Windows 10 im Test: Die Zukunft von Windows mit klassischem Startmenü

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Jan-Frederik Timm (+7)
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Kostenloses Upgrade

Inhaber einer gültigen Lizenz von Windows 7 oder Windows 8.1 auf einem kompatiblen Rechner können Windows 10 vom 29. Juli 2015 bis zum 28. Juli 2016 als kostenloses Upgrade über Windows Update beziehen. Nach der Aktualisierung lässt sich Windows 10 auch in Zukunft weiter kostenlos nutzen. Alle Informationen zum Update-Prozess, auch zu den Aspekten Hardware-Bindung und Systemvoraussetzungen, hält der separate Artikel „Windows 10 : Alle Details von Hardware-Bindung bis Update-Pflicht“ bereit. Die Bereitstellung der Daten hat bereits einen Tag vor Veröffentlichung begonnen.

Version Termin Preis
Windows 10 Home / Pro Upgrade als Download 29. Juli 2015 Bis 28. Juli 2016 kostenlos möglich
Windows 10 Home / Pro Vollversion Im August 2015 135 / 279 Euro
Windows 10 Education / Enterprise als Download (VLSC) 1. August 2015 im Rahmen bestehender Verträge kostenlos
Windows 10 Mobile Update Bis Ende 2015 kostenlos
Windows 10 for Xbox One Upgrade Bis Ende 2015 kostenlos
Preise für Windows 10 als elektronischer Download

Wer Windows 10 auf einem kompatiblen Rechner mit Windows XP oder Vista installieren will, muss zur Vollversion greifen, die offiziell 135 Euro für Home und 279 Euro für Pro kostet. Erste Listungen der Systembuilder-Versionen im Handel sprechen von 100 Euro für Windows 10 Home und 150 Euro für Windows 10 Pro – sie enthält im Gegensatz zur Vollversion immer nur entweder die 32- oder die 64-Bit-Variante, installieren lassen sich mit dem Schlüssel aber beide. Erstmals wird Microsoft ein Betriebssystem aber auch auf USB-Sticks verkaufen.

Fazit

Mit der Rückkehr zur von Anwendern bevorzugten Benutzerführung über das klassische Startmenü und das Arbeiten mit Fenstern auf dem Desktop, dem neuen Browser, der Sprachassistentin Cortana und DirectX 12 bringt Windows 10 in der Tat sinnvolle Neuerungen mit sich. Und mit der Verfügbarkeit auf allen Geräten verspricht Windows 10 zusammen mit den universellen Apps ein konsistentes Ökosystem.

Die Summe der Neuerungen, die beseitigten Altlasten DirectX 11 und IE 11, die Reaktion auf die Rückmeldung der Kunden und der Ausblick auf die Weiterentwicklung unter dem Credo „Software as a Service“ sind es, die Windows 10 am Ende tatsächlich zu dem von Microsoft versprochenen Meilenstein machen.

Im Alltag fühlt sich Windows 10 wieder wie ein klassisches Windows an. Die Bedienung und ihre neuen Eigenheiten sind schnell erlernt, nur die vielen Altlasten in den tieferen Menüebenen und der Umgang mit virtuellen Desktops bei einem Multi-Monitor-System verwirren. Die Geschwindigkeit liegt auf einem Niveau mit Windows 7 und Windows 8.1, gravierende Kompatiblitätsprobleme sind nicht zu erwarten. Dennoch bleibt Microsoft nicht frei von Kritik.

Während dem Sammeln von Daten über die umfangreichen Datenschutzeinstellungen noch relativ einfach – aber teils mit Einschnitten im Funktionsumfang – Einhalt geboten werden kann, stößt an Windows 10 insbesondere auf, dass der neue Browser und die neue API alten Systemen verwehrt bleibt. Ernüchternd fällt das erste Fazit zum Streaming von Xbox-One-Spielen auf den PC aus, fragwürdig ist, dass Microsoft alternativen Browsern eine zusätzliche Hürde auf dem Weg zum Standardbrowser beschert.

Auch Windows 10 kann darüber hinaus nicht verbergen, dass sich Betriebssysteme nur noch evolutionär und nicht revolutionär entwickeln. Nicht zuletzt das Desaster um die Einstellung von Windows XP und die Verdrossenheit der Kunden zum Wechsel auf Windows 8 haben Microsoft aber gelehrt, wie schwer es ist, Anwendern genügend Argumente für den kostenpflichtigen Wechsel des Betriebssystems zu geben. Nicht zufällig lautet der erste Punkt in einer offiziellen Microsoft-Liste von zehn Gründen, warum Anwender von Windows 7 zu Windows 10 wechseln sollten, „Windows 10 ist für qualifizierte Windows 7 PCs [...] als kostenloses Upgrade erhältlich“. Insofern ist es gut und richtig, dass Microsoft das Update von Windows 7 und Windows 8.1 ein Jahr lang kostenlos anbietet.

