Oromis
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Athlon 5370, Freilaufgehege für den alten Jaguar
x
- Geschichtliches
- Testsystem
- Spezifikationen
- Der Prozessor
- Compute- und Spieleleistung
- Multimediafähigkeiten
- Overclocking
- Welcher Takt braucht welche Spannung
- Taktleistung: Jaguar, Steamroller, Excavator, Sandy Bridge und Haswell-E
- Fazit
Geschichtliches
2013 als Nachfolger von Bobcat vorgestellt ist AMDs Jaguar-Architektur seither ein extrem wichtiges Standbein für die Firma. Zahlreiche Architekturverbesserungen und die erstmalige Integration von GCN in eine APU sorgten für ein deutliches Leistungsplus gegenüber dem Vorgänger. Während die SoCs anfänglich noch bei TSMC in Auftrag gegeben wurden änderte sich das mit der Serienreife des 28nm Prozesses von Globalfoundries. Seitdem wurden die einzelnen Chips zunehmend mehr in Dresden gefertigt.
Noch im Vorstellungsjahr wurden die Next-Gen-Konsolen von Microsoft und Sony mit 8-Kernigen Jaguar-Chips ausgerüstet - dadurch wurde in den Nachfolgemonaten viel Umsatz generiert. Auch im Embedded Markt gab es zahlreiche Ableger: Die drei sich ablösenden Serien eKabini, Steppe Eagle und Peregrine Falcon.
2014 schafften es dann sogar normale Desktopableger der beliebten Mobilarchitektur in den Handel, die den Sockel AM1 als erste sockelbare SoC-basierte Desktopplattform mit sich brachten.
Fast zeitgleich wurde auch schon der Nachfolger von Jaguar vorgestellt: Die Puma-Architektur, die wiederum 2015 von der Puma+-Architektur ersetzt wurde. Beide male gab es kleine Verbesserungen an Fertigung und Design, mit denen die entsprechenden Prozessoren dann erst als Beema und Mullins und anschließend als Carrizo-L verkauft werden.
Bislang ist unklar, ob auch Nintendos NX auf Jaguar oder gar einen der Nachfolger setzen wird, entsprechende Gerüchte gab es bereits mehrere. Dann wäre aber ein Update der Grafikeinheit auf GCN 1.2 oder Polaris aus Kosten- und Effizienzgründen sehr wahrscheinlich - ebenso wie die Fertigungsgröße 14nm von Beginn an. Ähnliches könnte auch den spekulativen "Upgrade-Konsolen" von Sony und Microsoft bevorstehen.
In Zukunft sollen die Katzen, wie auch alle modulbasierten Prozessoren, Ende 2016 durch die Zen-Architektur abgelöst werden, das stellte AMD auf dem FAD 2015 in der anschließenden Fragerunde klar.
Als fortschrittlichste Kernbasierte Prozessorarchitektur ist es nicht abwegig anzunehmen, dass Zen zumindest zu einigen Teilen auf Jaguar aufbauen wird. Ob das stimmt und wie gut das Erfolg hat wird man gegen Ende des Jahres sehen.
Doch so alt er auch sein mag: In Konsolen und Desktop gibt es ihn noch heute: Den Ur-Jaguar. Und nach dem Release 2014 erhält das bisherige Topmodell Athlon 5350 nun endlich seinen Nachfolger: Den Athlon 5370.
Mit 7% höhererem Multiplikator und einer um 0,05 Volt abgesenkten Spannung soll dieser nun die neue Leistungsspitze im Low-End-SoC-Bereich darstellen.
Testsystem
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Das Testsystem bleibt im Kern wie es bereits bei den letzten Tests war. Vier Gigabyte Ram auf einem ASRock AM1B-ITX und ein SoC unter einem leicht angepassten Alpenföhn Silvretta. Zwar wurde bislang kein BIOS-Update für den Neuling veröffentlicht, da sich aber ohnehin nur Taktraten und Spannung ändern funktioniert der Betrieb auch weiterhin mit den alten Versionen.
Als Monitor dient ein Modell mit 1080p und 60 Hz.
