onesworld schrieb:
Ich verstehe deinen Gedankengang, aber er ist falsch. Denn das ganze Kartenhaus wurde von vornherein falsch aufgebaut. Ein riesen Fleischverarbeiter, von dem sich alle Züchter abhängig machen ist eine Frage der Zeit. Irgendwann knallt es und das war halt jetzt. Das ist das Problem in einigen Branchen. Man macht sich von einem Abnehmer abhängig und wenn es knallt, dann ist das Geschrei groß und immer die anderen Schuld.
Ich kann dir nicht widersprechen ... momentan geht es aber z.B. darum, dass ein Betrieb mit 1000 Schweinen eben bald 1500 versorgen muss, weil er sein Schlachtvieh eben nicht billig bei Tönnies abliefern kann, sondern es bei höheren Transportkosten an andere Schlachtfabriken liefern muss, die eventuell sowieso schon ausgelastet sind.
Tönnies hat ein großes Loch hinterlassen, denn es gibt in der Region nunmal keine nennenswerte Konkurenz zu Tönnies.
Wenn die Haltungsbedingungen schon bei 1000 Tieren viele Wünsche offen lassen, wie sieht das dann wohl bei 50% mehr bestand aus?
Ein Umstand, der mich immer wieder ärgert, wenn ich mich z.B. mit Kampf-Veganern unterhalte ... natürlich sind die Zustände scheiße, das bezweifelt niemand ... aber wie wird es abermillionen Milchkühen gehen, wenn die den zweiten Tag in Folge nicht gemolken wurden?
Das sind nicht einfach Tiere, die auch in der freien Wildbahn ganz easy überleben können, sondern auf die Bedürfnisse unserer Fleischindustrie und Konsumgesellschaft zugeschnittene Produkte jahrhundertelanger Züchtung.
Der Mensch hat mMn die Verantwortung für die Kreaturen, die er geschaffen hat.
Ein kompletter Verzicht auf tierische Produkte von jetzt auf gleich, würde die Situation der Tiere NICHT verbessern ... eigentlich käme dabei momentan genau das Gegenteil heraus ... Tierquälerei.
Was mir oft fehlt, ist die Alternative ... wohin mit dem Rohstoffen unserer Nahrungsmittelindustrie und wohin mit den Arbeitskräften, die da noch dran hängen?
Natürlich ist es auf lange sicht falsch, an unserer Fleischindustrie wie sie momentan ist, festzuhalten ... aber sie wirklich zu verändern - gar zu humanisieren oder abzuschaffen - das wird Zeit brauchen, wenn man nicht Abermillionen Tieren, die im Leben ohnehin nichts zu erwarten haben, als die Schlachtbank, die Hölle NOCH heißer machen will.
Natürlich wäre die Lösung eine gleichmäßigere Einkommensverteilung und die Hoffnung (hust), dass die Menschen dieses mehr an Geld dann auch sinnnvoll einsetzen ... aber solange das vom Markt geregelt wird, wird das nichts werden ... denn der ist nunmal auf einseitige Kapitalakkumulation ausgerichtet und bietet momentan massenweise billligst-Scheiß. Wer oder was soll die Menschen davon abhalten, weiter das billlige Zeug zu kaufen, obwohl sie sich den "echten" Stuff auch leisten könnten?
Viele kennen den Unterschied doch garnicht.
Letztlich sind es die einzelnen, die sich eben denken müssen ... "Ich gebe jetzt nicht jeden Tag ein paar Euro für Billigfleisch aus, sondern kaufe nur noch jede Woche einmal was richtig Gutes beim Metzger um die Ecke".
Warum die Leute das nicht machen ... weil das zu sehr an Oma und Opa erinnert, die das eben machen MUSSTEN, weil sie sich den täglichen Fleischkonsum eben nicht leisten konnten.
Heute kann man sich das leisten, und sieht es als Zeichen für den eigenen Wohlstand (daran hat sich seit Oma und Opa nichts geändert) ... wie die niedrigen Preise (die das ermöglichen) zu stande kommen, ist den meisten dabei vollkommen egal.
Hauptsache 3 mal am Tag "Fleisch".
Ich denke auch, dass wir diesen Komnsum überdenken sollten, aber blinden Aktionismus lehne ich auch auf diesem Gebiet ab ... denn das wird es wahrscheinlich nicht besser machen.