Das Demografie-Problem in Deutschland

Das Statistische Bundesamt bröselt das auf Seite 29 schon noch genauer auf. So liegt der Prozentsatz der kinderlosen älteren Frauen deutlich niedriger. Aber eine Sache stimmt:

Für das gegenwärtige Geburtenverhalten der Frauen ist charakteristisch, dass die im Jahr 2006 30- bis 34-Jährigen zu 42 % im Westen und zu 31 % im Osten Deutschlands kinderlos waren.

Der Unterschied zwischen Ost und West hat möglicherweise historische (oder wirtschaftliche) Wurzeln. Für ursächlich halte ich aber vor allem die bemerkenswerte Ost-West-Wanderung gut ausgebildeter Frauen. Denn mit der Bildung steigt in der Regel auch der Wohlstand. Und beide Faktoren (zusammen) ziehen erfahrungsgemäß eine sinkende Geburtenrate nach sich.

Auf BILD-Niveau zusammengefasst: Die Power-Frauen ziehen in den Westen der Republik und bleiben kinderlos, die Loser-Frauen bleiben im Osten und werden Mütter.

Vielleicht erklärt das zumindest teilweise die statistische Differenz von 42 zu 31 Prozent.

http://www.zeit.de/online/2007/22/abwanderung-ostdeutschland
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/30345/index.html
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/frauenmangel_aid_114475.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Das würde weitergedacht bedeuten, dass zusätzlich zu den sinkenden Geburtenraten, der größere Teil der Neugeborenen in Familien mit einem weniger guten Bildungsniveau aufwächst.

Ein weiterer Rückschluss wäre, dass sich die Entscheidung für ein Kind in diesen Schichten damit insgesamt attraktiver darstellt, als in Schichten mit einem höheren Bildungsniveau.

Neben dem quantitativen Rückgang existiert also auch ein (Bildungs-) qualitativer Rückgang.

In meinen Augen eine nicht wirklich gute Kombination.

MFG
 
Neben dem quantitativen Rückgang existiert also auch ein (Bildungs-) qualitativer Rückgang.
Genau das ist es. Wir züchten uns bereits heute die Problemfälle der Zukunft heran, könnte man sagen. Bedenklich ist auch die erste Tabelle auf Seite 33 oben (vgl. Link in # 121). Jede vierte Frau im Alter zwischen 40 und 75 Jahren hat demnach genau ein Kind, knapp 40 Prozent dieser Frauen haben zwei Kinder. Doch dann kommt das Bildungsniveau ins Spiel: Jede vierte Frau mit niedriger Bildung hat drei Kinder, aber nur sechste bis siebte Frau (15 %) mit hoher Bildung. Und nur jede siebte Frau mit geringer Bildung hat keine Kinder, aber jede fünfte Frau mit hoher Bildung.

soll der Staat dafür sorgen, dass die Ober- (Ober)Mittelschicht mehr Kinder bekommt
Das kannst Du vergessen. Womit soll der Staat die Menschen locken? Geld zieht am wenigsten. Ich erinnere mich an den Film zum Sommermärchen, wo Jens Lehmann die Frage an Angela Merkel richtete, was die Regierung zu bieten habe, um ihm die Rückkehr nach Deutschland schmackhaft zu machen. Abgesehen vom Erziehungsgeld hatte sie nichts zu bieten. Und das ist bekanntlich limitiert und für gut bezahlte Arbeitnehmer völlig uninteressant.
 
Das nennt man wohl "Konkurrenz der Ziele". Der Zusammenhang zwischen der weiblichen Bildung und der Kinderrate ist nachgewiesen, aber ebenso brauchen wir gut ausgebildetete weibliche Arbeitskräfte in der Wirtschaft. Mir scheint, wir haben mittelfristig einen Produktionsschub in der Wirtschaft hingenommen, um langfristig wegen der Kinderlosigkeit in eine Musterrezession abzurutschen.
Wir haben wohl nur zwei Lösungen, um auf die geforderteten 2,1 Kinder pro Frau zu kommen:
1. Jede Frau und jeder Mann müssen in ihren Leben zwei Kinder zeugen und großziehen. Wer das nicht tut, bekommt saftige Abstrafen bei den Steuern und der Rente. Man könnte das hierbei so einrichten, dass die Wohlhabenden höhere Abzüge erhielten als die Ärmeren. Der Erfolg ist freilich fraglich. Eine Abwanderung bzw. Abwahl der Regierung wahrscheinlich.
2. Indirekte Maßnahmen, um die Bildung der Frauen zu reduzieren.

Ja, das klingt alles ziemlich bekloppt, aber streng wissenschaftlich handelt es sich gerade bei Punkt 2 um eine Maßnahme, die die Kinderrate bei den Frauen steigern könnte. Die Umsetzung ist natürlich ein ganz anderer Punkt. Trotzdem sollte man im Hinterkopf behalten, dass Karriere und hohe Bildung für die meisten Frauen weiterhin sekundäre Lebensziele sind. Eine Frau wird in aller Regel nicht an ihrem Einkommen gemessen.
 
Im Bezug auf keshkau:
Der Unterschied zwischen Ost und West hat möglicherweise historische (oder wirtschaftliche) Wurzeln

Eine geringere Kinderquote bei besser qualifizierten/bezahlten Frauen hat auch etwas mit einem dadurch einhergehenden anderen Lebensstil beziehungsweise einer anderen Erziehung zu tun. Es stehen nicht mehr die traditioniellen 3 K´s (Küche,Kinder,Kirche) im Vordergrund sondern ein "moderner" Lebensstil mit einer Abkehr vom traditionellen (und in meinen Augen antiquierten) Frauenbild.
Man schaue sich nur einmal die Entwicklung der Haus bzw. Frauenarbeiten von den Anfängen der industriellen Revolution bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts.
Kinder und Karriere, gerade bei Frauen, dem sind viele Hürden in den Weg gelegt. Und dies hat nicht nur etwas mit fehlender Akzeptanz bzw. nicht vorhandenen Gesetzen/Förderungen zu tun sondern zum Teil auch mit den Rollenbildern in unserer westlichen/deutschen Gesellschaft.

Edit: Sorry für den kurzen Beitrag. Habe den Thread gesehen, er war im Gegensatz zu vielen anderen Threads im PuG sehr gut geführt und wollte mich noch dazu äußern
 
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,585583,00.html

Es geht um die Schwierigkeiten, Kita- und Kindergartenplätze auszubauen, ohne die Nachbarn zu verärgern. Für Spiegel-Verhältnisse ungewöhnlich, aber dieser Artikel ist absolut einseitig geschrieben und dadurch wird Lisa Erdmanns Position zu deutlich.
Dies ist eines der Probleme, das wir bekommen werden, wenn der Anteil der Älteren steigen wird. Einen ähnlichen Hang zur Intoleranz gegenüber Kinder konnte ich aus einer Doku über die spanische Demographie heraushören, dort gibt es ähnlich wenig Kinder pro Frau wie hier.
 
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