s | 128.000 MByte/s | 111.888 MByte/s |
Die Radeon HD 5770 setzte auf einen Dual-Slot-Kühler, der abgesehen von der etwas kürzeren Länge, optisch identisch zu dem der Radeon HD 5850 und 5870 war. Ein 65-mm-Radiallüfter führte die Abwärme über die Aluminiumlamellen aus dem Gehäuse heraus. Für die Stromversorgung sorgte neben dem PCIe-Steckplatz ein 6-Pin-PCIe-Anschluss, um die Gesamtleistung von 106 Watt zu gewährleisten. Mit einem Preis von etwa 140 Euro war die Radeon HD 5770 gleichauf preislich mit der Radeon HD 4890 und etwa 90 Euro günstiger als die Radeon HD 5850. Die direkt Konkurrenz von Nvidia war die GeForce GTX 260 für 130 Euro.
Akzeptable Leistung im Mittelfeld
Bei der Leistung platzierte sich die Radeon HD 5770 im Mittelfeld. Im Durchschnitt lag sie zwischen drei und neun Prozent hinter der Radeon HD 4870 der letzten Generation, die zudem mit 115 Euro günstiger war. Zu der Radeon HD 5850 fehlten etwa 31 bis 35 Prozent Leistung.
Bei der Lautstärke leistete sich AMD einen Schnitzer: Im Leerlauf war die Radeon HD 5770 mit 46,5 dB(A) zwar nicht per se laut, aber alles andere als leise. Der Schalldruckpegel unter Last war mit 51,5 dB(A) hingegen gut. Die GPU-Temperatur war sowohl im Leerlauf als auch unter Last sehr gut und ließ theoretisch Spielraum für niedrigere Lüfterdrehzahlen. Bei der Leistungsaufnahme zeigte sich die Radeon HD 5770 von ihrer besten Seite und ließ keinen Raum für Kritik. Wer sich eine Radeon HD 5770 in der Hoffnung auf zusätzliche Leistung durch Übertaktung anschaffte, der wurde enttäuscht. Die ohnehin bereits relativen hohen Taktraten ließen sich im Test nur leicht erhöhen was unter dem Strich in etwa acht Prozent mehr Leistung resultierte.
Fazit
Insgesamt fiel das Fazit zur Radeon HD 5770 etwas gemischter als bei den größeren Modellen Radeon HD 5850 und 5870 aus. Die Leistung war für den Preis nicht herausragend, es gab sowohl aus dem eigenen Haus als auch von Nvidia günstigere Grafikkarten mit mehr Leistung. Zudem lag die Lautstärke im Leerlauf klar zu hoch, insbesondere in Anbetracht der niedrigen Temperaturen. Damit blieb als Hauptkriterium für die Radeon HD 5770 die DirectX-11-Unterstützung stehen, die weder die günstigeren und schnelleren GeForce GTX 260 und Radeon HD 4870 boten.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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