manu` schrieb:
Ich denke eher weniger, dass die Ursachen in "deutscher Mentalität", Beqeumlichkeit oder gar unserer Vergangenheit liegt
Ich denke genau anders herum... es ist die "deutsche Mentalität".
Ich hab das schonmal irgendwo geschrieben. Ich glaub es war im Thread um die Bahnstreiks, dennoch hier passts ja jetzt noch besser rein. Ich musste mich damals schon rechtfertigen, warum ich mich für die Streiks der GDL ausgesprochen habe. Hier hat man gesehen, ich war selbst verwundert, dass sowas in Deutschland noch möglich ist. Eine Gruppe von Menschen die sich, wie sich ja jetzt herausgestellt hat mit Erfolg, auf Teufel komm raus quer gestellt hat.
Der Deutsche an sich hat es verlernt auf die Straße zu gehen zu demonstrieren, zu streiken - seine Stimme zu erheben. Man wird mir hier sicherlich widersprechen, wahrscheinlich unter anderem mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Natürlich da stimme ich zu, doch das sind im großen und ganzen Ausnahmen.
Im Allgemeinen ist der Deutsche jemand der flucht. Er flucht über die Politik, er meckert hier und meckert da - dennoch... innerlich akzeptiert er. Er fügt sich...
Doch warum macht er das?
Ich komme auf mein Lieblingsthema Bahn zurück. In den 90ern wollte man den französischen Lokführern die Gehälter kürzen - was passierte? 3 Wochen Dauerstreik flächendeckend in Frankreich. Die Politik lenkte ein, um zu verhindern das Frankreich im Chaos versinkt. -2007- Sarkozy plant die Lokführerrente (mit 50!) in Frankreich abzuschaffen, da diese nicht mehr tragbar ist, bzw. niemand mehr bezahlen kann. Was passiert? 2 Tage lang wird die Pariser Metro bestreikt - keine Ersatzzüge fahren, ... Paris ist aufgeschmissen. Sarkozy wirft den Vorschlag vorerst über den Haufen um seinen Amtsantritt nicht in ein schwarzes Licht zu stellen.
Ist das ein einmaliges Beispiel?
Nein - ob Frankreich, Spanien, Italien ... und weitere Länder. Die Bevölkerung bzw. jeweilige Bevölkerungsgruppen nutzen ihre Stimme, ihre Macht für Veränderungen bzw. diese zu verhindern.
Betrachten wir das ganze von der anderen Seite...
Welche Vorteile bringt es Deutschland eine Bevölkerung die alles, ok fast alles, akzeptiert?
Wirtschaftlich gesehen ist Deutschland trotz höherer Löhne, Verbindlichkeiten für den Arbeitnehmer und und und, für Firmen interessant.
Lasst den Arbeitnehmer nur meckern, ... am Ende akzeptiert er doch, dass wir die Löhne nicht erhöhen werden. In Zeiten in denen jeder sowieso ständig um seinen Arbeitsplatz Angst haben muss, erhebt man eh nicht seine Stimme. Man möchte ja nicht am nächsten Tag einen Job suchen müssen...
Nun zum eigentlichen Thema, der Politik:
Dazu mal ein aktuelles Beispiel: Die Voratsdatenspeicherung. Ein Gesetz, dass unverantwortbar ist (meiner Meinung nach). Hier wird rigoros die Privatssphäre jedes einzelnen verletzt - was passiert? Vereinzelt Demos hier und da. Das Thema ist schon wieder von der Bildfläche verschwunden - keiner kümmert sich mehr. Jeder akzeptiert...
Die Politik interessiert sich einen sche** um die Meinung der Bevölkerung. Ein großer Kindergarten mit verschiedenen Ansichten, um die eine Wahlperiode diskutiert wird - Gesetze verabschiedet werden. Mehr oder weniger gar nix voran geht [nette Pattsituation], sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben wird und wenn die Wahlperiode vorm Ende ist, die großen Versprechen kommen.
Wählt mich, ich verbessere das und das.... Am Ende kommt allerdings wieder nichts dabei heraus. Wie ist sowas denn möglich?
Genau durch eine Bevölkerung die nicht auf den Tisch haut und sagt "So nicht mit uns...". Solange das Volk brav meckert und trotzdem alles akzeptiert haben die Politiker einen Freischein für alles.
Dieser Text scheint an manchen Ecken überspitzt formuliert zu sein, ... dennoch sind dies meine Ansichten wofür ich, ich weiß es jetzt schon, herbe Kritik einheimsen werde. Vielmehr will ich manche zum denken anregen... auch wenn sie andrer Ansicht sind.
Gruß Drachton