News ABF-Substrate: Lieferprobleme könnten bis 2026 anhalten

Denxu schrieb:
Das ganze entwickelt sich bzgl. der Verfügbarkeit wie in der Planwirtschaft.
Aha. Ich wusste echt nicht, dass wir schon Lieferzeiten von Jahren haben, mit entsprechender Vorbestellung von Waren schon bei der Geburt. Naja, muss ich nochmal nachschauen, wie die Lieferzeiten jetzt wirklich sind, hab aus Kostengründen schon 2-3 Jahre keine GraKa mehr gekauft.
Falls du damit einfach nur ausdrücken wolltest, dass dich die Kosten bzw. Verfügbarkeit von Chips/Graks nervt, das kann ich nachvollziehen. Aber der Vergleich ist - jedenfalls aus meiner Sicht - ziemlich daneben.
 
@Denxu @SIR_Thomas_TMC

Ihr habt den Begriff Planwirtschaft nicht verstanden. Das hat weder etwas mit Knappheit noch mit langen Lieferzeiten gemein.
In einer Planwirtschaft gibt die Staatliche Planungsbehörde Ziele vor, die verbindlich sind. Planwirtschaft hätten wir, wenn unser Kinderbuchautor (Entschuldigung dafür, aber genau das ist er nunmal) bestimmt, die Bauern produzieren 2022 23 Millionen Tonnen Getreide, die Bäcker backen damit 1 Milliarde Brote, VW hat 5 Millionen Autos zu produzieren und Bosch als Zulieferer der deutschen Autoindustrie hat 40 Millionen Einspritzpumpen dafür zu liefern, dafür stellt Würth 1 Milliarde Schrauben her und Thyssen Krupp kocht 250 Millionen Tonnen Stahl (alle Zahlen rein fiktiv).
Diese Ziele müssen unbedingt erreicht werden, um das gesetzte Gesamtziel von 3% Wirtschaftswachstum in 2022 zu erreichen. Die Ziele sind verbindlich!

Das ist Planwirtschaft. Alles wird bis ins kleinste Detail vorgegeben, er- und berechnet und als Plan von staatlicher Stelle an die Betriebe rausgegeben, um das Ziel zu erreichen. Darum gab es bei uns auch so viele VEBs und die LPG. Anders wäre diese Wirtschaftsform gar nicht möglich gewesen. Das man den Trabant 20 Jahre im voraus bestellen musste, lag nicht an der Planwirtschaft, sondern daran, das man sich die Rohstoffe mit den Aluchips nicht kaufen konnte, weil die nichts wert waren und man selbst nicht in der Lage war, den Rohstoffbedarf mit den alten Anlagen zu decken.
Denn die Anlagen die dafür nötig gewesen wären, gingen anders als im Westen, nach dem Krieg als Reparation in die Sowjetunion. Also musste man mit dem Leben was noch übrig war und der Russe nicht wollte. Daraus resultierte die Leistungsschwache Industrie und der Mangel an dringend notwendiger Modernisierung. Das was man produzieren konnte, musste man ins Ausland verkaufen, um Devisen zu beschaffen und den Sozialismus zu finanzieren. Das hat sich bis zum Ende 1989 aufgestaut.
Um LKW, Busse, Traktoren und Mähdrescher zu bauen und bis nach Afrika, Saudi Arabien und Fernost zu verkaufen war genug Material da, es dann halt nicht mehr für den Wartburg oder Trabant in größeren Stückzahlen gereicht für den DDR Bürger gereicht.
 
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@Dr. MaRV
Deine Definition (der erste Absatz) ist schon richtig (außer das Planwirtschaft nichts mit Knappheit zu tun hat, vielleicht theoretisch nicht, praktisch aber alles), und ich hab das auch vorher schon verstanden. Aber das gerade die Planwirtschaft überhaupt nicht in der Lage ist auf Nachfrageänderungen oder Angebotsknappheit zu reagieren, lässt du komplett weg. Im Gegenteil, es wird auf äußere Umstände (die Rohstoffknappheit) geschoben, dass die Planwirtschaft nicht funktioniert hat. Fakt ist, sie hat nirgendwo funktioniert.

