CES 2022

Radeon RX 6500 XT: AMD bringt RDNA 2 mit TSMC N6 für 199 $ in den Handel

Update 2 Wolfgang Andermahr
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Radeon RX 6500 XT: AMD bringt RDNA 2 mit TSMC N6 für 199 $ in den Handel
Bild: AMD

Auch wenn im Jahr 2022 AMDs Fokus auf den kommenden RDNA-3-Grafikkarten liegt, startet im Laufe des Januars noch ein neues Modell mit der aktuellen RDNA-2-Technik. AMDs CEO Lisa Su hat auf der CES die Radeon RX 6500 XT und damit das neue Einsteigermodell angekündigt. Ihre UVP: 199 US-Dollar vor Steuern.

Kleiner Navi 24 aus TSMCs 6-nm-Prozess

Die Radeon RX 6500 XT bietet eine Premiere: Sie setzt auf die neue GPU Navi 24, die anders als Navi 21, Navi 22 und Navi 23 nicht mehr in TSMCs N7P-Prozess, sondern im moderneren N6-Verfahren hergestellt wird. Welche Auswirkungen dies genau hat, verschweigt AMD zwar noch, kleinere Vorteile wird es aber geben.

Die Radeon RX 6500 XT wird auf nur noch 16 Compute Units und damit 1.024 FP32-ALUs zurück greifen können, was gegenüber den 32 CUs auf Navi 23 einer Halbierung entspricht. Der Game-Takt ist mit 2.610 MHz angegeben, sodass die theoretische Rechenleistung gegenüber der größeren Ausbaustufe nicht ganz halbiert ist. Der maximale Boost ist mit 2.815 MHz angegeben.

Apropos halbiert: Dies gilt auch für den Infinity Cache, der auf Navi 24 von 32 MB auf nur noch 16 MB gekürzt wird. Damit reduziert sich die Hitrate des schnellen Zwischenspeichers selbst in Full HD deutlich. Auch das Speicherinterface ist mit 64 Bit nur halb so breit wie bei der Radeon RX 6600, der Speichertakt mit 18 Gbps dafür aber leicht höher. Das ist insofern interessant, als das Navi 24 eigentlich über ein 128-Bit-Interface verfügt und dieses im Notebook auch benutzt. Warum AMD im Desktop absichtlich die Hälfte deaktiviert und damit die Bandbreite automatisch halbiert, ist unklar.

Auch der Speicherausbau der Radeon RX 6500 XT beträgt maximal 4 GB, Varianten mit 8 GB soll es nicht geben. Die typische Leistungsaufnahme beträgt 107 Watt.

Performance zwischen RX 580 und RX 590

Laut AMD soll die Radeon RX 6500 XT in aktuellen Spielen zwischen 20 und 60 Prozent schneller als die GeForce GTX 1650 sein und auch eine Radeon RX 570 klar schlagen. Anhand der Benchmark-Ergebnisse lässt sich vermuten, dass die Performance irgendwo zwischen einer Radeon RX 580 und einer Radeon RX 590 landet – solange der Speicher reicht. Beide Polaris-Grafikkarten verfügten bereits über 8 GB.

Am 19. Januar soll die Radeon RX 6500 XT im Handel verfügbar sein, wobei AMD eine unverbindliche Preisempfehlung von 199 US-Dollar vor Steuern nennt. Einen Euro-Preis gibt es noch nicht, wobei dieser jedoch vermutlich ohnehin überhaupt keine Rolle im Handel spielen wird, denn von den Preisempfehlungen der Hersteller sind die Grafikkartenpreise in diesen Tagen weit entfernt. Mit einem Referenzdesign ist nicht zu rechnen, der Verkauf wird ausschließlich über die Custom-Designs erfolgen. Der UVP könnte damit vollständig Makulatur sein.

Die Radeon-RX-6000-Modelle im Vergleich
Radeon RX 6900 XT Radeon RX 6800 XT Radeon RX 6800 Radeon RX 6700 XT Radeon RX 6600 XT Radeon RX 6600 Radeon RX 6500 XT
Architektur RDNA 2
GPU Navi 21 Navi 22 Navi 23 Navi 24
Prozess TSMC N7P TSMC N6
Chipgröße 519 mm² 336 mm² 237 mm² ?
Transistoren ca. 26,8 Mrd. 17,2 Mrd. 11,1 Mrd. 5,4 Mrd.
Compute-Units 80 72 60 40 32 28 16
FP32-ALUs 5.120 4.608 3.840 2.560 2.048 1.792 1.024
RT-Beschleunigung Ja
Game-Takt 2.015 MHz 2.015 MHz 1.815 MHz 2.424 MHz 2.359 MHz 2.044 MHz 2.600 MHz
Maximaler Boost-Takt 2.250 MHz 2.250 MHz 2.105 MHz 2.581 MHz 2.589 MHz 2.491 MHz 2.815 MHz
Textureinheiten 320 288 240 160 128 112 64
ROPs 128 96 64 32
Speicher 16 GB GDDR6 12 GB GDDR6 8 GB GDDR6 4 GB
Speichergeschwindigkeit 16 Gbps 14 Gbps 18 Gbps
Speicherinterface 256 Bit 192 Bit 128 Bit 64 Bit
Speicherbandbreite 512 GB/s 384 GB/s 256 GB/s 224 GB/s 144 GB/s
Infinity Cache 128 MB 96 MB 32 MB 16 MB
IC-Bandbreite 2,0 TB/s 1,5 TB/s 0,92 TB/s ?
L2-Cache 4 MB 3 MB 2 MB ?
TBP 300 Watt 250 Watt 230 Watt 160 Watt 132 Watt 107 Watt
Slot-Anbindung PCIe 4.0 ×16 PCIe 4.0 ×8 PCIe 4.0 ×4
DirectX 12 Ultimate Ja
UVP 999 Euro 649 Euro 579 Euro 479 Euro 380 Euro 339 Euro 199 USD

