Das Demografie-Problem in Deutschland

@keshkau
Die Grundidee beruht ja darauf, dass man eben nicht alle Arbeit machen muss. Momentan sieht es so aus. Die Leistungen von Hartz 4 werden immer weiter gekürzt und man muss jeden Job annehmen. Verdient man zu wenig kriegt man vom Staat was dazu.
Welcher Mensch würde ein Produkt kaufen ohne auf die Qualität zu achten und dazu noch zu einem unsinnigen Preis? Genau das wird dort propagiert. Die Löhne sinken, da jeder der keine Arbeit hat sie Annehmen muss. Genau das wird umgangen indem man ein System der Grundsicherung einführt. Ich weiß zwar nicht ob es funktionieren kann, allerdings sollte man berücksichtigen, dass eine ganze Reihe von Menschen ohne zu arbeiten hier leben. Alle die von Zinsen oder Aktienrenditen leben, leisten keinerlei Arbeit oder schaffen Werte. Sie verteilen nur Werte von jemandem anderen zu sich. Genau diese Leute sind es die gegen so etwas wie eine Grundsicherung propagieren. Es würde einen Machtverlust bedeuten.
 
Tatsache ist aber, was der nachfolgende FAZ-Artikel sehr gut beschreibt (wirklich lesenswert). Daraus ein Zitat:

Nach Berechnungen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kommt ein verheirateter Alleinverdiener mit zwei Kindern, der 30 Stunden in der Woche einer gemeinnützigen Beschäftigung (1,50-Euro-Job) nachgeht, auf 1769 bis 2209 Euro im Monat. Um den gleichen Bruttolohn zu erzielen, müsste er auf dem regulären Arbeitsmarkt jede Woche 40 Stunden für 6,35 bis 10,90 Euro arbeiten – keine besonders attraktive Perspektive.

http://www.faz.net/s/Rub0E9EEF84AC1...44BC38464C19FCB7FD~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Dieser Absatz zeigt einerseits ein grundsätzliches Problem, das wir heute in Deutschland (und anderswo) haben. Er lässt zusätzlich erahnen, wie die Arbeitsmotivation (hier im Beispiel von Langzeitarbeitslosen) einbrechen kann, wenn die Grundversorgung gesichert ist, ohne dafür arbeiten zu müssen. Wir müssen uns nichts vormachen: Eine wie auch immer geartete Grundversorgung für Arbeitslose und Arbeitsunfähige wird es immer geben (müssen).

Aber daran knüpft sich die Frage, ob man sich darauf beschränken kann. Die Verlockung, ein bedingungsloses Grundeinkommen einzustreichen und nebenher nur noch ein wenig zu jobben, ist nun einmal sehr groß.

Wer jetzt argumentiert, das treffe überwiegend nur auf (Langzeit-)Arbeitslose zu, die momentan sowieso nicht arbeiten, greift zu kurz. Denn der Vollzeit-Arbeitnehmer, der heute noch 20-25 seiner 40 Arbeitsstunden pro Woche darauf verwenden muss, die Höhe des Grundeinkommens zu verdienen, könnte sich genau diesen Teil seiner Arbeit sparen.

Es ist für ihn zweifelsfrei attraktiv, im Erwerbsleben etwas kürzer zu treten, ob nun mit oder ohne Lohnkürzung. Und genau diese Arbeitsleistung fehlt uns anschließend. Für die nicht geleistete Arbeit wird kein Einkommen erzielt, es werden keine Steuern bezahlt, aber es soll das Grundeinkommen finanziert werden.

Der Trick ist doch, dass ich trotz weniger Arbeit in etwa so viel verdienen kann wie mit einer 40-Stunden-Woche. Hinzu kommt aber, dass durch den freiwilligen Müßiggang (der von den Befürwortern des Grundeinkommens durchaus begrüßt bzw. angestrebt wird) der zu verteilende Wohlstand im Land schrumpft, womit wiederum die Basis für die Finanzierung des Grundeinkommens in Gefahr geraten kann.

Diese Entwicklung lässt sich nicht pauschal durch eine höhere Steuer auffangen. Denn es kann nur das besteuert werden, was vorhanden ist. Und das wird tendenziell weniger, wenn ein Teil der Leute weniger arbeiten geht.

