Also dafür muss man kein Wissenschaftler sein und die, die wir zocken, haben es vor wenigen Jahren mit der PlayStation 5 gut genug mitbekommen. Das iPhone wurde schon vielfach künstlich verknappt, Tesla Model 3, bestimmte Rolex- und andere Uhren-Modelle, Nintendo Switch, selbst Sneaker oder T-Shirts bestimmter Modelabel und auch bei (Luxus-)Handtaschen ist das inzwischen fast normal geworden: Wer ein Produkt künstlich verknappt, schürt das Interesse an diesem deutlich, und zwar
über Monate hinweg.
Trotzdem, psychologisch gesprochen steckt das dahinter (was durchaus interessant ist):
- Kunde A ist kaufwillig und kauft sofort bei Verfügbarkeit den neuen Artikel.
- Kunde B ist unwillig und würde zum Marktstart eher nicht kaufen, ist aber vielleicht (technisch) interessiert.
- Kunde C ist unwillig und schließt sich bei Diskussionen aus und verfolgt es nicht weiter, aus welchen Gründen auch immer.
Die Zeit vergeht, Der Artikel ist nun weiter im Gespräch, in diesem Fall diese CPU, die in Benchmarks sämtlicher Internetauftritte, Hardware-Enthusiasten, Zeitschriften und Videos auftritt und überall zeigt sich: Wow, das ist das neue Gaming-Nonplusultra. Und selbst im Desktopbetrieb gibt der Prozessor eine
wirklich gute Figur ab.
Kunde A hat zum Marktstart vorbestellt und freut sich inzwischen seit Wochen wie Bolle.
Kunde B hat nicht vorbestellt und beginnt nach Wochen darüber nachzudenken, jetzt, wo sich zeigt, dass das Ding ja doch eigentlich ganz geil ist. Aber kaufen kann man das Teil ja eh noch nicht.
Kunde C kauft weiterhin nichts und das bleibt auch so, weil er einem festen Plan folgt, erst gekauft hat und sich schlichtweg kein Bedarf äußert oder die finanziellen Mittel nicht beisteuern kann.
Wenn nach weiteren Wochen der Artikel nun wieder teilweise verfügbar ist, ist die Mehrzahl der "Kunde B"-Typen jetzt dazu bereit, ihre Entscheidung zu überdenken: bei der Anzahl etablierter Tests, Benchmarks und schneller/stabiler Systeme kann man nun mit Fug und Recht behaupten, dass das Ding einfach der Kracher ist! Und wer vorher unschlüssig war, ob man kaufen oder nicht kaufen soll, freut sich dann sogar, ganz mit sich selbst im Reinen und selbstzufrieden, seine Kaufentscheidung auf diesen ganzen Berichten und Tests fußen zu können und Monate später beim Kauf vielleicht sogar einige Euros sparen zu können, wenn sich der Preis wieder normalisiert hat.
Psychologisch gesprochen ist der Verknappungseffekt (Scarcity Effect) durchaus nachvollziehbar, aber nervig. Außerdem, was ja auch mittlerweile häufiger im Umlauf ist, ist der zu beobachtende FOMO-Effekt (Fear of Missing Out): die Angst, etwas zu verpassen, treibt Menschen dazu, schnell zu handeln, wenn sie glauben, dass ein begehrtes Produkt bald nicht mehr verfügbar sein könnte. Nicht mehr verfügbar ist hier "relativ" zu sehen, der Prozessor ist ja neu und wird kommen und bleiben, aber vorerst eben nur in kleineren Chargen. Dann gibt es immer noch die "Soziale Bewährtheit" (Social Proof): haben alle Freunde einen Zock-PC (kann ich bei mir so bestätigen), ist es nervig, am Ende der einzige zu sein, der zu stolz war, aktualisiert zu haben (hätte ich doch zugriffen, während es noch ging, war aber nicht schnell genug) u.a.
Vielleicht als Fazit:
Der Hersteller profitiert durch die Verknappung nicht bei Kunde A, der kauft sowieso.
Der Hersteller profitiert durch die Verknappung nicht bei Kunde C, der kauft sowieso nicht.
Der Hersteller profitiert durch die Verknappung bei Kunde B, der anfangs nicht gekauft hätte, nun aber doch kauft.
Kommt immer darauf an, was für ein Mensch Du bist. Es ist nicht schlimm, irgendeiner dieser Typen zu sein.