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Direktvergleich: Sennheiser PC 360 vs. Beyerdynamic DT 990 Pro 250 Ohm im Klangcheck
Da das Thema hier doch recht häufig thematisiert wird, wollte ich mal einen Direktvergleich machen zwischen dem Sennheiser PC 360 und dem DT 990 Pro 250 Ohm mit Modmic (2.0) sowie Zalman ZM-MIC1.
Testequipment:
- Das Sennheiser PC 360 meines Bruders
- Mein DT 990 Pro 250 Ohm und ein Modmic 2.0
- Zusätzlich habe ich auch noch das beliebte Zalman ZM-MIC1 getestet
- Bei jeglichen Mikrofon-Aufnahmen wurde eine Asus Xonar D1 und das Programm Audacity verwendet
- Als Zuspielgerät für die Kopfhörer war ein Fiio E17 im Einsatz, die Xonar D1 wurde hier nicht eingesetzt
- An Liedern kamen verschiedene FLACs und auch MP3s sowie einige Youtube-Videos zum Einsatz. Ich beschreibe jedesmal worum es mir bei der bestimmten Aufnahme primär geht.
Vergleichssystem: Canton CT 800 betrieben durch einen Onkyo Integra A 8840 an der Xonar D1
Optik, Haptik und Bequemlichkeit:
Fangen wir mal mit dem Sennheiser PC 360 an - und immer schön mit Bildern den Anfang machen.
Das Headset und die Polster passen gut zur Kopfform. Mir persönlich stört, das der Anpressdruck der Polster vor den Ohren höher ist als hinter den Ohren.
Die Polster selber sind recht hart und unnachgiebig. Der Stoffbezug ist einigermaßen weich und kratzt nicht.
Der Mikrofonarm lässt sich bequem hochkippen wo er nicht stört und mit dieser Aktion wird gleichermaßen der Mute ausgelöst. Sehr bequem wenn man kurz eine Pizza reinschieben will ohne die Mitstreiter zu stören. Ausgeklappt wird das Mikrofon leicht vor und unterhalb des Kinn positioniert, wo alle Geräusch gut aufgenommen werden ohne das Atemstöße das Mikrofon treffen.
Und jetzt weiter mit dem beyerdynamic DT 990 Pro:
Der Kopfhörer lässt sich auch von einem Brillenträger wie mir viele Stunden am Stück tragen ohne das Beschwerden aufkommen. Der moderate Anpressdruck wird gut um das ganze Ohr verteilt, hier drückt nichts.
Die Poster schmeicheln deinen Kopf und das Velour ist wie seidige Wolken auf deiner Haut. Der Tragekomfort hier ist herrlich. Durch die Kreisrunde Form sind die Polster nicht ganz so gut auf große Ohren vorbereitet - bei mir berühren die Ohren unten und oben ganz leicht die Polster. Dieses ist nicht wirklich auffallend oder störend, sollte aber der Gründlichkeit wegen erwähnt werden.
Das Modmic wird per Magnet-Clip befestigt wenn es benötigt wird. Sonst ist der Clip-Sockel völlig unauffällig: Hat ihn wer auf dem ersten Bild entdeckt?
Ein Mute-Knopf hat das Modmic nicht (zumindest nicht in der Version 2.0) aber dafür lässt es sich komplett abnehmen und man kommt sich nicht dämlich vor, falls man den Kopfhörer mal in der Öffentlichkeit trägt. Ich habe das Modmic so zurecht gebogen, das die Position fast identisch ist zu der des Mikro beim PC 360 - dort lässt einfach das beste Ergebnis erzielen.
Ein großer Nachteil des Modmic liegt darin, das diese aktuell nur über die Homepage der Firma aus den USA zu beziehen ist. Lange Lieferzeiten und möglicherweise auch noch Stress mit dem Zoll sind hier normal.
Bei den Kabeln könnte man das Mikro-Kabel durch das Wendekabel ziehen. Ich lass das jedoch sein, da ich den Kopfhörer auch mit meinem Laptop oder mit meinem iPod nutze und dann jedesmal das Mikrofon rausziehen müsste. Auch so habe ich keine größeren Probleme bezüglich Kabelsalat, hier kann ich Entwarnung geben an die Skeptiker.
