Arbeitsagentur will Hartz-IV-Empfängern überwachen

_killy_ schrieb:

" .....Nicht "Hartzer" davon leben können...."

Du hast 1:1 ansonsten wiederholt was ich gesagt habe.
Ich finde Hartz IV auch eine relativ gute Lösung. Nur eben die Öffentliche Wahrnehmung ist eindeutig negativ. Und besonders bei "Betrug" kommen schnell die Stammtischparolen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: (überflüssiges Komplettzitat entfernt!)
Schwarzarbeit - das MUSSTE kommen.

Arbeiten nur ALG II - Empfänger schwarz?
Oder tun das u.U. auch mal vollbeschäftigte Handwerker (nach Feierabend schnell noch ein Bad fliesen, eine Mauer hochziehen, Innenisolierung anbringen - Tituliert als "Freundschaftsdienst" ist das dennoch nichts anderes als Schwarzarbeit, wenn man dafür mehr als die Materialkosten verlangt).
Sogar die Gründe dafür sind rein wirtschaftlicher Natur - Schwarzarbeit lohnt sich für Arbeitnehmer UND Arbeitgeber (und zwar gewaltig) - nur der Staat schaut dabei leider in die Röhre.

Aber da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen, der gerne "ein bisschen weniger" zahlt oder "ein bisschen mehr" in der eigenen Tasche haben möchte - das ist der eigentliche Grund für Schwarzarbeit, die Umschiffung von "unnötigen" Mehrkosten (da gehört u.U. auch eine H4-Kürzung oder Sperre dazu).
Natürlich machen H4ler da keine Ausnahmen, für die ist einfach der "Steuerfreibetrag" noch niedriger (Steuern, das ist das Geld, das NICHT in meiner Tasche landet). Alles, was über H4 + zulässigem Zuverdienst hinaus gehen würde, wird schwarz gemacht, oder garnicht - sonst lohnt sich die Arbeit nämlich einfach mal nicht.

Ich sehe das Problem nicht so sehr bei H4 empfangenen Schwarzarbeitern, sondern bei einer ganz allgemein auf "jedem das seine, aber mir das meiste" ausgeichteten Wirtschafts- und Denkstruktur. Denn dort setzt Schwarzarbeit an - mMn bei restlos ALLEN, die es tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du musst aber auch schauen, dass hier versucht wird die Interessen einer Gruppe über die Interessen der Allgemeinheit zu stellen. Immer wieder wird versucht, die Hartz IV Empfänger so darzustellen, als müssten sie kein Beitrag zum Sozialsystem leisten. Dies geht so aber nicht. Deshalb sind auch die Kontrollen aus meiner Sicht gerechtfertigt.

Wir sehen doch aber auch aktuell, dass nicht nur Hartz IV Empfänger kontrolliert werden. Das Verwaltungsgericht in Rheinland-Pfalz hat aktuell im Urteil auch bestätigt, Steuer-CDs sind legitim um die Steuerehrlichkeit zu erhöhen. Es muss halt jeder seinen Beitrag leisten. Da darf man keine Ausnahme machen. Es finden sich sonst für jede Gruppe Begründungen, warum diese nicht kontrolliert werden dürfen/sollen. Dann brauchen wir aber auch kein Sozialsystem mehr.
 
@_killy_
Der Beitrag der Hartz4 Empfänger ist, dass sie arbeiten gehen und Geld verdienen und dieses Geld nicht reicht zum leben. Ebenfalls werden sie enteignet. Daher: Doch, sie leisten einen Beitrag zum Sozialsystem.
 
@ Onkelhitman

Sie sollen ja auch weiterhin den Beitrag zum Sozialsystem leisten und nicht von diesen befreit werden, wie einige User hier fordern.
 