Spezifikationen
Bis auf den höheren Kernmultiplikator sind die Spezifikationen des Athlon 5370 fast mit denen des 5350 identisch. Chipsatz, Shader, Northbridge, Speichercontroller, FSB und TDP bleiben unangetastet, über Verbesserungen an der Fertigung oder dem Stepping ist nichts bekannt.
Eine Sache gibt es aber dann doch, die überraschend ist: Die Spannung. Während der 5350 mit einer Standardspannung von 1,2875V betrieben wird und bis maximal 1,3 Volt spezifiziert ist, nimmt sich der 5370 trotz seines höheren Takts nur 1,2375 Volt und damit immerhin 0,05V weniger. Obendrein liegt auch die maximale Spannung um 0,025 Volt höher, und damit bei 1,325V - das schafft etwas mehr Spielraum um damit die 2,5 Ghz hinter sich zu lassen. Mehr als ein FSB von 152 ist bedingt durch das BIOS aber leider weiterhin nicht möglich, so ist ein Maximaltakt von "nur" 3,34 Ghz realisierbar.
Der Prozessor
Wie auch schon der Vorgänger 5350 findet auch der Athlon 5370 seinen Platz im Sockel AM1 (Früher: FS1b). Dementsprechend hat er 722 Kontakte in Pinform (PGA) an der Unterseite.
Die Grundfläche des Prozessors ist mit 35x35mm Sockeltypisch sehr klein, dementsprechend fällt auch der 3,5mm hohe Heatspreader aus, der auf 33x33mm und damit auf ca 10,81cm² kommt. [Abrundungen mit einberechnet]
Trotz der geringen Ausmaße kommen sowohl Athlon 5350 als auch 5370 trotzdem auf ein Gesamtgewicht von 27 Gramm.
Anhand des Aufdrucks kann man bereits erkennen, dass auch die DIEs des Athlon 5370 in Dresden gefertigt werden. Interessant ist dabei, dass der Athlon 5370 ganz eindeutig seinen Namen aufgedruckt hat, der Heatspreader aber genau so wie der des Athlon 5350 2012 produziert wurde. Es war also zwei beziehungsweise vier Jahre vor Markteinführung bereits geplant, dass diese Prozessoren in den Handel kommen werden.
Bei meinem 5370 war zwar ein anderer Kühler dabei als damals beim 5350, die Unterschiede sind allerdings verschwindend gering. Die einzigen Unterschiede sind beim Lüfter zu finden, der beim 5370 etwas schmalere Blätter hat und ein um 2cm auf 20cm verkürztes Kabel. Dies dürfte aber nichts mit dem Wraith-Update zu tun haben, sondern eher eine andere Revision bzw. eine andere Bestückung um Produktionskapzatitäten besser auszulasten.
Compute- und Spieleleistung
Für die Tests kommt immer der Crimsons 16.3.1 Hotfix als Grafiktreiber zum Einsatz, die GPU bekommt ein Viertel des Arbeitsspeichers zugewiesen. Die Bildraten der Spiele werden wie üblich mit Fraps ermittelt.
Da sich an der integrierten GPU nichts ändert schränke ich den Testparcour diesbezüglich ein. Dementsprechend gibt es nur wenige Spiele und keinen Rechenbenchmark für die GPU. Wer mehr zur Spieleleistung der beiden SoCs lesen will, der kann sich gerne folgenden Test ansehen: Athlon 5350 Teil 2
Die Prozessoren 5150, 3850 und 2650 werden jeweils durch den heruntergetakteten Athlon 5350 repräsentiert, dabei bleibt der Cachetakt immer auf 800 Mhz fixiert.
In fast allen Tests liefert der 5370 ein besseres Ergebnis ab als der 5350. Dabei sieht man recht deutlich, was durch Cache oder Arbeitsspeicher limitiert ist - so liegen die beiden Prozessoren in Luxmark Neumann und Hotel (Mittlere und hohe Komplexität) im Bereich der Messgenauigkeit aneinander. Über das Gesamtfeld hinweg ist der 5370 immerhin 5% schneller, obwohl rein rechnerisch 7% möglich gewesen wären.
