@Sharkforce89
Du bist ja mittlerweile "bekannt" für dein Vorhaben, einen brauchbaren Windows 98 SE-Rechner aufzusetzen und ich finde das auch gut und befürworte das sogar
Aber du hast ein anderes, allgemeineres Problem, das dir so leider gar nicht bewusst ist.
Du möchtest a) ältere DOS-Spiele spielen können, b) aber gleichzeitig auch Spiele bis in die 2000er hinein wie z.B. Deus Ex, Hitman Codename 47 und vermutlich noch weitere, "neuere" Titel.
Das funktioniert so leider nicht. Du kannst dir einfach keinen PC bauen, der zum Einen nativ im DOS/VESA-Mode läuft, zum Anderen aber auch nativ DX9-Spiele mit Forderung nach verhältnismäßig potenter Hardware spielt.
Es gibt mehrere Lösungsansätze, die man hier verfolgen kann und manche davon erfordern Geld, Zeit, Platz oder gar eine Kombination aus allen drei Punkten.
1. Die günstigste Lösung - EMULATION
Wenn du wirklich nativ DOS-Spiele spielen willst, eignet sich unter modernsten Systemen die DOSBox relativ gut. Ich will nicht sagen, dass sie dafür perfekt geeignet ist, denn auch hier klemmt es ab und an mal mit diversen Problemchen und vor Allem bei obskuren, weniger bekannten Spieletiteln. Allgemein funktioniert die Bild- und Soundemulation aber sehr gut und Ungeübte würden vermutlich auf den ersten Blick gar keinen Unterschied zu einem nativen, alten 486er feststellen können.
2. Die zeitaufwändige Lösung - Patchen und Fanprojekte
Hier ist dein Wille gefordert, nach allen möglichen Patches und sonstigen Tricks und Kniffen zu suchen, die sämtliche User im Netz bereitstellen, um Spiel XYZ irgendwie unter modernsten Systemen zum Laufen zu bringen. Das kann vom simplen Editieren einer .ini-Datei über das Austauschen von Start- und Systemdateien hinweg bis zu aufwändigen Implementierungen in der Registry, dem Einsatz von FrontEnds oder sonstigen speziellen Softwarelösungen aus manchmal nicht ganz so seriösen Quellen sein. Hinzu kommt, dass du hier vermutlich auch nur für größere, bekanntere Titel entsprechende Lösungen finden wirst. Unbekannte Titel (heute würde man sie "Indies" nennen ^^) werden hier vermutlich größtenteils auf der Strecke bleiben.
3. Die teuerste Lösung - dedizierte Hardware für jede Anforderung
Tatsächlich meine liebste Lösung, aber ich kann jeden verstehen, der eben nicht drei, vier, fünf alte PC-Systeme irgendwo herumstehen haben möchte. Nebst den Anschaffungskosten (die sich aber für ein solches Hobby in recht überschaubarem Rahmen halten) ist es eben auch eine Platzfrage. Natürlich ließen sich die Systeme auch irgendwo in einem Regal gestapelt betreiben, aber dann stellt sich wieder die Frage nach der Ästhetik. So oder so muss jedenfalls der Platz vorhanden sein. Dann jedoch hast du die Möglichkeit, dir dediziert für die einzelnen Zeitabschnitte der PC-Spielegeschichte auch die passenden Systeme zusammenzustellen.
Eine grobe Richtung wäre z.B.:
a) Der DOS-PC
Ein 486er DX50, maximal DX2-66 würde hier vollkommen ausreichen. Alternativ, weil oft leichter zu bekommen, sollte hier MAXIMAL ein Pentium bis maximal 100 Mhz eingesetzt werden und auf gar keinen Fall ein MMX-Prozessor. Viele DOS-Titel haben mit Pentium- und gerade mit MMX-Prozessoren damals schon ihre Probleme gehabt und liefen teils zu schnell, teils zu langsam oder gar nicht. Ob es sich dabei übrigens um einen Intel- oder AMD (oder zur Not Cyrix oder IDT Winchip)-Prozessor handelt, ist relativ egal. Die AMD 486er haben den Vorteil, dass sie tatsächlich 1:1 baugleich zu denen von Intel sind, das waren damals exakte Nachbauten unter legaler Lizenz.
Als Grafikkarte würdest du in einem solchen System entweder eine VLB (Vesa Local Bus) oder schon eine PCI-Grafikkarte einsetzen können. Maximal 4MB VRAM, minimal jedoch 1MB sollten es schon sein. Gängig sind hier Grafikkarten von z.B. Tseng, Elsa, Spea - aber auch noch viele weitere. Früher war die Grafikkarte NICHT bzw. nur sehr unwesentlich für das Beschleunigen eines Spiels verantwortlich, als mehr für die reine Bildausgabe, weshalb hier die Wahl nicht ganz so kritisch ist.
