@Webschlumpf:
Die Mechanik-Checkliste scheinst Du ja abgearbeitet haben; das Verstellen der Z-Achsen zueinander tritt seltener auf als man vermuten würde. Dein Drucker nutzt ein Controller-Board, wo beide Z-Motoren (und Achsen) über einen Steppertreiber betrieben werden und somit nicht individuell bewegt werden können. Das ist an sich kein Problem. Es gibt Firmware-Funktionen, mit welchen sich die Achsen Automatisiert "gerade" zum Heizbett oder Endschaltern ausrichten, jedoch wird dafür ein anderes Controllerboard benötigt, welches mehr Steppertreiber(-Sockel) bietet, wie z.B. das BTT SKR 1.4 Turbo oder BTT SKR Pro.
Das Kabel zwischen Controllerboard und Heizbett ist Brandursache Nummer 1 beim A6/A8. Der Leitungsquerschnitt und Kontaktquerschnitt ist nicht angemessen die anliegenden Ströme zu führen. Anet hat irgendwann einmal nachgebessert und eine Doppelleitung von Controller zum Heizbett geführt, welche hier aber nicht verwendet wird.
Die Lösung für das Problem ist ein neues Kabel wie
dieses hier zu kaufen oder selber Kabel konfektionieren oder den Stecker am Heizbett ablöten und Kabel direkt auf dem Heizbett auflöten.
Bauteillüfter: Schreib mir nochmal via PN, ich hab noch einen rumliegen, schick ich dir gern, brauche ich nicht mehr. Muss nur wissen, wo er hin soll.
Druckbett/Leveling:
Glas als Druckunterlage ist nicht ganz trivial, Haftung hängt von vielen Faktoren ab, Temperatur des Beds, reelle Extrusionsmenge, erste Layerhöhe (ist und soll), Materialgemisch, Materialschmelzetemperatur.
Bei PLA würde ich fast behaupten, dass man jedes Material zur Haftung überreden kann, es braucht nur Fingerspitzengefühl. Ich bevorzuge GFK, Pertinax oder FR4-Dauerdruckbetten. Diese sind für viele Materialien leichter in der Anwendung; gerade GFK ist handzahm und wirklich günstig.
Vorteil der genannten Dauerdruckplatten ist, dass eigentlich nie ein Haftvermittler wie Haarspray, Klebeband, Holzleimgemisch oder Klebestift verwendet werden muss.
Deine Rändelschrauben für die Heizbettträger sind eine sinnvolle und gute Modifikation, welche dir das Leben leichter machen, was man nicht von allem Mods behaupten kann.
Isopropanol-Reinigung des Druckbetts ist hervorragend, da es so entfettet wird. Bei den Temperaturen 50° oder 60° kann sich durchaus das Druckbett durchbiegen (was bei den billigen MKII/III Heizbetten normal ist) und dein Leveling versauen, such dir einen Wert und ein Leveling, bei welchem möglichst viel Filament verschiedener Hersteller funktioniert. Ich fahr PLA mit 60° eigentlich immer recht gut.
Octoprint ist etwas "Advanced", aber grundsätzlich leicht einzurichten. Hast du einen Pi rumliegen, nutze diesen, empfohlen wird ein Pi3B+ oder Besser. Ich würde ggf. bei einem Neukauf einen Pi4 mit 2 GB in Betracht ziehen.
Brandschutz: Hier wird es richtig wichtig! Den Kabelersatz habe ich Dir ja schon zur eigenen Sicherheit ans Herz gelegt. Auch die Zuleitung vom Netzteil zum Controller sollte mind. 1,5 mm2 haben.
Manche nutzen ein Mosfet und eine zweite Zuleitung um die Zuleitungen und das Controllerboard von den Strömen des Heizbetts zu entlasten. Kann man, muss man aber nicht. Ich würde später eher ein anderes Controllerboard kaufen.
Der software-seitige Brandschutz wird aber gern vernachlässigt. Ich halte es für sehr wichtig den Controller mit einer aktuellen Firmware zu flashen, welche Thermal Runaway unterstützt, also ein Schutz vor Über und Unterhitzung bei diversen Defekten. Hier sei dir abermals Marlin Firmware angeraten.
Als Brandschutz würde ich auf jeden Fall einen Rauchmelder anbringen und wie immer sei gesagt: Nie unbeaufsichtigt drucken lassen. Das ist schön gesagt, aber lässt sich bei Drucken von >50h schwerlich realisieren. Von daher gilt es bei allen anderen Maßnahmen doppelte Vorsicht walten zu lassen.
