Galaxy Tab S9 Ultra im Test: Schutzmechanismen und Android

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Michael Schäfer
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Schutz per Auge und Finger

Neben den üblichen Mechanismen wie PIN, Muster oder Passwort lassen sich die eigenen Daten beim Galaxy Tab S9 Ultra zusätzlich über die Gesichtserkennung und den Fingerabdruck schützen.

Bei der Gesichtserkennung hat sich im Grunde nichts geändert – was als positiv und negativ zugleich zu betrachten ist. Generell arbeitet der Schutz zuverlässig, die Entsperrung durch das automatische Leiten auf den Homescreen erfolgt schneller als mit manuellen Methoden. So kann das sich im Standby befindliche Tablet einfach in die Hand genommen werden, der Nutzer schaut nur kurz in die Kamera und schon ist das Gerät entsperrt. Dabei kann das System ebenso gut erkennen, ob der Nutzer eine Brille trägt oder nicht. Zur besseren Erkennung ist es möglich, ein alternatives Erscheinungsbild aufzunehmen – beispielsweise mit oder ohne Brille. Die Anzahl der speicherbaren Gesichter ist jedoch weiterhin auf nur eine Person limitiert, auch wenn über das Alternativbild theoretisch noch eine zweite hinzugenommen werden kann.

Beim Galaxy Tab S8 konnte der Nutzer noch eine gründlichere, aber unter Umständen langsame Erkennungsmethode aktivieren, die bei der aktuellen Serie dem Anschein nach nicht mehr angeboten wird. Es ist allerdings davon auszugehen, dass Samsung eher die schnelle Methode verworfen hat. Die Sicherheit lässt sich auf Wunsch noch einmal erhöhen, indem eine Erkennung nur bei geöffneten Augen erfolgt. Darüber hinaus lässt sich der Bildschirm bei Nutzung der Sicherheitsfunktion kurz aufhellen, was vor allem bei ungünstigeren Lichtverhältnissen durchaus von Vorteil sein kann.

Die Sache mit dem Finger

Ebenso sind keine Änderungen bei der Sicherung per Fingerabdruck zu erkennen. Hier ist der Sensor auch beim neuen Tablet am rechten Bildschirmrand auf Höhe des USB-C-Anschlusses im Display untergebracht. Die Position birgt den kleinen Nachteil, dass das Entsperren nur mit dem rechten Daumen bequem verläuft – bereits beim Zeigefinger kann das Tablet nicht mehr mit beiden Händen gehalten werden. Für die linke Hand müsste das Gerät entweder gedreht oder ebenfalls nur mit der anderen Hand gehalten werden. Hinzu kommt, dass eine eventuell aufgebrachte Schutzfolie die Arbeit des Sensors beeinträchtigen oder sogar behindern kann.

Das Einrichten des Fingerabdruckes kann schnell zur Geduldsprobe werden
Das Einrichten des Fingerabdruckes kann schnell zur Geduldsprobe werden

Das Einlesen eines Abdruckes kann dabei schnell zur Geduldsprobe werden. Zunächst muss sich der Nutzer darauf einstellen, dass der Bereich, in dem der Abdruck auf dem Bildschirm genommen wird, leicht wandert. Dadurch soll vermutlich sichergestellt werden, dass alle Bereiche des Fingers erfasst werden. Dabei ist es wichtig, dass der Nutzer immer genau in der Mitte des Kreises bleibt – ansonsten wird die Erkennung mit einem entsprechenden Hinweis beendet, statt sie weiterzuführen. In solch einem Fall muss der komplette Weg über das Menü und die PIN-Eingabe bis zur Erkennung erneut gegangen werden. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn das Erfassen des Abdruckes eigentlich schon fast komplett gewesen ist. Im Test hat es fünf Anläufe für die Erkennung eines Fingers gebraucht. Hier muss Samsung definitiv nachbessern. Gleiches gilt für die Anzahl der gespeicherten Fingerabdrücke, die immer noch auf drei limitiert sind.

Die spätere Erkennung der gespeicherten Abdrücke zur Entsperrung des Tablets erfolgt dagegen wie gewohnt schnell und zuverlässig. Doch auch beim S9 Ultra zeigt sich, dass die Sicherheitsmaßnahmen nicht für Familien geeignet sind – dafür ist die Anzahl der möglichen biometrischen Daten zu gering. Wer das Tablet also mit mehreren Teilnehmern und hoher Sicherheit nutzen möchte, dem bleibt nur das Anlegen verschiedener Nutzer, obschon dadurch weitere Einschränkungen (etwa beim Dateizugriff) auftreten.

