Das Demografie-Problem in Deutschland

Es liegt doch im Kern an unserem Gesundheitssystem das Private Versicherungen für die gleiche Leistung mehr bezahlen. Wie gesagt ist dieses in anderen Ländern eben nicht so. Zum Beispiel bei unserem Nachbarn Holland, und die haben bestimmt kein schlechteres Gesundheitssystem als wir.

Zur Zeit wird extrem wenig für gestzlich Versicherte bezahlt, extrem viel für privat Versicherte. Daher rührt die ungleiche Behandlung der Patienten da mit den Privaten mehr einzunehmen ist. Wenn jedoch alle in der gestzlichen Grundversicherung einbezahlen würden könnte im mittel auch mehr für die Leistungen bezahlt werden und das bei jedem Versicherten.

Was hindert uns daran bewährte Systeme aus anderen Ländern zu übernehmen ? Doch nur die Lobbys der Privatversicherer !
 
Die Lobbys der Privatversicherer?!
Nun ich denke dies ist bei weitem die Schwächste Lobby wenn es um das Thema Gesundheitssystem geht.

Wenn ein Arzt nur für 50% der Pflichtversicherten die er im Monat versorgt hat auch Geld bekommt, dann ist das schon echt ein Skandal. Das ist ein staatliches Problem.

Ferner sind staatliche Kassen weitaus unflexibler wenn es um Verhandlungen mit den Pharmakonzernen geht. Diese drohen eben mit einem Abzug von Arbeitsplätzen aus Deutschland und schon steht die ganze Riege der Politiker Gewehr bei Fuß.

Nein hier kann in meinen Augen nur eine unabhängige Instanz Abhilfe schaffen die auf Augenhöhe mit den Gesundheitsdienstleistern steht und mit ihnen wirklich verhandeln kann.
Der Staat schafft dies in keinster Weise.
 
Ich hätte im Kern kein Problem damit, wenn man die privaten KVs abschaffen und nur eine oder ein paar gesetzliche Kassen hätte. Dier Beitragssätz würde für alle vereinheitlicht werden und die Bemessungsgrenze könnte man - ohne sie abzuschaffen - deutlich erhöhen, z. B. auf 10.000 Euro.

Ich sehe ja den Missbrauch, den die Pharmaindustrie betreibt. Sie laden Ärzte regelmäßig zu Veranstaltungen ein (manchmal ein halber Urlaub) und beladen sie mit kleinen Gaben (z. b. Deuter-Rucksäcke). Die Kosten dafür werden den Medikamenten zugeschlagen, die wir alle bezahlen.

Der Staat hätte mit den staatlichen/gesetzlichen KVs im Rücken die Macht, sich mit den Lobbyisten anzulegen. Schließlich müssen diese dafür sorgen, dass die KVs die Leistungen der Gesundheitsindustrie auch abnehmen. Und dann wird eben um die Preise gepokert.

Das Gesundheitswesen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bevölkerung. Jeder kann erkranken, ob arm oder reich. Daher halte ich die Aufrechterhaltung des Solidarprinzips hier für richtig.

Über den Leistungskatalog hinaus soll dann jeder schauen, ob er zusätzliche Leistungen versichern möchte.
 
Naja aber ich sehe eben nicht diese staatliche Macht die du beschreibst.

Wunderbar gesehen hat man das bei der aktuellen Gesundheitsreform. Dort hat der Staat an allen Ecken und Enden vor der Lobby von Ärzten und Pharmakonzernen gekuscht. Sei es bei der Verfolgung von Betrügereien oder auch bei der Verschreibung von Arzneien.

In meinen Augen können Politiker nicht das leisten, was ich erwarte. Eine Verhandlung auf Augenhöhe ist nur dann möglich, wenn man sich von den Lobbys der Gesundheitsindustrie nicht erpressen lassen kann. Dies geschieht aber an allen Ecken und Enden gerade bei unseren Politikern.
 
Der Daedalus schrieb:
Die Forschung gäbe es nicht, wenn niemand bereit wäre sehr viel Geld für die Produkte zu bezahlen. Doch diese imensen Kosten auf die Schultern der Gesellschaft zu lasten halte ich für verfehlt. Erst recht wenn es eben jene unsinnigen Maßnahmen sind die zwar extrem viel Geld verschlingen im Grunde aber das Leben nur für einen sehr geringen Zeitraum verlängern.