Je schlechter die Ausbildung ist und je schlechter sich die (derzeitige) Bezahlung gestaltet, desto größer wird das Problem, das im obigen FAZ-Artikel beschrieben wird: Es lohnt sich immer weniger, arbeiten zu gehen. Und ich prognostiziere, dass niemand da sein wird, der diese Lücken im Arbeitsmarkt schließt.


chriwi schrieb:
Die Leistungen von Hartz 4 werden immer weiter gekürzt und man muss jeden Job annehmen.
Die Leistungen werden zwar nicht gekürzt, aber man muss sich um Jobs bemühen. Denn noch gilt das Prinzip der Bedürftigkeit. Der Staat zahlt nur, wenn man sich selbst nicht mehr zu helfen weiß, aber nicht, wenn man einfach keine Lust hat, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen oder sich wenigstens darum zu bemühen.
 
@keshkau
Die Problematik hast du sehr schön und verständlich beschrieben. In meinen Augen gibt es nur zwei Lösungsansätze, um den Anreiz, eine Arbeit aufzunehmen bzw. sich wirklich intensiv darum zu bemühen, zu erhöhen:

1. höhere Löhne
2. möglichst geringe Grundsicherung und viel Kontrolle/Druck der/auf die Arbeitslosen

Und so hart und zynisch das klingen mag, in meinen Augen ist nur die zweite Variante wirtschaftlich sinnvoll bzw. überhaupt realisierbar. Auch wenn die Arbeitslosen, die wirklich mit Leib und Seele nach einem Job suchen (und ich gehe als optimistischer Mensch davon aus, dass das die Mehrzahl ist), dann natürlich die "falsche Einstellung" einer Minderheit leider mit ausbaden muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
keshkau schrieb:
Der Trick ist doch, dass ich trotz weniger Arbeit in etwa so viel verdienen kann wie mit einer 40-Stunden-Woche.
Was zeigt, dass die Löhne zu niedrig sind, bloß darauf wird in solchen Artikeln niemals Stellung bezogen.
keshkau schrieb:
Hinzu kommt aber, dass durch den freiwilligen Müßiggang (der von den Befürwortern des Grundeinkommens durchaus begrüßt bzw. angestrebt wird) der zu verteilende Wohlstand im Land schrumpft, womit wiederum die Basis für die Finanzierung des Grundeinkommens in Gefahr geraten kann.
Die Frage ist doch, wie man Müßiggang definiert. Wenn jemand ehrenamtlich arbeitet schafft er gewissermaßen Werte und kriegt nichts dafür. Ob der Wohlstand letztlich wirklich sinkt ist die Frage.
keshkau schrieb:
Diese Entwicklung lässt sich nicht pauschal durch eine höhere Steuer auffangen. Denn es kann nur das besteuert werden, was vorhanden ist. Und das wird tendenziell weniger, wenn ein Teil der Leute weniger arbeiten geht.
Das würde ich gerne belegt sehen. Denn heute schon heute arbeiten immer weniger Menschen und trotzdem steigt der gesellschaftliche Wohlstand. Bei der Betrachtung wird die Produktivitätssteigerung völlig ausgeklammert. Wenn der Mensch zu teuer ist, weil er eine Grundsicherung kriegt kann die Abreit ggf. eine Maschine erledigen.
keshkau schrieb:
Die Leistungen werden zwar nicht gekürzt, aber man muss sich um Jobs bemühen. Denn noch gilt das Prinzip der Bedürftigkeit. Der Staat zahlt nur, wenn man sich selbst nicht mehr zu helfen weiß, aber nicht, wenn man einfach keine Lust hat, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen oder sich wenigstens darum zu bemühen.
Wenn man den angebotenen Job nicht annimmt bekommt man keine Leistung mehr. Egal ob es Sinn macht, der Job unterbezahlt ist oder wie auch immer. Damit sind die Firmen (zumindest ohne Mindestlohn) gar nicht darauf angewiesen vernünftige Löhne zu bieten. Denn es muss gekauft werden und widerspricht damit dem freien Markt den diese Menschen propagieren.
 
|MELVIN| schrieb:
2. möglichst geringe Grundsicherung und viel Kontrolle/Druck der/auf die Arbeitslosen
Und so hart und zynisch das klingen mag, in meinen Augen ist nur die zweite Variante wirtschaftlich sinnvoll bzw. überhaupt realisierbar. Auch wenn die Arbeitslosen, die wirklich mit Leib und Seele nach einem Job suchen (und ich gehe als optimistischer Mensch davon aus, dass das die Mehrzahl ist), dann natürlich die "falsche Einstellung" einer Minderheit leider mit ausbaden muss.
[\QUOTE]
Nur nach deiner Logik müssten alle Arbeitlose einen Job haben. Stell dir vor du spielst Reise nach Jerusalem. Es gibt 5 Personen und 4 Stühle. Egal wie man den Druck erhöht, einer kriegt keinen Stuhl. Genau das ist die Situation in Deutschland. Es gibt zwar genug Arbeit nur ist keiner bereit sie zu bezahlen. Somit gibt es keine Jobs und diejenigen die Arbeit haben müssen diese länger tun. Dabei sind die gezahlten Löhne immer auch die Kaufkraft der Bevölkerung. Erhöht man sie steigt die Nachfrage und es muss mehr produziert werden. Dies ist ist gerade im Niedriglohnbereich der Fall. Denn dort gehen die gezahlten Löhne fast vollständig in den Wirtschaftskreislauf zurück.
 
