Amazon Kindle und Kindle Paperwhite 2024 im Test: Bibliothek und Lesen auf dem Kindle (Paperwhite)

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Michael Schäfer
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Einfach zu organisierende Bibliothek

Ein E-Book-Reader steht und fällt mit der Organisation der digitalen Bücher. Gerade bei größeren Sammlungen ist es für den Komfort unerlässlich, trotz der begrenzten Bildschirmgröße eine übersichtliche Verwaltung zu ermöglichen, damit die gewünschten Inhalte schnell gefunden werden können. In dieser Hinsicht geben sich beide Kindle-Modelle keine Blöße.

Die Startseite bietet zunächst einen Überblick über die zuletzt gelesenen Bücher, wobei das zuletzt geöffnete Buch dauerhaft als kleines Symbol am unteren Bildschirmrand angezeigt wird. Darunter finden sich hauptsächlich Empfehlungen und Werbung für Amazons Buchladen, ergänzt durch neuen Lesestoff, der möglicherweise in einer Prime- oder Kindle-Unlimited-Mitgliedschaft enthalten ist.

Die Bibliothek des Kindle Paperwhite
Die Bibliothek des Kindle Paperwhite

Durch das Anwählen des Reiters „Bibliothek“ wird es für den Nutzer interessanter. Hier erhält dieser eine Übersicht über alle seiner bei Amazon gekauften digitalen Bücher, die sich mit einem einfachen Tipp auf den Kindle übertragen lassen. Standardmäßig werden auch alle Audible-Inhalte angezeigt. Wer diese Funktion nicht benötigt und keine Audio-Inhalte auf dem Reader hören möchte, kann die entsprechende Anzeige in den Einstellungen deaktivieren, um für mehr Übersicht zu sorgen. Die Bibliothek bietet zudem vielseitige Möglichkeiten, die digitale Sammlung zu organisieren: Das System stellt dafür zahlreiche Filter bereit, wie etwa die Anzeige ungelesener Bücher oder die Beschränkung auf bereits heruntergeladene Titel. Ebenso ist es möglich, ausschließlich Audible-Inhalte oder Magazine vom Zeitungskiosk anzeigen zu lassen, und auch Inhalte, die Teil des Prime Readings sind, können separat gefiltert werden.

Die Bibliothekt bietet viele Sortiermöglichkeiten
Die Bibliothekt bietet viele Sortiermöglichkeiten
Viele Filtermöglichkeiten sollen das Organisieren der Inhalte bei den Kindles erleichtern
Viele Filtermöglichkeiten sollen das Organisieren der Inhalte bei den Kindles erleichtern

Darüber hinaus lässt sich die Sortierung der Inhalte in vielfacher Hinsicht den eigenen Wünschen anpassen, beispielsweise nach zuletzt gelesenen Titeln, nach Titel, Autor oder Veröffentlichungsdatum. Wer eine noch individuellere Organisation wünscht, kann seine Bücher in sogenannten Sammlungen zusammenstellen, die nach beliebigen Kriterien wie Autor, Genre oder anderen Vorgaben erstellt werden können. Diese lassen sich in den Ansichtsoptionen ebenso filtern.

Wenig Leseoptionen

Nutzer, die bereits Erfahrungen mit einem Kindle von Amazon gesammelt haben, werden sich auch beim neuen Kindle oder Paperwhite ohne Schwierigkeiten und schnell zurechtfinden. Auch wenn Amazon die Menü-Icons von Zeit zu Zeit anpasst, bleibt das grundlegende Bedienkonzept unverändert – ebenso seine Beschränkungen.

Nach wie vor stehen lediglich neun Schriftarten zur Verfügung, darunter OpenDyslexic, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Leseschwäche zugeschnitten ist, um diesen das Erkennen von Zeichen und Wörtern zu erleichtern. Die Schriftgröße lässt sich in 14 Abstufungen anpassen, was gegenüber früheren Modellen ebenso unverändert geblieben ist. Dasselbe gilt für die Einstellung der Schriftstärke, die es insbesondere Menschen mit Sehbeeinträchtigungen ermöglichen kann, Texte besser wahrzunehmen. Eine Funktion, die andere Hersteller wie PocketBook nach wie vor vermissen lassen.