Soundkarte: Natürlich eine Creative Labs Sound Blaster 16 oder vergleichbar. Sicher, es gibt abgefahrene Roland-Systeme mit externen Synthesizern und und und, aber wir wollen die Kirche, wie so oft, im Dorf lassen
Sound Blaster 16 oder kompatibel - damit deckst du einfach 99,999% aller jemals unter DOS erschienenen Spiele perfekt ab.
Beim RAM, der letzten, mehr oder weniger wichtigen Kernkomponente, solltest du auf 4 oder 8 MB zurückgreifen.
Software: Als Betriebssystem MS DOS 6.22 und als grafische Oberfläche Windows 3.11.
Weißt du, was "Konventioneller Arbeitsspeicher" ist, und wieso einst ein kluger Mann sagte, dass 640KB davon für jeden Menschen auf der Welt ewig ausreichen werden? ^^ Nein? Okay, viel Spaß beim Konfigurieren deines DOS-Rechners, das sind grundlegende Dinge, mit denen man sich auskennen sollte - ebenso grobe Eintragsänderungen in der Config.sys sowie der Autoexec.bat. Dann kommt nämlich die passende Wahl der Gerätetreiber hinzu, z.B. CTMouse (Maustreiber unter DOS) oder auch ein alter Logitech, die beide sehr wenig Speicher belegen. Ein kompatibles Mitsumi-CDROM-Laufwerk mit entsprechendem Controller und zugehörigem Treiber und wie bereits gesagt die Sound Blaster 16, all das muss als Treiber mitgeladen werden beim DOS-Systemstart. Mein "Idealer DOS-PC", den ich mir vor Jahrzehnten zusammengebaut bzw. seit dem nie wieder aus den Händen gegeben habe, hat z.B. ohne besondere Tricks, einfach nur mit Ausführung von Memmaker (einem Speichermanager, der bei DOS 6.22 dabei ist) nach dem Systemstart und mit allen Treibern geladen 632 Kilobyte freien konventionellen Speicher - viel besser geht es kaum.
Warum ist dieser konventionelle Speicher so wichtig?
Nun, du kannst 32 MB RAM (für damalige Verhältnisse utopisch viel) in deinem PC haben, aber trotzdem startet ein Spiel nicht, wenn es nicht genügend "konventionellen Speicher" zur Verfügung hat. Dune II als Beispiel fordert 602 oder 603 Kb davon zum Systemstart. DooM 2 müsste irgendwo bei 570 Kilobyte liegen und auch Descent ist hier nicht zimperlich. Das ist diesbezüglich eine Systemressource, um die wir uns in heutigen Zeiten zum Glück keinerlei Gedanken mehr machen müssen.
b) Der 3Dfx-PC für Windows 98SE
Hier werden alle Spiele abgefangen, die a) ausschließlich unter Windows-Betriebssystemen unterhalb von Windows XP laufen. Wieso dann nicht Windows 2000? Das war ein tolles Betriebssystem, keine Frage. Zum Spielen eignet es sich dennoch, entweder a) direkt auf XP zu springen oder b) eben davor zu bleiben und in unserem Fall, besonders, wenn wir alte Klassiker spielen wollen, müssen wir "in diesem Schritt" bei Windows 98 SE bleiben.
Das Grundgerüst könnte hier z.B. ein Pentium MMX-Prozessor mit 166 bis 233 MHz sein. Gerne darf es jedoch auch ein P2-Prozessor mit bis zu 450 MHz sein, das wäre so mit das Optimum, was unter Windows 98 noch sinnvoll läuft und genutzt werden kann. Als Arbeitsspeicher dürfen zwischen 32 und 128 MB verwendet werden. Mehr wird zwar generell beim Booten noch unterstützt, von Windows 98 SE jedoch nicht mehr "verwaltet", es bringt also keinerlei Vorteile mehr.
Die Soundkarte darf auch hier gern wieder eine SB 16 sein, alternativ eine AWE32, falls man unter Windows mal mit den verschiedenen Wavetables herumspielen möchte. Beide haben auch hier eine großartige Kompatibilität zu Windows 98 sowie auch zu allen darunter laufenden Spielen.
Grafikkarte - und jetzt wird's interessant:
Ein P2-Mainboard (z.B. ein P2L97 für einen P2-300 oder ein P2B für einen P2-450) bietet bereits einen AGP-Slot (der Vorgänger der PCIe-Grafikkartenschnittstellen). VORSICHT: hier gab es verschiedene Revisionen (3 insgesamt, 1x und 2x die mit 3,3 Volt liefen, 4x der mit 1,5 Volt lief und 8x der nur noch mit 0,8 Volt lief). Die Karten sind NICHT alle untereinander mit jedem Slot kompatibel, weshalb hier genau aufgepasst werden muss, was verwendet wird.
Generell schadet es unter Windows 98 aber nicht, eine Grafikkarte vom Typ Riva TNT1 oder 2 einzusetzen, alternativ eine Matrox Mystique oder Millenium, die jedoch beide besonders in Direct 3D-Anwendungen lange nicht so schnell wie eine TNT1 oder 2 sind.
