So, auch nochmal mein Senf dazu.
@savage.
"Die Freiheit ist in Gefahr!" ist 'ne kleine Provokation zum Einstieg, genauso wie der erste Absatz die Pro- und Contra-Positionen bissl überspitzt darstellen soll. Ziel ist da vor allem, erstmal Interesse am Artikel zu wecken, weiter nichts.
Von "Hysterie" sprechen wir im Abschnitt Juristische Bewertung, in dem wir die Ansichten und Debatten unter Juristen bissl zusammenfassen und erklären wollen. Und bei allem was ich aus der Juristenecke gelesen habe, war der Grundtenor nun mal, dass die ACTA zwar fast alle kritisch bewerten, die Proteste aber auch als hysterisch empfinden. Beispielsweise das Video von Anonymous, das mit dem Kochbuch-Beispiel (oder was auch immer) hart an die Grenze von Information zu Panikmache geht. Die Meinung muss man nicht teilen, aber da gings wie gesagt auch nicht um unsere Meinung, sondern die von Juristen.
Man sollte ohnehin die juristische Bewertung von der politischen trennen. Juristen bewerten den Vertrag so wie er nun veröffentlicht wurde, auf der politischen Ebene fließen allerdings neben der juristischen Bewertung noch Entstehungsprozess, Lobbyinteressen, Proteste und Weiß-der-Teufel-was mit ein. Deswegen argumentieren wir im Fazit ja auch auf der politischen Ebene und sprechen da nur von "Erstaunen" über die Proteste, nicht mehr von "Hysterie". Erstaunlich finde ich es immer noch, dass grade Acta so eine Aufmerksamkeit erzielt. Persönlich begrüße ich die Proteste, frag mich aber, warum es nicht bei Staatstrojaner, Three Strikes, Vorratsdatenspeicherung, Netzsperren, usw zu einem solchen Protest kam. Das sind/waren immerhin konkrete Vorhaben (und teils schon umgesetzt), während Acta nur ein vage formuliertes internationales Abkommen ist.
Wie Jelais99 schon schreibt, konkrete Vorhaben lassen sich aus Acta praktisch gar nicht ableiten, deswegen ist aus juristischer Perspektive "Hysterie" für den Wirbel angemessen. Aus politischer Sicht fließt dann aber noch die Vorgeschichte, diese seltsamen und geheimen Verhandlungsprotokolle, die bekannten Interessen der involvierten Lobbyverbände, usw mit ein. Berücksichtigt man das, sind die Proteste dann nicht mehr "hysterisch", sondern eher erstaunlich, weil die erstmals so umfassend ausfallen.
Was da [Verhandlungsprotokolle, Anm. Andy] wirklich hinter steckt ist also noch nicht bekannt. Der kritisch denkende Mensch fragt sich wieso ein solcher Aufwand getrieben wird obwohl eine ausreichende Reglung besteht.
Geht ja nicht nur um Deutschland, sondern um internationale Durchsetzung. AUßerdem war ja früher mal mehr geplant (Warnhinweismodelle, Netzsperren), wenn man den Wikileaks-Entwürfen glaubt. Von den Verhandlungsprotokollen verspreche ich mir eigentlich nicht viel, da wird wohl der ein oder andere Aufreger drin sein, aber grundsätzlich ändern wird sich dadurch am Abkommen nichts.
Meiner Ansicht nach will man jetzt noch "retten was zu retten" ist, um mit dem aktuellen ACTA wenigstens die Fuß in die Tür zu bekommen und sich dann langsam voran zu arbeiten. Sprich, mit Acta zementiert man die aktuelle Lage und gibt die Richtung für die kommenden Jahre vor, also eine verschärfte Durchsetzung des derzeitigen Urheberrechts. Aber: Meine Meinung, "juristisch" lässt sich das nicht begründen, sondern eher mit Äußerungen von Lobbygruppen wie der GVU (längeres Interview mit einem von denen findet sich im Artikel unter Beurteilung).