Es gibt keinen Beitrag den sie leisten können. Deswegen sind sie ja bedürftig. Aber man kanns auch umkehren. Wenn man als Rentner eine Aufstockung bekommt von 600€ auf 720€, dann zahlt der Rentner von diesem Geld ja 19% MwSt. Sodass er die 120€, die er als Zuschuss zu seiner Rente aus den Steuergeldern bekommt, als Mehrwertsteuer zurückbezahlt. ;)

Du gehst von welchen Leuten aus? Das wollte ich damit eigentlich nur klar machen. Denn Hartz 4 bedeutet nicht nur Arbeitslos und Arbeitssuchend. Sondern auch Sozialhilfeempfänger, Renten- und Lohnaufstocker. Was soll denn ein Rentenaufstocker zum Sozialsystem leisten? Der hat vielleicht schon 45 Jahre gearbeitet. Das weiss doch alles niemand.
 
Das Thema das Threads ist doch, ob es Gerechtfertig ist, dass Hartz IV Empfänger geprüft werden, ob diese bei Ebay geweblichen Handel betreiben oder nicht.
-> ich bin für eine solche Überprüfung, wie ich auch für Überprüfungen von Vermögenden bin

Aus meiner Sicht kann/sollte sich niemand mit irgend einer Begründung aus dem Sozialsystem herausziehen. Entweder man ist für ein Sozialsystem oder dagegen.

Leistung - jeder geht seinen Rechten und Pflichten ordnungsgemäß nach. Leider haben wir ja aber auch schon feststellen dürfen, dass die Steuerehrlichkeit anscheinend abgenommen hat, so dass mehr Kontrollen sein müssen um das Sozialsystem zu stützen.

Ich weiß nicht, ob ich da so kompliziert bin oder mein Anliegen nicht vernünftig Formulieren kann, aber für mich definiert sich soziale Gerechtigkeit dadurch, dass jeder gibt, was er geben kann und jeder nur soviel nimmt wie er auch braucht.
 
Ja, das würde auch wunderbar funktionieren. Wenn denn in H4 nur Arbeitslose wären, die noch nie gearbeitet haben oder jetzt gerade nicht arbeiten.

H4 setzt sich aber auch aus den Leuten zusammen, die schon 40 Jahre lang gearbeitet haben und jetzt Rentner sind, aufgestockt werden, weil sie zu wenig Rente bekommen. Diese Leute haben 40 Jahre lang das Sozialsystem mitfinanziert, bekommen aber immer noch einen Zuschuss und dürfen, wie du es schon richtig bemerkst, die Auflagen erfüllen. Was bedeutet, dass wenn sie vor ihrer mickrigen Rente eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben, keinen Zuschuss bekommen. Das bedeutet wenn sie Geld besitzen, dass sie dieses aufbrauchen müssen, bis das Geld weg ist. Das bedeutet, dass sie enteignet werden.

Ebenso geht es Menschen, die in Niedriglohnjobs arbeiten und aufgestockt werden. Die dürfen sich kein Geld auf Seite legen, denn in dem Fall besitzen sie "Rücklagen", und diese darfst du als H4 nur bis zu einem bestimmten Grade besitzen.

Diese Gleichmacherei haben wir der H4 Einführung zu verdanken. An dem der, der 40 Jahre lang gearbeitet hat vom Gesetz her gleichgestellt ist mit jemandem, der 0 Jahre gearbeitet hat.

Das ist nicht sozial gerecht, das ist sozial ungerecht.

Aus meiner Sicht kann/sollte sich niemand mit irgend einer Begründung aus dem Sozialsystem herausziehen. Entweder man ist für ein Sozialsystem oder dagegen.
Hm, schwarz oder weiss. Nun in dem Falle: Ich bin für ein Sozialsystem, und wir haben kein "soziales System".

ich bin für eine solche Überprüfung, wie ich auch für Überprüfungen von Vermögenden bin
Mehr haben da capo und ich auch nie geschrieben. Wenn du alle unter Generalverdacht stellst, dann musst du auch jeden in Deuschland unter Generalverdacht stellen. Hier könnte jeder Steuern oder Sozialversicherungsgelder ohne einen gerechtfertigten Anspruch verprassen. Könnte. Und wenn dem so ist, dann muss man letztlich und in aller Konsequenz auch alle überwachen und überprüfen. Alles andere ist ungerecht. Merkst du ja selbst:
aber für mich definiert sich soziale Gerechtigkeit dadurch, dass jeder gibt, was er geben kann und jeder nur soviel nimmt wie er auch braucht.
Und das ist schon in der deutschen, gesetzlichen Sozialversicherung nicht so. Wäre es so, hätten die ges. Sozialversicherungen Geld ohne Ende und die Leute würden eben nicht in eine Rentenaufstockung geraten. Das Geld kommt aber zum einen nicht gerecht rein, zum anderen wird das vorhandene Geld nicht gerecht ausgegeben.

