Warum ein PowerMac G5?
Ganz einfach: Es ist der Rechner mit dem schönsten Design. Unübertroffen meiner Meinung nach.
Nun, ich war 14 Jahre alt, mein Alltag bestand aus Windows 2000 auf dem Aldi-PC meines Vaters und ich stand in einem Kaufhaus vor einem PowerMac G5. Ich drückte auf Icons und ohne Verzögerung öffnete sich das zugehörige Programm. Der Bildschirm war riesig, das Design Modern und anders als alles was ich von zuhause kannte. Ich war hin und weg von der Maschine, die sich Budgetmäßig in einer anderen Galaxie zu meinem Taschengeld befand. Aber man darf ja noch träumen.
Jedenfalls war ich perfekt konditioniert um ein treuer Applefan zu werden. Ich war Teil einer Band und alle die was drauf oder es geschafft hatten, hantierten mit Powerbooks, Macs und Logic Pro. Wäre ich älter gewesen und hätte andere finanzielle Möglichkeiten gehabt...
Stattdessen bin ich Linux in die Hände gefallen. Das konnte ich mir leisten, lief auf jedem Haufen Altmetall und war nicht minder spannend, wenn auch damals etwas komplizierter als heute. Insbesondere der Hardwaresupport.
So hab ich mich zusehens radikalisiert, idealisiert und schließlich passten diese durchdesignten, schillernden Kisten mit dem bunten OS und ihrem Ökosystem nicht mehr in mein Konzept. Was aber blieb war die Liebe zu dieser silbernen Kiste mit der Power-PC Architektur, die zusehens nutzloser wurde.
Ein gutes Jahrzehnt später bin ich dann zufällig bei einem Bandkollegen aufgeschlagen, um ihn mit seiner Schnittkiste zu helfen. Ein Mac Pro 3.1 der mal bootet und mal nicht. Sein Problem war für mich unlösbar, aber ich wurde wieder an den PowerMac G5 von damals erinnert. Und eine Suche auf Ebay ergab, das man solche Kisten mittlerweile für 100€ bekommt. Nach ein wenig Recherche viel mir auf, ich bin nicht allein. Es gibt einen richtigen Markt für solche Umbauten, mit Umbaukits:
https://www.thelaserhive.com/product/g5-matx-120-kit/
Also einen alten G5 auf Ebay organisiert und den µATX Umrüstsatz bestellt und da sind wir:
Mein grundsätzliches Ziel war: Von Außen sollte möglichst alles Original bleiben. Kein neues Frontpanel, bis auf die Rückseite keine Löcher für Netzteil, Laufwerke oder Lüfter in den Aluminiummantel. Deshalb auch µATX, so konnte ich die originalen 4 Slots und das Netzteilgehäuse weiter nutzen.
Ein sleeper quasi.
Der Vorbesitzer und ich hatten scheinbar ganz unterschiedliche Wertevorstellungen. Jedenfalls war die Kiste ramponierter als hier auf den Fotos zu sehen ist. Ich musste mit Hammer, Zange und Feile hantieren...
Der Rechner ist auf dem Bild bereits entkernt. Teil des Umrüstsatzes ist eine Aluplatte, die das hintere Lochblech ersetzt und eine µATX-Adapterplatte, damit das Board montiert werden kann ohne Löcher in die Wand zu bohren. Das Netzteil sollte frei irgendwo im Gehäuse befestigt werden, zumindest in dieser Version.
Die alten Innereien. Natürlich war da einiges mehr an Klimbim drin, inklusive der Lüfter, die anmuten wie die Turbinen eines Wasserkraftwerkes und entsprechend klingen. Davon ließ sich nur wenig für den Umbau wiederverwenden:
µATX Adapterplatte und Backshield sind eingepasst und montiert. Die Slots für Erweiterungskarten sind Original geblieben, aber ein Teil des Lochblechs und der originalen I/O musste mit dem Dremel entfernt werden.
Die Gelegenheit eines kompletten Systemumbaus wurde genutzt, um von LGA1155 auf AM4 zu wechseln.
Ja, der Kühler ist prollig, aber beim ersten AMD-System darf man wohl Farbe zeigen
Am schwierigsten war das FP. Es gab zwar Schaltpläne, aber gefühlt 100 verschiedene Versionen. Am Ende hab ich alles durchklingeln müssen und hab mir so meinen FP-Connector zusammengelötet.
LED leuchtet, Powerbutton funktioniert, USB funktioniert. Audio und FW hab/brauch ich nicht.
Für Kühlung sorgen außerdem 2x140 Arctic P14 PWM. Das Gehäuse wurde für 140mm Lüfter gemacht, denn die passen beide Millimetergenau rein
An der Rückwand habe ich eine Plexiglasplatte eingepasst, um darunter Kabel durchzuführen und den Luftstrom vom Einlass fern zu halten.
Vllt fragt sich schon der ein oder andere, wo denn das Netzteil steckt.
Das steckt im Originalgehäse des Mac-Netzteils, unterhalb der beiden Lüfter und bedeckt den Bodenraum vollständig. Um da ein normales ATX-Netzteil reinzupferchen musste ich es regelrecht schlachten. Kann ich niemandem empfehlen der das nicht von Berufswegen ohnehin darf. Leider hab ich davon keine Bilder und ich bau es vorerst nicht mehr aus
Fertig:
Das CD-Laufwerk von Apple war 5 1/4" ATX von der Stange, halt ohne Blende. Konnte also problemlos 1-1 gegen ein BD-Laufwerk von Samsung ersetzt werden. Das Gehäuse sieht keinen Taster zum Öffnen des Laufwerks vor, aber das kann man auch per Software tun. Unter Linux zumindest.
SSD wurde mit 2 Schrauben seitlich auf dem originalen Trennblech zwischen den Sektionen montiert.
Wo die alten Stromkabel aus dem Netzteil gekommen sind, kommen jetzt auch die neuen raus. Ist ein BQ Pure Power 11 mit 400W, ohne Kabelmanagement
Der protzige Kühler strapaziert das Mainboard ziemlich, also hab ich ihm einen Gehstock aus Holz gebastelt. Hat den praktischen Nebeneffekt, dass der reichliche Luftstrom jetzt durch den Kühler, an der Grafikkarte oder an den VRMs vorbei muss. Das ganze übrigens nahezu lautlos, ich bin richtig begeistert von den Lüftern.
Jedes Gehäuse braucht diesen Mechanismus.
Und das wars. Meine Jugendliebe und ich haben doch noch zueinandergefunden, auch wenn sie dafür alle Organe spenden musste. In Zukunft werde ich wohl das Netzteil durch ein leistungsfähigeres Modell austauschen, einen 5900X verbauen und eine der neuen Karten von AMD (
Linux) und dann bin ich bedient für die nächsten 10 Jahre oder so.
Werde ich die Kiste irgendwann ersetzen? Ich denke nicht. Es sein denn ich finde dasselbe Gehäuse ohne jeglichen äußerlichen Makel, dann mache ich mir die Arbeit wohl nochmal. Bis auf weiteres werde ich das Gehäuse nutzen, bis ich ins Gras beiße. Und dann hab ich schon eine Idee für meinen Grabstein...