xexex schrieb:
Es hat mit Technikfeindlichkeit was zu tun, weil alles neue wird hier zunächst meist verschrien, selbst in einem Computerforum wie diesem hier! Die Akzeptanz neuer Technologien beginnt in den Köpfen der Nutzer und hat nichts mit der Regierung zu tun.
Nein, du hast die Problematik nicht verstanden. Eine Technologie kann man datenschutzfreundlich im Sinne der Bevölkerung umsetzen und ihr damit einen klaren Mehrwert bieten, der nur wenig bzw. am besten gar keine Nachteile mit sich bringt. Oder als Datenkrake im Sinne von Regierungen und Konzernen. Letzteres birgt nicht unerhebliche Risiken und es ist daher nachvollziehbar, wenn nicht sogar vernünftig, so etwas nicht zu akzeptieren.
Aktuelles Beispiel: CWA vs Luca. Die CWA ist ein überraschend gutes Beispiel für ein recht transparentes, glaubhaft umgesetztes Projekt. Dementsprechend hat sie auch in Fachkreisen einen guten Ruf. Luca das krasse Gegenteil. Bei Luca ist die damals prognostizierte Gefahr eines Datenmissbrauches übrigens bereits seit einigen Monaten wahr geworden.
Schau dir dagegen mal andere Projekte des Staates an, da gibt es mehr als nur eine Katastrophe mit Ansage. Bestes Beispiel die Elektronisches Gesundheitsakte: Der finale Test verlief katastrophal, voller Sicherheitslücken,
durch die man sogar Arztpraxen und Kliniken infizieren kann. Hältst du das für einen Fortschritt? Willst du deine sensiblen Gesundheitsdaten so einem unsicheren System anvertrauen? Ich keinesfalls. Nicht weil ich gegen neue Technologie bin, sondern weil die Umsetzung unfassbar schlecht ist und eine massive Gefahr darstellt.
In deiner schwarz/weiß Darstellung wäre ich jemand, der neue Technologie pauschal ablehnt. Ist aber nicht so, die CWA finde ich super und ich befürworte eine vernünftige und sichere Digitalisierung. Viele Projekte kann ich aber nicht verantwortungsvoll gut heißen. Wie du siehst, hat das sehr wohl sehr viel mit der Regierung zu tun. Hätte die das Projekt vernünftig umgesetzt, könnte ich mich guten Gewissens dafür aussprechen. Genau das ist das was ich mit fehlender Differenzierung meine.
xexex schrieb:
von Verzicht auf Bargeld brauchen wir gar nicht erst zu reden
Es gibt auch gute Gründe, nicht auf Bargeld zu verzichten bzw. zumindest niemandem das vorzuschreiben. Du kannst natürlich für dich auf dieses Freiheitsrecht verzichten. Aber bedenke: Freiheit ist auch immer die Freiheit der andersdenkenden.
xexex schrieb:
Wie soll denn die Digitalisierung der Schulen funktionieren, wenn man jeder Entwicklung die man woanders mit einer Kusshand annimmt und die großen Unternehmen machen lässt, hierzulande erstmal verschreit und dem möglichst viele Hürden setzt? Selbst bei Office 365 hören die Debatten hierzulande nicht auf.
In dem man es einfach selbst in die Hand nimmt? Willst du, dass Schulen von Konzernen abhängig sind, damit die alle Kinder zu ihren Gunsten beeinflussen können? Ich halte das für sehr gefährlich. Die machen das nicht aus Mitleid mit den schlecht ausgestatteten Schulen, sondern zur Steigerung ihrer Profite: Facebook/Meta weiß z.B. seit Jahren weiß, dass ihre Systeme in verschiedener Hinsicht schädlich für Kinder/Jugendliche sind. Wird genau so ignoriert wie die Schädlichkeit von Tabak vor Jahrzehnten, weil man auf Kosten anderer massig Geld verdient.
Nicht nur für die Technikkonzerne. Sonst nehmen die überlasteten und unterbesetzten Lehrer zukünftig Unterrichtsstunden von Nutella, McDonalds & co. zur gesunden Ernährung mit der nächsten "Kusshand" an. Wo soll das hin führen? Schulen sollten neutrale Orte sein, und nicht als PR-Einrichtungen missbraucht. Beeinflusst werden Kinder und Jugendliche schon genug. Die bräuchten eher mal ein Fach Medienkompetenz, um dem weniger schutzlos ausgeliefert zu sein.
Microsoft 365 ist die Spitze des Eisberges und es ist (zum Glück) keineswegs so, dass MS oder Konsorten die einzigen sind, mit denen man Schulen Digitalisieren kann. Auch hier ist nicht die Technologie das Problem, sondern die Umsetzung. Bei uns sogar noch eine Ebene drüber, nämlich der mangelnde Wille, in Schulen zu investieren. Wie kommt es denn dazu, dass Schulen die "Angebote" von MS & co. gerne anzunehmen versuchen? Weil die schon zu wenig Ressourcen haben, um ihren bisherigen Betrieb aufrecht zu erhalten. Mit welcher Zeit oder welchem Geld sollen die auch nur ansatzweise eine Chance haben, was souveränes, sicheres aufzubauen?
Zur Digitalisierung brauchen wir keine Großkonzerne, die versuchen ihren Einfluss zu erweitern. Wir brauchen Ressourcen, sowohl finanziell als auch kompetenztechnisch. Es kann nicht sein, dass Schulen die IT in der Größe eines kleinen bis mittelständischen Unternehmens zu betreuen haben, die am Ende ein überlasteter Lehrer in seinen Überstunden versucht, halbwegs am Laufen zu halten. Da braucht es nicht nur Geld, sondern auch weitreichendere Unterstützung.