@chriwi
Genau mit dieser Argumentation hat die Linke damals gegen Hartz4 protestiert, es gäbe einfach keine Arbeitsplätze und deswegen bringe es nichts den Druck auf die Arbeitslosen zu erhöhen. Nun ja ich denke die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den letzten drei Jahren hat das Gegenteil bewiesen. Und wenn mich nicht alles täuscht gibt es laut BA immernoch knapp eine Mio. freie Stellen in Deutschland, deswegen glaube ich schon, dass es weiterhin sinnvoll ist, die soziale Hängematte so unbequem wie nur irgendwie möglich zu gestalten. Außerdem behaupte ich ja nicht, dass nur durch viel Druck auf Arbeitslose Vollbeschäftigung erreicht wird, dadurch ist eben nur sichergestellt, dass stets 4 Stühle besetzt sind, um auf deine Metapher zurückzukommen. Und das finde ich schon sehr wichtig und sinnvoll.

Das was du bezüglich der Niedriglöhne ansprichst finde ich übrigens sehr interessant. Letztendlich argumentieren ja die Befürworter des Mindestlohns, dass zwar möglicherweise Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich verloren gehen, dass dies aber durch den steigenden Konsum wieder gut gemacht werden würde. Da Arbeiter des Niedriglohnsektors aber eine deutlich geringere Sparquote haben als Arbeiter die Mindestlohn und mehr bekommen, geht diese Rechnung in meinen Augen nicht auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
chriwi, bei der Reise nach Jerusalem würde sich aber jeder auf jeden möglichen Stuhl setzen. Auf unserem Arbeitsmarkt gibts aber viele freien Stellen verschiedener Art. Zum Beispiel hört man öfter Berichte über Betriebe, die Lehrlinge suchen aber keine finden, weil die Bewerber zu schlecht in Mathe oder Deutsch sind. Oder eine seit Monaten ausgeschriebene Stelle als Projektmanager, aber alle Arbeitslosen in der Region sind dafür nicht qualifziert genug.
Das wird sich nie ändern. Aber lass mal einen Politiker öffentlich sagen, dass man die letzten 3 Mio. Arbeitslose niemals unterkriegt (dabei sind das natürlich nicht die gleichen Menschen, sondern einige gehen in Rente oder andere kommen neu dazu)...
 
chriwi schrieb:
Was zeigt, dass die Löhne zu niedrig sind
Für wen zu niedrig? Wir haben keine Arbeitsdiktatur, sondern einen Arbeitsmarkt. Das bedeutet, dass sich Arbeitgeber(-Vertreter) und Arbeitnehmer(-Vertreter) darauf einigen müssen, wie eine bestimmte Arbeit bezahlt wird. Das ist ein weites Feld, das schon häufig beackert worden ist.

Die Menschen, die in Deutschland ihre Arbeitskraft anbieten, müssen sich darüber im Klaren sein, dass auf dem Arbeitsmarkt eine Konkurrenzsituation herrscht. Einerseits buhlen die Arbeitgeber um die besten Arbeitnehmer, andererseits kämpfen die Arbeitnehmer um die attraktivsten Jobs.

Zutreffend ist weiterhin, dass sich der (Markt-)Preis für Arbeit nicht frei bilden kann. Dafür sorgen Gesetze und Tarifabschlüsse. Außerordentlich gute Leistungen können zwar problemlos besonders gut entlohnt werden, aber nach unten gibt es immer noch wenig Flexibilität. Das scheint gewollt zu sein und ist womöglich auch vernünftig, bedeutet aber zugleich, dass man mitunter Arbeitslosigkeit in Kauf nimmt.

