Der Daedalus schrieb:
Moment mal, prinzipielles Ziel eines jedes Unternehmens dass am Weltmarkt überleben will muss es sein, den Gewinn zu maximieren um in neue Projekte investieren zu können.
Das tun sie ja. Die Gewinne - weltweit agierenden deutschen Unternehmen - sind so hoch wie nie. Und das trotz der Übernahme von Krücken wie Chrysler und Mitsubishi durch Daimler.
Da wir ein Exportland sind, müssen wir nun mal mit diesen Gesetzmäßigkeiten leben!
Eigentlich sind wir wegen Rohstoffmangel sogar ein importabhängiges Land, ähnlich Japan, nur nicht ganz so extrem.
Da kann man nicht "weniger Arbeit für mehr Geld" verlangen! Ganz einfach, weil die Konkurenz die durch die Billiglohnländer entsteht viel zu groß ist.
Die Konkurenz aus dem Ausland ist real! Und wenn wir es nicht schaffen den Wirtschaftsstandort Deutschland interessant zu gestalten, dann wird diese Konkurenz zu einer großen Gefahr für uns.
Nochmal zum Mitschreiben:
wir sind Exportweltmeister =>
http://www.bundesregierung.de/dokumente/-,413.682480/artikel/dokument.htm
Wie wird man Exportweltmeister? Indem man konkurrenzfähig, sogar besser als die Konkurrenz ist. Wenn wir besser sind, dann kann hier in Deutschland doch günstiger und besser produziert werden als anderswo. Also ist der Wirtschaftsstandort Deutschland interessant. Oder?
Die Sache mit den hohen Löhnen ist auch ganz logisch:
Ein Produktpreis ist ein Konglomerat aus mehreren Faktoren, Energiekosten, Steuern, Gewinn des Unternehmens, Lohnkosten. Machen wir es uns mal einfach und sagen, die Lohnkosten machen 25% am Gesamtpreis aus, das Produkt soll 1000 Geld (Euro, Dollar, Taler) kosten, die Lohnkosten haben dann einen Absolutanteil von 250 Geld.
Wenn man die Löhne senkt, z. B. um 50%, dann beträgt dieser Absolutanteil nur noch 125 Geld. Nehmen wir an, der Unternehmer senkt den Produktpreis um eben diese Differenz, dann kostet es immer noch - denn die anderen Kosten sind ja gleich geblieben - 875 Geld. Während die Käufer des Produktes also nur noch die Hälfte an Geld zur Verfügung haben, ist der Produktpreis nicht um 50% gesunken, sondern nur um 12,5%. So etwas nennt sich "sinkender Reallohn". Die Käufer haben eine gesunkene Kaufkraft, das Unternehmen müsste die Preise rapide senken, um sein Produkt noch loszuwerden, das geht dann nur über Einsparungen, und die trifft wieder das Personal und das Spiel geht weiter.
Andersrum, wenn man die Löhne erhöht, um 50%. Der Absolutanteil wäre dann 375 Geld, das Produkt müsste 1125 Geld kosten. Wir haben nun eine Reallohnsteigerung, denn die Käufer haben mehr Geldzuwachs als das Produkt kostet. In der Folge wird sich der Absatz erhöhen, die Nachfrage steigt, der Unternehmer muss die Produktion ausweiten usw.
Ist doch prima, oder?
Natürlich war ein Milchmädchen an der Rechnung beteiligt, weil ich nicht alles beachtet habe (Sparquote, Gier des Unternehmers) aber prinzipiell läuft es so ab.
Das geht natürlich auf den Export, muss aber nicht, wenn der Staat ein wenig an den Steuern spielt. Eine niedrige oder gar keine Unternehmenssteuer (die ja eh der Käufer bezahlt), und im Ausgleich eine erhöhte Mehrwertsteuer sorgen dafür, dass der Preisanstieg für Exporte geringer ausfällt (Exporte werden nicht von der Mehrwertsteuer berührt). Man könnte auch noch weiter gehen und die Einkommenssteuer und Lohnnebenkosten weit absenken oder ganz abschaffen und dafür die Mehrwertsteuer hochzusetzen.
Alles klar?
Gruß
Morgoth