Und daher schockiert es eigentlich nur, dass man dann bei einem solch ungerechten System noch auf "die Hartz4-Empfänger" ohne differenzierung einprügelt.
 
Aber was willst du machen? Keine Hartz IV Empfänger mehr überwachen, da es auch Unschuldige treffen könnte? Dann bin ich demnächst auch Hartz IV Empfänger und arbeite für meine Firma schwarz ... ich werd ja dann nicht überwacht ... meine Firma spart sich die SV Beiträge ich mir die Steuern. (Steuerschlupflöcher sollte man nicht noch schaffen) Einseitige Politik im SV System hat dieses bisher immer mehr geschadet als genutzt. (Wahlversprechen für die Rentner ...)

Wir sind uns glaube beide einig, dass es menschlich nicht immer gerecht zugeht. Aber sofern die Bürger die Steuerehrlichkeit als nicht erstrebenswert sehen, solange wird und muss es Kontrollen geben.

PS ich lasse mich auch ungern auf die Schiene drängen, dass ich ausschließlich für Kontrollen bei Hartz IV Empfänger bin. Ich bin für Kontrollen bei allen Bürgern. Diese sehen aber nunmal je Einkommensschicht anders aus. Frau Schwarzers Ebay-Konto zu überwachen wäre nicht sehr hilfreich - Steuer CD kaufen dagegen sehr.
 
Ich nehme einfach deinen letzten Absatz:
Ich bin für Kontrollen bei allen Bürgern.
Jetzt sind wir einen Schritt weiter.

Ich selbst bin nicht dafür. Ich bin für eine Vereinfachung des jetzigen Systems, sodass es gar nicht erst noch Löcher gibt durch die man schlüpfen kann, und dann reichen auch die jetzigen Kontrolleure von ihrer Anzahl völlig aus, nur ist dann deren Priorität anders.

Wir haben ein so verwinkeltes und mit solchen Auflagen versehenes Gesetz, dass kaum jemand noch durchblickt. Die gesamten Subventionen und Steuererleichterungen. Wem bringt das denn alles was? Und wer nutzt es denn geldtechnisch am meisten aus?

Wir haben Lohnsteuerklassen (die mir ein Rätsel sind), wir haben Kindergeld, wir haben Beitragsbemessungsgrenzen, Pendlerpauschalen, Absetzbeiträge, Abgeltungssteuer, Mehrwertsteuer, Brutto und Netto, das gesamte Leben ist so kompliziert, weil man es so undurchsichtig gestalten will. Und dann ist unter dieser Gruppe von Menschen, die in H4 drin sind, eine minimale Gruppe vorhanden, die bei Ebay oder sonstwo nen Rembrand verkaufen. Ebenso gibt es eine Gruppe von Superreichen, die wegen Steuerhinterziehung auffliegen.

Jetzt ist deine Meinung: Na dann kontrollieren wir eben alle! Meine Meinung ist: Man kann nicht alle kontrollieren.

Wir sind uns glaube beide einig, dass es menschlich nicht immer gerecht zugeht. Aber sofern die Bürger die Steuerehrlichkeit als nicht erstrebenswert sehen, solange wird und muss es Kontrollen geben.
Solange das System ungerecht ist, muss man auch kontrollieren. Bei einem solidarischen, sozialen und gerechten System würden die Bürger von sich aus selbig handeln. Da das System aber nicht so ist, gibts Ausreißer. Und die werden niedergeprügelt. Das ungerechte, unsoziale und unsolidarische System aber wird nicht angetastet und eher noch ausgeweitet, indem man eben jene die unten liegen noch mit einigen Fallbeispielen zu "potentiellen Steuerverschwendern" macht, um dadurch Millionen von Menschen (und ich wiederhole: Einige von denen SIND schon 40 Jahre arbeiten gegangen oder gehen jetzt arbeiten) zu überwachen. Das kann es nicht sein.
 
