DerOlf
Admiral
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Wenn ich das lese, möchte ich glatt fragen, ob du auch daran glaubst, dass Unternehmen andere "Bedürfnisse" bedienen, als die Profitgier?SheepShaver schrieb:So ein Unsinn. Ein C-Level Manager hat eine hohe Verantwortung, da er den Erfolg bzw. Misserfolg eines Unternehmens mit seinen Entscheidungen direkt mitzuverantworten hat. Das trifft auf den durchschnittlichen Angestellten eben nicht zu.
Der Manager hat die Verantwortung (offiziell), aber tatsächlich sorgt ein System aus Delegationen dafür, dass viele diese Verantwortung eben nur dann tragen müssen, wenn dem Unternehmen daraus ein Gewinn erwachsen ist (wenigstens kurzfristig) ... ansonsten waren es die, an die diese Verantwortung delegiert wurde, einige derer, können einfach weiterdelegieren ... und den letzten beißen halt die Hunde (weil er nicht delegieren darf oder kann).
DAS ist ein sehr Interessanter Ansatz ... Da ist ja gerade das Problem. Für den Manager ist der Misserfolg weitestgehend Konsequenzlos (ist ja nicht perönlich haftbar), der AN ist genausowenig persönlich für den Misserfolg verantwortlich ... und trotzdem hat dieser tiefrgreifende Konsequenzen.Trotz allem ist der Manager selbstverständlich nicht persönlich für den Misserfolg eines Unternehmens haftbar.
Der Manager ist also verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens (denn er hat die zielführenden Entscheidungen mindestens mitgetragen und geholfen, sie umzusetzen), für den Misserfolg soll er aber dann NICHT verantwortlich gemacht werden können (obwohl er ja auch die Fehlentscheidungen mitgetragen hat, oder einfach nicht die EIER hatte, seinen Vogesetzten darzulegen, was die da grade für einen Murks beschlossen haben).
Am Ende ist der Misserfolg für die Arbeitslosigkeit einer Belegschaft verantwortlich, die lediglich eine Fehlentscheidung in die Tat umgesetzt hat ... der Fehlentscheider hingegen ist dafür nicht haftbar zu machen.
Das wäre nur dann "gerecht" wenn man an der Konzernspitze von der Konzernführung auch nicht mehr versteht, als an der Basis.
Wie würdest du es denn nennen, wenn der Manager (neben der eventuellen Straf- oder Zivilrechtlichen Belangung) zu seiner Entlassung noch eine dicke Abfindung kassiert, während der Arbeitnehmer einfach fristlos gekündigt wird (und gerade DURCH den Prozessausgang, der seine fristlose Kündigung legitimiert - wie beim Manager ja eigentlich auch - KEIN Anrecht auf eine Abfindung hat)?Das hat rein garnichts mit "Klassenjustiz" zu tun. Aber gut, wenn jemand mit solch wirren Ideen kommt, dann weiss man wenigstens, wessen Geistes Kinde derjenige ist.
Bitte mal eine rationale Erklärung für diese Praxis.
"Mir würde das auch gefallen" kann ich zwar verstehen, sehe es aber nicht als rationale Erklärung, denn Gefallen ist eine Emotion ... und die ist NIE rational (auch wenn man die Gier nach Geld in diesem Fall und unter der Vorraussetzung einer um Geld kreisenden Gesellschaftsordnung durchaus als "vernünftig" betrachten kann).
Mit Rational meine ich hier eine logische Herleitung aus den gesetzlichen Gegebenheiten. Kann halt nicht nachfgewiesen werden ist kein Beweis dafür, dass betreffender Manager "unschuldig" ist ... im schlimmsten Fall bedeutet das lediglich, dass er es verstanden hat, die Lücken in den gesetzlichen Möglichkeiten auszunutzen (was für ordentlich krminelle Energie spricht).
Ist es Gerechtigkeit, wenn ein Mann wegen Mordes verurteilt wird, sein gleichberechtigter Partner aber durch seinen Nobel-Anwalt nur wegen "fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge"?
Das kann man mMn schon "Klassenjustiz" nennen.
