Der Soldat James Ryan und der Krieg im Allgemeinen

Eine Frage zu dem Thema:

ich habe mal in einer ZDF-Doku (oder wars ARD? Watt weiß ich...) gesehen bzw. gehört, dass, wenn Rommel seine gewünschten Panzer bekommen hätte, die Landung derb in die Hose gegangen wäre. Und viel schlimmer: das die allierten Führungskräfte das wussten, und einfach gepokert haben. Ihre Soldaten wurden wissentlich in die mögliche vollständige Vernichtung geschickt.

Hat da jemand Informationen drüber oder mehr Glück beim Suchen? Wäre echt nett.

Vorstellen könnte man es sich durchaus. Stelle sich mal einer die Szene aus SJR vor, und dann stehen hinter den Bunkern etliche Panzer. Na Mahlzeit.

Gruß
Morgoth
 
Es war wirklich so.


Hitlers Generäle stritten erbittert um Zuständigkeiten und Verantwortungsbereiche.

Das Resultat:
Der für die Westfront zuständige Oberbefehlshaber West, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt, verfügte am Morgen des 6. Juni nur über einen Teil der notwendigen Truppen.

Als er die Freigabe zweier bei Paris stationierten Panzerdivisionen forderte, lehnte das Oberkommando der Wehrmacht ab.
 
Die Bildung des Brückenkopfes in der Normandie hing ab von der Eroberung eines Tiefseehafens (Cherbourg). Es geht also weniger um die Landung direkt, sondern um die Tage danach. Nur mit den provisorischen Häfen an den Stränden kann man eine Armee nicht in dem Maße versorgen, wie es für eine solche Opertation notwendig ist. Der schnelle Vorstoß war ein wichtiger Faktor und wäre dieser nicht geglückt, so wär die Invasion wohl gescheitert. Aber dafür braucht es Sprit, Munition und Fahrzeuge und das in Massen.

Es gab starke deutsche Truppenverbände im Norden Frankreichs. Aber diese bewachten vor allem die "dünnste" stelle des Kanals bei Callais. Hitler dachte bis zum schluß, dass die Landung in der Normandie nur ein Ablenkungsmanöver ist.
Wären die Truppen in ganz Frankreich direkt am 6. Juni (D-Day) in die Normandie beordert worden, dann hätten die Alliierten denen nicht viel an schweren Waffen entgegen setzten können. Infanterie gegen Panzer, dass endet meist nicht gut für die Fusssoldaten.

Aber was sollten die Alliierten auch anderes machten? Sie mussten landen um eine dritte Front zu eröffnen. Der Krieg in Italien alles andere als entschieden und die Front dort war relativ kurz, was den Deutschen zugute kam. Außerdem waren die Berge eher Verteidigerfreundlich.

Die Front in Russland war auch nicht unbedingt direkt vor dem Fall und außerdem wollte man den Russen sicher nicht Frankreich überlassen.

Im Krieg werden immer wissentlich Soldaten geopfert, sonst wäre es kein Krieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gestern abend kam auf Spiegel TV der Bericht über diesen deutschen Soldaten.

Es wurde mir irgendwie ziemlich anders, wie ich den gesehen hab.

Was soll man von diesem Menschen halten? Auf der einen Seite berichtet er in allen Details wie er dort gewütet hat, scheint sogar stolz auf seine Trefferquote mit dem Karabiner.
Andererseits ist er teilweise den Tränen nahe, wenn er so berichtet.
Die Zahl (ob jetzt 1000 oder 3000) ist denk ich eher nebensächlich. Aber es wurde im Bericht ein Satz gesagt, der das ganze gut beschrieben hat. Das Töten wurde zuzusagen Maschinisiert. Der Soldat die Maschine, die 120000 Schuss Munition auf die Gegner feuert, alle paar hundert Schuss das Rohr wechselt, alle paar tausend Schuss den Verschluss. Immer wieder neue Gurte einlegt...
Ich frage mich, was muss passieren, damit ein Mensch dermaßen seinen Verstand aussschaltet? Kann ein Mensch, der in dieser Situation "normal" denkt überhaupt zu so etwas fähig sein?
Da kommt ein Landungsboot mit 200 Leuten drin, man läd sein MG durch und tötet über 90% der Menschen die dort drin sind. Wie kann ein Mensch zu soetwas fähig werden?
Ich fand es erschreckend, wie er dort Berichtet hat, denn anscheinend war er kein kriegsgeiler oder gewaltbereiter Mensch bevor er eingezogen wurde. Was mich zu dem schluss kommen lässt, dass fast jeder so werden könnte.