Würde ich das Steuer- und Sozialabgaben System verändern können, wäre ich auch dafür. Ein Einheitssteuer- & SV-satz auf alle Einnahmen (also keine Unterscheidung mehr in der Einkommensart) ohne Unter- oder Obergrenzen. (jeder Euro wird gleich behandelt - Motive Steuern zu hinterziehen werden dadurch aus meiner Sicht gemindert)

Dies lässt alle Schlupflöcher verschwinden und Kontrollen werden vereinfacht. Hier würde ich dann auch davon ausgehen, dass durch ein solches System sich für alle Einkommensgruppen Vorteile ergeben und auch die Wirtschaft von diesem System profitiert. Komplexität in der Steuergesetzgebung ist auch ein Investitionshemnis.

Aber kennst du eine Partei, welche überhaupt an einer solchen Reform interessiert ist und diese auch umsetzen würde? (also nicht nur Wahlversprechen raushaut und nach der Wahl an Demenz erkrankt)
 
Das hat mit dem Thema leider nichts zu tun. ;)

Aber sagen wir es einmal so, damit wir uns zurück nähern:
Wir wissen, dass es Schlupflöcher im Gesetz gibt. Diese Schlupflöcher werden momentan, soweit es geht, kontrolliert und überwacht. Das geht nur zu einem gewissen Teil. Es gibt Menschen, die von diesen Löchern wissen und sie ausnutzen. Dadurch verringern sich die Einnahmen des Staates allgemein und die Ausgaben des Staates für Bedürftige (lassen wir einmal außen vor, wer das ist).

Es gibt verschiedene Arten, wie der Staat weniger Einnahmen bekommen kann, und wie der Staat Ausgaben hat. Wir sprechen hier im Thema bewusst über eine Gruppe von Menschen, welche ca. 42 Milliarden Euro kosten. Insgesamt. Davon gehen ca. 19,6 Milliarden im Jahr 2012 für Arbeitslosengeld 2 raus. Zusätzlich sind da noch Gelder drin für Eingliederung, Arbeitsförderung von 13,3 Milliarden. 4 Milliarden sind Verwaltungskosten. 5 Milliarden sind Zuschüsse für Unterkunft und Heizung.

deutschland-verliert-mehr-als-160-milliarden-euro-durch-steuerhinterziehung-und-vermeidung/

Jetzt überlegen wir mal. Gefordert wird eine bessere Kontrolle der H4 Empfänger, weil diese das System ausnutzen. Die maximale Summe, die die Personen (und wir gehen mal vom Generalverdacht ALLE aus) demnach ausnutzen beträgt 38 Milliarden Euro (immerhin sind ja dann die Verwaltungskosten nicht mehr vorhanden).

Wir möchten daher eine Gruppe von ca. 5 Millionen Menschen (es sind sogar mehr, wenn man die Aufstocker, in Transfergesellschaften, Schulungen etc. mitrechnet) schärfer kontrollieren, dass sie keine "krummen Dinger auf Kosten der Allgemeinheit begehen". Auf der anderen Seite sind bekannte! Steuerhinterziehungen mit Dunkelziffer (lassen wir es von den 160 Milliarden geschätzten Steuerhinterziehungen nur 80 Milliarden sein) nicht eher verfolgbar?

Ist es daher nicht lohnenswerter, in diesem Bereich die Fahndungen zu verschärfen, um mehr Geld wieder zurückzuholen? Um DANN wenn man dort die JEDES JAHR VERBUMMELTEN 160 Milliarden reinholt Geld aufwendet um die H4-Menschen besser zu kontrollieren?

Ist es daher nicht sinnvoller dort Geld zu holen, wo es ganz sicher hinterzogen wird, als auf Generalverdacht alle H4ler zu kontrollieren, die als Geldsumme gerade mal die Hälfte oder ein Viertel als Gesamtsumme bekommen, und demnach von diesem Geld nur einen Bruchteil zu Unrecht bekommen? (durch z.B. Ebay Verkäufe oder sonstiges)

Keine Frage, beides ist schlimm, und beide "Parteien" nutzen Geld, welches von jedem Steuerzahler gezahlt wird. Aber ist alleine schon die Summe von 160 Milliarden 100%iger Steuerhinterziehung nicht wichtiger als eventuelle Steuerhinterziehung von Maximal 38 Milliarden?