Android 13 und lange Unterstützung

Beim neuen S9 Ultra verwendet Samsung Android 13 als Software-Grundlage mit Sicherheitspatches vom 1. August 2023, als Oberfläche kommt dagegen das selbstentwickelte One UI in Version 5.1.1 zum Einsatz. Trotz der aktuellen Software dürfte das entsprechende Erscheinungsbild für Nutzer, die bereits ein Smartphone oder ein Tablet des südkoreanischen Herstellers besitzen oder zumindest besessen haben, vertraut vorkommen. Das gilt vor allem für die Gestaltung der Icons. Gegenüber dem Vorgänger hat sich, wie so oft, vor allem unter der Haube viel getan. Neue Galerie-Funktionen, eine verbesserte Suche, mehr Aktionen für Routinen und ein verbessertes Multitasking sind nur einige Neuerungen, mit denen Samsung das Leben des Nutzers noch einfacher gestalten will.

Der Homescreen der One-UI-Oberfläche in Version 5.1.1
Der Homescreen der One-UI-Oberfläche in Version 5.1.1

Für den produktiven Einsatz bietet das System auch in der neuen Version einige interessante Funktionen an. So können beim S9 Ultra über Multi-Window wieder zwei Apps nebeneinander dargestellt werden – obwohl sich der Weg dahin über den Taskmanager nicht unbedingt als komfortabel erweist. So können entsprechend dargestellte Apps nicht einfach beim Aufruf einer Seite des Displays zugeteilt werden, sondern müssen zuerst geöffnet und über den Taskmanager zugewiesen werden. Der Vorteil ist hingegen, dass entsprechend aufgeteilte Programme so in der Übersicht erhalten bleiben. Nach wie vor belässt Samsung die Anzahl der darzustellenden Applikationen auf Android-Standard, womit lediglich zwei neben- oder übereinander dargestellt werden können. Lenovo hat bei seinem Tab Extreme (Test) diese Limitierung aufgehoben und ermöglicht das gleichzeitige Darstellen von bis zu vier Programmen, womit der mit 14,5 Zoll nur unmerklich kleinere Bildschirm deutlich besser ausgenutzt wird.

Auch außerhalb des DeX-Modus können Apps in Fenstern dargestellt werden
Auch außerhalb des DeX-Modus können Apps in Fenstern dargestellt werden

Darüber hinaus lassen sich nach wie vor mehrere Fenster schwebend übereinanderlegen, was im Grunde jedoch nur im DeX-Modus einen wirklichen Sinn ergibt – nicht selten versperren die Apps die Sicht auf andere Informationen und müssen hin und her geschoben werden.

Das Arbeiten mit dem S9 Ultra gestaltet sich generell als sehr angenehm, der „Schwuppdizitätsfaktor“ ist sehr hoch, alles läuft flüssig und Apps starten schnell. Der große Arbeitsspeicher sorgt zudem für ein exzellentes Multitasking, das auch von einer größeren Anzahl geöffneter Apps nicht zum Stolpern gebracht werden kann.

Die Software-Versionen des Galaxy Tab S9 Ultra
Die Software-Versionen des Galaxy Tab S9 Ultra

Erneut langer Support

Um seine Tablets der S9-Reihe auch für die produktive Nutzung vor allem in Unternehmensumgebungen sicherer zu gestalten, garantiert Samsung Käufern ab dem Einführungszeitpunkt vier Major-Updates, womit das S9 Ultra nach jetzigem Stand, sollte der Hersteller den Zeitraum nicht noch mal verlängern, mit Android 17 die letzte große Aktualisierung erhalten wird. Bis dahin dürfte Google mit seinen Bemühungen, die Updates gänzlich vom Hersteller unabhängig zu machen, noch einige Schritte näher gekommen sein, so dass aktuell noch nicht abzusehen ist, wie es sich in vier Jahren mit dem Aktualisierungsprozedere verhält. Gleichzeitig garantiert Samsung für fünf Jahre Sicherheitspatches – dies aber im Gegensatz zu den Premium-Smartphones des südkoreanischen Herstellers vierteljährlich statt auf monatlicher Basis.