Hinweis: Informationen zu Grafikeinstellungen und Testszenen der Spiele sind hier zu finden: Klick
Wie zu erwarten sind die beiden Prozessoren im Rahmen der Messgenauigkeit gleich auf, denn die 128 Shader sind im Vergleich zum Prozessor zu langsam. Dennoch ist es auch heute noch erstaunlich, was 128 Shader der 5 Jahre alten Architektur darstellen können. Vor allem, weil diese weder die Bandbreite noch den Takt bekommen, den sie verdienen. Der A8-7410 als Carrizo-L Prozessor kommt auf Seiten der Grafik immerhin auf 800Mhz Grafik- und 1866Mhz Speichertakt, damit ist er rein rechnerisch 33% bzw 17% schneller.
Multimediafähigkeiten
Der Athlon 5370 ist wie bereits der Vorgänger 5350 mehr als ausreichend für übliche Officetätgikeiten. Getestet wurden LibreOffice, Google Chrome, PowerDVD (Blu-Ray-Wiedergabe) und als Zusatz die Wiedergabe einer mkv-Datei mit Kodi/VLC auf Ubuntu (1080p, h.264) - alle diese Dinge bereiten dem System keinerlei Schwierigkeiten und gehen flüssig von der Hand. Dabei können maximal 2 Bildschirme mit FullHD-Auflösung oder ein Einzelner mit bis zu 4k-Auflösung angeschlossen werden.
Wie alle AM1-Prozessoren unterstützt der Athlon 5370 die beschleunigte Wiedergabe der Videocodecs H.264, VC-1, MPEG-2, MVC, DivX, WMV MFT und WMV native. Wird ein Video in einem dieser Datentypen abgespielt werden die notwendigen Berechnungen von einer gesonderten Einheit übernommen und der Prozessor damit entlastet - sofern die Abspielsoftware diese Funktion unterstützt.
Overclocking
Wie auch bei allen anderen Prozessoren für den Sockel AM1 hat auch der Athlon 5370 keinen freien Multiplikator, übertaktet wird also ausschließlich per FSB. Das bringt mit sich, dass mit dem Prozessortakt selbst auch einige andere Taktraten verändert werden, darunter z.B. der des Arbeitsspeichers. Dementsprechend treten zusätzliche Limitierungsfaktoren beim übertakten auf, die die Ergebnisse unter Umständen verfälschen können.
Um dieses Problem zu minimieren, oder wenigstens zu erkennen, wird beim maximalen Takt noch extrig getestet, ob mit gesenktem Multiplikator bei Northbridge und Arbeitsspeicher noch mehr Luft nach oben ist. Das ist allerdings nicht der Fall, die Limitierung liegt also allem Anschein nach wirklich beim reinen Kerntakt.
Trotz der leicht höheren Maximalspannung konnte ich mit dem Athlon 5370 nur ein messbar besseres Ergebnis als mit dem 5350 erreichen - die 2508 Mhz liegen nur 3% über den 2435 Mhz des Athlon 5350.
Welcher Takt braucht welche Spannung
Besonders spannend im Bezug auf Architekturen ist der sogenannte Sweetspot, der Punkt, an dem mit möglichst geringer Spannung eine möglichst hohe Taktrate erzielt wird. Dieser variiert selbstverständlich von Prozessor zu Prozessor, auch innerhalb der gleichen Serie, dennoch zeigen sich bei jeder Architektur Tendenzen.
Für diesen Test werden ausschließlich Multiplikator und Spannung verändert, andere Werte wie beispielsweise der FSB bleiben auf den Werkseinstellungen. Auf Stabilität überprüft werden die Taktraten jeweils mit 15 Minuten Prime95 in der Einstellung "In-place large FFTs". Es werden große 400Mhz-Schritte verwendet, da es hierbei ja ohnehin nur um eine grobe Orientierung geht.
Es ist wohl kaum zu übersehen, dass die beiden mir gelieferten Chips nahezu absolut identisch sind, einzig bei 800 Mhz benötigt der Athlon 5350 für einen stabilen Betrieb 0,025 Volt mehr
Mit eingestellten 0,775 Volt läuft der SoC mit so geringem Energieverbrauch, dass der aufgesetzte Silvretta ihn bei 30 Minuten CPU-Volllast trotz der sehr engen Lamellen Vollpassiv gut kühlen konnte. In diesem Zustand bleibt zwar nicht viel Rechenleistung übrig, doch auf einem aufgeräumten System können durchaus noch einfache Tätigkeiten wie beispielsweise Tonaufnahmen erledigt werden.