@_killy_
Zu dem letzten Absatz: Keine. ;)
Das ist genau das Problem. Der Wähler aber tut sich auch verdammt schwer zu erkennen, was er wählen müsste. Es gibt keine einzige Partei, die in einem gewissen Sinne gerecht ist. Es gibt die Kapitalisten und Unternehmer ; und die krasse Gegenseite sind die Kommunisten die jeden gleich machen wollen (was bisher nie geklappt hat). Beide zusammen sind eine gute Mischung. Aber auf die Idee kommen die Bürger nicht. Anstatt Parteien zu wählen, die kommunistisch veranlagt sind, die zwar niemals die Chance haben, das Land zu regieren, aber durch die Wahlen eben die anderen Parteien beeinflussen können (nicht direkt, aber wenn die, nur als Beispiel, 20% bekämen, würden die anderen Parteien, um wieder mehr Wähler zu bekommen ihr Programm anpassen und dadurch passiv wiederum kommunistischer sein), wird immer wieder derselbe Mist gewählt und dadurch der Untergang nur fortgesetzt.

Es wird an jeder Ecke gemeckert, ansich auch zu Recht, es wird aber wahltechnisch nichts geändert und munter die Parteien gewählt, die es für die meisten schlechter machen, nur für die besser machen, die eh schon das Geld mit Säcken nach hause tragen.
 
jeder gibt soviel er kann ist aber nicht eine gleichbesteuerung ab dem ersten euro.

eine Grundsicherung steuerfrei, und wer mehr will kann dann ranklotzen wie wir es jeden Monat machen. ist doch dufte.
 
@Corto
Also doch ein BGE (wäre ein anderer Fred)?

Kontrollen für alles und Jeden sind nicht nur unmachbar, es wäre auch die denkbar dümmste Variante, denn die größten Sozialschmarotzer können sich aussuchen, wo sie ihre Steuern zahlen (oder eben nicht).
HartzIV -Empfänger sollten das im Allgemeinen nicht so einfach können.
Und diese Wehrlosigkeit macht sie leider zum 1A-Sündenbock.
Mehr noch, einige Arbeitslose haben zunächst erstmal ein Problem damit, sich überhaupt beim Amt zu melden, HartzIV zu beantragen und damit genau in der Ecke zu landen, in der sie bisher Gewohnheitsmäßig faule Sozialschmarotzer vermutet haben.
Ich habe neulich noch jemanden zum Amt "geprügelt" (verbal), damit der nicht NOCH mehr Schulden machen muss - arbeitslos war der seit fast einem halben Jahr, und seine Ersparnisse haben eben nur für knapp 1/3 dieses Zeitraumes gereicht. Sicherlich ein Einzelfall, aber wer die üblichen Stammtisch-Parolen im Kopf hat, für den ist der Gang zum Amt eben ertsmal eine riesige Hürde - der will sich dieses Stigma nämlich am liebsten nicht abholen.
Die meisten Leute, die ich so kenne, haben nach ungefähr einem Jahr H4 nur noch einen einzigen Wunsch - ARBEIT. Nicht nur, weil sie gerne arbeiten möchten (das ist nur ein Teil), oder weil sie "ihren Teil beitragen" möchten, sondern primär, weil sie die sinnlosen Gängelungen, die sinnfreie "Beratung" und die Abhängigkeit von bzw. die Kontrolle durch die Jobcenter einfach satt haben. Viele machen sich selbstständig, weil es für sie scheinbar der einzige gangbare Weg aus dem Sozialnetz ist.
Als selbstständiger Subunternehmer bekommt man dann plötzlich Aufträge von genau den Firmen, die einen kurze Zeit vorher nicht als Angestellten auf der entsprechenden Stelle haben wollten, bzw. keine solche Stelle ausgeschrieben hatten (und ich beziehe mich da auf Maurer, Industriemechaniker und Informatiker genauso, wie auf Literaturwissenschaftler, Diplom-Geologen oder Mathematiker).
Und da drängt sich mir die Frage auf, warum die Unternehmer so handeln. Mir fällt nur eine einzige logische Antwort ein: Da wird sich in ganz großem Stil vor den Sozialabgaben (Lohnnebenkosten) gedrückt, denn die muss ein Subunternehmer ja selbst abführen.
Und an der Stelle erkenne ich dann wiedermal H4 als "Lohndumping"-Tool, und eine der übelsten Sachen, die unserem Sozialsystem seit seiner Einführung passiert sind.