Hinzu kommt, und das wollen wir nicht unberücksichtigt lassen, dass Arbeitnehmer in Deutschland mit Maschinen und mit (scheinbar) preiswerteren Arbeitskräften im Ausland konkurrieren müssen. Dem wird bislang allerdings kaum Rechnung getragen, außer vielleicht von Arbeitgeberseite, indem man dem deutschen Arbeitsmarkt einfach den Rücken zudreht und abwandert.

Ist diese Entwicklung verwerflich? Ich denke nicht. Jahrzehntelang haben wir für freien Handel gekämpft, damit die Deutschen ihre Exportschlager im Ausland absetzen können. Jetzt schlägt die Welt mit attraktiven Produktionsstandorten und mit günstigen Arbeitskräften zurück. Wer austeilt, muss auch einstecken können.

chriwi schrieb:
Die Frage ist doch, wie man Müßiggang definiert.
Ganz genau. Man muss nicht einmal den Wohlstand nach materiellen Maßstäben bewerten und kann sich stattdessen darüber freuen, wenn Papa wieder mehr Zeit für seine Kinder hat. Aber ich denke, wir sind noch nicht so weit. Das Hunger nach Mehr ist längst nicht gestillt (und wird es vermutlich auch nie). Deshalb ist der Durchschnitts-Arbeitnehmer auch nicht zufrieden. Er hätte gern mehr, entweder mehr Geld oder mehr Freizeit – bestenfalls beides.

Wir könnten uns mehr Freizeit erkaufen, allerdings immer nur auf Kosten unseres materiellen Wohlstands. Denn wer in der Hängematte liegt, arbeitet in dieser Zeit nicht und schafft in dieser Zeit keine Werte, die man später im Schaufenster bewundern und kaufen kann.

Momentan ist aber nicht die Rede davon, sich materiell einzuschränken. Ganz im Gegenteil habe ich den Eindruck, es soll suggeriert werden, dass genug Wohlstand für alle vorhanden wäre und es überhaupt kein Problem wäre, wenn wir alle etwas kürzer treten würden. Aber das glaube ich so nicht.

Denn dann schaue ich mir das derzeitige Steueraufkommen an (Einkommensteuer) und überlege, wer dieses Geld größtenteils aufbringt. Nun soll durch die MwSt.-Erhöhung auf 50 Prozent gerade der Teil der Bevölkerung entlastet werden, der wesentlich zum Steueraufkommen beiträgt. Das kann nicht funktionieren. Denn wo zuvor 45 Prozent Einkommensteuer und bei Bedarf 19 Prozent MwSt. gezahlt worden sind, soll die Belastung nun bei 50 Prozent gekappt werden.

chriwi schrieb:
Das würde ich gerne belegt sehen. Denn heute schon heute arbeiten immer weniger Menschen und trotzdem steigt der gesellschaftliche Wohlstand. Bei der Betrachtung wird die Produktivitätssteigerung völlig ausgeklammert.
Man muss schauen, in welchen Bereichen der Fortschritt in der Produktivität erzielt wird. Das ist im Regelfall der hoch technisierte bzw. automatisierte Bereich bzw. die EDV. Wenn ich von Leuten spreche, die sich zuallererst Gedanken darüber machen, ob sie bei einem bedingungslosen Grundeinkommen überhaupt noch arbeiten gehen sollen, dann meine ich damit in erster Linie Teilzeitkräfte, Aushilfen, Hilfsarbeiter und andere, schlecht bezahlte Arbeitnehmer. Dazu gehören mitunter Lagerhelfer, Wachpersonal und Schlüsseldienste, Boten (Fahrrad-Kuriere), 400-Euro-Jobber beim Bäcker und im Einzelhandel, der Zimmer-Service im Hotel oder die Küchenhilfe in der Großkantine sowie mancherorts auch Briefzusteller.

Bei diesen Jobs gibt es praktisch keine Produktivitätssteigerungen. Das ist (neben dem Überangebot an Arbeitskräften) auch ein Grund dafür, warum in diesen Bereichen die Gehälter nicht steigen. Der Wachmann, der 1990 vor einer Tür stand, ist im Jahr 2005 genauso produktiv wie 15 Jahre zuvor. Mit welcher Berechtigung verlangt er eine Gehaltserhöhung? Ich weiß es nicht. Ich weiß aber, dass zwischenzeitlich die Verbraucherpreise steigen und dass er mit seinem konstanten Gehalt mit der Zeit Probleme bekommt.

