Lammert hat lediglich auf die Aggressivität im Internet aufmerksam gemacht. die Abschaffung der Anonymität geht ihm aber zu weit. In beiden Punkten stimme ich Lammert zu.
Er hat sich dafür ausgesprochen, dass sich der Rechtsstaat auch im Internet behaupten müsse. auch in diesem Punkt kann ich nur zustimmen. Die beiden von mir genannten Beispiele zeigen, dass die Umgangsformen im Netz zeitweise problematisch sind. In Deutschland findet dies aber kaum Beachtung, obwohl die Folgen für die Betroffenen alles andere als erfreulich sind.
Das Internet ist nicht nur eine Plattform die dem Austausch von Informationen dient, sondern hat zum Teil auch einen höchst manipulativen Charakter. Nachrichten, egal ob sie den Tatsachen entsprechen oder verfälscht sind, verbreiten sich rasend schnell. Das beste Beispiel ist diese Meldung auf dieser Seite. Die Meldung lässt einen entscheidenden teil von Lammerts Aussage weg. Das Ergebnis ist eine erzürnte Netzgemeinde. Sicher, so etwas gab es schon immer und ist ein bekanntes Stilmittel der Presse. durch das Internet bekommt es aber noch einmal eine völlig andere Dynamik. Nur diese Dynamik ergreift auch andere Bereiche insbesondere soziale Netzwerke, mit äußerst unangenehmen folgen für die Betroffenen. Daher finde ich eine gesellschaftliche und politische Diskussion sinnvoll.
Und nimmt man das Döring Zitat. Der Begriff Tyrannei der Masse, stammt nicht von Döring selbst sondern ist eher Alexis de Tocqueville zuzuschreiben und beschreibt sicher in Anlehnung an den Begriff der Ochlokratie auch "Schattenseiten" der Demokratie. Folgendes Zitat beschreibt recht treffend was sich im Netz zum Teil abspielt: "Dann droht ihm innere Ausstoßung, die Isolation in der Gemeinschaft. Daher schweigt die Minderheit: aus Angst. „Du hast die Freiheit, nicht zu denken wie ich; Leben, Vermögen und alles bleibt dir erhalten; aber von dem Tage an bist du ein Fremder unter uns. Du wirst dein Bürgerrecht behalten, aber es wird dir nichts mehr nützen; denn wenn du von deinen Mitbürgern gewählt werden willst, werden sie dir ihre Stimme verweigern, ja, wenn du nur ihre Achtung begehrst, werden sie so tun, als versagten sie sie dir. Du wirst weiter bei den Menschen wohnen, aber deine Rechte auf menschlichen Umgang verlieren. Wenn du dich einem unter deinesgleichen nähern wirst, so wird er dich fliehen wie einen Aussätzigen; und selbst wer an deine Unschuld glaubt, wird dich verlassen, sonst meidet man auch ihn. Gehe hin in Frieden, ich lasse dir das Leben, aber es ist schlimmer als der Tod"
Die Piratenpartei steht zwar für mehr Transparenz in der Politik, ein Ziel das ich nur begrüßen kann, vertritt für mich aber nur einen sehr kurzsichtigen Freiheitsbegriff. Dieser kann, so wie in viele ihrer Wähler einfordern, durchaus in der Tyrannei der Mehrheit enden. Denn er berücksichtigt für mich nicht ausreichend den Ausgleich zwischen den Interessen der Mehrheit und der jeweiligen Minderheit. Doch gerade dies ist ein wesentliches Merkmal einer nachhaltigen demokratischen Politik.
Die Piraten sind daher für mich nicht wählbar. dennoch halte ich sie für eine Bereicherung in der Parteienlandschaft. Ihre Forderung nach mehr Transparenz trifft einen Zeitgeist und hat eine längst überfällige Diskussion ausgelöst