Hm, also der Artikel wird in der Tat so geschrieben als wuerde der BND Inhalte lesen und eben nicht nur Metadaten, das ist etwas irritierend. Inhalte in Echtzeit parsen ist auch ein gutes Stueck aufwendiger, da das Packet eben erstmal geoeffnet werden muss. Verschluesselung noch nicht einmal miteinbezogen. Allerdings finde ich die Diskussion dazu recht interessant. Im Endeffekt kann man natuerlich recht starken Datenschutz anlegen, dann ist halt die Frage ob ein Auslandsgeheimdienst ueberhaupt noch seine Arbeit machen kann. Man kann natuerlich auch fragen ob man ueberhaupt einen Auslandsgeheimdienst benoetigt, sollte aber bedenken, dass es eben auch Staaten gibt, die einen gar nicht mal so arg leiden koennen. Und selbst wenn die Arbeit bei Nicht-Deutschen gestattet ist gibt es eben immer noch Grenzfaelle bei dem ein Deutscher und ein Nicht-Deutscher involviert sind. An die lauten hier: Wie wuerdet ihr das loesen? Einfach nicht verfolgen und halt mit den Konsequenzen leben, auch wenn es im schlimmsten Fall Menschenleben kostet?
leipziger1979 schrieb:
Was muss da, mit gesundem Menschenverstand, eigentlich noch darüber diskutiert werden?
Das das ein Gericht entscheiden muss zeigt eigentlich wie es um unsere "angebliche" Demokratie ausschaut.
Und da wird sich allen Ernstes darüber gewundert das immer mehr Menschen eben dieses System als Diktatur wahrnehmen?
Dein Verstaendnis von Demokratie scheint relativ beschraenkt zu sein. Vielleicht hilft es wenn du dich noch einmal darueber informierst was Demokratie ist und wie sie funktioniert? Kleiner Tipp: Gewaltenteilung und Ueberpruefung von Gesetzen durch Gerichte sind absolut vorgesehen.
Snowi schrieb:
Das machen die Briten wohl zum Teil. Aber nicht, um das Zeug jetzt zu knacken, sondern in der Hoffnung, dass sie das in X Jahren können, wenn die dort eingesetzte Verschlüsselung knackbar ist.
Würde mich nicht wundern, wenn die Amis das auch machen. Was die an Rechenzentren für Storage gebaut haben, z.B. in Utah... lächerlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Utah_Data_Center
Die Frage ist was die Informationen an Wert haben wenn sie mal geknackt werden. Prinzipiell haben Informationen immer einen Aktualitaetsgehalt und wenn sie zu alt sind, sind sie eben wertlos. Klar werden sie Geheimdienste noch irgendwas rausbekommen, aber wahrscheinlich sind 99% der gespeicherten Daten nutzlos wenn sie entschluesselt werden.
Simon schrieb:
Ich frage mich tatsächlich, wie hoch die Quote an nutzbaren Ergebnissen von solchen Maßnahmen tatsächlich ist. Zum einen läuft der überwiegende Teil des Traffics gar nicht am DE-CIX entlang, sondern wird direkt zwischen den Providern und den großen CDNs wie Akamai/Level3/Cloudflare/etc. geroutet, zum anderen dürfte es aktuell vermutlich schlicht noch unmöglich sein, in Echtzeit die gesamte verschlüsselte Kommunikation zu entschlüsseln.
Das kommt ganz drauf an auf was man Zugriff hat und was man als zusaetzliche Quellen hat. Metadaten koennen schon einiges verraten. Das erste ist natuerlich, welche IP mit welcher IP kommuniziert. Aber auch Haeufigkeit, zum Beispiel wenn es erst sporadisch ist, und dann kontinuierlich. Oder die Uhrzeit, oder aehnliches. Wenn man dann noch zusaetzliche Informationen hat kann man das moeglicherweise auf Personen zurueckfuehren, Profile erstellen, etc. Natuerlich ist da auch eine Menge uninteressantes dabei, das man am besten ignoriert, weil es nur Ressourcen bindet.
Was ich mich allerdings auch Frage, hier wird von Verbindungen gesprochen. Eine recht hohe Anzahl an Verbindungen ist aber von extrem kurzer Dauer und mit wenigen Paketen. Was genau macht der BND da? Erstmal wirklich alle checken und Filtern und dann nur die gefilterten aktiv ueberwachen? Dann sind die Filter allerdings ziemlich effizient.
Zoba schrieb:
Hätte da mal 2 kurze Ethikfragen:
- Was macht Menschenrechte von Ausländern zu keinen Grundrechten - Sprich, warum sollte das überhaupt legitim sein?
- Welchen Sinn ergibt diese Grenze, wenn die NSA de facto dann Deutsche überwachen darf und einfach nur die Ergebnisse teilt (am Besten noch via API für requests...)
Deine erste Frage zielt etwas daneben. Im Auge des deutschen Staates haben natuerlich alle Menschenrechte, aber es gibt Unterschiede zwischen Rechten von Staatsbuergern, Rechten von Menschen ohne Staatsbuergerschaft in Deutschland, und Rechten von Menschen ohne Staatsbuergerschaft ausserhalb von Deutschlands. Der deutsche Staat ist jetzt erstmal verantwortlich fuer deutsche Staatsbuerger. Er hat dessen Rechte zu schuetzen. Darunter faellt eben auch moeglicher Schaden abzuwenden, wofuer der BND teilweise zustaendig ist. Bist du kein deutscher Staatsbuerger, garantiert dir der Staat erstmal recht wenig. Bist du auf deutschem Boden hast du gewisse Rechte, aber eben nicht alle oder sie sind teilweise eingeschraenkt.
Im Endeffekt geht es, wie bei allem, um Abwaegung von Rechten. Und prinzipiell hat ein Staat eben mehr Verantwortung gegenueber den eigenen Staatsbuergern als gegenueber anderen. Man kann natuerlich sagen, Deutschland spioniert gar nicht mehr, sobald aber Schaden an Staatsbuergern entsteht der vermeidbar gewesen waere, haette der Staat beim Schutz seiner Buerger versagt.
Zu deiner zweiten Frage, das dient groesstenteils zum Umgehen der Beschraenkungen. Allerdings kann man prinzipiell sagen, dass man durch Buendelung von Ressourcen auch mehr erreichen kann. Und prinzipiell ist es halt auch ein Problem wenn deutsche Staatsbuerger aus irgendeinem Grund anderen deutschen Staatsbuergern Schaden zufuegen wollen und sie zum Beispiel derzeit im Ausland sind. Das sind wenige Faelle, klar, aber hier waere der Staat sehr eingeschraenkt in seinen Moeglichkeiten zu handeln und seine Pflichten zu erfuellen.