chriwi schrieb:
Wenn man den angebotenen Job nicht annimmt, bekommt man keine Leistung mehr. Egal ob es Sinn macht, der Job unterbezahlt ist oder wie auch immer.
Du bist ein Individuum, das grundsätzlich für sich selbst zu sorgen hat. Du hast die Wahl zu arbeiten oder zu verhungern. Nun bemühst Du Dich um Arbeit, findest aber keine. Dann greift Dir der Sozialstaat unter die Arme, um Dir in Deiner Krise zu helfen. Zufälligerweise findet nun jemand (von der Arbeitsagentur) einen Job für Dich. Das ist etwas, was Du zuvor nicht geschafft hast. – Und nun fragen sich die Steuerzahler (bzw. die Versicherten in der AL-Versicherung: Soll der Mann weiterhin selbst für seinen Unterhalt sorgen oder sollen wir das für ihn übernehmen? Warum müssen wir für unser Geld arbeiten und er nicht? Ist es zu viel verlangt, dass er wenigstens für einen Teil seines Geldes arbeitet?

Selbst wenn das Gehalt des neuen Jobs zunächst gering ist, so spart die AL-Versicherung (und damit Deine Mitbürger) einen Teil der Unterstützung, die für Bedürftige gedacht ist. Du bist nur in dem Maße bedürftig, wie Dein selbst erzieltes Einkommen nicht ausreicht. Einen Anspruch, der darüber hinausgeht, hast Du nicht. Also hast Du den Job anzunehmen. – Alternativ kannst Du Dir ja einen besser bezahlten Job suchen oder Dich selbstständig machen.

Und für den Fall, dass es nicht genügend Jobs gibt, so kann man immer noch sagen: Vier von fünf Arbeitslosen bemühen sich um Arbeit und finden auch welche. Wenn sich der fünfte nicht bemühen will, strafen wir ihn ab. Du bekommst Dein Geld ja auch, wenn Du keinen Job finden kannst. Man streicht Dir das Geld erst, wenn Du Dich nicht länger bemühst.
 
Zuletzt bearbeitet:
mal n bisschen vereinfacht und polemisch gesagt: wenn man arbeitslos ist, bekommt man ne Grundsicherung vom Staat. Wenn man arbeitet bekommt man nix mehr. Dann bekommt man vom Arbeitgeber ne "Grundsicherung + X". Es ist aber garnicht die Aufgabe des Arbeitgebers, eine Grundsicherung zu bezahlen. Er soll Lohn zahlen. Die Grundsicherung ist Menschenrecht das man als Arbeitnehmer nicht verlieren kann und sollte vom Staat übernommen werden. Der Lohn sollte ohne Abzüge bezahlt werden, damit man nicht länger die Arbeitenden bestraft für ihr Arbeiten. So gesehn ist das bedingungslose Grundeinkommen logischer als das jetzige System, sofern man denn eine Grundsicherung überhaupt haben will. (Arbeiten gehn ist übrigens teuer, sollte man nicht vergessen, der Lohn ermöglicht es überhaupt, das man im nächsten Monat weiterarbeiten kann.)

Das was Keshkau beschreibt ist ja nicht unbedingt korrekt finde ich: es ist ja nicht so, das in unserer Gesellschaft - bei aller Konkurrenz - doch" alle irgendwie am selben Strang ziehen", damit "es vorwärts geht" usw. Wenn malocht wird, wenn Überstunden gemacht werden wird mit dem Geld ja nicht der Sozialstaat erwirtschaftet, sondern es werden damit steigende Aktienkurse und Dividenden bezahlt. Davon haben nur ganz wenige etwas. Mal ganz platt gesagt: Würden wir darauf verzichten, würde sich für 95% der Menschen garnichts ändern. Wir könnten ab sofort ein angenehmeres/erfüllteres Leben haben ohne Abstriche. Der Sozialstaat ist nicht so teuer: ne Wohnung für jeden, Strom, Essen, Klamotten, bisschen Bares - das zahlen wir aus der Portokasse.

Es ist doch ein Unding! das die Geldinstitute mittlerweile dazu übergegangen sind, auf steigende/fallende Kurse/Rohstoffpreise zu Wetten, das hat doch mit Wertschöpfung rein garnichts mehr zu tun. Und wieso müssen für solche Geschäfte Menschen "malochen"?! :freak:
 
Viel wichtiger wäre eine Lohnsteuer und Abgaben Senikung.
Ich will für mich und nicht zu 50% für die Steuern arbeiten gehen und dann nochmal auf alles 10-36(20%+NOVA, Autokauf)% MWST zahlen.