Daher ist Planwirtschaft selbst schon der Inbegriff für absehbare Knappheit. Schau dir doch einfach die Historie an. Was passiert in einer Marktwirtschaft bei Warenknappheit und was bei einer Planwirtschaft.
Nicht zu vergessen, dass die Wirtschaftsform Planwirtschaft eigentlich nur von Diktaturen verwendet wird (da zähle ich Russland und auch die DDR, China selbstredend, mit dazu).
https://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20292/planwirtschaft
Die Planwirtschaft war bis 1990 die Wirtschaftsordnung der meisten sozialistischen Staaten im Einflussgebiet der ehemaligen Sowjetunion und der Volksrepublik China.

Edit:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ddr-mit-dem-plan-in-die-pleite/1628954.html
Die tägliche Schlange. Geld hatten die DDR-Bürger genug, nur kaufen konnten sie sich dafür nichts. Deshalb blühten Schwarzmarkt... (...) Den Menschen fehlte es an allem, vom Dosenöffner über die Orange bis zum Fertigmörtel. Die Betriebe waren veraltet und verpesteten die Umwelt. Die Produktivität lag bei nur einem Drittel des Westniveaus. Beklagenswert der Zustand der Infrastruktur: Ein Fünftel des Straßen- wie des Schienennetzes konnte nur im Schritttempo befahren werden. Und der Staat hielt sich bereits seit Beginn der achtziger Jahre nur mit Krediten aus dem Westen über Wasser.
Weitere Details im ganzen Artikel. Ich weiß, das tut weh, war aber so. Das ist (ich weiß nicht ob du mir es glaubst) überhaupt nicht hämisch gemeint. Die meisten Menschen, die in diesem System leben mussten, hatten gar keine andere Möglichkeit, als sich damit zu arrangieren. Und es tut einem sicher persönlich sehr weh, wenn man sein alltäglich gelebtes Lebensmodell als gescheitert erlebt hat (bzw. sich dies im Rückblick eingestehen müsste). Aber ein Erfolgsmodell ist die Planwirtschaft (aus den genannten Gründen) niemals gewesen, nicht in der DDR und auch nirgendwo anders.

EDIT2: Dafür kann man eigentlich im Osten Deutschlands umso stolzer darauf sein, dass man es geschafft hat, ein solches menschenfeindliches System friedlich zu stürzen und genauso stolz könnte man darauf sein, wie schnell (ja auch mit Geld aus dem Westen, aber v.a. auf eigener Leistung basierend) man dann mit der neu gewonnenen Freiheit den Lebensstandard aufgeholt hat. Produktivität, saubere Umwelt, Infrastruktur, dass ist alles jetzt top. :) Politische Einstellung des rechtszugeneigten Viertels eher nicht, aber da ist meiner Meinung nach v.a. dieser schmerzhafte Bruch mit der eigenen Lebenswirklichkeit und der Mangel an Strahlkraft der geleisteten Erfolge danach verantwortlich.
 
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SIR_Thomas_TMC schrieb:
Dafür kann man eigentlich im Osten Deutschlands umso stolzer darauf sein, dass man es geschafft hat, ein solches menschenfeindliches System friedlich zu stürzen
Naja, besonders menschenfreundlich ist das aktuelle System aber auch nicht.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
man dann mit der neu gewonnenen Freiheit den Lebensstandard aufgeholt hat.
Ich glaube da träumst du ein bisschen. Es gibt hier immer noch ungleiche Bezahlung und niedrigere Renten. Der Lebensstandard mag sich gebessert haben, aber so super ist er nicht. Blühende Landschaften gibt es zwar, aber eher auf Industriebrachen, die nach dem Umbruch entstanden sind. Aus Richtung Westen wird immer noch mitleidig auf uns herabgesehen, und es gibt immer noch genug Leute die uns erklären wollen wie gearbeitet wird und wie gelebt zu haben wird.

Es gibt natürlich auch positive Ausnahmen. Hätten wir hier in Jena Lothar Späth nicht gehabt, wäre aus dieser Stadt wahrscheinlich so etwas was Gera jetzt ist, geworden.
Hier in J könnte ich mir übrigens auch gut eine Substratfabrik oder ein Halbleiterwerk vorstellen :D. Nur mit dem Platz ist es etwas knapp.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Politische Einstellung des rechtszugeneigten Viertels eher nicht, aber da ist meiner Meinung nach v.a. dieser schmerzhafte Bruch mit der eigenen Lebenswirklichkeit und der Mangel an Strahlkraft der geleisteten Erfolge danach verantwortlich.
Leute die aus einer Diktatur kommen und jetzt ein Partei unterstützen die eine andere, neue Diktatur, ein wirklich menschenverachtendes System, aufbauen will, kann ich einfach nicht ernst nehmen. Diese Leute haben ganz andere, grundsätzlichere Probleme, als daß ihre vergangene Lebensleistung (was auch immer das ist) gewürdigt wird.
 