Messungen der Leistungsaufnahme entfallen leider erneut, da eine gekaufte PicoPSU durch einen Defekt das ursprünglich verwendete Testmainboard unbrauchbar gemacht hat.
Taktleistung: Jaguar, Steamroller, Excavator, Sandy Bridge und Haswell-E
Schon im zweiten Teil meines Tests des Athlon 5350 verglich ich diesen mit einem A8 7670K mit gleichem Kerntakt, und kam damals bereits zu ausgesprochen interessanten Ergebnissen. Da nun auch der Athlon 845 zur Verfügung steht kann ich diesen Test jetzt erneut durchführen, so dass sich die finalen Architekturzweige (Desktop) vor der Ablösung durch Zen noch ein mal gegenüber stehen. Zusätzlich werden ein i5 2500K und ein i7 5820K mit zwei deaktivierten Kernen hinzugezogen, alle im Testfeld vertretenen Prozessoren haben also 4 (aktive) Kerne.
Man sieht sofort, dass sich AMD mit Excavator im Niedrigtaktbereich nun endlich deutlich von der alten Jaguar-Architektur distanzieren kann, auch der Vorgänger Steamroller wird damit fast durchgehend hinter sich gelassen.
Die Konkurrenzprodukte von Intel schneiden allerdings noch ein mal um ein vielfaches besser ab, der i5 2500K ist im Schnitt 59% schneller als der Athlon 5370 und 40% schneller als der Athlon 845. Die Singlecoreergebnisse des i7 5820K sind für die lange Entwicklungszweit zwischen Sandy und Haswell-E ernüchternd, dank Hyper Threading liegen immerhin die Multicorewerte deutlich höher - allerdings gab es entsprechende Prozessoren auch schon damals (Sandy-E).
Das sich der i7 5820K in Luxmark noch einmal deutlich weiter vor alle anderen Prozessoren setzt hat allerdings höchstwahrscheinlich nichts mit der verwendeten Prozessorarchitektur zu tun. Luxmark profitiert extrem gut von hoher Bandbreite und viel Speicher, Dinge die der i7 aufgrund seines Quad-Channel Designs und der extrem großen Caches mit sich bringt.
Fazit
Wenn man einen Refresh testet, dann muss man sich am Ende immer die Frage stellen: Und was hab ich nun davon?
Vor diesem Problem steht prinzipiell auch der Athlon 5370. Identische Grafikeinheit und ein nur leicht höherer Kerntakt - brauchts das wirklich? Man könnte sagen, dass er komplett sinnlos ist, da er mit 5% Mehrleistung keinen Grund für ein Upgrade liefert.
Eine Sache rechtfertigt ihn dann aber doch: Der Preis. Um genau zu sein nicht der Preis des 5370, der liegt mit 46€ knapp über dem des Athlon 5350 vor einigen Wochen und ist damit recht hoch.
Viel interessanter ist da, dass die ehemalige Speerspitze 5350 um 10€ im Preis gefallen ist - was fast 25% entspricht, die in diesem Preisbereich oft dringend benötigt werden.
Ich möchte jetzt nicht im Test des Athlon 5370 dem Athlon 5350 nachträglich einen Preis/Leistungs-Award verleihen, aber wer sich ein ITX-System für Multimedia zusammenbauen will, der kommt momentan einfach nicht an diesem Prozessor vorbei. Für aktuell 64€ für Mainboard und Prozessor erhält man so mehr als genug Leistung im Miniformat.
Doch auch der Athlon 5370 als solcher hat eine winzige Daseinsberechtigung, und zwar für Leute, die noch ein Quäntchen mehr Leistung im Sockel AM1 brauchen. Da der Sockel durch seinen SoC-Aufbau bislang einzigartig ist, und daraus resultierend auf ihm basierende ITX-Computer immer noch etwas günstiger als die der Konkurrenz sind, hat der Neuling zumindest eine gewisse Legitimation.
Nachwort
Wie immer sind Verbesserungsvorschläge, Korrekturen und weitere Testwünsche gerne gesehen. Sollte noch jemand spezifischere Fragen zu der Plattform/dem Prozessor haben werde ich diese natürlich gerne beantworten.