Die Formatierungsmöglichkeiten für Texte sind auch bei den Kindles sehr begrenzt
Die Formatierungsmöglichkeiten für Texte sind auch bei den Kindles sehr begrenzt
Lediglich 9 Schriftarten spendiert Amazon seinen Kindles
Lediglich 9 Schriftarten spendiert Amazon seinen Kindles
Auch bei den Abständen herrscht magere Kost
Auch bei den Abständen herrscht magere Kost

Auch die Anpassung des Layouts ist möglich, etwa durch die Wahl zwischen Hoch- und Querformat. Die Ränder und der Zeilenabstand sind lediglich in drei Stufen einstellbar, wobei eine Anpassung der Absätze an die eigenen Wünsche nicht möglich ist. Zudem können die Texte wahlweise linksbündig oder als Blocksatz angezeigt werden. Ebenso wird ein Dunkelmodus unterstützt.

Darüber hinaus bietet das System verschiedene Zusatzfunktionen, die unter anderem die Anzeige des Lesefortschritts oder eine Uhr umfassen, die beim Lesen eingeblendet werden kann. Interessant kann für manchen Nutzer auch die Funktion zur „Buch-Erwähnung“ sein, die versucht, Hinweise oder Verweise auf andere Bücher im gerade gelesenen Text zu erkennen und hervorzuheben. So lässt sich unter Umständen auch neuer Lesestoff finden. Zudem können Textstellen, die häufig von anderen Lesern markiert wurden, angezeigt werden.

X-Ray wartet bei Unterstützung wie immer mit zahlreichen Zusatzinformationen auf
X-Ray wartet bei Unterstützung wie immer mit zahlreichen Zusatzinformationen auf

Alle vorgenommenen Einstellungen lassen sich in sogenannten „Themen“ speichern, sodass bestimmte Inhalte stets in der bevorzugten Form angezeigt werden können. Diese Funktion kann auch für den Fall hilfreich sein, wenn sich zwei Leser einen Kindle teilen.

Hohe Darstellungsqualität

Die Möglichkeiten zur Organisation der eigenen Inhalte ist die eine Sache, die aber nur wenig Wert ist, wenn die Darstellung dieser Inhalte nicht überzeugen kann. In dieser Disziplin brillieren beide Kindle-Modelle, sodass Amazon in diesem Bereich weiterhin tonangebend ist. Bereits Mitte 2015 führte der Online-Händler die neue Schriftart Bookerly ein und verbesserte damit die bereits sehr gute Lesbarkeit der Kindle-Geräte weiter. Zusammen mit dem gut ausgerichteten Schriftsatzsystem werden Texte in allen gewählten Größen und Einstellungen jederzeit scharf und angenehm lesbar dargestellt. Dies schließt auch das Kerning ein, das für harmonische Abstände zwischen den einzelnen Zeichen und Wörtern und so für ein ruhiges und gleichmäßiges Schriftbild sorgt.

Die Textdarstellung ist sowohl beim Kindle (links) wie auch beim Kindle Paperwhite (rechts) sehr gut
Die Textdarstellung ist sowohl beim Kindle (links) wie auch beim Kindle Paperwhite (rechts) sehr gut

Auch über das Thema Ghosting, das Durchscheinen vorheriger Inhalte bei einem Seitenwechsel, müssen sich Nutzer keine Gedanken mehr machen. Seit der Einführung der Carta-Technologie im Jahr 2013 gehört dieses Problem bereits der Vergangenheit an. In den Standardeinstellungen kann es zwar gelegentlich vorkommen, dass vorangegangene Grafiken oder Menüelemente noch etwas leicht durchscheinen, doch spätestens beim nächsten Seitenwechsel verschwinden diese Überreste. Sollte dies dennoch als störend empfunden werden, lässt sich in den Einstellungen eine vollständige Invertierung, also eine komplette Neuausrichtung aller Bildpunkte, für jeden Seitenwechsel aktivieren, die das Problem grundlegend beseitigt.

