Amazon Kindle und Kindle Paperwhite 2024 im Test: Paperwhite wird mehr Premium, Kindle rückt nach

Michael Schäfer
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Amazon Kindle und Kindle Paperwhite 2024 im Test: Paperwhite wird mehr Premium, Kindle rückt nach

Der neue Amazon Kindle Paperwhite bleibt einer der besten E-Book-Reader und bietet eine gute Verarbeitung und Darstellung. Doch leichte Verbesserungen reichen nicht aus, um den üppigen Preisanstieg zu rechtfertigen, da viele Kritikpunkte bleiben. Anders beim Kindle im Test, der sich trotz Schwachpunkte immer weiter emanzipiert.

Design, Verarbeitung und Preis

Amazon hat Mitte Oktober 2024 sein Kindle-Lineup aktualisiert, dabei wurden neben der neuen Generation des Kindle Scribe und dem neuen Kindle Colorsoft auch überarbeitete Modelle des Einsteiger-Kindle und des Kindle Paperwhite vorgestellt. Der Kindle Paperwhite 2024 ist für 169,99 Euro erhältlich*, der neue Kindle 2024 für 109,99 Euro*. Während der Kindle Paperwhite die erste Aktualisierung von Amazons erfolgreichen E-Book-Reader seit 2021 darstellt, hatte der reine Kindle 2022 seine letzte Modernisierung erhalten. In puncto Design sind beide neuen Modelle unverkennbar als Kindles zu erkennen, Amazon zeigt sich jedoch farbenfroher als in der Vergangenheit und bietet die neuen Modelle neben dem bekannten Schwarz auch in Jadegrün und Rosa (für den Paperwhite) sowie in Matchgrün (für den Kindle) an.

Der Kindle (links) und sein größerer Bruder Kindle Paperwhite (rechts)
Der Kindle (links) und sein größerer Bruder Kindle Paperwhite (rechts)

Hinsichtlich der Gehäuse- und Displaygröße unterscheiden sich beide Modelle ebenfalls deutlich, was ihre jeweilige Position im Kindle-Line-Up widerspiegelt – auch wenn sich dieses im Laufe der Jahre deutlich gewandelt hat. 2012 startete der indirekte Nachfolger des Kindle 4 ohne Namenszusatz und bot für 49 Euro den günstigsten Einstieg in Amazons E-Book-Universum. Der niedrige Preis ging jedoch mit Abstrichen einher: So besaß der 6-Zoll-Bildschirm lediglich eine Auflösung von 600 × 800 Pixeln, zudem fehlten sowohl der Touchscreen, der erst mit der siebten Kindle-Generation eingeführt wurde, wie auch die Beleuchtung, die erst 2019 ergänzt wurde.

Amazon Kindle Paperwhite 2024 Amazon Kindle Paperwhite 2021 Amazon Kindle Amazon Kindle (2022)
Betriebssystem: proprietäres Betriebssystem
Display: 7,00 Zoll
1.264 × 1.680, 300 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
6,80 Zoll
1.236 × 1.648, 303 ppi
E-Ink Carta 1200, 16 Graustufen, beleuchtet
6,00 Zoll
1.072 × 1.448, 300 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
6,00 Zoll
1.080 × 1.440, 300 ppi
E-Ink Carta, 16 Graustufen, beleuchtet
Blaulichtfilter: Ja
Helligkeitssensor:
Variante
Helligkeitssensor
Bedienung: Touch
SoC: ?, ? 0,8 GHz, 2 Kern/e ?, ?
RAM: ? 512 MB ?
Interner Speicher:
16 GB
(9,5 GB verfügbar)
Variante
32 GB
(25,5 GB verfügbar)
8 GB
(6,4 GB verfügbar)
Variante
16 GB
(14,0 GB verfügbar)
Variante
32 GB
(27,0 GB verfügbar)
16 GB
(11,5 GB verfügbar)
16 GB
(14,0 GB verfügbar)
Konnektivität: USB 2.0 Typ C
802.11 a/b/g/n/ac
USB 2.0 Typ C
802.11 b/g/n
USB Typ C
802.11 b/g/n
Bluetooth: 5.0 4.0 LE Ja
Mobilfunk:
Größe (B×H×T): 127,5 × 176,7 × 7,8 mm 124,0 × 174,0 × 8,0 mm 108,6 × 157,8 × 8,0 mm
Gewicht: 214 g 208 g 158 g
Schutzart: IPX8
Akku: ? 1.700 mAh ?
Kabellose Laden:
Nein
Variante
Ja
Nein
Variante
Ja
Nein
Textformate: DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT DOC, DOCX, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC, TXT DOC, DOCX, Epub, HTM, HTML, Kindle (AZW), Kindle Format 8 (AZW3), Mobi (ungeschützt), PDF, PRC (nativ), TXT
DRM-Formate: Kindle (AZW)
Audio-Formate: Audible Hörbücher
Vorlesefunktion:
Preis: ab 170 € / 199,99 € ab 290 € / – / 149,99 € / ab 246 € ab 130 € 99,99 €