In Summe kann der Wechsel von Windows 7 zu Windows 10 aus technischer Sicht und in Bezug auf die Benutzeroberfläche am Ende empfohlen werden. Zwei Dinge gilt es vor dem Update allerdings zu bedenken:

Auch wenn Windows 10 in Build 10240 bereits einen sehr guten Eindruck hinterlässt, ist das Betriebssystem nicht frei von Fehlern. Selbst 5 Millionen (teils passive) Windows Insider können nicht mehrere Hundertmillionen Systeme abbilden. Auch weil wesentliche Neuheiten wie DirectX 12 zurzeit noch keinen Mehrwert bieten, kann und sollte das Update ohne Nachteile durchaus noch etwas hinausgezögert werden. Selbst wer kostenlos wechseln möchte, hat ein Jahr dafür Zeit – und nicht eine Woche. Aktuell unterstützte Betriebssysteme von Microsoft werden auch bis mindestens ins Jahr 2017 noch Sicherheitsupdates erhalten.

Version Sicherheitsupdates bis
Windows Vista 11. April 2017
Windows 7 14. Januar 2020
Windows 8.1 10. Januar 2023

Ferner gilt: Windows 10 ist kein Windows 7 mit moderner Optik. Während der Konzern dem klassischen Desktop erneut zu alter Stärke verhilft, schreitet die Entwicklung in Sachen Vernetzung mit der Cloud, Datenerhebung und Einfluss durch Smartphones weiter voran. Die Zeiten, in denen Anwender den Versand von Daten über Browser- oder E-Mail-Programm ausschließlich selbstständig angestoßen haben, sind vorbei.

Wer auf Windows angewiesen ist, wird zwar schon deshalb auch bei Windows 10 nicht darum herum kommen, an der allgemeinen Entwicklung der Desktop-Betriebssysteme aus Redmond teilzunehmen. Diese Abhängigkeiten sollten im Zweifel aber regelmäßig überdacht werden und nicht dazu führen, das System als gegeben hinzunehmen.

Alternativen?

Gibt es Alternativen zum Wechsel auf Windows 10? Durchaus. Zwar werden Spieler beim Gedanken an Linux auch weiterhin mit der Stirn runzeln, für den normalen Einsatz als Bürosystem und selbst dem weniger ambitionierten Zocker bieten aktuelle Distributionen mit ihren intuitiven grafischen Oberflächen aber durchaus eine ganze Menge. Wer mit seinem Rechner E-Mails versendet, im Internet surft und Dokumente verfasst, der findet alle Werkzeuge auch beim freien Betriebssystem – und das ohne Cloud-Anbindung und dreizehn Reitern für Datenschutzeinstellungen.

Linux einen Blick zu widmen ist dabei bequemer, als es viele annehmen. Die bekannten Distributionen lassen sich auf USB-Sticks installieren und auch von dort aus booten. Auf Wunsch sind diese Systeme sogar „persistent“, das heißt, alle Programme und Einstellungen bleiben auch nach einem Reboot über den Stick erhalten. Warum die Vorstellung einer neuen Version von Windows nicht zum Anlass nehmen, sich Linux im Jahr 2015 einmal genauer zu Gemüte zu führen? Wie das Update auf Windows 10 kostet auch dieses Vorhaben außer Zeit nichts.

Und das Ökosystem?

Eine Frage bleibt mit Veröffentlichung von Windows 10 für Desktop-PCs, Notebooks und Tablets heute noch unbeantwortet: Die nach der Zukunft des geräteübergreifenden Ökosystems. Nie zuvor hat Microsoft mehr Energie in die Verschmelzung von mobilen und stationären Geräten gelegt wie mit Windows 10. Ob ein erfolgreiches Windows 10 dank einer breiten Masse bekannter Mechanismen, Programme und Assistenten Windows 10 Mobile zum Durchbruch verhelfen kann, steht trotzdem noch in den Sternen.

ComputerBase wird sich dem aktuellen Stand von Windows 10 Mobile am Mittwoch in einem separaten Artikel ausführlich widmen.

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