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- Geschichtliches
- Testsystem
- Spezifikationen
- Der Prozessor
- Compute- und Spieleleistung
- Multimediafähigkeiten
- Overclocking
- Welcher Takt braucht welche Spannung
- Taktleistung: Jaguar, Steamroller, Excavator, Sandy Bridge und Haswell-E
- Fazit
Geschichtliches
2013 als Nachfolger von Bobcat vorgestellt ist AMDs Jaguar-Architektur seither ein extrem wichtiges Standbein für die Firma. Zahlreiche Architekturverbesserungen und die erstmalige Integration von GCN in eine APU sorgten für ein deutliches Leistungsplus gegenüber dem Vorgänger. Während die SoCs anfänglich noch bei TSMC in Auftrag gegeben wurden änderte sich das mit der Serienreife des 28nm Prozesses von Globalfoundries. Seitdem wurden die einzelnen Chips zunehmend mehr in Dresden gefertigt.
Noch im Vorstellungsjahr wurden die Next-Gen-Konsolen von Microsoft und Sony mit 8-Kernigen Jaguar-Chips ausgerüstet - dadurch wurde in den Nachfolgemonaten viel Umsatz generiert. Auch im Embedded Markt gab es zahlreiche Ableger: Die drei sich ablösenden Serien eKabini, Steppe Eagle und Peregrine Falcon.
2014 schafften es dann sogar normale Desktopableger der beliebten Mobilarchitektur in den Handel, die den Sockel AM1 als erste sockelbare SoC-basierte Desktopplattform mit sich brachten.
Fast zeitgleich wurde auch schon der Nachfolger von Jaguar vorgestellt: Die Puma-Architektur, die wiederum 2015 von der Puma+-Architektur ersetzt wurde. Beide male gab es kleine Verbesserungen an Fertigung und Design, mit denen die entsprechenden Prozessoren dann erst als Beema und Mullins und anschließend als Carrizo-L verkauft werden.
Bislang ist unklar, ob auch Nintendos NX auf Jaguar oder gar einen der Nachfolger setzen wird, entsprechende Gerüchte gab es bereits mehrere. Dann wäre aber ein Update der Grafikeinheit auf GCN 1.2 oder Polaris aus Kosten- und Effizienzgründen sehr wahrscheinlich - ebenso wie die Fertigungsgröße 14nm von Beginn an. Ähnliches könnte auch den spekulativen "Upgrade-Konsolen" von Sony und Microsoft bevorstehen.
In Zukunft sollen die Katzen, wie auch alle modulbasierten Prozessoren, Ende 2016 durch die Zen-Architektur abgelöst werden, das stellte AMD auf dem FAD 2015 in der anschließenden Fragerunde klar.
Als fortschrittlichste Kernbasierte Prozessorarchitektur ist es nicht abwegig anzunehmen, dass Zen zumindest zu einigen Teilen auf Jaguar aufbauen wird. Ob das stimmt und wie gut das Erfolg hat wird man gegen Ende des Jahres sehen.
Doch so alt er auch sein mag: In Konsolen und Desktop gibt es ihn noch heute: Den Ur-Jaguar. Und nach dem Release 2014 erhält das bisherige Topmodell Athlon 5350 nun endlich seinen Nachfolger: Den Athlon 5370.
Mit 7% höhererem Multiplikator und einer um 0,05 Volt abgesenkten Spannung soll dieser nun die neue Leistungsspitze im Low-End-SoC-Bereich darstellen.
Testsystem
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Das Testsystem bleibt im Kern wie es bereits bei den letzten Tests war. Vier Gigabyte Ram auf einem ASRock AM1B-ITX und ein SoC unter einem leicht angepassten Alpenföhn Silvretta. Zwar wurde bislang kein BIOS-Update für den Neuling veröffentlicht, da sich aber ohnehin nur Taktraten und Spannung ändern funktioniert der Betrieb auch weiterhin mit den alten Versionen.
Als Monitor dient ein Modell mit 1080p und 60 Hz.
Spezifikationen
Bis auf den höheren Kernmultiplikator sind die Spezifikationen des Athlon 5370 fast mit denen des 5350 identisch. Chipsatz, Shader, Northbridge, Speichercontroller, FSB und TDP bleiben unangetastet, über Verbesserungen an der Fertigung oder dem Stepping ist nichts bekannt.
