Damien White schrieb:
Eine derartige KI kann sich dann im realen Leben mit ausreichend Zeit und Ziel theoretisch jeden Beruf aneignen.
Mit ausreichend Zeit und Ziel können Affen, die an Schreibmaschinen sitzen, auch Bestseller schreiben. Oder Randomsort die korrekte Sortierreihenfolge finden.
eax1990 schrieb:
Eigentlich kann man ja sagen die KI ist im Moment soweit wie ein Mensch oder nicht? Wir lernen auch indem man uns etwas zeigt und beibringt, nichtmal Trial & Error fehlt so gesehen.
Na dann, sprich doch mal deine KI an und befiehl ihr statt einer Diamentenspitzhacke jetzt Netherquartz zu farmen,
ohne dass du ihr auf die Finger haust und ihr sagst, was die relevanten Zwischenziele sind.
Oder versuch einmal ein Kind davon zu überzeugen, eine Tätigkeit hunderte Male wieder und wieder zu probieren, wenn das Ergebnis sich nicht großartig ändert.
Diese gelernten Modelle sind immernoch strunzdämlich, da sie nur etwas von Ziel viel erreicht / Ziel wenig erreicht "verstehen". Bis die interne Struktur sich dahingehend geändert hat, dass die relevanten Schritte, welche zum Ziel führen, bevorzugt vollzogen werden, werden Wochen wenn nicht Monate von Rechenzeit (also in vergleichbare Menschenzeit umgerechnet Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende) vergehen. Die Mühlen der Neuralnetze mahlen furchtbar langsam. Und noch langsamer, je komplizierter sie sind.
Menschen hingegen lernen komplexere Themen nicht mit dem stupiden "probiere bis es funktioniert" Lernmodell, wenn bei der Ausführung fast immer das gleiche Ergebnis bei herum kommt. Das ist schlicht zu simpel gedacht. (Selbst ein einzelnes, menschliches Neuron ist bedeutend komplexer als die gängigen, virtuellen Gegenstücke).
Wenn ich dir das selbe Problem stelle, "Hol mir Netherquartz", und wir geben dir das selbe 2000 stündige, mit Inputs annotierte Videomaterial (tonlos), wirst du dir bereits Gedanken zu allem Möglichen machen, was mit Netherquartz zu tun hat, selbst wenn du bislang keinerlei Berührungspunkte mit Minecraft hattest.
Beispielsweise könntest du beginnen das Wort in seine Einzelteile "Nether" und "Quartz" zerlegen. Von Quartz wirst du schon einmal gehört haben und das Wort Nether könntest du in bestimmten Videoabschnitten gesehen haben. Da ins und aus dem Portalsteigen einen Ladebildschirm mit sich bringt, sich die Szenerie und Welt ändert und gänzlich das Spiel pausiert, ist es nicht einmal unwahrscheinlich, dass du dich an diese Videopassagen besser erinnerst. Dein Hirn hat bereits automatisch diesen Eindrücken einen besonderen Status zugeteilt und sie hervorgehoben, weil sie aufgrund der Spielunterbrechung etc. ungewöhnlich sind (hier schon mal toitoitoi ein Lernmodell zu erstellen, das eigenständig versteht, was "besondere" oder "ungewöhnliche" Momente sind).
Aufgrund dieser besonderen Momente stehen die Chancen dann nicht schlecht, dass du das Wort Nether gelesen hast und ferner nun das Portal, die lilane Portalfläche und die dunklen Blöcke mit dem Nether assoziierst. Und so weiter und so fort.
Und anhand dieser vagen Verknüpfungen und vermuteten Zusammenhänge entstehen Pläne, die du eigenständig als Kreativleistung formulierst (toitoitoi unsere heutigen Lernmodelle dazu zu bewegen, eigenständig Lösungswege zu finden), um deinem Ziel näher zu kommen und weite Teile des stupiden "Trial-And-Error" abzukürzen. Eben weil du deine gesammelten Erfahrungen und Assoziationen in den Lernprozess mit einbindest und dein Lernmodell eben nicht nur aus Versuch, Versuch, Versuch besteht.
Assoziationen und Erinnerungen sind wesentliche Aspekte vom Menschlichen Wissen / Lernen, die diesen Methoden vollkommen fehlen. Diese Assoziationen werden oftmals manuell (bsp. Zwischenschritte, Aufbearbeitung des Inputs, künstliche Bestrafung von nicht möglichen Lösungen etc.) mit ins System gegossen; der letzte Schritt - um bei der Netherquartz Analogie zu bleiben das Errichten und Aktivieren eines validen Netherportals - ist dann letztendlich der, bei dem "Trial-And-Error bis zum Erbrechen" zum Einsatz kommen kann.