ViewSonic XG3220 im Test: UHD, FreeSync und etwas HDR10 für Spieler

Frank Hüber
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ViewSonic XG3220 im Test: UHD, FreeSync und etwas HDR10 für Spieler

tl;dr: Auch wenn die technischen Daten mit UHD, HDR, FreeSync, VA-Panel und RGB-Beleuchtung vielversprechend klingen, kann der ViewSonic XG3220 diese nicht ohne Kompromisse in die Praxis übertragen. Das Display ist für HDR zu dunkel, das Panel nicht optimal abgestimmt, wenn auch fürs Auge knallige Farben geboten werden.

XG3220 im Test

Der ViewSonic XG3220 ist ein 31,5 Zoll großer Monitor mit einer Auflösung von 3.840 × 2.160 Pixeln (UHD) und einem 10-Bit-VA-Panel (8 Bit + FRC), der bei einer maximalen Bildwiederholrate von 60 Hz AMD FreeSync unterstützt und mit einem HDR-Logo auf der Verpackung und „HDR10“ auf der Website mit einer HDR-Unterstützung des Displays wirbt. Insbesondere der letzte Punkt sorgt jedoch nicht nur für Verwirrung, sondern bedarf Klärung, denn um einen HDR-Monitor im klassischen Sinne handelt es sich beim derzeit rund 750 Euro teuren ViewSonic XG3220 keineswegs.

Technische Daten

Bei den technischen Daten des XG3220 fällt in der Tat das 10-Bit-VA-Panel mit UHD-Auflösung auf, das auf dem Papier einen verbesserten Kontrast und so bessere Schatten- und Lichteffekte für Spieler und Videoenthusiasten verspricht. Nicht ganz in dieses Bild passt schon in den Spezifikationen die von ViewSonic angegebene maximale Helligkeit von nur 300 cd/m².

Volle Abdeckung des sRGB-Farbraumes

Die restlichen technischen Daten beschreiben klassische Werte eines UHD-Monitors, wobei ViewSonic selbst dem XG3220 mal eine Farbraumabdeckung von 136,9 Prozent des sRGB-Farbraums zuspricht, mitunter aber auch 99 Prozent nennt. In den Messungen kommt das Display im Test tatsächlich auf 99,8 Prozent.

FreeSync gehört bei als Gaming-Monitore vermarkteten Displays inzwischen zum guten Ton, so dass auch der XG3220 FreeSync immerhin im Bereich von 40 bis 60 Hz unterstützt. Voraussetzung für die synchronisierte Bildausgabe zwischen Grafikkarte und Monitor ist bei FreeSync der Einsatz einer unterstützten AMD-Radeon-Grafikkarte. AMDs „Low Framerate Compensation“ (LFC) wird vom Monitor allerdings nicht unterstützt, da der Frequenzbereich hierfür zu eingeschränkt ist.

Gaming-Profile und umständliches OSD

Wie schon der ViewSonic XG2530 (Test) bietet auch der XG3220 ein auf Spieler ausgelegtes Bildschirmmenü und entsprechende Optionen. So verfügt auch der XG3220 über die voreingestellten Gaming-Profile für die Genres FPS, RTS und MOBA. Auch der ColorX-Modus für „beste Farbwiedergabe und Leistung für einen optimierten Blickwinkel und weniger Bewegungsunschärfe im Spiel“ ist wieder vertreten. Die „höchste Schwarzstabilisierung auf dem Markt“ mit 22 einstellbaren Stufen soll auch beim XG3220 dunkle Bereiche in Spielen so anpassen, dass Gegner besser erkannt werden.

Für das Menü erntet der XG3220 allerdings keine Lorbeeren. Die Bedienung über die insgesamt sechs an der hinteren rechten Seite positionierten Tasten ist umständlich und mühsam. Ein Joystick, mit dem man durch die Einstellungen im Menü navigieren kann, wäre die deutlich bessere Wahl gewesen. So kommt immer wieder Frust auf, weil man die falsche der sechs Tasten erwischt hat.