Eine Sache gibt es aber dann doch, die überraschend ist: Die Spannung. Während der 5350 mit einer Standardspannung von 1,2875V betrieben wird und bis maximal 1,3 Volt spezifiziert ist, nimmt sich der 5370 trotz seines höheren Takts nur 1,2375 Volt und damit immerhin 0,05V weniger. Obendrein liegt auch die maximale Spannung um 0,025 Volt höher, und damit bei 1,325V - das schafft etwas mehr Spielraum um damit die 2,5 Ghz hinter sich zu lassen. Mehr als ein FSB von 152 ist bedingt durch das BIOS aber leider weiterhin nicht möglich, so ist ein Maximaltakt von "nur" 3,34 Ghz realisierbar.
Der Prozessor
Wie auch schon der Vorgänger 5350 findet auch der Athlon 5370 seinen Platz im Sockel AM1 (Früher: FS1b). Dementsprechend hat er 722 Kontakte in Pinform (PGA) an der Unterseite.
Die Grundfläche des Prozessors ist mit 35x35mm Sockeltypisch sehr klein, dementsprechend fällt auch der 3,5mm hohe Heatspreader aus, der auf 33x33mm und damit auf ca 10,81cm² kommt. [Abrundungen mit einberechnet]
Trotz der geringen Ausmaße kommen sowohl Athlon 5350 als auch 5370 trotzdem auf ein Gesamtgewicht von 27 Gramm.
Anhand des Aufdrucks kann man bereits erkennen, dass auch die DIEs des Athlon 5370 in Dresden gefertigt werden. Interessant ist dabei, dass der Athlon 5370 ganz eindeutig seinen Namen aufgedruckt hat, der Heatspreader aber genau so wie der des Athlon 5350 2012 produziert wurde. Es war also zwei beziehungsweise vier Jahre vor Markteinführung bereits geplant, dass diese Prozessoren in den Handel kommen werden.
Bei meinem 5370 war zwar ein anderer Kühler dabei als damals beim 5350, die Unterschiede sind allerdings verschwindend gering. Die einzigen Unterschiede sind beim Lüfter zu finden, der beim 5370 etwas schmalere Blätter hat und ein um 2cm auf 20cm verkürztes Kabel. Dies dürfte aber nichts mit dem Wraith-Update zu tun haben, sondern eher eine andere Revision bzw. eine andere Bestückung um Produktionskapzatitäten besser auszulasten.
Compute- und Spieleleistung
Für die Tests kommt immer der Crimsons 16.3.1 Hotfix als Grafiktreiber zum Einsatz, die GPU bekommt ein Viertel des Arbeitsspeichers zugewiesen. Die Bildraten der Spiele werden wie üblich mit Fraps ermittelt.
Da sich an der integrierten GPU nichts ändert schränke ich den Testparcour diesbezüglich ein. Dementsprechend gibt es nur wenige Spiele und keinen Rechenbenchmark für die GPU. Wer mehr zur Spieleleistung der beiden SoCs lesen will, der kann sich gerne folgenden Test ansehen: Athlon 5350 Teil 2
Die Prozessoren 5150, 3850 und 2650 werden jeweils durch den heruntergetakteten Athlon 5350 repräsentiert, dabei bleibt der Cachetakt immer auf 800 Mhz fixiert.
In fast allen Tests liefert der 5370 ein besseres Ergebnis ab als der 5350. Dabei sieht man recht deutlich, was durch Cache oder Arbeitsspeicher limitiert ist - so liegen die beiden Prozessoren in Luxmark Neumann und Hotel (Mittlere und hohe Komplexität) im Bereich der Messgenauigkeit aneinander. Über das Gesamtfeld hinweg ist der 5370 immerhin 5% schneller, obwohl rein rechnerisch 7% möglich gewesen wären.
