Ich finde den Vergleich mit Lübke nicht völlig ungerechtfertigt. Zunächst mal ist der eben vorallem eher als problematischer Bundespräsident in Erinnerung. Das dies insgesamt alles auf eine Krankheit zurückzuführen ist, war mir unbekannt und wie gesagt, dann bleibt die frage, warum er dann solange Präsident blieb.
Aber gehen wir mal davon aus, dass Trittin es wusste, als er den Vergleich anstellte. Die Art und Weise, das teilweise Gefasel in den Reden von Köhler, das ist ja durchaus nichts neues. Es ist zumindest im Anfangsstadium schon zu vergleichen. es störte ja nur nicht, weil die interessanten Punkte von den Medien dann extrahiert wurden. Aber in voller Länge ist das teils schon nicht so super gewesen. Von daher möglicherweise auch hier Hinweise auf eine Erkrankung. Würde auch den spontanen Rücktritt erklären.
Davon ab: Wieso sollte den Köhler für solche Aussagen Rückhalt finden? Sie waren nun mal mehr als heikle und das weiß zum Glück noch fast jeder Politiker. Die einzige Verteidigung die ich gelesen habe war die, dass man das nicht kritisieren dürfe, weil er ja der Bundespräsident sei. Und so las sich auch deine Verteidigung. Und das kann ja nicht sein. Wenn es inhaltlich gar nichts zu beschönigen gibt, dann muss man das auch in den eigenen Reihen zumindest nicht verteidigen müssen.
Nur weil er beliebt ist, darf man nicht rechtsstaatliche Bedenken beiseite schieben. Diesen Staat repräsentiert er ja gerade, also soll er das nicht auf dessen Kosten tun, sondern im Gegenteil ihn anmahnen.
Ganz ehrlich hatte ich vor diesem Ding nichts gegen Köhler und als das Interview in den Blogs auftauchte, dachte ich mir nur, typischer Köhler, im Endeffekt die Realität unbeabsichtigt gut zusammengefasst. Aber als er wegen der Kritik von jetzt auf gleich zurückgetreten ist, ab dem Zeitpunkt war er für mich derjenige, der das Amt beschädigte und niemand sonst.
Wir wollen nämlich mal eines festhalten: Niemand verlangte seinen Rücktritt und Kritik muss er sich auch gefallen lassen können. Wenn Kritik unmöglich wird, ist das ein größeres Problem. Kritik verbittet sich der Herr Außenminister, der Herr Bundespräsident, Kritik verbittet sich neuerdings jeder, der in seinem Amt Fehler begeht. Das kann nicht sein. Erst das sorgt für die Entfremdung, denn das ist keine Demokratie mehr, wenn alles als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird.
Früher hat man sich beklagt, dass jeder an seinem Sessel kleben bleibt, bei den dicksten Affären. Heute sind auf einmal alle derart dünnhäutig und Politik nicht mehr ihr Leben, das bei jeder größeren und nicht mal unberechtigte Kritik das Amt als Schutzschild genommen wird, um sich gegen Kritik zu wappnen. Oder eben als Faustpfand: wenn ihr mich kritisiert, trete ich eben zurück.