ViewSonic XG3220 LG 27GK750F ViewSonic XG2530
LCD-Panel VA TN
Backlight LED (flimmerfrei)
Diagonale 31,5 Zoll 27 Zoll 24,5 Zoll
Auflösung 3.840 × 2.160 (60 Hz) 1.920 × 1.080 (240 Hz)
HDR Ja, teilweise Nein
FreeSync/G-Sync FreeSync
Seitenverhältnis 16:9
Kontrast (statisch) 3.000:1 1.000:1
Helligkeit max. 300 cd/m² 400 cd/m²
Farbtiefe 10 Bit (8 Bit + FRC) 8 Bit (ohne FRC) 8 Bit (6 Bit + FRC)
Farbraum 99 % sRGB, 95 % NTSC, 89 % Adobe RGB k. A.
Blickwinkel (horizontal/vertikal) 178°/178° 170°/160°
Reaktionszeit 5 ms (Grau-zu-Grau) 2 ms (Grau-zu-Grau) 1 ms (Grau-zu-Grau)
Videoeingänge 2 × HDMI 2.0, DisplayPort 1.2 2 × HDMI 2.0, DisplayPort 1.2 HDMI 1.4, HDMI 2.0, DisplayPort 1.2
Audio Kopfhörerausgang, Lautsprecher (2 × 5 W) Kopfhörerausgang Kopfhörerausgang, Lautsprecher (3 W)
USB 4 × USB 3.0 2 × USB 3.0
Ergonomie Display neigbar (-5°/+15°), höhenverstellbar (100 mm), schwenkbar (-45°/+45°) Display neigbar (-5°/+15°), höhenverstellbar (110 mm), schwenkbar (-20°/+20°), Pivot Display neigbar (-5°/+15°), höhenverstellbar (120 mm), schwenkbar (-45°/+45°), Pivot
Leistungsaufnahme Betrieb: 50 W, Standby: k. A. Betrieb: 30 W, Standby: 0,5 W Betrieb: 30 W, Standby: k. A.
Sonstiges Blaulichtfilter, VESA-Aufnahme (100 × 100 mm),
Headset-Halter, diverse Game-Profile
Blaulichtfilter, VESA-Aufnahme (100 × 100 mm),
Kabelschacht, Headset-Halter,
diverse Game-Profile
Preis (06.09.2018) 750 Euro 349 Euro 299 Euro (nicht lieferbar)

RGB-Standfuß, Lautsprecher und 4 × USB

Zwei 5-Watt-Lautsprecher ermöglichen die Soundausgabe über den Monitor, der zusätzlich einen Kopfhörerausgang bereitstellt. Sofern der Kopfhörer gerade nicht genutzt wird, kann er auf eine kleine Halterung an der Rückseite des Standfußes gehängt werden. Der Standfuß selbst verfügt im mittleren unteren Bereich über eine RGB-LED, die die transparente Leiste im Standfuß dezent beleuchtet. Neben einem DisplayPort 1.2 können Computer über zwei HDMI-2.0-Anschlüsse verbunden werden. Ein USB-Hub liefert vier USB-3.0-Anschlüsse, wovon zwei an der rechten Seite des Monitors leicht zugänglich sind. Die anderen Anschlüsse sind an der Rückseite nur von unten zugänglich, was den Anschluss ohne Drehen des Displays umständlich macht.

Gute Verarbeitung, schwarz-rotes Design

An der Verarbeitung des XG3220 gibt es nichts zu bemängeln, der Standfuß gibt dem Display einen sicheren Halt und auch die Ausrichtung des Displays wird gehalten. Die Tasten bieten einen guten Druckpunkt, was jedoch nichts an der umständlichen Menüführung ändert. Wie viele andere Hersteller setzt ViewSonic beim XG3220 auf ein schwarz-rotes Design, das Spieler ansprechen soll.

46 Watt bei voller Helligkeit und FreeSync

Im Test verbraucht der Monitor bei maximaler Helligkeit, 60 Hz und FreeSync 46,4 Watt. Die von ViewSonic in den Spezifikationen genannten typischen 50 Watt sind somit keine Mogelpackung.

Helligkeit und Farbraum

Die von ViewSonic für den XG3220 genannte Helligkeit von 300 cd/m² erreicht das Display nur in der Bildschirmmitte. Hier können 301 cd/m² gemessen werden. Von der Mitte ausgehend fällt die Helligkeit in alle Richtungen ab, wobei das Panel in der oberen linken Ecke mit 232 cd/m² bei maximaler Helligkeit und der bildschirmfüllenden Darstellung von Weiß am dunkelsten ist. Im Durchschnitt kommt das Display so auf eine Helligkeit von 260 cd/m².