Auch ein Dunkelmodus wurd bei den Kindles unterstützt
Auch ein Dunkelmodus wurd bei den Kindles unterstützt

Schnell und agil

Amazon gibt an, die Geschwindigkeit des neuen Kindle Paperwhite gegenüber dem Vorgängermodell um 25 Prozent erhöht zu haben. Dieser Unterschied wird im direkten Vergleich schnell deutlich: Der Seitenwechsel erfolgt zügiger und auch das Scrollen in der Bibliothek oder im Bücher-Shop wirkt flüssiger. Dies stellt sicherlich eine willkommene Weiterentwicklung dar, doch da bereits die vorherige Generation durch hohe Reaktionsfreudigkeit überzeugte, dürfte dies für viele Besitzer eines älteren Paperwhites allein kein ausschlaggebender Grund für einen Neukauf sein.

Audible nach wie vor einziges Audio-Format

2017 stattete Amazon erstmals die zweite Generation des Kindle Oasis (Test) mit einer Audible- und Bluetooth-Unterstützung aus. Diese Funktion hat nach und nach auch in anderen E-Book-Readern des Herstellers Einzug gehalten – so beispielsweise 2018 im damaligen Kindle Paperwhite (Test). Die Hörbücher lassen sich dabei über entsprechende Bluetooth-Ausgabegeräte wie Lautsprecher oder Kopfhörer wiedergeben; die Möglichkeit, diese über einen Adapter kabelgebunden auszugeben, bietet Amazon hingegen nicht. Ebenso verfügt der Reader nicht über einen integrierten Lautsprecher, wie er in einigen Lesegeräten von PocketBook zu finden ist.

Die Verbindung mit verschiedenen Lautsprechern war im Test bei beiden E-Book-Readern schnell hergestellt, und einer Wiedergabe der auf dem Gerät gespeicherten Hörbücher stand somit nichts im Weg.

Der Audible-Player besitzt nur wenige Funktionen
Der Audible-Player besitzt nur wenige Funktionen

Die Inhalte werden, wie bereits beschrieben, zusammen mit anderen Medien in der Bibliothek angezeigt und lassen sich unkompliziert auf den Reader laden. Einfluss auf die Qualitätsstufe, um beispielsweise Speicherplatz zu sparen, hat der Nutzer allerdings nicht. Je nach Länge des Hörbuchs können diese Dateien somit durchaus ein bis zwei Gigabyte für sich beanspruchen – das sollte berücksichtigt werden.

Doch auch bei den neuen Kindle-Modellen hat sich in Bezug auf den Audible-Player nichts geändert, dieser unterstützt weiterhin nur grundlegende Funktionen. So lässt sich lediglich die Abspielgeschwindigkeit anpassen, die Kapitelübersicht ermöglicht zudem ein schnelles Navigieren und Lesezeichen helfen, die Wiedergabe zu einem späteren Zeitpunkt an der zuletzt gestoppten oder einer anderen Stelle fortzusetzen. Außerdem besteht die Möglichkeit, im Hörbuch jeweils 30 Sekunden vor- oder zurückzuspringen oder den Schieberegler für größere Sprünge zu nutzen. Eine Schaltfläche, um direkt zum nächsten Kapitel vor- oder zurückspringen zu können, fehlt stattdessen. Gleiches gilt für eine Lautstärkeregelung direkt am Kindle und an andere Audio-Formate wie MP3 oder ähnlichem sollte erst gar nicht gedacht werden. Auch eine Wiedergabe im Hintergrund wird nicht unterstützt; während der Wiedergabe kann lediglich der Bildschirm abgeschaltet werden, um Energie zu sparen.

Amazon erlaubt es zudem nach wie vor nicht, auf dem Kindle ein separates Audible-Konto zu integrieren. Nutzer, die bisher ihre Konten getrennt gehalten haben, müssen diese zunächst zusammenführen, um über ihren Amazon-Zugang auch auf mit einem anderen Audible-Account verbundene Inhalte zugreifen zu können.