Und warum wird auf privater Seite nicht auf jedem Gebiet ausreichend geforscht? Weil Medikamente gegen Erektionsstörungen (hat auch ne Menge Geld verschlungen) lukrativer sind, als Mittel gegen Malaria und Co.
Mir ist zudem wenig bekannt, dass die Erlöse aus diesen Mitteln querkalkuliert überwiegend in die Forschung von anderen, weniger lukrativen (aber meist nutzvolleren) Medikamenten gesteckt werden. Von privaten ist ja dahingehend wenig zu erwarten. Also machts am Ende keiner ?

Der Daedalus schrieb:
Frag mal einen niedergelassenen Arzt, wo er ohne Privatpatienten wäre.
Frag mal die Krankenhäuser (gerade in ländlichen Regionen) wo sie ohne die vielen privaten Versicherungsnehmer wären.
Das ist doch die Auswirkung des derzeitigen Systems nicht die Ursache. Klar, das viele nun auf Privatpatienten existenziell angewiesen sind.
Wo fängt denn Deiner Meinung nach medizinische Grundsicherung an und wo hört sie genau auf? Soll wirklich der weniger betuchte nicht mehr vom medizinischen Fortschritt profitieren dürfen?

Was wir jetzt haben wird einer angemessenen Grundversorgung kaum noch gerecht. Schau Dirs doch an, wie toll es die letzten Jahre zunehmend als Kassenpatient geworden ist. Da kannste froh sein, wenn der Arzt sich überhaupt noch mit Dir ausreichend befasst, geschweige denn die optimalste Behandlung vorschlägt. Da wird gespart an wirklich allen Enden. Wenn das so weiter geht kann man sich den Gang dahin bald ganz sparen. Und bei den Privaten, wenn sie Dich überhaupt nehmen, bist Du gleich mal mit mehreren hundert Eus dabei. Ich gehe aber nunmal nicht nur für meine potenzielle medizinische Behandlung arbeiten.

Wie unterbinden wir aktuell eine Kostenexplosion in den Pflichtkassen? Wir (de-) animieren den Patienten mit einer 10 Euro Eintrittsgebühr. Diese Regelung ist für mich Blödsinn hoch 5. Frag mal Deinen Arzt. ;)
In unserem System wird nicht Prävention zur Kosteneinsparung gefördert, sondern verhindert. Und später dann, wenns wesentlich teurer kommt noch dummgestellt, das es doch zu teuer sei und leistungsgekürzt (oder Beiträge erhöht) werden müssen.

Hauptsache man weicht keinen Deut von seinen gewohnten Strukturen ab.
Wir brauchen keine Totalprivatisierung, wir brauchen ein schlankes, aber hoch effizientes Gesundheitssystem bei gleich hoher Versorgung für alle. Nur daran tut man sich schwer, s.o. Und zuviele Lobbisten, die auch bei Privatisierung nicht automatisch verschwänden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie ich am Beispiel der Zuwendungen an Ärzte schon beschrieben habe, ist es fraglich, ob die Bearbeitungen (ich will nicht von Bestechungsversuchen reden) durch z. B. die Pharmaindustrie aufhören würden, wenn sie mit jemand anderem verhandeln müssten (egal ob mit Politikern, mit anderen Unternehmen oder mit Krankenkassen).

Man müsste u. a. der Pharmaindustrie viel genauer auf die Finger schauen, wenn sie Geld ausgibt und die derzeitige Praxis abstellen, bei der die Pharmareferenten von Arztpraxis zu Arztpraxis geschickt werden, um bei den verschreibenden Ärzten bestimmte Produkte zu pushen.

Da würde eine Positivliste helfen, die genau vorschreibt, was verschrieben werden darf und was nicht. Dann dürfte es aber nicht so sein, dass der Patient wahlweise für ein alteratives Produkt zuzahlt, denn dann stehen in der Arztpraxis schon wieder die Pharmareferenten mit ihren großen Koffern auf der Matte, die den Ärzten alles Mögliche andrehen wollen.