DAS wäre ein Leistungsanreiz: Ehrliches Geld für ehrliche arbeit! + Skandinavisches Arbeitslosengeldmodell


Zur Demografie:
Weniger Menschen sind kein Problem sondern ein Segen, irgendwann pendelt sich die Bevölkerung auf einem tiefern Niveau wieder ein.
Das Problem sist nicht die Demografie sondern das auf ständigem Wachstum aufbauende Gesamtsystem, welches alle Jubeljahre einen ordentlichen Dämpfer alla 100 jähriger Krieg, 30 jähriger Krieg, Napoleon, WK I, WK II, WK III, die Amis strengen sich eh schon sehr an um diesen anzuzetteln.

Nach dem Zusammenbruch und der Ausrottung von Milliarden Menschen kann dann wieder alles schön WACHSEN mit 4% im Jahr...weil drunter gehts ja nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
richtig, das ist der Demografiethreat. Ist mir auch zu platt, das die Zahl von Menschen immer gleich bleiben soll und alles ist gut, schließlich gibts technischen Fortschritt, grad in der Pflege werden neue Dinger gebastelt (speziell in Japan, dort sind die Vorbehalte gegenüber Pflege durch Fremde sehr viel höher als hier, also versucht man Maschinen dafür zu entwickeln)


@Odium:
die geringe Kinderzahl hat glaube schon was mit der Religion zu tun. Das - wie in USA - Abtreibung ein Wahlkampfthema ist, kann man sich aus europäischer Sicht garnet vorstellen. Die Frage ist, welche Einstellung letztlich durchgeknallter ist. Natürlich kann man Abtreibung in der Realität nicht verbieten (sinnlos und auch falsch) aber die Einstellung dazu ist hierzulande schon merkwürdig: was ist daran so toll? garnix. Gibt ne Menge ungewollt kinderlose Paare.. Aber gut, ist ein Randthema.

Die Idee aus dem link, das man das Kindergeld neu sortieren könnte: fürs erste Kind ein bissel, fürs 2. richtig viel und danach nix mehr, finde ich wiederum ganz clever - wird selbstverständlich net umgesetzt werden.
 
Ich habe neulich mal gelesen, dass es in Russland billiger ist, einmal im Jahr abtreiben zu lassen, als das ganze Jahr über die Pille zu nehmen. Folge: Für viele Frauen ist regelmäßige Abtreibung ihre "Verhütungsmethode"! Russland hat wohl über ein Mio. Abtreibungen im Jahr! Das finde ich heftig.

Zum Demografieproblem: Eine Studie hat kürzlich nachgewiesen, dass kurzfristig das Demografieproblem sogar ein Segen ist, weil die Kosten für Bildung und Schulen usw. massiv zurückgehen. Langfristig ist es aber natürlich ein Fluch weil irgendwann die Rentensysteme kollabieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass bereits in der nächsten Legislaturperiode angefangen wird, über die Rente mit 70 zu diskutieren und dass diese spätestens in der übernächsten Legislaturperiode eingeführt wird. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Geburtenzahlen sind ja 2007 in Deutschland erstmals seit Jahren wieder leicht gestiegen, bleibt abzuwarten, ob das ein statistischer Ausreißer war oder möglicherweise ein echter Trendwechsel. Wenn man siche diese Statistik mal anschaut kann einem eigentlich nur Angst und Bange werden:

http://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml?indicator=31&rc=44
 
Zuletzt bearbeitet:
Rasemann schrieb:
Weniger Menschen sind kein Problem sondern ein Segen, irgendwann pendelt sich die Bevölkerung auf einem tiefern Niveau wieder ein.
walter8 schrieb:
Ist mir auch zu platt, dass die Zahl von Menschen immer gleich bleiben soll und alles ist gut, schließlich gibts technischen Fortschritt, grad in der Pflege werden neue Dinger gebastelt (speziell in Japan …)
Ja, langfristig pendelt sich alles irgendwie ein. Das ist nicht die Frage. Nur leider ist unser Leben nicht ganz so langfristig angelegt. Wer in den 60er-Jahren geboren wurde und somit zu den geburtenstarken Jahrgängen gehört, ist heute Anfang bis Mitte 40. Da ist bei den Müttern der Zug mit dem Nachwuchs mehr oder weniger abgefahren.

Wenn diese Menschen in 25 Jahren in Rente gehen, müssten diejenigen ins Arbeitsleben eintreten und sie ablösen, die irgendwann zwischen 2005 und 2010 hätten geboren werden müssen. Tatsache ist aber leider, dass die Geburtenrate seit Anfang der 70er-Jahre rückläufig ist, wir also seit 40 Jahren oder seit knapp zwei Generationen auf der Bremse stehen.

