Ich weiß nicht so richtig, obe das Folgende jetzt so richtig hierher passt. Aber ich schreib's trotzdem mal.
Erstmal ein Dank an Ferndiand Thommes. Ich bin nicht immer seiner Meinung. Vllt. auch diesmal nicht. Aber es ist mal wieder ein Bericht, der zum Nachdenken und diskutieren anregt. Schön, dass es auch solche Diskussionen hier bei CB gibt, abseits der reinen HW- SW- Technikdiskussionen.
Das Thema als solches konnte ich für mich Anfang des Jahres nochmal für mich ganz persönlich festmachen. Und zwar bei facebook.
Ich war lange Zeit bei fb. Und ich habe es geliebt. (War aber teils auf genervt...)
Ich konnte sehr unkompliziert Kontakt zu all meinen Freunden und meiner Familie halten (teils bis in die USA hinein). Man konnte fast ein Stück weit Anteil haben am Leben von Menschen, auch wenn diese Tausende Kilometer entfernt leben.
Ich habe es geliebt, wenn mein Cousin Bilder von sich, seiner Familie und dem neusten Gemüse im heimischen Garten gepostet hat. Es war zwar einerseits banal Bilder von ihm, seiner Tochter und nem Riesenkürbis im Garten zu sehen und die Vorfreude auf Halloween zu lesen, aber es war auch schön, weil's so echt war.
Es war schön, stundenlang mit Freunden, die über die ganze Republik verteilt sind, sehr ernsthaft über Politik und gesellschatliche Entwicklungen zu diskutieren.
Es war toll, wie schnell und einfach Menschen gleicher Gesinnung sich "organisieren" konnten. Die Demo in München, z.B. zur Zeit des G7- Gipfels. Ohne fb wäre das so nicht so umfangreich möglich gewesen. (Ich war zwar da, aber nicht mehr über fb organisiert.)
Und genauso schön und oft puppenlustig waren die "Schmarrn- Posts" vom Cousin meiner Freundin zu lesen. Immer sehr zuverlässig jeden Samstag nachmittags gab's Nachschub.
Teils nervig und auch sehr anstrengend war das eigene Filtern der massenhaften "Informationen", die da auf mich einströmten.
Aber Jahr um Jahr räumte sich fb immer mehr Rechte über seine AGB's ein. Immer mehr Rechte, denen ich zustimmen musste, um Teil dieser "Communnity" sein zu können.
Ich musste von Jahr zu Jahr immer mit mehr meiner persönlichen Daten bezahlen.
Das Ende für mich fand sich dann mit den Änderungen der AGB's zu Beginn diesen Jahres. Da war für mich ein Punkt erreicht, ab welchem ich da so nicht mehr mitgehen wollte und habe meinen Account dort dauerhaft gelöscht.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, zu den geltenden Bedingungen das Richtige getan zu haben. Aber trotzdem ist es auch ein herber Verlust gewesen.
Einige der alten Kontakte sind abgestorben. Bei einigen war der "Verlust" nicht weiter schlimm. Um den einen oder anderen ist es sehr schade. Andere Kontakte werden auf anderen Wegen offen gehalten. Allerdings ist das bei Weitem nicht mehr so "einfach", wie zuvor.
Alles in allem fühlt(e) es sich ein Stück weit an, als sei das "Erleben" ein bisserl kleiner geworden.
Klar, alles kein Thema, das mein Leben wirklich beeinflusst. Aber ein kleines Stück "Freiheit" in meinem Leben ist damit zu Ende gegangen.
Und ich glaube das könnte man auf das Große bezogen so auf das ganze "Internet" übertragen. Vom Micro- auf den Makro- Kosmos übertragen.
Für mich persönlich bedeutet "das Internet" an Informationen zu kommen. Sie aufzunehmen, zu verarbeiten und dann zusammen mit meiner Meinung weiter zu geben. Und das ist ein gutes Stück "Freiheit". Wobei diese "Freiheit" für mich meist auch immer ein Stück weit "Verantwortung" bedeutet. Es ist meine Verantwortung die Informationen, die mich erreichen zu filtern, zu bewerten. Und weiter wie ich damit umgehe. Wie ich sie verarbeite und weitergebe.
Eben nicht unreflektiert alles aufzunehmen, was mir angeboten wird. Und mir Gedanken darum zu machen was ich mitteilen will. Und was das von mir Mitgeteilte auslöst.
Und hier komme ich auch am Punkt meiner Kritik zum Bericht von Ferdinand Thommes an.
Es scheint mir ein wenig einseitig zu sein. Überspitzt gesagt, der arme User/ Bürger- der böse Staat/ die böse Wirtschaft.
Ja, der Staat versucht immer mehr zu regulieren. Und ja die Wirtschaft versucht immer mehr Profit rauszuschlagen.
Aber der Bürger/ Konsument macht das Spiel ja mit. Er wehrt sich nicht.
Beispiele gefällig?
Facebook und die neuen AGB's zu Jahresanfang. Alle regen sich auf. Aber als ich dann z.B. "diaspora" vorschlug. Zwei von über hundert zeigten sich bereit sich mit etwas neuem auseinander zu setzen. Dem Rest war es zu "unbequem".
Tor- Netzwerk. "Also, wenn ich das nutze habe ich ja spürbar anstelle von DSL 25.000 nur noch DSL 18.000. Und ich müsste mich da auch noch reinarbeiten- mit beschäftigen???? Ach, nö. Is' mir zuviel Aufwand... Später mal..."
Windows 10 und die Datensammelwut. Wird aktuell ja auch hier im Forum heiß diskutiert. Und man bedenke, wir sind ein Computer- Forum hier. Wenn man da Linux vorschlägt. Also Linux paralell zu Win 10. Sorry, aber da kommen teils Reaktionen, als würde ich zur Sonntagsmesse in einer katholischen Kirch das Kreuz am Altar nach unten drehen.
"Wie? Ich soll nach dem Zocken, zum Erledigen meiner Einkäufe und Bankgeschäfte den PC runterfahren und Linux starten? Weißt Du wie lange das dauert?"
"Ähm, ja, so etwa 2min max.?!?"
" 2min??? Bist Du des Wahnsinns fette Beute? Also sorry, dass ist unzumutbar...!!!"
(Sind übrigens auch ganz eigenen innere Kämpfe, die ich selber habe mit nem fiesen Gegner. Der Ars... heißt "innerer Schweinehund".)
Wir selber sind so "fett" und "faul" geworden. Zu faul um uns selbst um uns zu bemühen. Aber von Staat und Wirtschaft erwarten wir aber genau das.
Was soll denn dabei Gutes raus kommen?
Mit Sicherheit kein freies Internet.