Vielmehr erstellt man eine Positivliste der Medikamente und macht von mir aus eine weltweite Ausschreibung, statt blindlings immer nur im eigenen Land einzukaufen. Ich weiß wohl, dass dieser Industriezweig global operiert. Aber für eine Drohung reicht es allemal.

Als vor ein oder zwei Jahren die Preise für Arzneimittel in großem Stil geändert wurden, sagte mir eine Apothekerin: Die einen Medikamente sind zwar günstiger geworden, dafür wurden bei anderen die Preise so angehoben, dass der Umsatz für die Produzenten unverändert geblieben ist. Schöne Art von Einsparung. Wenn die Pharmaindustrie weiß, dass die KVs sowieso die ganze Produktpalete abnehmen (müssen), ist die natürlich in einer sehr staken Verhandlungsposition. Und die müsste aufgeweicht werden, wie immer das konkret funktionieren soll.

==========================

Nachtrag:
"Aufgrund seiner niedrigen Geburtenrate werde das Wirtschaftswachstum in der EU in den kommenden Jahrzehnten nur halb so hoch sein wie in den USA, prophezeit das IW." (http://www.welt.de/politik/deutschl...y-Mangel_gefaehrdet_den_Aufschwung.html?r=RSS)
 
Zuletzt bearbeitet:
Also nicht ficken für den Weltfrieden, sondern poppen für den totalen Krieg? Im Prinzip sagt der Artikel, wir können eh nichts machen, egal ob bewußt oder unbewußt, die Zukunft wird so oder so blutig und gewinnen können wir eh nicht. Also auch wenn es auf einer gewissen Ebene mit der Problematik hier zu tun hat, so wäre die logische Konsequenz, sich um nicht mehr zu kümmern und vorallem Kinder zu produzieren und zwar massenhaft.

Nun ja, gruslig, wenn mit Statistik Weltpolitik erklärt wird. Prinzipiell grausam und unmenschlich, denn die für ihn quasi logischen Konsequenzen daraus für den "Westen" sind erschreckend.

Naja seine Theorien in Buchform wurden von "Der Zeit" auch schon vorher verrissen: http://www.zeit.de/2004/10/SM-HeinsohnKURZ

Wie im übrigen Säuglinge bis Zehnjährige, die während des Vietnamkriegs für die Bevölkerungsexplosion gesorgt haben, für eine angebliche "Youth Bulge"-Problematik sorgen konnten ist mir nicht ganz klar. Oder für 400.000 neue Kämpfer pro Jahr. Wenn hier schon die Logik flöten geht, dann sollte man da eine gehörige Portion Skepsis anbringen. Alles in allem sicherlich ein Aspekt, aber bei weitem nicht der entscheidende Faktor und auch eigentlich nicht wirklich passend zum Thema, weil es die wenigen Aspekte zur Demographie unter einem Berg von martialischen Untergangsgerede und "Kampf der Kulturen"-Klischees begräbt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ HappyMutant

Naja. Schon klar dass man grundsätzlich keine einzelne Quelle für bare Münze nehmen sollte und dass es da schon ziemlich überspitzt rüber kommt.

Aber dein "Heinsohn verrissen" Link ist auch nicht so toll.

Doch bei genauem Hinschauen kommen Zweifel: Warum passen viele Staaten mit Jugendüberschuss, wie Brasilien oder Sambia, nicht in das simple Schema der kriegsbereiten Söhne?

Da wird nun also so getan, als spielten kulturelle, religiöse, wirtschaftliche oder politische Hintergründe keine Rolle. So habe ich Heinsohn allerdings nicht verstanden. Und man kann sich ja gerne mal ansehen, was für eine Religion in besagten Ländern keine Lobby hat.

Wieso waren und sind die USA – ohne Überhang an Jugend – in zahlreiche Kriege verwickelt?

Also wirklich. Da wird es doch lächerlich.

Naja ich habe den Text nicht so verstanden, dass NUR das Phänomen "Youth Bulge" für Konflikte verantwortlich sein soll.

Ich halte es aber in Kombination speziell mit dem Islam für eine extrem gefährliche Mischung. Und das Lustige ist, dass deine Quelle praktisch zum gleichen Ergebnis kommt, es aber netter formuliert:

Die Ergebnisse zeigen, dass Konflikte im Wesentlichen von anderen Faktoren abhängen. Das Unruhepotenzial von Ländern wie Saudi-Arabien, Afghanistan oder dem Irak geht zu einem guten Teil auf das Konto von modernisierungsresistenten Diktaturen und maroden Bildungssystemen.