Das Problem ist nicht das Schrumpfen der Bevölkerung, wenn in allen Altersklassen gleichmäßig geschrumpft wird. Und genau da haben wir unser Problem. Die Japaner bauen ihre Pflegeroboter doch nicht aus Spaß oder weil die besonders preiswert sind. Das ist die nackte Verzweifelung, weil das Pflegepersonal schon heute fehlt und weil sich diese Entwicklung verschärfen wird.

In Deutschland werden wir dieses Problem auch noch schultern müssen. Aber viel mehr Sorgen bereitet mir die Finanzierung der Renten. Ob nun mit oder ohne technischen Fortschritt. Die Anzahl der Erwerbspersonen wird sich im Verhältnis zur Anzahl der nicht arbeitenden Bevölkerung (Rentner, Kinder, Jugendliche, Arbeitslose) dramatisch verschlechtern. Und diese Entwicklung wird eintreten, noch lange bevor wir alle tot sind.

Deshalb hilft die Aussicht auf ein langfristiges Einpendelns auf einem niedrigeren Niveau niemandem wirklich weiter. Der Überhang der "Alten" wird frühestens in 60 Jahren aus der Welt sein - wenn die geburtenstarken Jahrgänge tot sind.

Die Lösung besteht auch nicht darin, die Wiedereinführung der Rente mit 65 Jahren zu fordern. Ganz im Gegenteil werden wir eher bis 70 Jahre arbeiten müssen, wenn der Anstieg der Lebenserwartung anhalten sollte und viele Menschen bis ins hohe Alter relativ fit bleiben (um noch auf einem Bürostuhl zu sitzen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem ist aber, dass wir zwar gesünder leben und damit älter werden, aber unser geistiger Verfall bleibt der gleiche. Man kann heute einfach nicht erwarten, dass jemand im Büro mit 60 noch die gleichen Leistungen bringt (oder bringen will) wie ien 20 jähriger. Unsere weiter steigende Lebenserwartung verlängert praktisch nur die Zeit, die wir als Rentner verbringen. Ich wüsste nicht wie man das ändern kann und ob das überhaupt geht. Gentechnik könnte da vielleicht weiterhelfen.
 
Odium schrieb:
Nun ja ich denke die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den letzten drei Jahren hat das Gegenteil bewiesen.
[\QUOTE]
Bewiesen ist nur, dass man aus der Statistik fliegt, wenn man eine Weiterbildung bei der BA macht. Wenn man ein sogenannter Aufstocker oder Ein Euro Jobber ist ebenfalls. So senkt man fleißig die Arbeitslosenzahlen. Effektiver wäre es die Nachfrageseite zu stärken. Denn dann würden die Unternehmen auch mehr produzieren wollen und zwangsläufig mehr Menschen einstellen. Das sieht man sehr deutlich wenn man die Wirtschaftswachstumszahlen sieht. Steigt das Wachstum sinken die Arbeitslosenzahlen. Die Fragen ist wie steigert man das Wachstum? Ein Weg ist nur auf den Export zu gehen wie die letzten Jahre und die Löhne zu senken ohne Ende. Oder man probiert den Binnenmarkt zu stärken. Da der Binnenmarkt einen wesentlich größeren Anteil am Bruttosozialprodukt ist dieser Einfluss natürlich größer.

Odium schrieb:
Und wenn mich nicht alles täuscht gibt es laut BA immernoch knapp eine Mio. freie Stellen in Deutschland

[\QUOTE]
Aber 3 Mio. Arbeitslose in der Statistik.
 
@ Rasemann

Wer soll das ganze dann bezahlen? Eine Abgabensenkung (typischerweise Rentenversicherung und Krankenversicherung) zahlen etwa 50/50 Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Senkt man diese Quote heißt das, dass sie mittelfristig mehr zahlen müssen. Denn die Kosten sind gleich geblieben. Versteckt wird so eine Verteuerung gern in einer privaten Rente oder privaten Krankenversicherung.

