Averomoe schrieb:
Sei es BER, S21, Phili in HH oder jetzt das: Warum sind wir in DE so schlecht darin, Kosten zu kalkulieren?
Als jemand, der selbst für die kommunale Hand jedes Jahr 6-stellige Beträge vergibt kann ich dir antworten:
1. Weil entgegen der landläufigen Meinung die öffentliche Hand Personell deutlich unterbesetzt ist und ordentliche Ausschreibungen einfach eine riesen Menge Zeit fressen
2. Leuten mit Doktortiteln mehr Gehör finden als Leute mit Meisterbrief
3. In Aufsichtsräte, Stadträte und Bürgermeisterposten etc. Leute gewählt werden, die von der Leitung von Großprojekten oder Unternehmen keine Ahnung haben, die aber dann Entscheidungen fällen sollen.
4. Projekte angefangen werden müssen wenn sie beschlossen wurden ohne vorher Zeit für die Detailplanungen zu haben - bis zur nächsten Wahl will man ja ein Ergebnis vorlegen.
Weil das vielleicht nicht jeder versteht, noch ein Beispiel zu Punkt 2:
Situation: Ein Personenaufzug, über 30 Jahre alt, geht regelmäßig kaputt. Ersatzteile für die Steuerung gibt es seit 15 Jahren nicht mehr. Das sorgt für jedes Jahr für mittlere 4-stellige Kosten wenn Servicetechniker anreisen müssen, Schaltplatinen einschicken, überbrücken oder das hundertste Provisorium einbauen. Die Servicefirma hat seit mindestens 10 Jahren in ihren Wartungsprotokollen stehen dass die Aufzüge dringend saniert werden müssen. Betreiber hat seit 10 Jahren die Baufälligkeit der Aufzüge für den Gebäudebesitzer auf der To-Do Liste. Interessiert aber nicht, kostet ja Geld.
Irgendwann kommt eine Planungsfirma, die Wartungsverträge überprüfen soll. Dabei kommt raus, die Aufzüge müssen dringend saniert werden, die Kosten sind im niedrigen 5-stelligen. Plötzlich wird alles in Gang gesetzt, um die Aufzüge zu sanieren. Gebäudebesitzer präsentiert sich samt Bürgermeister, man habe gemeinsam dafr gesorgt, dass die laufenden Kosten sinken und die Betriebssicherheit wieder hergestellt wird. Natürlich steht da gerade eine Wahl an...