Hinweis: Informationen zu Grafikeinstellungen und Testszenen der Spiele sind hier zu finden: Klick
Wie zu erwarten sind die beiden Prozessoren im Rahmen der Messgenauigkeit gleich auf, denn die 128 Shader sind im Vergleich zum Prozessor zu langsam. Dennoch ist es auch heute noch erstaunlich, was 128 Shader der 5 Jahre alten Architektur darstellen können. Vor allem, weil diese weder die Bandbreite noch den Takt bekommen, den sie verdienen. Der A8-7410 als Carrizo-L Prozessor kommt auf Seiten der Grafik immerhin auf 800Mhz Grafik- und 1866Mhz Speichertakt, damit ist er rein rechnerisch 33% bzw 17% schneller.
Multimediafähigkeiten
Der Athlon 5370 ist wie bereits der Vorgänger 5350 mehr als ausreichend für übliche Officetätgikeiten. Getestet wurden LibreOffice, Google Chrome, PowerDVD (Blu-Ray-Wiedergabe) und als Zusatz die Wiedergabe einer mkv-Datei mit Kodi/VLC auf Ubuntu (1080p, h.264) - alle diese Dinge bereiten dem System keinerlei Schwierigkeiten und gehen flüssig von der Hand. Dabei können maximal 2 Bildschirme mit FullHD-Auflösung oder ein Einzelner mit bis zu 4k-Auflösung angeschlossen werden.
Wie alle AM1-Prozessoren unterstützt der Athlon 5370 die beschleunigte Wiedergabe der Videocodecs H.264, VC-1, MPEG-2, MVC, DivX, WMV MFT und WMV native. Wird ein Video in einem dieser Datentypen abgespielt werden die notwendigen Berechnungen von einer gesonderten Einheit übernommen und der Prozessor damit entlastet - sofern die Abspielsoftware diese Funktion unterstützt.
Overclocking
Wie auch bei allen anderen Prozessoren für den Sockel AM1 hat auch der Athlon 5370 keinen freien Multiplikator, übertaktet wird also ausschließlich per FSB. Das bringt mit sich, dass mit dem Prozessortakt selbst auch einige andere Taktraten verändert werden, darunter z.B. der des Arbeitsspeichers. Dementsprechend treten zusätzliche Limitierungsfaktoren beim übertakten auf, die die Ergebnisse unter Umständen verfälschen können.
Um dieses Problem zu minimieren, oder wenigstens zu erkennen, wird beim maximalen Takt noch extrig getestet, ob mit gesenktem Multiplikator bei Northbridge und Arbeitsspeicher noch mehr Luft nach oben ist. Das ist allerdings nicht der Fall, die Limitierung liegt also allem Anschein nach wirklich beim reinen Kerntakt.
Trotz der leicht höheren Maximalspannung konnte ich mit dem Athlon 5370 nur ein messbar besseres Ergebnis als mit dem 5350 erreichen - die 2508 Mhz liegen nur 3% über den 2435 Mhz des Athlon 5350.
Welcher Takt braucht welche Spannung
Besonders spannend im Bezug auf Architekturen ist der sogenannte Sweetspot, der Punkt, an dem mit möglichst geringer Spannung eine möglichst hohe Taktrate erzielt wird. Dieser variiert selbstverständlich von Prozessor zu Prozessor, auch innerhalb der gleichen Serie, dennoch zeigen sich bei jeder Architektur Tendenzen.
Für diesen Test werden ausschließlich Multiplikator und Spannung verändert, andere Werte wie beispielsweise der FSB bleiben auf den Werkseinstellungen. Auf Stabilität überprüft werden die Taktraten jeweils mit 15 Minuten Prime95 in der Einstellung "In-place large FFTs". Es werden große 400Mhz-Schritte verwendet, da es hierbei ja ohnehin nur um eine grobe Orientierung geht.
Es ist wohl kaum zu übersehen, dass die beiden mir gelieferten Chips nahezu absolut identisch sind, einzig bei 800 Mhz benötigt der Athlon 5350 für einen stabilen Betrieb 0,025 Volt mehr
Mit eingestellten 0,775 Volt läuft der SoC mit so geringem Energieverbrauch, dass der aufgesetzte Silvretta ihn bei 30 Minuten CPU-Volllast trotz der sehr engen Lamellen Vollpassiv gut kühlen konnte. In diesem Zustand bleibt zwar nicht viel Rechenleistung übrig, doch auf einem aufgeräumten System können durchaus noch einfache Tätigkeiten wie beispielsweise Tonaufnahmen erledigt werden.