Mein Fazit zur Haptik: Der beyerdynamic Dt 990 Pro ist hier zweifelsfrei der Gewinner - es ist deutlich bequemer und hochwertiger.
Aufnahmequalität Mikrofon:
Hier kann ich eigentlich nur sagen - bildet euch erstmal selbst ein Urteil indem ihr euch die Probeaufnahmen angehört. Es wurde hier nicht nachbearbeitet, weder an der Lautstärke noch am Rauschen, sondern einfach as-is abgespeichert und hochgeladen.
Als Vorlage für den Text habe ich übrigens einen Ausschnitt aus "Drachenreiter" von Cornelia Funke gewählt. Der eine oder andere kennt es vielleicht
Sample 1 - PC 360: Dropbox-Link
Sample 2 - Zalman MIC: Dropbox-Link
Sample 3 - Modmic: Dropbox-Link
Das erste Sample unnatürlich hell. Die Stimme ist zwar gut hörbar, aber im echten Leben klingt meine Stimme düsterer und männlicher.
Das zweite Sample klingt dumpf und man bekommt irgendwie den Eindruck als ob ich einen Schnupfen hätte, aber auch hier ist der Text mühelos verstehbar.
Das dritte Sample kommt meiner Stimme deutlich näher, auch wenn mir leider der Vergleich mit einem Highend-Tischmikro fehlt. Außerdem hat das Modmic den Vorteil, das es etwas lauter ist als die anderen beiden Mikros.
Da ich natürlich meine eigene Stimme nicht sehr gut beurteilen kann (die klingt für mich ja anders als für den Rest der Welt), habe ich meinen Bruder um eine zweite Meinung gefragt.
Er hat das zweite Sample direkt verworfen und meinte eine Mischung zwischen dem ersten und dem dritten wäre optimal - das eine hat viel zu wenig Bass, das andere etwas zu viel. Nach kurzem Überlegen hieß es dann "das dritte ist wohl am besten".
Das Hintergrundrauschen ist bei allen drei Mikrofonen etwa gleich laut und gut vernachlässigbar. Wie weit dieses am Mikro oder der Soundkarte liegt und wie weit hier echte Geräusche aufgezeichnet wurden (z.B. meine Lampe brummt ein wenig) kann ich nur sehr schwer beurteilen. Probleme gibt es diesbezüglich auf jeden Fall keine.
Damit wäre mein Fazit zum Mikrofon: Das Modmic liefert die beste Sprachqualität.
Performance als Kopfhörer:
Test Eins: Sambo's Karaoke Classics - Hobo Steak (Youtube)
-> Gewählt wurde dieses wegen der schönen tiefen Männerstimme und dem Subwoofer-würdigem Bass.
Hörtest: Dem DT 990 Pro liegt das Lied richtig gut, dem PC 360 nicht so sehr. Beim PC 360 klingt der werte Herr, als hätte er Schnupfen und die gesamte Bassspur hat überhaupt keinen Druck. Eine äußerst enttäuschende Performance des Sennheiser.
Test Zwei: Virtual Barber Shop (Youtube)
-> Gewählt um die Räumlichkeit der Wiedergabe auf die Probe zu stellen
Hörtest: Mit dem DT 990 Pro kommt das richtig gut. Das erste mal das ich das gehört habe, wäre ich fast aufgesprungen - es steht ein sehr ähnlich klingendes altes Telefon im Haus, sogar die Richtung beim Anhören stimmt. Beim Elektro-Rasierer gab es richtig Gänsehaut.
Das Sennheiser hat eine hörbar kleinere Bühne und ich komme mir die ganze Zeit etwas vor als hätte ich Watte in den Ohren nach der tollen Wiedergabe des DT 990 Pro. Angst eingejagt hat mir der Rasierer allerdings trotzdem.
Test Drei: The Thunder Rolls (Garth Brooks, FLAC)
-> Gewählt weil ich Garth Brooks mag
Hörtest: Dieses Lied liegt dem Sennheiser deutlich besser als die ersten beiten Tests. Es kommt zwar noch immer nicht an's beyerdynamic heran, aber erlaubt sich auch keine großen Patzer.
