nirgendwer schrieb:
Die Frage an der Stelle ist, ob du deinen eigenen Ansprüchen an der Stelle gerecht wirst. Oder findest du es eine Herausforderung, ihm da seine eigene Art zuzugestehen?
Wenn jemand eine solche Meinung äußert, dann muss so eine Person auch mit einem entsprechenden Echo leben. Liest man sich deine Beiträge im Ganzen durch, fällt auf, dass du versuchst, die Toleranz, die manche Menschen fordern, gegen diese Menschen zu wenden, in dem du forderst, dass sie auch intolerante Meinungen tolerieren müssen, gar auch hinnehmen müssen.
Wir kommen hier jetzt aber sehr schnell in paradoxe Herangehensweisen, weil intolerante Menschen für sich "Freiheiten" der Toleranz fordern, dabei gestehen sie anderen diese Freiheiten aber nicht zu. Jetzt ist die Frage: Muss ich denn wirklich die Intoleranz und Rückständigkeit einiger hier akzeptieren oder steht mir nicht ab einem gewissen Zeitpunkt auch ein gewisses Maß an Intoleranz zu, um meine toleranten Werte zu verteidigen?
nirgendwer schrieb:
Das Problem ist, dass es eine Meinung ist, die man in einem freien Land haben darf. Du möchtest offensichtlich ein weniger freies Land, in dem vorgeschrieben wird, was für eine Meinung man zu haben hat.
Hier kommen wir nämlich zu dem wichtigen Punkt: Wenn man gewissen intoleranten Inhalten sehr lange gegenüber tolerant ist - weil man ja Freiheiten einfordert - dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem die Intoleranten die Macht übernehmen und anfangen, die Freiheit der Toleranten zu beschneiden.
Es gibt historisch genug Beispiele dafür, dass Toleranz den Intoleranten gegenüber irgendwann dazu führt, dass diese Intoleranten die Freiheiten der anderen Menschen beschneiden und mit Füßen treten. Du kannst dich ja mal mit der Geschichte der NSDAP befassen und die Zeit von 1925 - 1933, als die NSDAP auf die "Toleranz" der Gesellschaft gepocht hat und Liberale als auch normale konservative Kräfte für die Freiheiten der NSDAP eingetreten sind und was dann ab 1933 passierte und wie schnell die Freiheiten der "Toleranten" dann ganz schnell abgeschafft wurden.
Oder wenn du es aktueller willst: USA und der aktuelle Streit über die Abtreibung. Hier erheben sich die Intoleranten über die Toleranten und im Namen der "Freiheit" werden die Freiheiten andere beschnitten. Ja, schweres Thema, aber genau das ist der Punkt: Gerade Intolerante sind es, die für sich alle Freiheiten und Toleranz einfordern, aber eben nicht bereit sind diese zu geben. Etwas sehr einseitig und auch gefährlich.
nirgendwer schrieb:
Wichtig ist, dass diese alle in der Öffentlichkeit gleich respektiert und behandelt werden.
An der Stelle: Nein! Ich muss andere Meinungen nicht respektieren und ich muss andere Meinungen erst recht nicht gleich behandeln. Ich muss andere Meinungen dulden, aber im Zuge der Meinungsfreiheit steht mir auch zu, dass ich andere Meinungen für mich aussortiere, wenn ich sie für geistigen Sondermüll halte. Genau so ermöglicht es mir die Meinungsfreiheit, dass ich andere Meinungen auch angreife und ein entsprechendes Echo dazu abgebe und wenn eine Meinung meinen eigenen Werten entgegenläuft, dann habe ich auch das Recht das zu sagen und eine Meinung dann auch abzulehnen und bei Bedarf darf ich auch so eine Person von diesem Moment an aus meinem Leben verbannen und fortan zu ignorieren.
Meinungen sind etwas Individuelles und die, die am meisten darauf pochen, dass man ihre Meinung doch respektieren und gleichbehandeln muss, sind es oft, die andere Meinungen eben nicht respektieren und gleich behandeln.
Es gibt für mich einen relativ einfachen Grundsatz und natürlich mach ich mich mit diesem Grundsatz angreifbar, gleichzeitig ist er jedoch konsequent: Menschen, die Toleranz für sich fordern, diese Menschen müssen auch bereit sein, allen anderen Toleranz entgegenzubringen. Wer also eine intolerante Meinung äußert, wird von mir entsprechend auch behandelt. Gleiches gilt für "Meinungen". Wer sich intolerant äußert, trifft bei mir auch auf Intoleranz. Dabei ist es egal, ob Menschen aus einem Linken, Rechten, Völkischen, sozialistischen oder sonst einem Spektrum kommen.
