Swatting auf Ubisoft Montreal: Verärgerter Spieler für Fake-Notruf verurteilt

Marc Stöckel
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Swatting auf Ubisoft Montreal: Verärgerter Spieler für Fake-Notruf verurteilt
Bild: Ubisoft

Wie unter anderem Kotaku berichtet, hat ein Pariser Gericht in dieser Woche einen 22-jährigen Rainbow-Six-Spieler aufgrund eines Swatting-Angriffs auf das Ubisoft-Büro in Montreal sowie mindestens zwei weiterer Straftaten zu drei Jahren gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Darüber hinaus muss der Täter die Opfer seines böswilligen Handelns entschädigen und sich selbst in psychiatrische Behandlung begeben. Ferner wies das Gericht den Spieler an, sich entweder Arbeit zu suchen oder eine Ausbildung zu absolvieren.

Spieler ließ bewaffnete Einsatzkräfte bei Ubisoft Montreal anrücken

Ubisoft hatte den Account des Angeklagten, der in Rainbow Six Siege seither unter dem Pseudonym Y4nnOXX auftrat, vor seinem Verbrechen mehrfach gesperrt. Der Publisher ist inzwischen bekannt dafür, sehr konsequent gegen Cheater vorzugehen. Laut einem Bericht von La Presse aus dem Jahr 2021 hatte Ubisofts Ethikausschuss den Täter „mehr als 80 Mal wegen Schummelns aus dem Spiel verbannt“.

Aus der Wut heraus tätigte der Spieler daraufhin an einem Freitag, dem 13. November 2020, einen Notruf und meldete darüber eine vermeintliche Geiselnahme in den Räumlichkeiten von Ubisoft Montreal. Für das Telefonat griff er auf einen Computer im Haus seiner Eltern zurück und leitete das Gespräch über Server in Russland. Infolgedessen rückten bei dem Entwicklerstudio schwer bewaffnete Einsatzkräfte an, die mehrere Straßen absperrten und die Büros nach und nach evakuierten. Erst Stunden später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Notruf um einen Scherz handelte – eine Geisel gab es schlichtweg nicht.

Doch der Swatting-Angriff auf Ubisoft Montreal, wo mitunter Spielreihen wie Assassin's Creed, Far Cry, Splinter Cell, Rainbow Six oder Watch Dogs entstehen, war nicht die einzige Straftat, für die sich der 22-Jährige vor dem Gericht verantworten musste. Das in Paris gefällte Urteil gilt ebenso einer Denial-of-Service-Attacke auf ein Regierungsbüro in Frankreich sowie Drohungen gegen das Entwicklerstudio von Minecraft. Schon vor diesen Straftaten soll der Angeklagte bereits mehrere Jahre in psychiatrischer Behandlung gewesen sein.

Swatting ist eine ernst zu nehmende Gefahr

Bei Swatting handelt es sich um ein Verbrechen, bei dem die Täter einen Notruf absetzen und einen schwerwiegenden Notfall vortäuschen. Oftmals warnen die Anrufer dabei vor vermeintlichen Geiselnahmen oder Terrorangriffen. Ziel der Betrüger ist es, ein Sondereinsatzkommando, im Englischen auch als SWAT (Special Weapons And Tactics) bekannt, anrücken zu lassen.

Da die Einsatzkräfte angesichts der üblicherweise ernst zu nehmenden Situation besonders aggressiv vorgehen und zugleich mit bewaffneten Tätern in der Umgebung zu rechnen ist, werden die Opfer – in diesem Fall die Mitarbeiter von Ubisoft – durch den falschen Alarm teilweise in eine enorm stressige Lage versetzt. Daraufhin verbarrikadieren sie sich häufig in einzelnen Räumen oder suchen Schutz auf Dächern. Sie begeben sich also aus der Angst heraus selber in gefährliche Situationen, aus denen reale Verletzungen oder gar Todesfälle resultieren können.

Gerade Personen, die häufig live vor einer Kamera stehen, wie beispielsweise Streamer oder Prominente, sind immer wieder von Swatting betroffen. Das gibt Angreifern die Möglichkeit, die Folgen ihres gefälschten Notrufes live während eines Streams mitverfolgen zu können. Wie sich im Falle von Ubisoft gezeigt hat, handelt es sich aber oftmals auch einfach nur um einen Akt der Rache.