Test Vier: Duelling Banjos (David Garrett, FLAC)
-> Gewählt wegen einer tollen Banjo-Spur und einem teils sehr verwirrendem Instumente-Mix
Hörtest: Bei der Intro kommen die einzelnden Instrumente bei beiden Kopfhörern gut rüber, aber wenn nach einer Minute kurz alle Instrumente einsteigen matscht das PC 360 den Ton zu einem Einheitsbrei zusammen. Schade drum.
Test Fünf: Mouth for War (Pantera covered durch Sam Westphalen, Youtube)
-> Gewählt, da es eine der besten Guitar Percussion Aufnahmen ist, die ich kenne
Hörtest: Mit der Stimme und den normalen Seitenanschlägen kommt das PC 360 noch ganz gut klar, aber den dumpfen Schlägen fehlt deutlich Druck und den harten Seitenanschlägen fehlt das gewisse Etwas, das die Aufnahme ausmacht. Insgesamt wieder eine enttäusche Performance des PC 360.
Test Sechs: Overture (Daft Punk, 320kbit MP3)
-> Gewählt wegen toller Blasinstrumente
Hörtest: Das Lied als ganzes gelingt dem PC 360 relativ gut, aber subtile Nuancen die der DT 990 Pro wiedergibt werden vom PC 360 komplett verschluckt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist das Atmen der Bläser, welches ich vergebens gesucht habe. Wer's nie gehört hat wird's nicht vermissen, aber ich komme mir hierbei vor als hätte ich mit dem PC 360 die Hälfte verpasst.
Test Sieben: Lost Kitten (Metric, 320kbit MP3)
-> Ich brauch zumindestens ein Lied mit einer hellen Frauenstimme^^
Hörtest: Indie Rock und Frauenstimmen scheinen dem PC 360 zu legen. Ich habe zwar noch immer das Watte-in-Ohr Symptom aber abgesehen davon nicht den Eindruck groß etwas nicht mitbekommen zu haben.
Test Acht: Counter Strike Source
-> Mindest ein Spiel muss ja dazu gehören
Hörtest: Mit dem PC 360 klingt das Spiel deutlich dumpfer und das Identifizieren und Orten von Schritten fällt mir im Vergleich zum DT 990 Pro sehr schwer. Ich habe dann etwas experimentiert und den Treble im Equalizer des Fiio E17 auf +6 gestellt - auf einmal ging die Ortung fast so gut wie mit dem DT 990 Pro. Und das soll sich "Gamer-Headset" nennen?
Klanglich ist hier leider nie die Frage gewesen, welcher Kopfhörer gewinnt, sondern lediglich wie stark das PC 360 einstecken muss. Das PC 360 kann dem DT 990 Pro in keiner Disziplin das Wasser reichen, nichtmals in Games bei der Ortung.
Fazit:
Gerade bei längerer Hörzeit empfinde ich, dass der DT 990 Pro bequemer auf dem Kopf sitzt, primär da die Polster den Anpressdruck besser verteilen und keine Druckstellen aufkommen.
Wenn ich den DT 990 Pro abnehme und das PC 360 aufsetze, kommet es mir so vor, als wäre ich aus dem Konzertsaal gegangen und die Tür hätte hinter mir zugeschlagen. Auf einmal ist alles dumpfer, etwas leiser und es fehlen in allen Tonlagen Details. Klanglich geht hier der Sieg auf ganzer Linie an den DT 990 Pro, das PC 360 kann aus klanglicher Sicht kein Land sehen.
Bei den Mikrofonen ist das Modmic deutlich besser als das Zalman MIC und auch besser als das dem PC 360 eingebaute Mikrofon. Es ist das einzige Mikrofon, das meine Stimme relativ lebensecht aufnehmen vermag.
Lange Geschichte kurz: Für mich ist hiermit bewiesen, das die Kombination von DT 990 Pro mit Modmic um Welten besser ist als das Sennheiser PC 360 und der Begriff "Gamer-Müll" gerechtfertigt ist.
PS: Falls irgendwer etwas vermisst einfach melden. Ich habe nichts dagegen, meinen Erfahrungsbericht noch auszuweiten.
Einen Kopfhörer der 50-70€ Klasse oder auch ein Superlux HD 681 habe ich leider nicht, sonst würde ich auch damit vergleichen.
Zuletzt bearbeitet:
(Hinweis auf Bestellprobleme des Modmic)