Retro Games - The Spectrum im Test: Sinclair-Basic und Fazit
4/4Die Basics
Wie bereits erwähnt, kann der The Spectrum auch für die Erstellung eigener Programme im Format des ZX Spectrum genutzt werden. Mittels zusätzlicher Software zur Erstellung von maschinennahem Code auf dem Spectrum besteht als einfachste die Möglichkeit, erste Erfahrungen mithilfe des integrierten Emulators für Sinclair-Basic zu sammeln. Dieser unterstützt zudem das „One-Touch“-Konzept der Tastatur, bei dem die meisten gängigen Befehle über spezifische Tastenkombinationen mit nur einem Tastendruck eingegeben werden können.
Der The Spectrum verwendet dafür mit dem Spectrum Basic eine eigene Implementierung des ursprünglichen Systems der ZX-Spectrum-Reihe, welche sämtliche unterstützten Varianten des Computers berücksichtigen soll. Laut eigener Aussage hat Retro Games dabei auf eine hohe Kompatibilität geachtet und geht davon aus, dass die umgesetzte Variante für die meisten Anwender und Aufgaben ausreichend ist. Dennoch kann eine vollständige Funktionsfähigkeit bei allen möglichen Kombinationen nicht vollständig garantiert werden, insbesondere wenn es sich um spezielle Funktionen handelt.
Für solche Szenarien haben die Entwickler des The Spectrum die Möglichkeit integriert, Abbilder der originalen ROM-Versionen für die 48-KB- und 128-KB-Varianten sowie des Modells 2+A in das System laden zu können. Mithilfe dieser Abbilder sollen mögliche Fehler umgangen werden können. Retro Games bietet diese ROMs, vermutlich aus rechtlichen Gründen, nicht selbst zum Download an; sie sind jedoch an zahlreichen Stellen im Internet zu finden. Ob dabei möglicherweise Rechte Dritter verletzt werden, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.
Für den The Spectrum können folgende ROMs genutzt werden:
Spectrum-Modell | ROM-Dateiname | Anmerkung |
---|---|---|
16 KB / 48 KB | 48.rom | |
128 KB / Universal | 128-0.rom | Die 128-KB- und Universal-Variante des ZX Spectrum nutzen zwei getrennte 16-KB-ROMs für ein komplettes 32-KB-ROM |
128-1.rom | ||
+2A | plus3-0.rom | Die +2A-Variante des ZX Spectrum nutzt vier getrennte 16-KB-ROMs für ein komplettes 64-KB-ROM |
plus3-1.rom | ||
plus3-2.rom | ||
plus3-3.rom |
Die genannten ROMs müssen einfach auf einen USB-Stick kopiert und dabei in dem Ordner /THESPECTRUM/roms/
abgelegt werden.
Im August 1984 stellte Sinclair schließlich die Produktion des 16-KB-Modells ein. Gleichzeitig wurde die 48-KB-Version 1985 als ZX Spectrum+ neu aufgelegt. Diese überarbeitete Variante erhielt zwar neben dem etwas größeren Gehäuse auch eine vom Spectrum QL übernommene robustere Tastatur, das Tippgefühl blieb aber weitestgehend das gleiche, da unter den Hartplastikkappen nach wie vor eine Gummimatte lag. Zudem erhielt der Spectrum+ einen Reset-Schalter.
Kurze Zeit nach der Veröffentlichung des Spectrum+ stellte Sinclair den ZX Spectrum 128 vor, der, wie der Name bereits andeutet, mit einem Arbeitsspeicher von 128 KB ausgestattet war. Da der Rechner jedoch weiterhin nur acht Bit adressieren konnte, wurde der größere Speicher über das damals übliche Bank-Switching-Verfahren genutzt, bei dem der Speicher in Blöcken organisiert und nur ein Teil davon gleichzeitig zugänglich war.
Neben dem erweiterten Speicher verfügte der ZX Spectrum 128 zudem über eine verbesserte Audioausgabe, die nun auch einen 3-Kanal-Ton umfasste. Damit orientierte sich Sinclair an die damals sehr gefragten Geräte in Form des Commodore 64 oder dem Atari ST. Diese Klangausgabe konnte erstmals direkt über das angeschlossene Fernsehgerät erfolgen, was die Nutzung des Computers vereinfachte und erweiterte.
Die für die Neuerungen erforderlichen Änderungen waren so tiefgreifend, dass das neue Modell nicht vollkommen abwärtskompatibel war und ältere Software auf diesem nicht mehr zuverlässig funktionierte. Um dem entgegenzuwirken, wurde ein Kompatibilitätsmodus integriert, in dem das Urmodell emuliert wurde, Nutzer allerdings auf die Neuerungen verzichten mussten. Doch selbst in diesem Modus traten mitunter noch Probleme bei der Ausführung älterer Programme auf. Damit war Sinclair jedoch nicht alleine, ähnliche Probleme verzeichnete auch Commodore mit dem C64-Modus im Commodore 128.
