@Fermion
Ich komme erst jetzt dazu, zu antworten. Vorweg, ich teile viele Gedanken deiner Antwort, folgendes ist kein Rosinenpicken:
Fermion schrieb:
Gratis Coins kann ich dem Nutzer meines Spiels auch gewähren, indem ich ihn bitte, einen einzigartigen Code einzugeben, den er erhält, nachdem er sich erfolgreich bei dem beworbenen Dienst angemeldet hat (wie ein Gutscheincode).
Das wird nicht funktionieren. Die Einzigartigkeit dieses Codes erlaubt das Tracking. Beim Tracking geht es nie darum, dass dauern die gesamten gesammelten Informationen von A nach B übertragen werden, sondern das der Trackende immer eine Assoziation zum Getrackten hat. Eine clickID in der URL vom Banner reicht genauso wie ein einzigartiger Gutscheincode. Dieser wurde ja von A für B ausgestellt, also kann B bei Anwendung A informieren, dass dies getan wurde. Schließlich kann auch nur so sichergestellt werden, dass der User dies überhaupt getan hat. Ein generischer Gutscheincode hingegen könnte nicht sicherstellen, das der User die Aktion durchgeführt hat.
Weiter dazu ...
Kokuswolf schrieb:
Aber ein zusammhangloses Internet verliert enorm viel Dynamik, die wir heute gewöhnt sind.
teufelernie schrieb:
Und da haben wir auch schon die Wurzel des Übels.
Ich möchte das bitte selbst entscheiden können.
Ich muss eingestehen, dass ich Schwierigkeiten darin habe, all die Erfahrung und Informationen gebündelt und klar zu beschreiben. Es gibt einfach zu viele Details, die unterschätzt werden. Alleine schon die Möglichkeit dynamische URLs zu haben erlaubt es Werbetreibenden eine einzigartige URL nur für dich zu generieren, wenn du auf einen Banner klickst. Von diesem Punkt an ist das "Tracken" möglich, da ein einzigartiger Wert nur für dich da mitgesendet wird. Und bei jeder nächsten Weiterleitung, die irgendwie mit dem Internet zu tun hat, kann nun diese Information weitergeleitet werden. Oder stellvertretend eine andere Information, die damit assoziert ist. (siehe oben)
Das alles geht auch über Apps, etc. Das mag jetzt unspektakulär klingen, aber genau diese Möglichkeit erlaubt es über verschiedenen Partner hinweg deine Bewegung zu verfolgen. Das Internet (bzw. HTTP) ist nunmal so aufgebaut, das kann nicht einfach rückgängig gemacht werden.
Des weiteren kann auf jeder Webseite und in jeder App in dieser Kette, die besucht wird, Informationen über dich ausgelesen werden. Beim Browser sind die Möglichkeiten zwar weit geringer, aber spätestens in Apps gibt es einen Haufen technischer Infos. Dinge wie WerbeIDs sind zwar nützlich, um den User mit einem vorherigen User zu verbinden, da sie offensichtlich die gleichen User sind. Aber da gibt es noch einen Haufen anderer Möglichkeiten. Email, MSISDN, IMSI, IMEI (wie im Artikel erwähnt), Geo-Daten, bla, bla, bla. Eben alles, auf das die App Zugriff hat und was man selbst angibt.
Jede dieser Informationen sagt erstmal gar nichts über dich aus, aber dient hervoragend als Identifikation. Diese Identifikation ermöglicht es, dass Apps heute so komfortable funktionieren. Nicht, weil nun etwas über dich als Person bekannt ist, sondern weil der Kunde bekannt ist. Bspw. weil er ein Google-Konto X, ein Apple-Konto Y, ein Amazon-Konto Z oder sonst ein Konto benutzt und darüber bereit gekaufte Dinge und/oder der jeweilige Fortschritt einsichtbar sind. (Wir sind ja alle Kapitalismusjünger, nicht wahr? Was wäre das Internet nur mit Apps/Webseiten ohne Konten oder Anbindung an irgendwas. Die 90er waren schön.)
Das darüber hinaus noch kritischere Informationen gesammelt werden können, die durch dich angegeben werden - bspw. die Sexualität oder Kreditkartendaten - ist definitiv eine schützenswerte Sache, sollte aber nicht pauschal mit allem gleichgezogen werden. Denn die Bequemlichkeit die dadurch entsteht wird von verdammt vielen Leuten bevorzugt. Vielleicht weniger von uns Technikaffinen, die gerne alles selbst machen wollen. Aber der Erfolg solcher Mega-Konzerne wie Apple, Google, Facebook und Amazon beruht eben darauf, dass viele genau diese Einfachheit nutzen und nutzen wollen.
An dem Punkt angekommen muss ich sagen, das alles selbst entscheiden zu wollen, bedürfe eine strukturell anderem Internets, dass von vorne herein sowas nicht erlauben würde. Vielleicht wo Informationen zwischen A und B verschleiert werden. Oder das umgekehrt direkt gleich alles auf ein persönlich einsehbares Profil abspielt, wo man die eigenen relevante Informationen kontrollieren und löschen kann. Aber da wäre tatsächlich ein neues Internet. Den technischen Umfang und die nötige Bereitschaft der Internetnutzer sich anzupassen kann ich mir nicht mal ansatzweise vorstellen.
"
Ich möchte das bitte selbst entscheiden können." ... Das halte ich daher für unmöglich. Bzw. ist die Wahl, das Internet zu benutzen oder nicht, die eigentliche Entscheidungsfreiheit. Es jetzt einfach komplett anders haben zu wollen, nachdem das Internet eben aufgrund dieser vielfältigen Flexibilität überhaupt so erfolgreich geworden ist, halte ich für zu undurchdacht. Das ist genau, was auch die Politik vom Internet hält. "Ein rechtsfreier Raum", etc. Im Grunde verstehen es die wenigsten.
Zusammen mit meine anderen Posts habe ich meinen Standpunkt beschrieben. Ich wollte da nur ein paar "nicht gedachte Gedanken" einbringen, die mir viiiiel zu kurz kommen. Ich hätte auch gerne eine perfekte Welt. Aber manchmal reicht es schon sich nur dem Ideal zu nähern. Und dafür bräuchte es meines Erachtens eine Reflektion darüber, was tatsächlich schützenswert ist, und was eben wie auch alle nicht-digitalen Informationen über uns eben nur der Nützlichkeit dienen. Pauschal alles, was irgenwie mit einem zu tun hat, als unantastbar zu betrachten, hilft dem Thema nicht weiter. Dieses Ideal kann man nur erreichen, wenn man zu Nordpol auswandert und alles meidet, was irgendwie digital übertragen werden kann - spitz formuliert.