Da können wir auch gleich ein System etablieren, in dem man sich für ca. 500k aus JEDER Klage direkt freikaufen kann, das würde auch die Gerichte entlasten, weil dann nichtmehr ewig lange und teure Prozesse laufen müssen, nur damit ein Manager seine Strafe dann als "Hausarrest" abbummelt.
Wenn ein Manager Scheiße gebaut hat (muss natürlich nachweisbar sein) dann hat der genauso ab nächsten Montag beim Jobcenter zu stehen, wie sein kleiner Angestellter.
Die Abfindung gibt es bei Managern wohl für den vorzeitig beendeten Vertrag ... aber wenn zumindest intern beweisbar ist, dass genau dieser Manager direkt für Probleme verantrwortlich zu machen IST, dann liegt hier schon ein Vertragsbruch vor, der mMn in der sofortigen und abfindungsfreien Auflösung des Vertrages münden MUSS.
Und nicht wie üblich in einem 10Mio.-Euro-Klaps auf die Wange.
Hältst du es auch für "gerecht" wenn Profite privatisiert werden, während Risiken und Verluste zu großen Teilen der Gesellschaft angelastet werden?
Geht ein Betrieb Pleite, sitzt die Belegschaft halt auf der Strasse (normal), meist sind es sogar die Gehälter der ganz normalen Belegschaft, mit denen die Firmenbilanz aufgebssert wird (Kündigungen, Lohnkürzungen, Zeitarbeit) aber oft genug werden "Umsatzrekorde" eben gerade NICHT per Lohnerhöhungen an die Belegschaft weitergegeben ... die landen komplett "woanders" (Reinvestition ist da noch die harmloseste Variante).
Aber alles Schimpfen hilft nicht, denn der König haut ja ab, wenn man ihn nicht einfach machen lässt ... und dann sitzt eben auch der Pisspage auf der Strasse
![Zwinkern ;) ;)](/forum/styles/smilies/wink.gif)
Um eine Klassenjustiz zu sehen, muss man nur unser bestehendes System betrachten ... es läuft halt so ... und das ist auch seit langem so gewollt ... nicht nur von der Wirtschaft.
Wer träumt nicht davon, gegen eine wasserdichte Anklage zunächst mit einem Trommelfeuer aus sinnlosen Gegenklagen zu antworten, wie das Trump seit Jahren praktitziert?
Ungerecht kann man das nur nennen, weil nicht jeder mal eben ein paar Millionen in aussichtslosen Klagen versenken kann, nur damit der Gegenseite das Geld für ihr Hauptanliegen ausgeht.
Man will zwar vor dem Gesetz alle gleichstellen, aber das kann man eben in dem Moment als "Klassenjustiz" verstehen, wo Unternehmen und ihren Vorständen aus "Staatsräson" Sonderrechte eingeräumt werden, die man ihnen dann aus den gleichen Gründen bei Missbrauch nicht wieder abnehmen will.
Man spricht von "Wirtschaftsflüchtlingen" immer nur im Bezug auf Immigranten ... aber was ist es anderes als eine "Flucht aus rein wirtschaftlichen Überlegungen", wenn Reiche ihren Wohnsitz nach Monaco verlegen (weniger Steuern -> mehr Geld -> besseres Leben) ... oder wenn Banken ihren Hauptsitz nach Irland verlagern, weil die EU-Auflagen dort "profitabler" umgesetzt wurden, als in DE?
Der Tunesier macht nichts anderes, wenn er nach DE kommt, um hier für einen etwas besseren Lohn zu arbeiten, als in Tunesien.
Genaugenommen verliert der Staat durch die erste Gruppe (abwandernde Reiche, Banken, Unternehmen) sogar weitaus mehr Geld, als durch zugewanderte "Sozialschmarotzer". Das ist ja mMn auch die einzige plausible Begründung für die Agenda 2010 gewesen ... sozial ist der Wirtschaft auf dauer zu teuer, also schaffen wir das Schrittweise ab, damit die Wirtschaft nicht abhauen MUSS.
Die Opfer dieser Reform haben diese Möglichkeit ja einfach nicht ... danach noch weniger als davor.
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