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Meine Aussage bezieht sieh auf die Verfügbarkeit, nicht auf die Planwirtschaft selbst als solches.
 
JanMH schrieb:
Naja, besonders menschenfreundlich ist das aktuelle System aber auch nicht.
Was meinst du genau, Demokratie oder Soziale Marktwirtschaft? Und egal was davon, das ist aus deiner Sicht nicht um Größenordnungen besser als Diktatur oder Planwirtschaft? Oder meinst du, und ich hoffe das es das ist, auch am aktuellen System gibt es noch viel zu verbessern. Letzteres ist unbestritten. Aber bitte nicht den Fehlschluss machen, nur weil was noch zu verbessern ist, ist es automatisch schlecht. Erst recht nicht im Vergleich mit wirklich deutlich schlechteren Systemen. :)

JanMH schrieb:
Ich glaube da träumst du ein bisschen. Es gibt hier immer noch ungleiche Bezahlung und niedrigere Renten. Der Lebensstandard mag sich gebessert haben, aber so super ist er nicht. Blühende Landschaften gibt es zwar, aber eher auf Industriebrachen, die nach dem Umbruch entstanden sind. Aus Richtung Westen wird immer noch mitleidig auf uns herabgesehen, und es gibt immer noch genug Leute die uns erklären wollen wie gearbeitet wird und wie gelebt zu haben wird.
Ja, aber das mitleidige Lächeln gibt es in alle Himmelsrichtungen in D, auch in Europa. Frag doch wie z.B. einige Bayern Richtung Norden schauen (Schulsystem, Schulden, ...)? Aber auch Städte auf kleine Dörfer, Urlaubsregionen auf Industrieregionen, ... Wie gesagt, da hat der Osten keine Exklusivität mehr. V.a. weil es dort auch schon - wie du selbst schreibst - komplett unterschiedliche entwickelte Regionen gibt. Ich finde schon, dass sich da viel getan hat (vielleicht hast du die Luftverschmutzung oder den Zustand der Gewässer einfach nicht mehr in Erinnerung. Oder wie es denn aussah, wenn man für Dinge des täglichen Lebens stundenlang anstehen musste. Oder alleine freizügig leben und Urlaub machen durfte, wo man will.) Nochmal, es gibt bestimmt noch Dinge zu verbessern. Aber viele sind auch schon viel besser geworden.

JanMH schrieb:
Leute die aus einer Diktatur kommen und jetzt ein Partei unterstützen die eine andere, neue Diktatur, ein wirklich menschenverachtendes System, aufbauen will, kann ich einfach nicht ernst nehmen. Diese Leute haben ganz andere, grundsätzlichere Probleme, als daß ihre vergangene Lebensleistung (was auch immer das ist) gewürdigt wird.
Diese Meinung teile ich zu 100%. :)
 
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Oder meinst du, und ich hoffe das es das ist, auch am aktuellen System gibt es noch viel zu verbessern.
Mit dieser Aussage liegst du genau richtig. Worauf ich speziell hinaus will, ist zum Beispiel die miese Bezahlung in wichtigen Berufen wie Pflege, Gesundheit allgemein, Lebensmittelproduktion. Diese Reihe ließe sich noch eine Weile fortsetzten.
Von der Ungleichbehandlung von Minderheiten will ich gar nicht erst anfangen. Die Lippenbekenntnisse der Politiker lassen meine Zornesfalte immer größer werden.

Ich bin allerdings tatsächlich froh, in Friedenszeiten, in der Mitte von Europa geboren worden zu sein und auch hier aufgewachsen zu sein. Es hätte auch anders kommen können.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Ich finde schon, dass sich da viel getan hat (vielleicht hast du die Luftverschmutzung oder den Zustand der Gewässer einfach nicht mehr in Erinnerung.
Es hat sich was getan, stimmt, aber eine richtige Angleichung an Westverhältnisse gab es nie.
Die Umweltverschmutzung habe ich nicht vergessen. Der Braunkohlegeruch des Heizkraftwerkes hängt mir noch immer in der Nase. Die Schaumkronen auf der Saale, die durch das Abwasser von Jenapharm und anderen entstanden sind, habe ich nicht mehr so wirklich in Erinnerung, wohl aber die Erzählungen meiner Ahnen diesbezüglich.
 
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