BTT:
Ich habe in meinem ganzen Leben über ibäh nicht mehr Geld UMGESETZT als ich monatlich dazuverdienen könnte, ohne H4-Sanktionen befürchten zu müssen. Meine ganze ebay-Historie zusammengerechnet ergibt einen "Gewinn" von unter €100,- in einem Zeitraum von knapp 120 Monaten.

Es gibt sicherlich auch H4ler, die über ebay etwas dazuverdienen. Aber solange es den monatsfreibetrag nicht übersteigt, MUSS das dem Amt einfach mal wurst sein.

Mein Weg wäre da eher folgender: Alle verkäufe, an denen eine DE-IP beteiligt gewesen ist, sind von ebay zu dokumentieren (machen die sowieso), diese Dokumentation wird dann nach IP oder User-Account geordnet in zwei Staffelungen gefiltert (z.B. über €120,- und über €450,- im Monat).
Das Ergebnis der ersten Filterung wird an die Jobcenter übermittelt, die dann prüfen, ob HartzIV Empfänger dabei sind, um dann entsprechende Schritte einleiten zu können.
Die zweite Filterung geht ans Finanzamt - nur um Kontrollieren zu können, wer diesen Betrag versteuert, und wer nicht.
Der Rest der Dokumentation interressiert nicht, die wird wie gewohnt dazu genutzt, Konsumenten-Profile zu erstellen.
Die entsprechenden Daten kann man sicherlich schon jetzt günstig beim BKA bekommen, oder bei der NSA einkaufen. Wahrscheinlich betreibt ebay mit diesen Infos selbst einen Schwungvollen Handel.

Diese Totalüberwachung wäre nicht nur einfach möglich - sie ist eine Tatsache. Sie wird nur momentan nicht zu diesem Zweck genutzt.

Die ganze Debatte hängt sich mMn eh nur daran auf, dass die Medien bei jedem schwammigen Verdacht auf Sozialschmarotzerei eben nur ein Wort kennen: "Hartz4".
Das Sozialsysstem ist zu teuer? -> Hartz4 ist Schuld.
Die Gesetze haben Schlupflöcher? - die Hartzer werden sie schon gefunden haben.
Deutschland ist bei PISA schon wieder nicht auf Rang#1, nichtmal in den Top 5? -> Ganz klar: Dieses ungebildete asoziale Pack ist Schuld, dass auch Klein-Professor nicht ordentlich rechnen gelernt hat. Das Wunderkind wäre einfach Wunderkind, wenn DIE sich nicht auf einem Sozialsystem ausruhen könnten.
Und leider gibt es auch immer genug Leute, die diesen Scheiß nur zu gerne kaufen.

Welcher Idiot hat eigentlich die BILD in unserer Wohnküche deponiert?
Ich habe nun tatsächlich mal das ganze Ausmaß dieser "Misere" betrachten können (bisher kannte ich BILD nur auszugsweise) - grausamstens (ich kann's garnicht genug steigern, dafür bräuchte ich einen hyper-mega-über-lativ).
Susanne (19) meint dazu: "Am liebsten bin ich nackt".
DerOlf (40) meint dazu: "man kann garnicht so viel fressen, wie man kotzen möchte" (frei nach Max Liebermann).
Nichtmal zum Fensterputzen taugt dieses Schmierblatt - keine einzige Seite in S/W. Reines Recycling-Altpapier - direkt aus der Tonne und direkt für die Tonne.
 
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@olf
killy hatte doch eine gleich-versteuerung aller Einkommen vorgeschlagen, was ich prinzipiell nicht verkehrt finde. nur eben ergänzt um einen Steuerfreibetrag bis die Grundsicherung erreicht ist.