Um wirklich Geld zu sparen müsste man es wirklich überall abholen. Was ist denn aus den ganzen Millionären in Lichtenstein geworden. Die Zocken Millionen und niemand schreit.
 
keshkau schrieb:
Zutreffend ist weiterhin, dass sich der (Markt-)Preis für Arbeit nicht frei bilden kann. Dafür sorgen Gesetze und Tarifabschlüsse. Außerordentlich gute Leistungen können zwar problemlos besonders gut entlohnt werden, aber nach unten gibt es immer noch wenig Flexibilität. Das scheint gewollt zu sein und ist womöglich auch vernünftig, bedeutet aber zugleich, dass man mitunter Arbeitslosigkeit in Kauf nimmt.
Das Problem ist, dass die Zahl der Tarifverträge sinkt. Damit wird die Macht der Arbeitnehmer (von mir aus auch die Marktmacht) untergraben. Während die Arbeitgeberseite ohne Ende Gewinne einstreicht steigen die Löhne auf der anderen Seite nicht an. Jetzt kommt natürlich die alte Frage auf wer die Gewinne erwirtschaftet hat. Meiner Meinung nach alle in dieser Firma. Der Abteil wird unterschiedlich sein, aber alle haben ihn.
keshkau schrieb:
preiswerteren Arbeitskräften im Ausland konkurrieren müssen.
Da gibt es genug Jobs bei denen das nicht zutrifft und wo die Gehälter sehr tief liegen. Komischerweise liegen die Löhne der Jobs im Exportbereicht höher als bei denen die auf dem Binnenmarkt tätig sind.
keshkau schrieb:
Ist diese Entwicklung verwerflich? Ich denke nicht. Jahrzehntelang haben wir für freien Handel gekämpft
An diesem Handel ist gar nichts frei. Wieso sonst werden alle Großindustrien und Agrarprodukte mit Subventionen zugebuttert?

keshkau schrieb:
Wir könnten uns mehr Freizeit erkaufen, allerdings immer nur auf Kosten unseres materiellen Wohlstands.
Dann sind die Produktivitätssteigerungen der letzten hundert Jahre wohl an mir vorbeigegangen.
 
Zu den Tarifverträgen: Jede Seite wehrt sich auf ihre Weise. Wenn ich als Unternehmer merke, dass mir die Tarifforderungen über den Kopf wachsen, dann reagiere ich darauf. Der Ausstieg aus den Tarifverträgen ist kein schöner Zug. Allerdings hätte die Regierung durchaus die Möglichkeit, bestimmte Abschlüsse zur verbindlich zu erkären.

Zur Lohnkonkurrenz: Es gibt verschiedene Facetten, von denen ich zwei genannt habe: Erstens die Überlegung, die menschliche Arbeitskraft durch Maschinen zu substituieren. Zweitens die Überlegung, den Arbeitsmarkt zu wechseln und ins Ausland überzusiedeln. Die dritte von Dir genannte Komponente ist der Niedriglohnbereich. Die starke Konkurrenz dort beruht auf einem Überangebot an Arbeitskräften in diesem Segment. Wenn Fachkräfte selten und begehrt sind, explodieren deren Gehälter. Daher wundert es mich nicht, dass die Bezahlung dort gut ist, wo gutes Geld verdient wird (z. B. im Export). Wenn aber drei (gering qualifizierte) Arbeitnehmer um eine freie Stelle kämpfen, ist der Arbeitgeber in einer komfortablen Situation. Dort kann er die Lohnhöhe als Druckmittel einsetzen, um einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage zu forcieren.

An diesem Handel ist gar nichts frei.
Die Freiheit, die ich meine, bezieht sich auf die Möglichkeit, Waren zu importieren und zu exportieren, ohne dabei durch Zölle und Handelshemmnisse so blockiert zu werden, dass der Handel im Endeffekt unterbinden wird. – Die Japaner waren darin einmal Weltmeister. Wenn man Brühwürstchen nach Japan exportieren wollte, wurden sie „aus Gründen der Gesundheits- und Qualitätskontrolle“ bei der Einfuhr stark erhitzt. Anschließend schmeckten die Würsten nach nichts mehr und waren praktisch unverkäuflich.

Dann sind die Produktivitätssteigerungen der letzten hundert Jahre wohl an mir vorbeigegangen.
Ich weiß sehr wohl, dass sich sowohl die wöchentliche Arbeitszeit als auch die Lebensarbeitszeit verringert hat. Nebenbei gab es Errungenschaften wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und bezahlten Urlaub sowie einen immer noch starken Kündigungsschutz. Man muss allerdings sehen, dass viele Bereiche heute so weit sind, dass der Maschineneinsatz und die Automatisierung weitgehend ausgereizt sind. Es gibt hier und da sicher noch Spielräume, aber der ganz große Wurf wird uns nicht mehr gelingen.

Wenn die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden z. B. im Dienstleistungssektor merklich zurückginge, dann bliebe das nicht ohne Folgen. Die Schuhverkäuferin, die Bankberaterin, der Handwerker und das Pflegepersonal werden eher nicht durch Maschinen ersetzt.
 
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