War doch klar, dass man auf den Sätzen nicht auf alle Ewigkeiten stehen bleiben kann. Aber kaum kommt die Erhöhung ans Tageslicht, wird Verrat geschrien, von Gewinnmaximierung etc. pp. gesprochen. Dazu dann sowieso die ganzen oberschlauen Amazon-Basher und Verdi-Versteher. Ja nee is klar.
Dass Amazon eine Versandkosten-frei-Grenze hat und die mal angehoben werden musste, ist nicht verwerflich. Ware lagern, verpacken und transportieren kostet halt Geld. Und die an diesen Stationen beteiligten Leute müssen bezahlt werden und hin und wieder darf's auch gern etwas steigen, denn die Lebenshaltungskosten bleiben ja auch nicht stehen. Ob Amazon fair bezahlt oder nicht, Tarifverträge hin oder her - ist hier im Grundsatz der Versandkosten zunächst irrelevant. Ware umsonst verschicken würde letztlich nur bedeuten, dass man die Versandkosten in den Warenkosten "versteckt".
Dass der Satz für Prime irgendwann mal steigen musste, ist nur logisch. Für 29, 49 oder 69 Euro bekommt man einen Gegenwert. Anfangs war's ja nur der bevorzugte Versand "heute bis ... bestellt, morgen geliefert". Dann kamen weitere Bestandteile hinzu. Videostreaming, Musikstreaming... und immer noch kann man sich die Kleinkram ohne Versandkosten ins Haus schicken lassen. Bezahlt werden muss das alles aber trotzdem. Man kann doch vergleichen. Videostreaming kostet pro Monat bei den bekannten Diensten wiveiel? Geht so ab 7,99 los, oder? Ich runde auf: 12 x 8 = 96 Euro. Aber Amazon packt ja auch noch Musikstreaming mit drauf. Was kostet es da woanders? Ist nicht unähnlich. Also ist Streaming, was woanders kurz unter 200 Euro im Jahr kostet in einem Gesamtpaket für 69 Euro drin. Gut, ejtzt kann man zu Recht sagen, die anderen hätten jeweils mehr Titel im Angebot. Ziehen wir pauschal die Hälfte ab und haben immer noch knapp unter 100 Euro für ganz viel Film und ganz viel Musik und kostenlosen Versand und dann ist da noch diese Leihbücher-Kindle-Geschichte drin. Was Amazon wohl an Gebühren an die Rechteinhaber bezahlen muss? Ich denke, viel wird nicht übrig bleiben für Amazon.
Kurzum: Amazon betreibt mit seinen Erhöhungen keine Gewinnmaximierung sondern es geht um Kostendeckung.
Und was immer wieder gerne vergessen wird... die Versandkostengrenze von 29 Euro bleibt. Gelangt man drüber, hat man mit dem Thema Versandkosten weiterhin nichts zu tun, außer eben, man merkt morgens um 7, dass man für den heutigen Hochzeitstag das Geschenk für die Frau vergessen hat und dann muss eben der Express her...
Wovon man fest ausgehen darf: Amazon wird in den nächsten Jahren sicherlich weitere Erhöhungen bringen (müssen). Ich gehe von einer VK-frei-Grenze aus, die sich auf 35 oder 39 Euro erhöht. UND... Prime wird auf 99 Euro steigen. Möglicherweise wird Amazon nochwas ins Prime-Paket hineinpacken, was den Gegenwert erhöht. Irgendwas mit dem Ziel der Kundenbindung.
Wir als Kunden müssen halt genau überlegen, was wollen wir eigentlich? Kostenloser Versand? Dann steigen eben die Warenpreise und die Unternehmen und Beschäftigten werden schlecht bezahlt. Wer kennt nicht jemanden, der in einem Bereich der Logistik beschäftigt ist? Sind die gut bezahlt? Eher selten, nein eher sehr selten. Aber buckeln dürfen sie, egal wo.
Was mir im Grunde nicht gefällt bei Amazon ist die Tatsache, dass der Versandprozess für Nicht-Prime-Kunden extrem langatmig geworden ist, fünf Werktage warten ist nicht mehr die Ausnahme, es ist die Regel. Es wird künstlich zurückgehalten möchte man meinen. Wohl mit dem Ziel, die Leute zu entnerven und so zum Buchen von Prime zu bewegen, ob sie es ansonsten brauchen oder nicht.
Und was mir nicht gefällt: Prime als Gesamtpaket. Ich brauche kein Video- und Musikstreaming. Die Kindle-Leihbücherei auch nicht. Mir würde es einfach nur reichen, wenn man bei Verfügbarkeit innerhalb von einem Werktag verschickt. Das wäre mir, obwohl sowas eigentlich selbstverständlich sein sollte, etwas wert. Aber so, wie es jetzt ist, komme ich auch gut klar. Entweder ich kann die 29 Euro überschreiten, dann bestelle ich und kann warten oder ich kaufe woanders, sofern der Gesamtpreis nicht schlechter ist. Aber jeden kleinen Sch... zu bestellen, sehe ich auch nicht ein, das habe ich nicht mal in einer Prime-Testphase gemacht. Ich wohne in einer größeren Stadt, da geht das. Wer auf dem Land lebt und weite Wege hat, okay, das ist schon was anderes.