Direkt danach folgt zwar noch etwas, was wohl betonen soll, dass der Islam alleine nicht an allem schuld sein kann:

Andere Nationen, etwa Bangladesch, Malaysia oder die Türkei, in denen der Bildungsgrad steigt und Frauen mehr Rechte erlangen, erleben eine ökonomische Belebung, und sie verlieren entsprechend an Brisanz.

Aber es folgt dann auch promt:

Diese Entwicklung ist in Staaten mit rasch wachsender Bevölkerung kaum möglich. Dort verschlechtern sich die Lebensbedingungen mit jedem neuen Konkurrenten um Brennholz und Ackerland, um Kapital und Arbeit. Der niedrige Lebensstandard provoziert hohe Geburtenraten, was die Lösung der Probleme weiter erschwert.

Fazit: Teufelskreis aus hoher Geburtenrate und Armut + Islam = Krieg und Terror. Und so ähnlich hatte ich Heinsohn verstanden.

(Das Fazit ist absichtlich so vereinfacht, weil mir so vielleicht jemand die Arbeit abnimmt nach einem Gegenbeispiel zu suchen *fg*)
 
Zuletzt bearbeitet:
@ BessenOlli und HappyMutant
Vielen Dank für die Wiederbelegung dieses Threads. Aber bitte nicht außer Acht lassen, dass es mir hier in erster Linie um die Demografie in Deutschland geht. Inhaltlich kam bsiher leider nicht viel zusammen, wenn ich von dem (meiner Meinung nach wenig hilfreichen) Vorschlag des "bedingungslosen Grundeinkommens" absehe.
 
Naja zu Deutschland kann man doch eigentlich alles z.B. bei Wikipedia nachlesen.

Von einem "bedingungslosen Grundeinkommen" um die Geburtenraten zu steigern halte ich auch nichts. Dann vermehren sich die sozial Schwachen noch überproportionaler, da sie die staatlichen Förderungen gerne abstauben werden.

Ich kenne keine Statistiken usw. was Abtreibugen angeht. Wenn ich mir die Grafik bei Wikipedia so ansehe würde man die Differenz aber sicher ausgleichen können, wenn man da gesetzliche Schritte unternehmen würde.

Ich meine mich allerdings zu erinnern dass in Ostdeutschland deutlich mehr abgetrieben wird als in Westdeutschland. Das macht natürlich nicht gerade den Eindruck, als würden besonders die gebildeten Karrierefrauen abtreiben.

Die beste Lösung wäre vermutlich, sich an den USA zu orientieren. Also hoch gebildete Leute aus dem Ausland holen. Aber da kann man ja eigentlich nicht wirklich mit konkurrieren, alleine schon weil die hoch gebildeten leute weltweit alle schon Englisch können und Deutsch erst lernen müssten. Und da wir hier viele Leute wie extasy haben die die Elite noch zusätzlich vergraulen, kann es für Europa eigentlich nur zur Katastrophe führen. Es sei denn es passiert ein Wunder und die Rütli-Schüler lernen innerhalb von einem Jahrzehnt, wie man die folgenden Generationen der S-Klasse entwickelt.

Vielleicht sollte man sowas wie private Nobel-Kindertagesstätten einrichten, wo gebildete Karrierefrauen ihren Nachwuchs gegebenenfalls rund um die Uhr hoch professionell betreuen lassen könnten. Für entsprechendes Geld. Aber dann kämen ja sofort wieder die Linken und würden einem eine Klassengesellschaft usw. vorwerfen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Artikel bei Wikipedia bringt insofern nichts, als dass die Menschen, die seit Ende der 60er-Jahre vielleicht hätten geboren werden sollen, nun einmal nicht auf die Welt gekommen sind. Daher ist die Entwicklung für die z. B. heute 40-Jährigen im Alter bereits vorgezeichnet. Das Grundeinkommen kam weniger als Vorschlag ins Spiel, um damit die Geburtenraten zu steigern, sondern u. a. weil die hohe Arbeitslosigkeit als Kernproblem vorgebracht wurde: Würden mehr Leute einen Job haben, dann gäbe es mehr sozialversicherungspflichtige Stellen, die Rentenkasse würde entlastet, die Sozialabgaben könnten sinken usw. (siehe Beitrag Nr. 51 von Takama). Der Ansatz sollte zugleich die Armut bekämpfen, die Kinderbetreuung verbessern und vieles andere mehr.

