uincom schrieb:
Weißt du überhaupt worüber du schreibst? Höhere Mathematik und Statistik in Abschlussarbeiten endet bei der Methodenwahl.
Ich rede nicht davon das Rad neu zu erfinden, aber viele GeWi-Studenten beherrschen ja nicht mal Statistik ausreichend.
Demgegenüber gibt es aber auch noch "echte" Wissbegierige. Bei uns habe ich z.B. von einem gehört, der emotionale Einflüsse auf Meinungen zu Parteien/Politik untersucht hat. In Kontakt stehe ich jetzt nicht mit ihm, aber anstatt die millionste Online-Umfrage mit "bitte macht mit" aufzusetzen (und ganz ehrlich, die Masse solcher Abschlussarbeiten ist doch echt nur für's bestehen und landet danach im Papierkorb) hat er sich bei Informatikern am Fachbereich umgehört, die KI-Modelle für live Emotionsanalysen entwickelt haben.
Wie genau er Verfahren ist weiß ich jetzt nicht, aber auf jeden Fall hat er mehrere Fragebogen designed und Probanden in Gruppen aufgeteilt. Während der Befragung der Probanden hat er dann ein Video vom Probanden aufgenommen und das von Leuten bei uns durch Emotionsanalysen jagen lassen.
Er war nicht nur fit in Statistik, sondern auch Stochastik und anhand der Analysen hat er dann Hochrechnungen gemacht, mit welchen Fragen man am ehesten positive oder negative Reaktionen bei den Probanden hervorrufen kann, obwohl man eigentlich dieselbe Frage stellt, nur eben in anderem Kontext, anders formuliert, ...
Wahrscheinlich wird das jetzt auch nicht mehr als ein bisschen Bayes & Co. auf die Ergebnisse der Emotionsanalyse der einzelnen Gruppen geschmissen, halt in Abhängigkeit von Kontext/Frage, aber trotzdem klingt das viel spannender als die Durchschnittsarbeit und so, als hätte man sich wirklich Gedanken gemacht und Interesse an der Forschung.
Dazu muss man sich aber halt Mühe geben, nicht möglichst schnell fertig werden wollen und mehr am Campus machen als nur die nächstbeste Statistiksoftware zu bemühen. So eine Arbeit verschwindet aber bestimmt nicht im Papierkorb.
uincom schrieb:
Reproduzierbarkeit ist ein grundlegendes Problem empirischer (sozial)Wissenschaften und hat keinerlei Zusammenhang zu Abschlussarbeiten. Er wird das weder lösen müssen noch beachten.
Vollkommen richtig. Ich habe ja aber auch nicht behauptet er müsse das Lösen, sondern nur darauf hingewiesen, dass diese Problematik noch dazu kommt und es zu beachten gilt. D.h. wenn man keine originelle Arbeit schreibt, dann sollte man imho zumindest in Bereichen arbeiten, wo man sich der Reproduzierbarkeit halbwegs sicher sein kann.
Wenn nämlich weder der Ansatz interessant, noch die Ergebnisse signfikant respektive reproduzierbar sind, wofür dann die Arbeit, außer das man seinen Stempel bekommt?
Das sind doch dann klassische Fälle von: Arbeit -> Papierkorb.