Der minimale Schwarzwert bei maximaler Helligkeit beträgt hingegen sehr gute 0,089 cd/m². Hieraus ergibt sich ein Kontrast von maximal 3.382:1, was über dem von ViewSonic genannten Wert von 3.000:1 liegt. Der durchschnittliche minimale Schwarzwert des Displays beläuft sich auf 0,12 cd/m², wobei die obere linke Ecke mit 0,214 cd/m² nun am hellsten und fast doppelt so hell wie die anderen Bereiche leuchtet. Bei minimaler Helligkeit leuchtet der XG3220 bei der Darstellung von Weiß mindestens mit 53,5 cd/m² – ein guter Wert. Am hellsten Punkt in der Mitte werden bei minimaler Helligkeit 69 cd/m² gemessen.

Homogenität des ViewSonic XG3220
Homogenität des ViewSonic XG3220

Mit einer Helligkeit von nur noch 77 Prozent im Vergleich zur Bildmitte ist der Helligkeitsabfall nach links oben je nach Bildschirminhalt durchaus wahrnehmbar. Die Farbtemperatur des Panels liegt bei 6.950 Kelvin.

Für ein VA-Panel schlecht abgestimmt

Die Farbwiedergabe des 10-Bit-Panels des ViewSonic XG3220 testet ComputerBase mit Calman ColorMatch, das die dargestellte Farbe des Monitors mit der vom Programm angezeigten Farbe vergleicht. Interessant an dieser Stelle sind insbesondere der durchschnittliche und der maximale Delta-E-Wert und das Delta-E-2000-Diagramm, da diese angeben, wie stark die Farbwiedergabe von dem ausgewählten Farbstandard abweicht. Eine Abweichung von 1 dE ist für das menschliche Auge so gut wie nicht sichtbar. Ein kalibriertes Display sollte so eingestellt sein, dass die durchschnittliche Abweichung unter 3 dE und das maximale dE unter 5 liegt. Eine Abweichung über 3 dE wird als sichtbar für das menschliche Auge aufgefasst. Unkalibrierte Monitore liegen normalerweise weit darüber. Das Delta-E-2000-Diagramm zeigt die Abweichung für jeden gemessenen Farbwert an.

Im dargestellten CIE-1976-Chart des ViewSonic XG3220 ist zu sehen, welche Farbpunkte wie stark vom angestrebten Farbwert abweichen. Bei einem optimal eingestellten Display sollten alle Punkte innerhalb der Quadrate liegen, was beim XG3220 nur selten der Fall ist – die größten Abweichungen gibt es im grauen Farbbereich.

Es existiert kein Album mit der ID: 84582

Der ViewSonic XG3220 kommt bei eingestelltem sRGB-Profil, Helligkeit 100, Kontrast 75 und Gamma 2.2 auf eine durchschnittliche Abweichung von 4,3 dE und eine maximale Abweichung von 6,9 dE, womit die Werte des eigenen TN-Monitors XG2530 (Test) oder LG 27GK750F nicht erreicht werden. Durch Anpassungen am Farbprofil kann die durchschnittliche Abweichung auf 3,7 dE und die maximale Abweichung auf 5,6 dE verbessert werden.

HDR10 – ja, aber

Der XG3220 macht mit seiner UHD-Auflösung mit FreeSync bis 60 Hz im Alltag, sobald das Bild angepasst und das Menü nicht mehr ständig aufgerufen werden muss, keinerlei Probleme. Wie bereits erwähnt, schmückt ViewSonic den Monitor mit einem HDR-Logo und spricht auf der Website von einer HDR10-Unterstützung.

Kein Hardware-HDR

Wichtig ist jedoch, dass es für eine HDR-Unterstützung keine klare Definition gibt. Der XG3220 besitzt keine einzeln steuerbaren LED-Zonen, sondern der Monitor ist lediglich in der Lage, HDR-Inhalte zu dekodieren und anzuzeigen, wobei typische HDR-Eigenschaften wie ein höherer Kontrast zu imitieren versucht werden. Allerdings sind die 300 cd/m² des Displays in der Praxis zu dunkel, um einen richtigen HDR-Effekt aufkommen zu lassen. So liegen zwischen einer echten HDR10-Hardware-Unterstützung und HDR10-Software-Lösung mitunter Welten, so dass der XG3220 nicht als klassischer HDR-Monitor angesehen werden sollte. Die Fähigkeit, HDR-Signale anzunehmen und zu verarbeiten, bleibt optisch hinter einer echten HDR10-Unterstützung zurück, hängt aber auch stark von der genutzten Software ab.