Toleranz ist etwas Wunderbares, aber die Toleranz muss manchmal durch intolerante Handlungen auch geschützt werden.
Ich erlebe oft genug Menschen - überwiegend weiße Männer, die oft für sich "Freiheiten" und "Toleranz" fordern, gleichzeitig dann aber jedes Mal fordern, dass die Freiheiten von anderen Menschen beschnitten werden, weil es gegen ihre "Überzeugung" ist. Wie oft höre ich, wenn sich zwei lesbische Freundinnen mal in der Öffentlichkeit küssen, dass man das doch gefälligst lassen soll, die gleichen Menschen aber bei normalen Hetero-Pärchen überhaupt keine Probleme haben oder selbst offensiv ihre Beziehung in der Öffentlichkeit ausleben.
Daher meine relativ einfache Regel: Wer Freiheiten fordert, der muss auch bereit sein, Freiheiten zu geben. Wer Freiheiten fordert, um Freiheiten andere einzuschränken, der hat keine Freiheiten verdient!
nirgendwer schrieb:
Du findest dich selber also nicht weit entwickelt? Du hast schließlich ein Problem damit, hier jemanden mit einer anderen Einstellung zu respektieren.
Es gibt einen Unterschied zwischen der Intoleranz von
@Melu76 und der Intolerant der anderen Person: Die Intoleranz von Melu76 erfolgt anhand einer Meinung und damit anhand einer Äußerung einer Person.
Die Intoleranz der anderen Person basiert aber nicht auf einer Meinung einer anderen Person, also etwas, was ein Mensch BEWUSST äußert, sondern anhand von körperlichen und ggf. kognitiven Eigenschaften, für die Mensch in der Regel nicht sehr viel können.
Wer Menschen pauschal ablehnt, weil sie homosexuell sind, weil sie behindert sind oder weil sie aus einem anderen Kulturkreis kommen sowie viele andere Gründe, verdient in meinen Augen keinen Respekt, weil diese Menschen anderen Menschen den Respekt verweigern.
Aber wie zu vor nur jetzt mit Respekt: Wer für sich absoluten Respekt fordert, muss auch bereit seinen allen anderen Menschen absoluten Respekt zu zollen.
Nur ist das Wichtige am Respekt, dass man diesen verspielen kann, in dem man sich respektlos benimmt. Uns damit sind wir wieder bei Meinungen: Viele Menschen, die respektlose Meinungen haben, fordern, dass man sie dennoch respektiert und tun so, als wäre eine Meinung wie die Hautfarbe oder eine Behinderung: Etwas, was von Anfang an geben ist und sich auch nicht ändern würden. Beides ist falsch.
Und deswegen muss man auch Meinungen nicht respektieren oder gleichwertig behandeln, sondern man muss sie nur dulden - und die Duldung ist bereits Toleranz.
Sowohl Meinungen als auch Handlungen sind es, die Menschen zu schlechten Menschen machen und das Recht von der Gesellschaft ist es, dass sie Menschen auch aus ihren Reihen ausschließt, wenn sie sich aufgrund ihrer Handlungen und Meinungen als schlechte Menschen herausstellen.
Melu76 schrieb:
nee, die äußerung ist mehr als grenzwertig.
Die Äußerung ist nicht wirklich grenzwertig, sondern an der Stelle eher ein trauriges Zeugnis, weil es zeigt, dass dieser Mensch andere Menschen anhand äußerer Merkmale aussortieren würde, wenn sie diese Möglichkeit hat und dass dieser Mensch Menschen, die nicht seinem "Ideal" entspricht am liebsten scheinbar ausblenden würde.
Was diese Person äußer ist, wenn man es genau nimmt, bereits rassistisch.
joshy337 schrieb:
Nämlich, warum die reale und virtuelle Welt partout in Übereinstimmung sein müssen bzw. einen Bezug zueinander haben müssen.
Relativ einfach: Weil Medien - egal ob Spiele, Filme, Bücher und Co - gewisse Bilder über Menschen als auch über Gesellschaften prägen können und Menschen dazu neigen diese "Fiktion" auf die Realität zu übertragen.
