Amazon Kindle und Kindle Paperwhite 2024 im Test: Display und Formatunterstützung

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Michael Schäfer
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Leicht angewachsenes Display beim Kindle Paperwhite

Wie bereits beschrieben, hat Amazon beim aktuellen Paperwhite zumindest das Display leicht aufgewertet: Um die Pixeldichte von 300 ppi trotz der neuen 7-Zoll-Diagonale beizubehalten, wurde die Auflösung leicht auf 1.264 × 1.680 Pixel erhöht. Der kleinere Kindle behält seine Display-Größe von 6 Zoll und eine Auflösung von 1.080 × 1.440 Pixel mit ebenfalls 300 ppi bei.

Auch die verbaute Display-Technologie unterscheidet sich bei den Testkandidaten: Der Paperwhite verwendet das aktuelle Carta 1200-Panel, das für besseren Kontrast und schnellere Reaktionszeiten sorgen soll, während der einfache Kindle weiterhin mit dem normalen Carta-Panel ausgestattet ist.

Das Display des Kindle Paperwhite misst nun 7 Zoll
Das Display des Kindle Paperwhite misst nun 7 Zoll

Beide E-Book-Reader verfügen über eine Beleuchtung, wobei diese beim Kindle inzwischen als vollwertig angesehen werden kann. In früheren Generationen wurde diese lediglich durch vier LEDs umgesetzt, was zu Einschränkungen bei der Helligkeit und der Ausleuchtung führte. Auf den Blaulichtfilter muss der Einstiegs-Kindl, der schon lange keiner mehr ist, aber nach wie vor verzichten.

Die Ausleuchtung fällt bei beiden Kontrahenten sehr gleichmäßig aus, Lichthöfe waren im Test nicht zu erkennen. Allerdings liegt der Kindle Paperwhite in der maximalen Helligkeit dieses Mal leicht hinter dem Kindle zurück: Der kleine Bruder bietet hier 122 cd/m², während der Paperwhite 118 cd/m² für sich verbuchen kann. Bei der Farbtemperatur zeigt der Kindle mit 5.900 K eine etwas kühlere Abstimmung gegenüber dem Paperwhite mit 5.500 K. Bei aktiviertem Blaulichtfilter, der entsprechende Anteile des Lichtes minimiert, sinkt die Farbtemperatur auf 2.800 K, wobei die maximale Helligkeit um lediglich 19 cd/m² abnimmt. Bei beiden Geräten lässt sich die Helligkeit in 24 Abstufungen einstellen, gleiches gilt für den Blaulichtfilter beim Kindle Paperwhite.

Die Ausleuchtung des Kindle Paperwhite lässt sich im geringen Umfang automatisieren
Die Ausleuchtung des Kindle Paperwhite lässt sich im geringen Umfang automatisieren

Da der Kindle Paperwhite auch in der neuesten Generation keinen Helligkeitssensor besitzt, lässt sich die Farbtemperatur nicht automatisch am Umgebungslicht anpassen. Diese Anpassung muss entweder manuell oder über den Zeitplan vorgenommen werden. Letzterer kann an den Sonnenaufgang oder -untergang gekoppelt oder über eine feste Zeit eingestellt werden, zu der wärmeres Licht genutzt werden soll. Die Einstellungen wirken jedoch missverständlich: Amazon spricht hier von Zeiten, zu denen die Farbtemperatur „erhöht“ werden soll – tatsächlich wird jedoch die Intensität des Filters verstärkt, was die Farbtemperatur wiederum absenkt.

Helligkeitsverteilung des Kindle 2024 in cd/m²
121 120 119
119 126 119
123 126 124
Durchschnittshelligkeit: 122 cd/m²
Farbtemperatur: 5.800 Kelvin
Helligkeitsverteilung des Kindle Paperwhite 2024 in cd/m²
121 125 118
116 118 115
114 117 118
Durchschnittshelligkeit: 118 cd/m²
Farbtemperatur: 5.500 Kelvin

Auf ein farbiges Display müssen Käufer beim Kindle Paperwhite auch in Zukunft verzichten. Dafür hat Amazon mit dem Kindle Colorsoft eine eigene Modellreihe eingeführt, die in den meisten technischen Belangen der Signature Edition des Paperwhite entspricht – jedoch ohne die Möglichkeit, den Reader kabellos zu laden.

Geringe Formatunterstützung unverändert

Beide Reader besitzen, wie bereits erwähnt, einen internen Speicher von 16 GB. Bei der Signature Edition des Paperwhite erweitert sich dieser auf 32 GB. Da selbst umfangreiche E-Books nur wenige Megabyte an Speicher benötigen, finden somit auf beiden Geräten tausende von Büchern Platz. Bei Hörbüchern von Audible, die ebenfalls unterstützt werden, sieht die Situation aufgrund der höheren Dateigröße etwas anders aus, aber auch hier sollte der Speicher in den meisten Fällen für viel Unterhaltung ausreichend sein.