Aber ich halte davon nichts, wie ich weiter oben bereits ausgeführt habe. Und so bin ich weiter auf der Suche nach einer Lösung für das von mir aufgeworfene "demografische Problem" in diesem Land, das ich im Eingangspost skizziert habe.
 
Oh. Weniger Arbeitslose und weniger Belastung für den Staat durch ein "bedingungsloses Grundeinkommen"? Hmm. Muss ich gleich nochmal die letzten Seiten dieses Themas lesen. Vielleicht hilft mir das ja auf die Sprünge. Jedenfalls klingt das für mich ziemlich abenteuerlich.
 
Zusammengefasst: Man streicht alle Sozialleistungen und gibt jedem Bürger einen bestimmten Betrag frei Haus. Das könnten z. B. für Erwachsene 800 Euro sein, die der Grundsicherung dienen. Dafür muss man nichts machen. Wer darüber hinaus arbeiten will, kann das machen und zahlt darauf Steuern. Für die Steuersätze und die Steuerarten gibt es verschiedene Modelle.

Trotzdem hat die Sache einen entscheidenden Pferdefuß. Man muss nämlich nicht mehr arbeiten, wenn man nicht möchte. Für die sog. Lohnsklaven, die sehr wenig verdienen, schwindet schon mal jeder Anreiz, morgens aufzustehen. Damit fallen von heute auf morgen ganze Branchen flach (Postzusteller, Reinigungskräfte, Wachdienste usw.).

Aber die Wertschöpfung der gesamten Wirtschaft dürfte sich danach in den Sinkflug begeben. Die einen brauchen nämlich nicht mehr für ihr Geld zu arbeiten, andere haben Ersparnisse und hören vielleicht deshalb vorzeitig auf. Damit verringert sich aber zugliech das Volkseinkommen, das es zu verteilen gibt. Und das könnte wiederum die Finanzierung kippen.

In der Theorie wird behauptet, dass eine derart umgestaltete Gesellschaft mehr freie Ressourcen für die wichtigen Aufgaben hätte, die vor allem im Sozialbereich liegen. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sich der langjährige Arbeitslose plötzlich aufmacht, um einen Krankenhausbesuchsdienst einzurichten. Denn dafür hätte er bereits in der Vergangenheit Zeit genug gehabt. Die Leute werden weiterhin vor der Flimmerkiste sitzen und ihr Bierchen trinken.
 
@ keschkau

Oh Gott, das ist ja das bekloppteste Konzept wovon ich je gehört habe. Oh, nein. Es gibt ja noch den "richtigen" Kommunismus. :D
 
Lies Dir mal die Beiträge von Takama durch (#40) bzw. dieses Zitat aus #54:

Takama schrieb:
Der Ansatz heißt: Bürgergeld.
Ersetzt annähernd alle Leistungen des Sozialensystems,die dann überflüssig werden, Verwaltungsapparat und Bürokratie werden abgebaut, erhebt die Erziehung zum Beruf, der Mensch ist nicht mehr abhängig von Arbeit, Arbeitsmarkt wird nicht mehr durch Abhängigkeit der Menschen reguliert. Die, die dazu verdienen wollen, können durch Mini-Jobs dazuverdienen, die die sich der Kindererziehung widmen wollen, können dies ebenfalls, Qualität der Erziehung würde dadurch verbessert, Geburtenrate würde steigen, der Wert der Arbeit ebenso, freiwillige, karitative Tätigkeiten werden zum Arbeitsmodell der Zukunft, da nicht mehr von Geld abhängig usw.

Ich bin im weiteren Verlauf der Diskussion darauf eingegangen und mir wurde vorgehalten, mich auf die theoretischen Probleme des Bürgergeldes zu konzentrieren, wo doch das Bürgergeld im Kern mehr Probleme löse als das derzeitige System (# 61). Der Knackpunkt ist allerdings ein anderer: Wenn das Konzept schon in der Theorie versagt, dann hat es erst recht keine Chance in der Praxis, sondern bleibt eine zum Scheitern verurteilte Sozialutopie.
 
