Konti schrieb:
"Verblendung" ist ein gutes Stichwort.
Das gute an Anonymität ist doch, daß der Status einer Person unwichtig wird. Jegliche Verblendung dadurch, daß man irgendwelchen Personen irgendeine Bedeutung zuweist, verschwindet. Es zählt nur noch der Inhalt einer Aussage und nicht, wer sie macht!
Das ist hier im Forum übrigens nichts anderes. Jeder einzelne hier, der sich nicht mit Realnamen hier angemeldet (oder sonstwie auf seine Person verwiesen) hat, ist ein Anon.
Und ich denke, für diesen Zustand sind die meisten auch dankbar.
Keiner braucht hier aus Angst seine Meinung verschweigen, und jemand, der keinen "angesehenen" Job (oder Status) im RL hat, wird hier genau so viel oder wenig ernst genommen, wie jemand, der einen Doktor-Titel hat.
Das ist die Welt, so wie sie sein sollte!
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Der Wille und die Bereitschaft, seine eigene Zeit zu opfern um mögliche Skandale zu enttarnen, sollte eher Anerkennung als Häme ernten!
Es ist sehr gut und richtig, seine Meinung frei sagen zu können!
Es ist auch gut und richtig, sich mit Entwicklungen kritisch auseinander zu setzen?
Aber ist es nicht auch so, dass jeder von uns, auch und vor allem,
im realen Leben die Verantwortung dafür übernehmen muss, was er sagt und tut?
Wer trägt diese Verantwortung bei Anonymus? Das Kollektiv?
Wer trägt die Verantwortung dafür, wenn "mögliche" Skandale
(mit mehr oder weniger rechtmäßigen Mitteln) in das Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden,
und sich dieser vermeintliche "Skandal" in Luft auflöst?
Was ist, wenn die Anschuldigungen sich als falsch erweisen?
Welcher "Anonymus" steht dann für den Schaden gerade,
den er dem Einzelnen oder der Gesellschaft zugefügt hat.
Ist der Einzelne nur ein Kollateralschaden, der eben im Kampf für die "Sache" auf der Strecke bleibt?
Wer übernimmt die Verantwortung für die erbeuteten Daten?
Werden sie wieder gelöscht?
Werden sie analysiert?
Werden sie weiterverkauft?
Den Firmen und Behörden wird immer wieder vorgeworfen,
dass der Kunde oder Bürger nicht wisse, was mit seinen Daten geschieht und
doch gibt es, mehr oder weniger ausreichende Gesetze und Verträge,
um dies irgendwie zu regeln. Mag sein, dass diese Dinge unzureichend sind
aber sie sind vorhanden und in letzter Konsequenz muss jemand dafür gerade stehen
(auch wenn es oft schwer fällt, diesen Jemand zu fassen).
Steht mir Anonymus Rede und Antwort? Kann ich diese Sachen überprüfen?
Auch kann ich der Argumentation nicht ganz folgen, dass man in irgendwelche Netze halt eingedrungen sei,
weil die Daten eben nicht genügend abgesichert gewesen seien.
Der Versuch alleine, zB. Kundendaten, vor unbefugtem Zugriff zu schützen,
zeigt doch schon, dass die Daten nicht für den Zugriff Dritter bestimmt sind.
Hier widerrechtlich Einzudringen, nur weil man es kann, ist für mich keine gültige Rechtfertigung.
Das ist, als würde mein Nachbar einen Ordner mit (vermeintlich) interessanten Dokumenten in seiner Wohnung haben.
Seine Wohnungstüre ist zwar verschlossen aber weil er ein altes Schloss an der Türe hat,
tret ich ihm halt mal die Türe ein und hol mir den Ordner. Dann stelle ich mich auf den Marktplatz
und zeige dem Rest der Welt, welch interessante Dokumente doch mein Nachbar hat,
weil ich glaube, dass der Rest der Welt Kenntnis von diesen Dokumenten haben sollte.
Natürlich ist es die Schuld des Nachbarn. Was kann ich dafür, wenn er ein so mickriges Schloß an seiner Tür hat.
Wenn dem Nachbarn durch meine Veröffentlichung ein Schaden entsteht?
Mir doch egal! Ich bin ja anonym! Und außerdem bin ich ja der Gute! Irrtum ausgeschlossen!