Ich selbst merke als Autistin immer wieder, welches Bild durch Film, Fernsehen und Büchern auch heute noch bei vielen Menschen über Autismus transportiert wird und wie diese Menschen reagieren. Das Bild ist zum Teil sehr negativ durch schlechte Reportagen, Talkshows aber auch Filme geprägt, die oft nur eine Seite des Autismus zeigen. Viele Menschen kennen nur gewisse Stereotypen und vereinzelte Verhaltensweisen.
Jetzt kommen wir zu dem tragischen Punkt: Ich gehe heute offensiver mit meinem Autismus um, weil es mir in 90 % der Fälle hilft, weil Menschen ggf. verstehen, warum ich gerade so handel, wie ich handel. Das war früher anders. Ich musste den Autismus verschweigen, weil es ein Freifahrtschein für die Sonderschule gewesen wäre. Das Problem ist, dass man sich dann so verhalten muss, wie alle anderen und wenn dann ein autistischer Schub droht, dann wird das schnell als schlechtes Verhalten, infantil und Co betrachtet. Das führt dann sehr schnell auch zum Victim-Blaming, also der Täter-Opfer-Umkehr. Täter kommen mit Mobbing, schlechtem Verhalten und Co durch, während man als Opfer noch verhöhnt wird und die Schuld bekommt. Lang genug in der Verwandtschaft erlebt, dass mich Cousinen und Cousins ärgern durften, mir Streiche spielen durften, sogar wenn die Erwachsenen da waren, wenn ich dann aber das Weite suchte, ich mir noch anhören durfte, wie "mies" mein Verhalten ist und dass ich es ja ertragen muss.
Und jetzt: Da ich es heute den meisten sage, dass ich Autistin bin, kommt halt oft der Kommentar, dass man das nicht ganz glauben kann und ich doch ganz "normal" wäre. Wenn ich dann ein paar Sachen schilder, wird es manchen klar, aber dann kommt das Gespräch auf das Bild durch die Medien und man muss sehr vieles erklären und zu Recht rücken. Autismus ist eben nicht gleich Autismus.
Ähnlich verhält es sich auch mit Kulturen, wenn ein Spiel einen "realistischeren" Bezug hat und Spiele authentisch sein wollen. Da wird nämlich auch ein Bild transportiert, was Menschen ernst nehmen und in die echte Welt übertragen, auch wenn es so nicht stimmt.
Stereotypen werden in Spielen, Filmen und Büchern transportiert und in die Bevölkerung getragen und die Menschen nehmen diese Stereotypen auf und versuchen diese Stereotypen auch in der Wirklichkeit anzuwenden.
joshy337 schrieb:
Ich bin kein Spieler, Retro Games mal abgesehen, aber in der Vergangenheit, war es da nicht der Wunsch von Spielern bzw. Spielemachern in Phantasiewelten einzutauchen, die eben nicht der Realität entsprechen?
Auch wenn Spiele in der Regel Fiktion sind, sie transportieren Bilder, die Menschen aufnehmen und als Erfahrung verarbeiten.
Genauso vermitteln Spiele "Schönheitsideale" und Co und auch wenn Videospiele da nicht so gravierende Auswirkung haben, zeigen andere Medien - Filme, Werbung - als auch Socialmedia - Instagram mit Filtern - durchaus eine massiv prägende Wirkung auf Menschen, die sogar bis zu Selbstmorden führt, weil ein unsicherer Mensch nicht dem "Medien"-Ideal-Bild entspricht.
Deswegen ist die Meinung der einen Person, dass sie in Spielen ja "perfekte" Menschen will, so gefährlich und grenzt am Rassismus, weil man damit suggeriert, dass nur Menschen etwas wert wären, die diesen/den eigenen Idealen entsprechend, bei allen anderen erfordert es ja eine Anstrengung.
Ein trauriges Zeichen für die Community wiederum ist es, wie viele hier - 41 an der Zahl - diesen Kommentar mit einem Like versehen haben. Ich hab mir auch die Liste angesehen und leider verwundert mich kein Eintrag, sind das gerade die Personen, die hier oft zwar jede Freiheit für ihre Meinung fordern, gleichzeitig aber stark durch intolerantes bishin zu rassistischem Verhalten auffallen. Noch schlimmer ist daran, dass viele dieser Leute auf "respektvollen" Umgang erwarten, gleichzeitig jedoch über andere Menschen sehr respektlos sprechen.