Und selbst jetzt stell ich mir noch die Frage: Kann man ihm vorwürfe machen, für das was er gemacht hat? Ist er überhaupt für sein Handeln in diesem Falle selbst verantwortlich?
 
Der Daedalus schrieb:
Und selbst jetzt stell ich mir noch die Frage: Kann man ihm vorwürfe machen, für das was er gemacht hat? Ist er überhaupt für sein Handeln in diesem Falle selbst verantwortlich?
ich würde beide fragen mit nein beantworten.

in dritten reich wurde ja quasi die ganze bevölkerung aufs funktionieren getrimmt, gegen die juden, gegen den widerstand, in der kriegswirtschaft. die militärische ausbildung wird da sicher noch ne spur schärfer gewesen sein.

wer mal "der abhang" von erich loest gelesen hat, weiß was ich meine.

da wurde halt der wille der soldaten gebrochen. und dann denken sie halt nicht mehr nach.

verantwortung haben die soldaten auch nicht, sie werden ja gezwungen so zu handeln. die einzige verantworung, die ich da noch sehe, ist die, die eigene haut zu retten. und das geht gewöhnlich ganz gut wenn man versucht eine schlacht zu gewinnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
vor kurzem kam ein bericht auf ard wo sich ex-kriegsgegner (veteranen) aus deutschland, england und den usa zum 50 jährigen d-day jubiläum in der normandie trafen. der witz an der sache ist, dass sie jetzt sehr gute freunde sind und sich sogar jährlich gegenseitig zu sich nach hause einladen. vor 50 jahren wollten sie sich noch gegenseitig niedermetzeln.....
daran erkennt man wie dumm und unlogisch jeglicher krieg auf dieser welt ist....
 
Daria schrieb:
(Es geht sich um die Geschichte über Severloh)
Ich finde die Geschichte dieses Mannes in höchstem Maße beeindruckend. Gerade, was die Zerissenheit seiner Äußerungen angeht. Einerseits hat er es geschafft, seine Erlebnisse in den historischen Rahmen einzusortieren, und seinen persönlichen Frieden mit den seinerzeitigen Kriegsgegnern zu machen. Sogar mehr als Frieden, es geht ja bei ihm bis hin zu Freundschaften zu Menschen, denen er damals als Feinde auf Leben und Tod gegenüber stand.

Gleichzeitig ist er immer noch in seiner damaligen Gedankenwelt gefangen. Ich mache ihm das nicht zum Vorwurf, im Gegenteil. Sein Stolz auf seine Trefferquote ist doch situationsbedingt absolut verständlich. Ich will hier gar nicht auf Indoktrination während der Nazi-Zeit hinaus, obwohl das sicher auch eine Rolle spielt. Der Mann hat an der Normandie um sein Leben gekämpft, und jeder toter Gegner war einer weniger, der ihn selbst umbringen konnte.

Severloh bringt es fertig, die Gesamtereignisse aus heutiger Sicht sehr nüchtern zu betrachten. Dabei verbiegt er sich nicht, und steht zu der Sicht, wie er sie 1944 gehabt hat, ohne sich die Vergangenheit schönzulügen. Allein dafür hat er meinen Respekt und meine Hochachtung, und auch für die Aussage, dass ihn dieser Konflikt jahrelang um den Schlaf gebracht hat.

Bis dann, Tiguar
 
Ich stimme mit Tiguar in sehr weiten Teilen überein. Allerdings muss sich Severloh die Kritik gefallen lassen, warum er damals wirklich bis zur allerletzten Patrone gekämpft hat. Und nicht aufgehört hat, wo schon dutzenderweise andere Deutsche an dem Strand eingesehn hatten das das keinen Sinn mehr macht. Des weiteren glaube ich auch nicht das das die Chance auf Überleben so dramatisch erhöht wenn man stundenlang wie ein Wilder aus seinem Bunker ballert....das Argument "ein feind weniger der ihn töten konnte" ist zumindest unter der Hinsicht etwas wackelig.
 
Moin,

sehr gut ist auch die Reihe "Band of Brothers!"
Auch dieser Film zeigt wie brutal der Krieg war und eigentlich auch immernoch ist, auch wenn die Kriegsführung mittlerweile eine ganz andere ist...wenn auch nicht besser...höchstens für den, der den Auslöser der Bombe drückt...der braucht die Menschen nicht ansehen, die er tötet.
Aber wie getötet wird ist egal. Auch ein Wolf im Schafsfell ist immer noch ein Wolf!!
 
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