Eine ähnliche Entwicklung durchlief der Kindle Paperwhite, der lange Zeit das Flaggschiff der Kindle-Reihe darstellte. Vor fast genau 12 Jahren gestartet, verfügte er ebenfalls nur über ein 6-Zoll-Display, wobei die Auflösung anfangs bei 758 × 1.024 Pixeln und damit deutlich unter der heutigen Darstellungsqualität lag.

Im Laufe der Zeit änderte sich die Position beider Modelle jedoch erheblich. Der Markt sah mit dem Kindle Voyage (Test), der vor allem durch Display-Probleme auffiel, sowie den Kindle Oasis (Test), der ein radikal neues Bedienkonzept verfolgte, verschiedene Premium-Modelle kommen und gehen. Während der Voyage nach vier Jahren zugunsten des Oasis eingestellt wurde, endete der Verkauf des Oasis Anfang 2024. Aktuell scheint es, als dass der Kindle und der Kindle Paperwhite innerhalb der Kindle-Familie aufrücken und die entstandenen Lücken füllen sollen.

So hat der Kindle Paperwhite in den folgenden Generationen die plane Display-Oberfläche des Kindle Voyage sowie die größere Bildschirmgröße des Kindle Oasis übernommen und ist somit immer weiter zu den Premiummodellen aufgerückt – auch preislich. Ähnliche verlief es auch beim einfachen Kindle: Die Bildschirmgröße blieb zwar unverändert, doch hat das Modell schrittweise viele der wichtigen Funktionen wie die höhere Auflösung und die bereits angemerkte Beleuchtung vom Paperwhite geerbt. Den ursprünglich niedrigen Preis konnte Amazon dabei jedoch nicht halten.

Preise ziehen massiv an

Durch die genannten Umstände übernimmt der Kindle Paperwhite somit zunehmend die Position der früheren Premium-Modelle, während der Kindle mittlerweile den ursprünglichen Paperwhite darstellt. Dies zeigt sich auch bei den Preisen: Amazon verlangt für den neuen Kindle Paperwhite mittlerweile einen Einstiegspreis von 170 Euro, wobei dies für die werbegestützte Version gilt – an diesem Geschäftsmodell hält der Hersteller auch bei den neuen Geräten fest. Der Preisunterschied von nur 10 Euro zum werbefreien Modell hat sich jedoch deutlich verringert und spielt kaum noch eine Rolle. Eventuell signalisiert dies ein mögliches Ende der durch Werbung subventionierten Geräte. Die Signature Edition, die 32 GB statt der 16 GB des Standard-Paperwhite sowie kabelloses Laden bietet, kostet 200 Euro und ist hingegen nur werbefrei verfügbar. Damit hat Amazon die Preise für das Erfolgsmodell deutlich angehoben, die letzte Generation startete noch bei 130 Euro, wenn seinerzeit auch nur mit 8 GB Speicher.

Die Rückseite des Kindle und des Kindle Paperwhite
Die Rückseite des Kindle und des Kindle Paperwhite

Auch für den reinen Kindle mussten interessierte Käufer in der Vergangenheit immer weiter das eigene Portemonnaie öffnen: Ursprünglich für 49 Euro gestartet, hat sich der Preis inzwischen mehr als verdoppelt. Für ein werbegestütztes Modell sind nun 110 Euro zu zahlen, ohne Werbung kostet es 120 Euro. Nutzer erhalten dafür jedoch nun 16 GB internen Speicher, was zeigt, dass der Kindle, wie beschrieben, mittlerweile die Rolle des ursprünglichen Paperwhite einnimmt, der einst in ähnlichen Preisbereichen startete.