Gepaart wird das Ganze dann mit einer Voodoo2 12MB - alternativ sogar gleich zwei davon im SLI-Verbund. Somit hast du praktisch den perfekten Windows 98-PC und kannst alles, sowohl Glide/3Dfx-Spiele, als auch Direct3D-Spiele (die dann sogar mit 24/32 Bit Farbtiefe dank der AGP-Karten) spielen und beschleunigen.
Nun fehlt jedoch noch dein PC, den du für die bisher genannten Titel eigentlich brauchst:
c) Der Windows XP-PC, das Powerhouse!
Jetzt nimmt die Sache so richtig Fahrt auf. Alle Spiele, die sowieso irgendwie von sich aus schon nativ auf Windows 2000 laufen, laufen in aller Regel auch auf Windows XP, da der Kernel im Grunde der Selbe ist. Manchmal sind Patches nötig, aber das ist generell zu verkraften und schnell gelöst. Deshalb gilt hier: wir überspringen Windows 2000. Wieso tun wir das? Weil der Hardwaresupport unter Windows XP tatsächlich phänomenal gut ist und wir von daher hardwaretechnisch eine gigantische Auswahl haben, um uns für Spiele, die zu dieser Zeit gängig waren, die beste und potenteste Lösung herauszusuchen.
Prozessor: Ob Pentium 4 mit Hyperthreading oder ein AMD XP mit Barton-Kern, ob ein Intel Core 2 Quad oder aber der Phenom X4 , all das stellt uns hier keinerlei Hürde mehr dar und ist zudem teils unheimlich günstig zu bekommen.
Als Grafikkarte sollte in einem XP-PC mindestens eine Radeon HD 1600 Pro/XT (oder darüber) stecken, wenn es eine ATI (heute Teil von AMD) sein soll. Als nVidia-Gegenspieler darf es natürlich gern eine 8000er GeForce sein, also mindestens eine 8600 GT bis eben rauf zur 8800 GTX oder gar Ultra, wobei gerade letztegenannte beide wohl aufgrund von Sammlerwerten nicht günstig sind. Den Sweetspot macht hier sicherlich eine 8800 GTS mit 320 oder 640 MB VRAM (320 MB reicht vollkommen aus). Mit einer GTS 320 kannst du dann auch sagen: "Yes, it can run Crysis... in 1280x960 and slightly reduced details"
1280x960 (also 4:3) oder eben 1280x1024 (als 5:4) waren übrigens die gängisten Auflösungen damals - gefolgt von 1024x768 (ebenfalls 4:3).
Sound und RAM werden hier einfach der Zeit angepasst. Windows XP kann problemlos mit 2-4 GB RAM umgehen, das darf es dann auch haben. Als Sound kann schon eine für damalige Zeiten gute Onboard-Soundkarte ausreichen, als Alternative wird eine Sound Blaster aus dieser Zeit genommen, sei es eine Live, eine Audigy oder vergleichbar.
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So, welche dieser PCs brauchst du nun wirklich?
Ich habe dich bisher immer nur von (im Verhältnis) recht neuen Titeln schreiben sehen, eben Hitman Codename 47 und Deus Ex. Beides hat auf einem, wie du es zu Beginn bzw. in deinem anderen Thread erwähntest, "DOS-PC" (also einer, der noch nativ DOS im Hintergrund hat) für mich überhaupt nichts zu suchen, die Titel sind viel zu neu.
Davon ab: Windows 98 (und auch 95 schon) setzen auf ein sehr abgespecktes und angepasstes DOS. Es wäre also so oder so fraglich, ob du mit diesen Betriebssystemen - unabhängig von der Hardware - wirklich problemlos umswitchen und einfach mal EPIC Pinball oder Raptor: Call of the Shadows spielen könntest.
Ich möchte hinzufügen, dass all das hier lediglich ein "Kratzen an der Oberfläche" darstellt. Man kann hier derart tief in die Thematik einsteigen, dass es wohl mehrere Seiten im Forum erfordern würde und den Rahmen eines einzelnen Postings bereits bei Weitem sprengt.
Aber mir ging es primär darum, dir aufzuzeigen, dass du selbst erst einmal wissen musst, was genau du eigentlich vorhast und umsetzen willst.
Der Nachteil bei deinem Medion-PC ist nämlich, wenn du mal seine Hardware mit den von mir genannten Systemen vergleichst, dass dessen Hardware eigentlich nirgends so richtig reinpasst. Für einen Windows 98 SE-Rechner ist er viel zu schnell und hätte zudem keine 3Dfx-Hardware, die unter Windows 98 nämlich sinnvoll wäre (sonst braucht man kein Windows 98 zum Spielen), aber für den nächsten Step, also einen Windwos 2000 bzw. eher XP-Rechner ist die Hardware dann schon wieder, besonders, wenn gespielt werden soll, eher halbgar bis altbacken.
Also, ich stelle die Frage mal anders:
WELCHE Spiele willst du eigentlich spielen?
Darauf sollten wir nun die weitere Zielführung der Beratung ausrichten