Wobei das jetzige progressive Steuersystem schon eigentlich richtig gut ist, wenn denn nicht die tausend schlupflöcher wären, die nur die ausnutzen die eh schon Geld zum Kacken haben... (wo wir wieder einer Meinung sind. komplizierte Steuersysteme - qui bono ???)

und es gibt sie ja, die Unternehmer die nicht abgehoben sind. Die sagen, das sie mehr Geld haben als sinnvoll genutzt werden kann und daher gerne höhere Abgaben zahlen würden.

Aber in der heutigen Gesellschaft, wo empathie potenzielle Schwäche ist, oder mindestens unnütz.
wo solidarität dich zum "OPFA" macht, oder mitgefühl zur "schwuchtel", tja da komm mal mit Steuergerechtigkeit. ^^

grüße
corto
 
Es ging auch nicht gegen die Gleichversteuerung AB einem festgelegten Freibetrag - das halte ich auch für eine gute Idee. Ich würde nur noch einen großen Schritt weiter gehen. Wie viel braucht Mensch maximal um so leben zu können wie er möchte oder es gewöhnt ist. Ich würde auch einen Steuerhöchstbetrag festlegen, oberhalb dessen die Berechnung der Steuer eben so läuft:
(Monatseinkommen) - (in den vergangenen Monaten im Durchschnitt ausgegebenes Geld, + "vermögenswirksame Leistungen" ) = Abgaben.
Wenn bei jemandem privat 1000000/Monat reinkommen, er aber nur knapp 100000 davon selbst ausgegeben hat (all incl.), dann gehen die restlichen 900000 eben in die Staatskasse. Aber den Aufschrei aus Richtung FDP&Co will ich mir lieber garnicht vorstellen.

Niemand BRAUCHT Milliarden auf der hohen Kante. Aber den Leuten die auf ihrem Geld rumhocken macht daraus keiner einen Vorwurf. Scheinbar ist es um einiges Schlimmer, wenn ein H4-Empfänger seine paar Hundert Euro Ersparnisse nicht angegeben hat - keine Frage, DAS belastet das Sozialsystem ungemein.

Im Bezug auf die Vergangenheit könnte man das für eine "Hexenjagd" halten, und es wird wahrscheinlich von den kommenden Generationen in ähnlicher Weise interpretiert werden, wie mittelalterlich-normaler Antisemitismus - oder eben die allseits beliebten Hexendenunziationen.
Scapegoating mit nur einem einzigen Ziel: Den eigenen Scheiß bloß nicht zu genau betrachten müssen.
 
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Ich stimme dir zu, aber ich weis auch (so einer sitzt mir gegenüber - verbeamtet) das es viele gibt, die dann lieber ihre Kohle sinnlos ausgeben.
Ich kenne auch Landwirte, die anstatt Steuern zu zahlen lieber was abfackeln aus ihrem Besitz.

bevor die Teilen, evtl sogar noch mit jemand der nicht ihres standes ist - vernichten dies es lieber.

Es muss also immernoch einen Mehrwert für Fleiß und Grips und Initiative geben, nur darf der nicht zigmal so hoch sein wie der Gesamtverdienst eines normalen Menschen.

Es muss einen Sinn geben neben der Arbeit. Aktuell ist ja entweder du bist erfolgreich und egoist, oder mietnomade. (ganz ganz fies auf Bild-niveau).

Mein Vater ist jetzt mit 58 arbeitslos geworden, vorher immer arbeiten gewesen seit er 17 ist. der geht daran kaputt das ihn keiner mehr braucht.
der fährt zu vorstellungsgesprächen die nur fingiert sind damit die Zeitarbeitsfirmen die Zuschüsse kriegen.
das führt dazu das man massiv Angst bekommt, ja nicht darein zu rutschen... und so findet man sich im preakariat, und macht und tut um bloß nicht noch tiefer zu rutschen.