Auf eine Erweiterung beider Modelle mittels SD-Karten müssen Käufer aber auch bei der neuen Generation verzichten.

Auch wieder als Kinder-Version erhältlich

Beide Modelle werden ebenso erneut als Kids-Edition angeboten. Für den Kindle bietet Amazon dabei Hüllen im Weltraumwal-, Ozeanentdecker- oder Einhorntal-Design an, während für den Kindle Paperwhite in der Kids Edition eine Auswahl zwischen Tiefsee- oder Cyber-Skyline-Design besteht. Beide Editionen beinhalten zudem die bekannte 2-Jahre-Sorglos-Garantie, die auch bei selbstverschuldeten Schäden einen Austausch ermöglicht. Bei Kids+, der kuratierten Content-Flat, hat Amazon jedoch den Rotstift angesetzt: Die kostenlose Testphase, die zuvor noch ein Jahr betrug, wurde nun auf sechs Monate verkürzt. Die Preise sind dennoch gestiegen: Die Kindle Kids Edition kostet jetzt 130 Euro, während der Kindle Paperwhite Kids Edition auf 180 Euro angehoben wurde – eine deutliche Erhöhung gegenüber den früheren verlangten 150 Euro.

Gewohnt gute Verarbeitung

Für die genannten Preise erhalten Käufer zwei sehr gut verarbeitete E-Book-Reader, die durch ihre geringen Spaltmaße wie aus einem Guss gefertigt wirken. Beim kleinen Kindle hätten diese jedoch etwas gleichmäßiger ausfallen können. Das schlichte Design beider Lesegeräte wird dabei lediglich durch den Einschaltknopf und den USB-C-Anschluss an der Unterseite unterbrochen. Über diesen können die Geräte sowohl geladen als auch mit Inhalten bestückt werden.

Der Kindle Paperwhite fällt mit 7,8 mm zumindest auf dem Papier etwas dünner als sein Vorgänger mit 8 mm aus, was jedoch im alltäglichen Gebrauch kaum auffallen dürfte. Dafür liegt die Größe des Testkandidaten nun bei 127,5 × 176,7 mm, das Gewicht bei 211 g. Damit sind Hüllen der Vorgängergeneration nicht mehr nutzbar. Der reguläre Kindle bleibt bei seinen Abmessungen von 108,6 × 157,8 × 8,0 mm und einem Gewicht von 158 g identisch zu seinem Vorgänger.

Der Einschaltknopf und der USB-Anschluss beim Kindle und Kindle Paperwhite
Der Einschaltknopf und der USB-Anschluss beim Kindle und Kindle Paperwhite

Eine moderate Aufwertung erhielt der Kindle Paperwhite mit einer Vergrößerung der Display-Diagonale von 6,8 auf 7 Zoll. Während andere Hersteller wie PocketBook mit dem InkPad (Test) oder Tolino seit längerem auch das 8-Zoll-Segment befüllen, schenkt Amazon dieser Reader-Klasse nach wie vor keine Beachtung.

Auch in der neuen Generation bleibt das plane Display dem Kindle Paperwhite vorbehalten, während der reguläre Kindle weiterhin auf ein leicht vertieftes Display und somit auf das klassische Erscheinungsbild setzt. Dank der geringen Rahmendicke und den abgerundeten Kanten dürfte dies von Nutzern jedoch nicht als störend empfunden werden. Der Wasserschutz, der laut Amazon für ein sorgenfreies Lesen „im Bad, am Pool und überall sonst“ sorgen soll, bleibt ebenfalls dem Paperwhite vorbehalten.

Beide Geräte liegen gut in der Hand, wobei der verwendete Kunststoff des Paperwhite etwas hochwertiger als der des kleinen Kindle wirkt. Die Rückseite hätte beim Flaggschiff etwas „griffiger“ ausfallen können, gerade bei der Nutzung in nasser Umgebung könnte dieser so leicht aus der Hand rutschen.

Beiden Modellen gemein ist das spärliche Zubehör, bestehend aus einer Kurzanleitung und einem USB-C-Kabel. Ein Netzteil legt Amazon schon seit längerer Zeit nicht mehr bei.

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