Einen Feuerlöscher in der Nahe zu haben schadet sicher auch nicht.
Müritzer hat einige Verbesserungen für den A6 bepostet, bis auf den Bauteilkühler sind sie alle mehr oder minder sinnvoll (Ein Axiallüfter erzeugt zu wenig statischen Druck, wenn er durch einen Kanal geführt wird, es sind Radiallüfter zu bevorzugen. Weshalb erklärt Alex Kenis
hier ganz passabel)
Fasst man die Upgrades alles zusammen bleibt ein Resümee: Der Rahmen des A6/A8 ist zu dünn und zu "labberig", auf dauer sei dir ein Umbau auf einen stabieren Rahmen angeraten (Umbau AM8/PK8 bzw. AM6/PK6)
Zum Lernen und Erkunden reicht der A6 aber so wie er ist. Druck gern die "Upgrades" und erkunde ihre Effekte, bis auf etwas Zeit, Filament und Strom kostet es nichts. Gerade die Frame-Braces vorn und hinten und den Y-Riemenspanner halte ich für sehr sinnvoll.
Eine Heizbettisolierung halte ich ebenfalls für sinnvoll, einen Umbau auf Bowden würde ich bedingt empfehlen. Auch wenn mein Vorposter sagt er hat dadurch bessere Qualität erreicht behaupte ich das Gegenteil und sage, dass dann vorher sein Direktextruder noch nicht korrekt eingestellt war. Der Bowden erleichtert natürlich das X/Z-Achssystem und erlaubt schnellere Bewegungen ausschließlich auf der X-Achse und damit margial schnellere Drucke, aber die Qualität leidet, Blobbing-, Oozing-, Retraction-Themen kommen dann auf) Es lässt sich alles beheben, aber eben nicht ganz.
Für den A6 würde ich den Direktextruder lassen, einen Bowden sehe ich eher bei einem schnellen CoreXY-Drucker im Profilrahmen, wie z.B. einen HyperCube Evolution, BLV Cube oder Voron.
Der Bowden trennt ja leider Extruder und Hotend, sodass bei Extrusions- und Retraktionsaktionen immer eine Verzögerung auftritt; die Kontrolle ist indirekter. Das ist wie Autofahren mit platten Reifen.
Den Y-Carrier für das Heizbett als Laserteil als Ersatz für den H-Träger kann ich so auch nur unterschreiben; auf keinen Fall jedoch die IGUS DryLin-Lager. Wer diese für 3D Drucker und diese Wellentypen empfiehlt gehört gesteinigt. Warum?
- DryLin-Lager müssen zwingend auf Aluminium-Wellen eingesetzt werden - haben wir aber nicht
- Abnutzungserscheinung ist auf Stahlwellen um das Vielfache höher als es bei Kugelumlauf-Linearlagern der Fall ist
- Das schlimmste ist aber: Slip-Stick-Effekt. Dh. Das Lager läuft bei Beschleunigungen mit einem Rucken an, was Fragmente auf der Druckoberfläche hinterlässt. Obendrein müssen die Lager perfekt zu einander ausgerichtet sein, sonst verkeilen sie oder nutzen ab und entwickeln innerhalb kürzester Zeit Spiel.
Wenn Lagertausch dann entweder höherwertige Kugelumlauf-Linearlager (wie z.B.
LMU8 statt LM8U, ja da ist ein Unterschied, man lese die Toleranztabellen) oder
Sinterbronze-Gleitlager, wenn es die Stahlwellen bleiben sollen. Alternativ ist der Umbau auf Linearführungen Typ MGN9, MGN12 oder MGN15, je nach Geschmack und Geldbeutel.
Zu sämtlichen Umbaugelüsten kann ich nur sagen: Ein Umbau, welcher einem Rahmenwechsel gleich kommt und nach welchem der Drucker in seiner Grundfunktionalität erhalten bleibt ist nichts entgegenzusetzen; bei Umbauten, die die Druckergeometrie und/oder die Druckerkinematik ändern würde ich ganz klar zum Neubau "from Scratch" raten. Warum? Flexibilität, Individualität, Modifizierbarkeit; ich muss mich nicht nach vorhandenen Gegebenheiten richten.
Firmware: Die aktuelle Marlin ist
2.0.5.3, eine 1.1.X-Version würde ich nicht mehr einsetzen. Mit 2.0.X kam auch der Hardware Abstraction Layer mit welchem Marlin nun statt nur auf 8 bit MCUs auch auf 32 bit Microcontrollern läuft. Damit ist z.B. dann ein Umzug auf eine neuere, schnellere Architektur ebenfalls möglich.