Wo ist eigentlich sheep-shaver hin, der war doch immer so für freien markt und so. ist wohl auch älter geworden, oder fertig mit dem studium ;)
(desch war ironie her schafscherer :D)
 
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@ DerOlf

Mit deinen Vorschlag zum Steuersystem würdest du alle Niedrigverdiener und Normalverdiener ins Aus schießen. Was macht jemand, der ein hohes Einkommen hat bei so einem Steuersystem? -> Richtig, er konsumiert bis sein Überschuss 0 ist. Sprich, es werden Autos, Immobilien, Waren gekauft ohne Ende. (Inflation extrem hoch - vorher musste er ja nicht konsumieren sondern konnte sparen)

Weiterhin ist der Anreiz sehr hoch, künstlich Verluste zu erzeugen. Gerade dort kann es aber zu Fehlwirtschaft kommen. Siehe die Abschreibungsmodelle nach der Wende für Ostimmobilien oder die Schiffs-Fonds. Wegen der Verlustanrechnung wurde massiv Geld in diese Bereiche gesteckt und es kam zu einer Blase - am Ende ist das Geld verbrannt. Davon hat wirklich niemand was.

Aus meiner Sicht ist eine pauschale Versteuerung eines Euros am gerechtesten. Nur so kann fehlgeleitetes Verhalten vermieden/reduziert werden.
 
Ich zitiere mich aus einem anderen Forum mal:
"Ein Mindest-Mindeslohn von 8,50€ die Stunde welcher für jede Arbeit gilt, dazu kollektivvertraglich geregelte Löhne für Berufsgruppen, die Rente und Pension in einem mit einer Grundrente und einer gestaffelten zusätzlichen Rentenaufstockung nach Arbeitsjahren, die Sozialversicherungsabgaben für jeden ohne Beitragsbemessungsgrenze, ein Freibetrag auf den Lohn von 1000€ und die Abschaffung der Lohnsteuerklassen mit Erhöhung des Kindergeldes bei gleichzeitigem (gestaffelt nach Haushaltsmitgliedern) Hartz4 ohne Sanktionen würde für jeden eine Besserung bringen und genau dasselbe kosten wie jetzt auch. Einzig die Umverteilung innerhalb der Gesellschaft wäre anders, und zwar gäbe es dann ein Minimum, mit dem man Leben/Überleben kann, es gibt einen Anreiz zu arbeiten (für jetzt und für später für die Rente) und die in den hohen Einkommensklassen müssen genauso wie jeder andere in den niedrigen Einkommensklassen einen prozentualen Anteil für die Gesellschaft erbringen. Dadurch schadet man (außer dem Geldbeutel derer, die eh schon viel haben) niemandem und es ginge allen besser. Bei 0,5 Millionen Jobs würden sich die potentiellen Arbeitnehmer um diese Jobs reißen, und die, die "keinen Bock haben" bleiben einfach zu hause und bekommen dennoch genug Geld."

Durch das ohne Sanktionen fällt auch die Bedürftigkeitsprüfung nach Besitz weg. Nochmal: Selbst wenn man alle H4ler aufdecken würde und jeder das Geld "veruntreut hat" sind diese von den 38 Milliarden Euro nur ein Bruchteil. Lassen wir es von den 38 Milliarden knappe 2 Milliarden sein, die durch Verkäufe und andere Dinge veruntreut werden. Natürlich sind diese 2 Milliarden zu Lasten der Steuerzahler draufgegangen.

Aber auf der anderen Seite stehen geschätzte 160 Milliarden (!!!) und die sind als Zahl bekannt. Das ist das 80-fache von dem, was man durch die Aufspürung von "H4-Schmarotzern, die tatsächlich das System ausnutzen" (aber welch ein System auch) reinholen kann.

Welche Relation das ist.....
 
Du verdrehst aber auch einen die Worte im Munde. Hat irgendjemand geschrieben, dass ausschließlich Hartz IV Empfänger zu überprüfen sind? Auch der Rest der Leute wird kontrolliert. Hier gibt es - für die Einkommensgruppen angepasst - jeweils Kontrollen. (oder anders Formuliert - für die verschiedenen Formen der Steuerhinterziehung entsprechende Gegenmaßnahmen)

Auch wenn der Thread ausschließlich das Thema Kontrolle der Ebay-Accounts von Hartz IV Empfänger hat, so darfst du die anderen Maßnahmen die die Bürger zur Steuerehrlichkeit zurückführen sollen ;) nicht ignorieren.
 
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