Je nach Spiel unterschiedliche Ergebnisse

Far Cry 5, das normalerweise optisch stark von HDR profitiert, sieht auf dem XG3220 bei aktiviertem HDR beispielsweise schlechter aus als ohne, da die gesamte Umgebung zu hell wird und so Lichteffekte und Kontraste verloren gehen. Resident Evil 7 profitiert hingegen auch auf dem XG3220 leicht von HDR, während bei Destiny 2 keine Unterschiede zu erkennen sind.

Da es sich bei der „HDR-Inhalte-Unterstützung“, so wäre die Bezeichnung wohl am treffensten, um eine optionale Funktion handelt, die nicht genutzt werden muss, kann man dem XG3220 kaum einen Strick aus ihr drehen – dem Hersteller aber durchaus, bedenkt man die für weniger versierte Käufer nicht eindeutige technische Umsetzung und den Unterschied zu echtem HDR.

Fazit

Mit dem XG3220 liefert ViewSonic einen Monitor, der dem Spieler alles bieten möchte: die UHD-Auflösung von 3.840 × 2.160 Pixeln, FreeSync, „HDR10“, ein großes Display, RGB-Beleuchtung, VA-Panel und eine hohe Farbraumabdeckung. In der Theorie klingt all das beeindruckend, in der Praxis müssen aber einige Kompromisse eingegangen werden – auch abseits der zur Verzweiflung treibenden Steuerung des Bildschirmmenüs.

Subjektiv top, objektiv nicht

Die Farbwiedergabe des ViewSonic XG3220 ist einer dieser Punkte, bei dem zwischen subjektiv und objektiv unterschieden werden muss. Objektiv ist das Display nicht optimal eingestellt und gibt insbesondere die Farben Grau, Rot und Blau nicht farbecht wieder. Subjektiv gefällt das Bild des ViewSonic XG3220 abseits von Größe und Schärfe dank UHD-Auflösung aber auch mit satten, knalligen Farben, deren teilweise Überzeichnung gerade für ein farbenfrohes Bild sorgt.

FreeSync ohne LFC

Auch bei FreeSync scheint der Nutzen in einem Bereich von 40 bis 60 Hz zunächst eingeschränkt, in der nativen UHD-Auflösung ist dies aber wiederum aktuell ohnehin der Bereich, in dem schnelle Grafikkarten aktuelle Spiele wiedergeben können. LFC fehlt dem XG3220 allerdings aufgrund des kleinen Frequenzbereichs des Panels, was FreeSync bei niedrigen Frameraten deutlich aufwertet. Mit dem Asus ROG Swift PG27UQ (Test) und dem Acer Predator X27bmiiphzx gibt es auch erst zwei UHD-Monitore, die mehr als 60 Hz liefern – zu einem Preis von jeweils 2.500 Euro.

HDR kann vieles sein

Bei der HDR10-Unterstützung muss hingegen in erster Linie die fehlende Definition dieser kritisiert werden. HDR kann heutzutage ohne DisplayHDR-Zertifizierung vieles bedeuten. Und der ViewSonic XG3220 kann HDR-Inhalte so zwar anzeigen, aber für echtes Hardware-HDR ist unter anderem das Panel mit nur 300 cd/m² viel zu dunkel. Welchen Nutzen diese HDR-Unterstützung des XG3220 in der Praxis hat, fällt sehr unterschiedlich aus. Sofern man Wert auf die HDR-Unterstützung des neuen Monitors legt, sollte der ViewSonic XG3220 jedoch ebenso wie zahlreiche andere Displays mit einer Helligkeit von 300 cd/m² nicht in die engere Wahl genommen werden.

In der Praxis spricht, trotz des gelungenen Designs, funktionalen Standfußes und aktuell unabdingbarer RGB-Beleuchtung, nur wenig für den rund 750 Euro teuren XG3220, wie auch der Vergleich zu anderen Monitoren in Kürze auf ComputerBase zeigen wird.

ComputerBase hat den XG3220 leihweise von ViewSonic zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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