Playraider schrieb:
Z.b die Aussage einer Politikerin, das der Atomstrom die Leitungen für erneuerbare verstopfen würde
Für das AKW Emsland stimmt die Aussage sogar, wenn auch sehr vereinfacht und Umgangssprachlich ausgedrückt. Im Norden gibt es i.d.R. genügend Wind. Das AKW ist aber der trägste Kraftwerkstyp und kann nicht schnell geregelt werden. Es muss also durchlaufen. Die Folge, bei wenig Verbrauch (z.B.: Nacht, Wochenende) und oder fehlender Transportkapazität - hier kommt das "verstopfen" - bei Peaks (z.B.: Tagsüber) ist, dass Windkraftwerke (oder auch Gas) runter geregelt werden.
Playraider schrieb:
Und was ist wenn die Sonne nicht scheint oder kein Wind weht? Wo sind dann die erneuerbaren energien??? Man benötigt einfach grundlastfähige Kraftwerke.
Ja wir brauchen grundlastfähige Kraftwerke. Diese dürfen aber nicht mit Grundlastkraftwerken (Definition eh schwierig) verwechselt werden. AKWs zählen, wie Braunkohle, zu Grundlastkraftwerken, da diese nicht regelbar sind. Auch müssen sie aufgrund der hohen Investitionskosten eigentlich dauerhaft laufen.
Bisher sah die Erzeugung so aus - vereinfacht:
- Grundlastkraftwerke (AKW, Braunkohle - dauerhaft)
- Mittellast (Steinkohle tagsüber)
- Spitzenlast (Öl, Gas, Wasser)
Das ergab auch wirtschaftlich, unter der Betrachtung der Brennstoffkosten, Sinn.
Mit dem großflächigen Aufbau von volatiler erneuerbarer (Wind, Sonne) Energie gibt es nun Player die nicht in das Schema passen:
- Sollte wenn möglich immer genutzt werden, da keine Brennstoffkosten (Grundlast)
- schnell regelbar (Spitzenlast)
- nicht Verfügbar wenn wir es als Mensch wollen (neuer Faktor)
Da es leider keine wirkliche Strategie oder gar Umsetzung derer gab, haben wir das Schlamassel. Wir haben viele subventionierte Windanlagen die aufgrund des Netzausbaus und zu vieler träger Grundlastkaftwerke (z.B.: Kohle, ehemals AKWs) abgeschaltet werden müssen. Ergänzend wird noch massiv auf Kohle gesetzt und die ökologisch besseren Gaskraftwerke stehen unsinnig still.
Für die Zukunft wird die Grundlast i.d.R. auch durch Wind und Sonne gedeckt. Nachts, wenn keine Sonne scheint, müssen das Wind, Biomasse und Wasser richten (unterstützt durch 100.000ende Akkus in Eigenheimen oder Mehrfamilienhäusern). Wenn dann Nachts auch kein Wind weht, müssen Reservekraftwerke mit Gas und später Wasserstoff einspringen. Tagsüber kommt Sonne dazu die verbraucht wird und der Überschuss muss in Akkus oder zu grünem Wasserstoff (ähnliches mit Wind). Über Import von grünem Wasserstoff aus Wind- oder Sonnenreichen Flecken der Erde kann man sich auch Gedanken machen. Damit das funktioniert bedarf es aber eine Strategie.
Für den Übergang wären die bestehenden AKWs durchaus eine Möglichkeit gewesen (auch wenn ich kein Freund von Kernenergie bin). Diese Entscheidung hätte aber vor über einem Jahrzehnt getroffen werden müssen. Aber nein, schon damals hat man lieber den Ausstieg vom Ausstieg (2010) propagiert um kurz danach wegen Fukushima (2011) wieder auszusteigen. Die PSÜ (Periodische Sicherheitsüberprüfung) der AKWs ist alle 10 Jahre Pflicht. Diese letzte fällige 2019 hat man ausfallen lassen, da die AKW eh 2022 abgeschaltet werden sollen. Für einen Weiterbetrieb hätten diese also alle überprüft und sehr wahrscheinlich auch Instandgesetzt werden müssen. AKWs sind keine technischen Anlagen die man nach politischer Windrichtung einfach verlängern kann. Übrigens wollte der brennende AKW Freund Söder mal richtig schnell raus und zwar
2022. Ja man kann seine Meinung ändern sollte das aber begründen und auch erklären was getan werden muss, damit das funktioniert.
Vom Neubau neuer konventioneller AKWs rede ich nicht (Genehmigungen, Kosten, Probleme). Man muss sich nur Flamanville 3 anschauen (Verzögerung und Mehrkosten) oder auch Olkiluoto-3. Von SMR und ähnlichem die nicht Verfügbar sind, rede ich noch nicht einmal. Auch in Deutschland gab es einige Fehlschläge bei AKW bauen (Mülheim-Kärlich oder auch Kalkar).
Ansonsten sollten man auch den Verbrauch im Auge behalten. Wenn ich lese, sehe, höre das einige 2500 oder 3000KWh zu zweit pro Jahr brauchen frage ich mich schon wie man das hinbekommt (Wohnung, keine Wärmepumpe o.ä.). Wir kommen zu Dritt auf 1800 und da rennt, dank der kleinen, der Trockner eigentlich alle drei Tage.
MFG