Jo, lese mir gleich nochmal alles durch.

Hmm. Ich würde davon derzeit super profitieren. Da ich nach einem Studium in die USA will wäre es prima, wenn der Staat mir solange noch schön das Geld in den Rachen wirft. Da könnte ich noch schön was sparen bis ich das dann in 1,3mal soviele Dollar wechsel. :D
 
Nachdem du darauf verwiesen hast (und ich brav alles gelesen habe), nochmal ein Kommentar von mir.

Ich halte das ganze inzwischen weniger für ein Problem als eher für eine Art natürliches Gleichgewicht. Die meisten Menschen finden das exponentielle Bevölkerungswachstum der Vergangenheit bedenklich. In den Entwicklungsländern haben sie immer noch Geburtenraten zwischen 3-5 Kindern pro Frau und wenn wir davon ausgehen, dass jeder Staat irgendwann einmal das Niveau erreicht, das wir in Deutschland in den 70ern hatten, dann ist das Problem der Überbevölkerung auch gelöst.
Und dieses Phänomen, das wir immer weniger Kinder bekommen, führe ich nicht auf Religion oder Kultur zurück. Sie ist vielmehr ein Ausdruck von dem, was unsere Wirtschaft braucht.

Heute brauchen wir hochqualifizierte Arbeitskräfte und jeder weiß, dass mit der Bildung auch die Chancen steigen, ein hohes Einkommen zu bekommen. Daher konzentrieren sich die Eltern darauf, möglichst wenig Kinder möglichst gut zu versorgen. Und Kinder sind teuer. Unter einem Bruttoeinkommen von 35.000€ wird die Versorgung (und bestmögliche Ausbildung) von mehr als zwei Kindern fast unmöglich. Kinderreichtum können sich daher nur die Gutverdiener leisten - und die ziehen es scheinbar vor, allerlei Dinge zu konsumieren statt fünf Kinder in die Welt zu setzen.

Der zweite Grund mag vielleicht etwas komisch klingen im ersten Moment. Aber ich denke, dass viele Menschen es nicht mehr als oberstes Ziel ansehen, irgendwann Kinder zu bekommen. Man kann heute seine Freizeit auf viel mehr Arten verleben als früher und dauerhafte Werte auf eine andere Weise schaffen. Wo das Kind einmal der Lückenfüller für ein Leben gegen Langeweile und Monotonie war, so gibt es heute ganz andere Möglichkeiten etwas mit seiner Zeit anzustellen.

Und dann gibt es noch das Problem, überhaupt den richtigen Partner zu finden. Bei der Ausbildung haben Frauen kürzlich die Männer überholt und stellen jetzt die Mehrzahl, was Abiturabschluss und Studentendasein angeht (Zahlen). Dennoch hat sich ihr "Beuteschema" nicht verändert. Ausnahmslos alle Frauen suchen einen Mann der mindestens soviel verdient wie sie und einen sozialen Status hat, der ihrer ebenbürtig ist. Das führt dazu, dass sich bei Onlinebörsen überdurchschnittlich viele Frauen mit Abitur und Männer mit Hauptschule tummeln - eben jene, die es 'draußen' schwerer haben den richtigen Partner zu bekommen (Interview des Forschers zu dem Thema). Ich bezweifle, dass die Menschen dieses System allzu schnell ändern können, es ist in die Gene eingebrannt.

All das sind Faktoren, die unsere Geburtenrate bei 1,3 einpendeln ließ. Kinder sind dank unseres Renten- und Sozialsystems auch nicht mehr für das eigene Überleben notwendig, sondern eigentlich nur noch als langfristiges Hobby anzusehen. Die einzig sinnvolle Lösung, um die Demographie daher anzupassen, sind hohe finanzielle Belohnungen des Staates. Optimal ist natürlich die Einrichtung von Stätten, die die Eltern unterstützen und es unterbinden, dass das Kindergeld (etwa 500€) nicht für den Aktienfond für das Kind genutzt wird.
 
Zurück
Oben