Messungen der Leistungsaufnahme entfallen leider erneut, da eine gekaufte PicoPSU durch einen Defekt das ursprünglich verwendete Testmainboard unbrauchbar gemacht hat.
Taktleistung: Jaguar, Steamroller, Excavator, Sandy Bridge und Haswell-E
Schon im zweiten Teil meines Tests des Athlon 5350 verglich ich diesen mit einem A8 7670K mit gleichem Kerntakt, und kam damals bereits zu ausgesprochen interessanten Ergebnissen. Da nun auch der Athlon 845 zur Verfügung steht kann ich diesen Test jetzt erneut durchführen, so dass sich die finalen Architekturzweige (Desktop) vor der Ablösung durch Zen noch ein mal gegenüber stehen. Zusätzlich werden ein i5 2500K und ein i7 5820K mit zwei deaktivierten Kernen hinzugezogen, alle im Testfeld vertretenen Prozessoren haben also 4 (aktive) Kerne.
Man sieht sofort, dass sich AMD mit Excavator im Niedrigtaktbereich nun endlich deutlich von der alten Jaguar-Architektur distanzieren kann, auch der Vorgänger Steamroller wird damit fast durchgehend hinter sich gelassen.
Die Konkurrenzprodukte von Intel schneiden allerdings noch ein mal um ein vielfaches besser ab, der i5 2500K ist im Schnitt 59% schneller als der Athlon 5370 und 40% schneller als der Athlon 845. Die Singlecoreergebnisse des i7 5820K sind für die lange Entwicklungszweit zwischen Sandy und Haswell-E ernüchternd, dank Hyper Threading liegen immerhin die Multicorewerte deutlich höher - allerdings gab es entsprechende Prozessoren auch schon damals (Sandy-E).
Das sich der i7 5820K in Luxmark noch einmal deutlich weiter vor alle anderen Prozessoren setzt hat allerdings höchstwahrscheinlich nichts mit der verwendeten Prozessorarchitektur zu tun. Luxmark profitiert extrem gut von hoher Bandbreite und viel Speicher, Dinge die der i7 aufgrund seines Quad-Channel Designs und der extrem großen Caches mit sich bringt.
Fazit
Wenn man einen Refresh testet, dann muss man sich am Ende immer die Frage stellen: Und was hab ich nun davon?
Vor diesem Problem steht prinzipiell auch der Athlon 5370. Identische Grafikeinheit und ein nur leicht höherer Kerntakt - brauchts das wirklich? Man könnte sagen, dass er komplett sinnlos ist, da er mit 5% Mehrleistung keinen Grund für ein Upgrade liefert.
Eine Sache rechtfertigt ihn dann aber doch: Der Preis. Um genau zu sein nicht der Preis des 5370, der liegt mit 46€ knapp über dem des Athlon 5350 vor einigen Wochen und ist damit recht hoch.
Viel interessanter ist da, dass die ehemalige Speerspitze 5350 um 10€ im Preis gefallen ist - was fast 25% entspricht, die in diesem Preisbereich oft dringend benötigt werden.
Ich möchte jetzt nicht im Test des Athlon 5370 dem Athlon 5350 nachträglich einen Preis/Leistungs-Award verleihen, aber wer sich ein ITX-System für Multimedia zusammenbauen will, der kommt momentan einfach nicht an diesem Prozessor vorbei. Für aktuell 64€ für Mainboard und Prozessor erhält man so mehr als genug Leistung im Miniformat.
Doch auch der Athlon 5370 als solcher hat eine winzige Daseinsberechtigung, und zwar für Leute, die noch ein Quäntchen mehr Leistung im Sockel AM1 brauchen. Da der Sockel durch seinen SoC-Aufbau bislang einzigartig ist, und daraus resultierend auf ihm basierende ITX-Computer immer noch etwas günstiger als die der Konkurrenz sind, hat der Neuling zumindest eine gewisse Legitimation.
Nachwort
Wie immer sind Verbesserungsvorschläge, Korrekturen und weitere Testwünsche gerne gesehen. Sollte noch jemand spezifischere Fragen zu der Plattform/dem Prozessor haben werde ich diese natürlich gerne beantworten.
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