Nachdem Sinclair aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in eine prekäre Lage geraten war, wurde die Computersparte des Unternehmens 1986 an den Konkurrenten Amstrad verkauft. Unter dessen neuer Leitung wurde die ZX-Serie nicht nur fortgeführt, sondern auch um neue Modelle ergänzt. Ein Ergebnis dieser Weiterentwicklung war der ZX Spectrum +2A, der auf dem ZX Spectrum 128 basierte und zusätzlich mit einem integrierten Kassettenlaufwerk ausgestattet wurde – Nutzer waren somit zum Laden oder Speichern der Programme nicht mehr auf ihren externen Kassettenrekorder angewiesen. In ähnlicher Weise entwickelte Amstrad den ZX Spectrum +3, bei dem das Unternehmen statt des Kasettenlaufwerk das eigene, bereits vom Amstrad CPC6128 bekannte 3-Zoll-Diskettenlaufwerk integrierte.
1990 wurde die Produktion des Spectrum +3 schließlich eingestellt, da Amstrad diesen als Konkurrenz für die eigenen überarbeiteten CPC-Plus-Modelle betrachtete. Der ZX Spectrum +2 wurde noch zwei weitere Jahre gefertigt, ehe auch er eingestellt wurde. Mit dem Ende dieser Modellreihe verschwand der Name „Sinclair“ endgültig aus der Welt der Heimcomputer.
Fazit
Retro Games lässt mit dem The Spectrum eines der Urgesteine der britischen Computer-Landschaft auferstehen. Es stellt sich die Frage, warum der Hersteller als englisches Unternehmen so lange mit einer Umsetzung gewartet hat. Vielleicht bewahrheitet sich hier der alte Spruch, dass gut Ding Weile haben will, denn die Umsetzung ist durchaus gelungen.
Für rund 100 Euro erhalten Fans von Hardware vergangener Tage eine liebevoll gestaltete Retro-Version des damaligen ZX Spectrum, die dem Original zum Verwechseln ähnlich sieht und die gleichzeitig mehrere Varianten des Kult-Computers unterstützt. Zudem wurde vom Hersteller sogar an die typische „wabbelige“ Gummi-Tastatur mit ihrer Mehrfachbelegung gedacht, wodurch das Retro-Gefühl noch einmal verstärkt wird. Lediglich die Anschlüsse wurden an die Moderne angepasst, während die Verarbeitung des Gehäuses makellos ausfällt. Mit der Widmung im Inneren des Gehäuses zeigt der Hersteller zudem den hohen Stellenwert, den Clive Sinclair vor allem im britischen Königreich auch heute noch innehat. Shahid Ahmad, Gründer von PSI Software Designers, wird später einmal in der Dokumentation „Väter der Pixel-Monster“ sagen: „Der ZX Spectrum war vielleicht die wichtigste Entwicklung für die Video-Spiele in England, für das Programmieren. Ich will die Bedeutung des Commodore 64 nicht abwerten, aber wir hatten Sir Clive!“.
Wie bei den vorherigen Veröffentlichungen von Retro Games gilt auch beim The Spectrum: Auspacken, anschließen, loslegen. Das System ist weitestgehend vorkonfiguriert und optimiert, sodass der Nutzer nur wenige Einstellungen vornehmen muss, die sich auf das Seitenverhältnis, die Bildrate und die Zeilensimulation beschränken. Dieser Aspekt stellt auch den größten Unterschied zu den zahlreichen, teilweise auch kostenlosen Emulatoren dar, die in der Regel manuell angepasst werden müssen und eine gewisse Einarbeitung erfordern.
Die integrierten 48 Spiele, deren Anzahl sicherlich nicht zufällig gewählt wurde, umfassen wie gewohnt einige Klassiker, lassen aber ebenso andere unberücksichtigt. Hierfür dürften – ebenfalls wie so oft – Lizenzgründe maßgeblich verantwortlich sein. Der Sammlung hätten jedoch Klassiker wie R-Type oder Jetpac gut zu Gesicht gestanden. Andererseits wurde mit „The Hobbit“ einer der bedeutendsten Titel für den ZX Spectrum berücksichtigt. Ebenso sind auch neuere Spiele in der Sammlung enthalten. Die bekannten und nützlichen Werkzeuge fehlen beim The Spectrum ebenfalls nicht: So lassen sich auch bei diesem und erneut nur bei den integrierten Titeln Spielstände abspeichern und bis zu 40 Sekunden im Spiel zurückspulen, um schwierige Stellen zu meistern.
Natürlich sind unter den enthaltenen Spielen auch einige Lückenfüller zu finden, dennoch dürfte der Käufer mit der Auswahl zunächst eine ganze Weile beschäftigt sein. Sollten die vorinstallierten Titel irgendwann nicht mehr ausreichen, können eigene Spiele als Dump leicht eingebunden werden. Im Test wurden die ausgewählten Titel in den meisten Fällen problemlos abgespielt. Wer möchte, kann auf dem The Spectrum auch eigene Programme erstellen, Retro Games hat eigenen Angaben zufolge auf eine weitestgehende Kompatibilität geachtet. Falls es dennoch zu Problemen im Zusammenspiel kommen sollte, besteht die Möglichkeit, die originalen ROMs des ZX Spectrum zu laden, wodurch mögliche Schwierigkeiten umgangen werden können.
Hat sich der Nutzer einmal an die anfänglich ungewohnte und sperrige Tastenbelegung des The Spectrum gewöhnt, kann die Nutzung durchaus viel Spaß bereiten. Auch wenn der ZX Spectrum hierzulande nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, kann für einen Moment das Gefühl nachempfunden werden, das seinerzeit viele Nutzer in England erlebt haben dürften.
ComputerBase wurde der The Spectrum leihweise von Retro Games für diesen Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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