RX 6400 gibt es nur für den OEM-Rechner

Abseits der Radeon RX 6500 XT hat AMD still und leise auch die Radeon RX 6400 veröffentlicht. Die Grafikkarte wird es aber nur im OEM-Handel geben und spielt für den Retail-Markt keinerlei Rolle. Mit nur noch 12 CUs und einem Game-Takt von 2.039 MHz ist die Rechenleistung noch einmal deutlich niedriger, dafür benötigt die Grafikkarte aber auch nur noch 53 Watt. 4 GB gibt es auch hier, der Takt fällt mit 16 Gbps aber noch einmal niedriger aus.

Weitere CES-2022-Neuigkeiten von AMD

AMD hat auf der CES zahlreiche weitere Themen angesprochen, die ComputerBase in mehreren Meldungen verarbeitet hat. Wer genauere Details erfahren möchte, sollte einen Blick in die Artikel werfen.

ComputerBase hat die Informationen von AMD vorab unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

Update

Wie die Kollegen vom 3DCenter richtig erkannt haben, hat AMD die Spezifikationsseiten der Radeon RX 6500 XT und Radeon RX 6400 aktualisiert, denn bei diesen hatte sich offenbar der Fehlerteufel eingeschlichen. Die technischen Daten der Grafikkarten sind identisch geblieben, doch bezüglich der Video-Fähigkeiten gibt es eine Änderung. Während die zwei Modelle zunächst mit vollen En- und Decodierungs-Fähigkeiten vom H.264- sowie H.265-Codes angegeben gewesen sind, steht dort beim Encodieren der beiden Codes nun ein „Nein“, sodass also nur noch die Video-Wiedergabe auf zum Beispiel YouTube oder Netflix beschleunigt werden kann.

Navi 24 ohne AV1-Decoding

Darüber hinaus gibt es laut AMD-Webseite auch kein AV1-Decode mehr, der neue Videocodec scheint damit überhaupt nicht mehr beschleunigt werden zu können. Das ergibt insofern Sinn, als dass die Navi-24-GPU offenbar primär für den Einsatz im Notebook konzipiert worden ist und dort werden die aufwendigen Codes dann von der iGPU übernommen – als Desktop-Grafikkarte fehlen die Fähigkeiten dann.

PCIe 4.0 und Display-Ausgänge sind limitiert

Ein weiteres bis jetzt unbekanntes Detail über Navi 24 verrät die Produktseite der ASRock Radeon RX 6500 XT Phantom Gaming D 4GB OC. Laut dieser ist die Grafikkarte mittels vier PCIe-4.0-Links an das restliche System angepasst, was zu AMDs „PCIe-Strategie“ passen würde. Denn so bieten nur die großen Navi 21 und Navi 22 die vollen 16 Links, Navi 23 dagegen nur noch 8 und Navi 24 nun 4. Die genauen Auswirkungen davon müssen sich erst in einem Test zeigen. Wenn ihr der lokale Grafikspeicher ausgeht, wird es die Grafikkarte nun aber noch schwerer haben als Navi 23 (Radeon RX 6600 (XT)).

Noch nicht gänzlich gesichert, aber ziemlich wahrscheinlich ist zudem, dass Navi 24 auch bei den Monitoranschlüssen limitierter als die größeren Varianten ist. Denn so macht es aktuell den Anschein als wenn die GPU mehr als zwei Displayausgänge (ein Mal DisplayPort 1.4 und ein mal HDMI 2.1) einfach nicht unterstützt. Entsprechend sollten auch keine Grafikkarten mit mehr als zwei Ausgängen erscheinen. Notebooks haben dasselbe Problem, können hier aber einen Umweg über die iGPU gehen.

Update

Wie realistisch sind die 199 US-Dollar UVP vor Steuern der Radeon RX 6500 XT für den deutschen Einzelhandel? Schon vor einer Woche waren Zweifel angebracht, dass der Preis für Kunden von großer Relevanz sein wird. Mit der von Asus am Montagmorgen ausgesendeten Pressemitteilung zur neuen RDNA-2-Einstiegsklasse wird jetzt klar: Einen Preis von um die 200 Euro werden Endverbraucher hierzulande nicht zu Gesicht bekommen.

Asus nennt für die Dual-Version 299 Euro sowie für die TUF-Gaming-Variante 334 Euro UVP und in diese Richtung dürfte es auch bei den anderen Partnern gehen, auch wenn Asus höchstwahrscheinlich wieder der einzige Hersteller sein wird, der die UVP öffentlich macht.

Asus Radeon RX 6500 XT Dual und TUF Gaming
Asus Radeon RX 6500 XT Dual und TUF Gaming (Bild: Asus)

Dabei sind inzwischen alle Boardpartner dazu übergegangen, dem Handel den am Markt zu erzielenden Aufpreis nicht mehr allein zu überlassen, sondern durch höhere UVP und daran angepasste höhere Einkaufspreise ebenfalls davon zu profitieren. Möglich, dass die Marktpreise noch höher liegen.

Eine Ausnahme davon machen nur AMD und Nvidia selbst, die ein kleines Kontingent an Referenz-Designs in loser Frequenz zur UVP verkaufen. Von der Radeon RX 6500 XT wird es ein solches Referenz-Design aber nicht geben.

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