Der Amazon Kindle tritt langsam aus dem Schatten des Paperwhite heraus
Der Amazon Kindle tritt langsam aus dem Schatten des Paperwhite heraus

Die Anzahl der unterstützten Buchformate bleibt dennoch nach wie vor begrenzt. Nativ werden lediglich das Kindle Format 8 (AZW3), Kindle (AZW), PDF sowie ungeschützt MOBI und PRC unterstützt. Epub-Dateien müssen somit generell erst einmal draußen bleiben. Amazon bietet hier zumindest die Möglichkeit, entsprechende Bücher zur Nutzung über die „Send-to-Kindle“-Funktion per E-Mail-Adresse zu senden. Das digitale Buch wird dabei an die Server von Amazon geschickt, auf diesen in das eigene Format konvertiert und dann automatisch auf den Reader übertragen. Im Grunde ist das Vorgehen vergleichbar mit dem, was Nutzer selbst mit einer Software zur Organisation von E-Books wie unter anderem Calibre (Download) tun können.

Da sich auf dem „freien“ Buchmarkt digitale Inhalte mit Wasserzeichen und nicht mehr, wie früher, mit hartem DRM von Adobe durchgesetzt haben, steht einer Konvertierung in den meisten Fällen nichts mehr im Wege. Kindle-Reader vereinen somit das Beste aus beiden Welten. Andersherum bleibt es schwieriger, da immer noch nicht wenige Bücher in Amazons Buchladen mit einem Kopierschutz versehen sind – was leider oft nicht sofort ersichtlich ist.

Durch die fehlende Epub-Unterstützung bleibt auch der Zugang zum digitalen Verleihdienst der öffentlichen Bibliotheken, Onleihe, für Kindle-Reader verschlossen. Dafür können Prime-Mitglieder wiederum auf eine kleine Auswahl an Leihtiteln zugreifen, das Angebot wird mit Kindle Unlimited noch einmal erheblich erweitert. Nach einer kostenlosen Probephase werden für das Abonnement jedoch derzeit 11,75 Euro im Monat fällig. Obwohl Amazon hier mit „Millionen von eBooks, ausgewählte eMagazin-Abos und Tausende Hörbücher“ wirbt, bleibt das Angebot an einigen Stellen, insbesondere bei aktuellen Bestsellern, hinter dem der Onleihe zurück, da viele Verlage den Dienst von Amazon nach wie vor nicht unterstützen. Zudem entfällt ein großer Anteil des Angebotes auf Amazon-eigene Selfpublisher-Titel.

Auf die Umsetzung der PDF-Unterstützung sollen an dieser Stelle nicht mehr Worte als nötig verloren werden. Beide Reader erkennen das Format, mehr aber auch nicht. Mit zusätzlichen Funktionen wie bei Lesegeräten von PocketBook sollten Nutzer also nicht rechnen.

Bei den Audioformaten bleiben die Kindle-Reader auch in der neuen Generation auf das Audible-eigene AAX-Format beschränkt, Amazon öffnet seine Geräte somit weiterhin nicht für andere Audioformate wie MP3.

Beide E-Book-Reader können Audible-Inhalte wiedergeben
Beide E-Book-Reader können Audible-Inhalte wiedergeben

Der Vorteil, wenn sich Nutzer überwiegend im Amazon-Universum bewegen, ist die nahtlose Anbindung an den Reader. Über Amazons eigenen virtuellen Buchladen können Bücher schnell erworben und auf den Reader heruntergeladen werden, gleiches gilt für Audible-Inhalte. Auch in der Cloud gespeicherte, über Amazon konvertierte Titel bleiben verfügbar und lassen sich auf andere Kindle-Geräte einschließlich der Kindle-App übertragen. Alternativ können Inhalte per USB auf den Reader übertragen werden. Eine Integration anderer Cloud-Dienste, wie sie bei Geräten von PocketBook mit dem integrierten Dropbox-Client möglich ist, gibt es jedoch nicht.

Weitere Funktionen mit Kids+

Ist ein Abonnement für Kids+ vorhanden, welches nach entsprechender Testzeit für Prime-Mitglieder Kosten von 4,99 Euro im Monat oder 49 Euro im Jahr verursacht (Nicht-Mitglieder zahlen 7,99 Euro beziehungsweise 79 Euro), stehen Kindern im Alter von 3 bis 12 Jahren zudem eine kuratierte Flatrate mit tausenden von werbefreien und altersgerechten Büchern, Hörbücher, Videos, Spiele, Lern-Apps und mehr zur Verfügung, die auch auf den Fire-Tablets von Amazon sowie Geräten anderer Hersteller nutzbar sind. Über die integrierte Kindersicherung lassen sich bis zu vier Kinderprofile anlegen, wobei Eltern exakt bestimmen können, welche Inhalte freigegeben werden sollen. Zudem bietet das Eltern-Dashboard die Möglichkeit, externe Inhalte einzubinden und die Nutzungszeit zu begrenzen oder an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. Auch Belohnungen für bestimmte Lesezeiten lassen sich einrichten. Darüber hinaus haben entsprechende Profile keinen Zugang zu Amazons Bücher-Shop, sodass keine Inhalte an den Eltern vorbei bezogen werden können.