Es ist schon amüsant und befremdlich zugleich zu lesen, wie einfach hier gerechtfertigt wird warum Linux nicht weiter auf dem Desktop verbreitet ist als es ist.
Der Grund, diesen Artikel zu schreiben ist natürlich, dass sich ein erheblicher Teil der über 1000 Kommentare dahingehend geäußert hat, dass sie überfordert sind mit der Distrowahl. Als wenn es unrealistisch wäre, dass die Leute, würden sie einfach Linux ausprobieren wollen, "Welches Linux zum zocken?" in Google eingeben.
Von anderer Seite werden dann noch ein paar andere Gründe quer dazugeworfen: Menschen sind faul und wollen lieber Fertiggericht als selber kochen. Als wenn es damit getan wäre. Gerade für die Zielgruppe von CB, so würde ich durch viele gamingbezogene Artikel mutig schlussfolgern, ist es Realität nicht einfach nur Maus und Tastatur zu haben. Es ist weitere Peripherie angeschlossen. Die Peripherie insgesamt hat dann auch noch besondere Features, die softwareseitig unterstützt werden wollen. Dann wird aus selber kochen ganz schnell eigenen Garten betreiben. Und das ist es, worauf der Großteil wirklich keine Lust hat. Denn der Großteil will sich nicht in- und auswendig mit dem OS beschäftigen oder auskennen. Sie wollen es nutzen, um nur das zu tun, was sie tun wollen. Und das ist ein absolut legitimer Wunsch. Daraus immer einen irgendwie gearteten Vorwurf zu konstruieren finde ich zu abgehoben.
Ein Guter Einwand von
@gentoomaniac ist, dass es eigentlich überhaupt nicht so viel Diversität unter der Haube gibt, wie einem das Candy-Eye gehabe von neueren Distros gerne präsentiert. Und damit hat er Recht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das in irgendeinem der "Probier doch mal Linux aus, is voll einfach"-Artikel jemals gelesen habe.
Und das macht die Artikel in meinen Augen auch so realitätsfern. Es geht nicht darum dass die Leute an der Wahl zwischen PopOS und X zerschellen und sich dann in ihre Einzelteile dematerialisieren, die letzten Worte "I tried to try Linux" hauchend. Es geht darum, dass - und das habe ich im Artikel verlinkten Artikel schon gesagt - Peripherie nicht funktioniert und nur über Umwege* selbst lauffähig gemacht werden kann.
Dort sagte jemand zu Recht, dass man sich
vor dem Wechsel informieren muss welche Hardware läuft, damit man das Dilemma nicht hat. Und jetzt schließen wir den Kreis: Wo werden die ganzen "faulen Windowsnutzer" an die Hand genommen und ausführlich darüber informiert, dass sie die Hardware auf Kompatibilität prüfen sollten, bevor sie wechseln? Wo finden sie Listen die sie durchgehen können? Was wäre eine Lösung für bastelinteressierte Anwender, wenn das Gerät nicht linuxkompatibel ist (zumindest out of the box)?
All das lese ich nirgends. Was ich aber lese, egal ob statuiert oder impliziert, ist:
1. Leute wechseln nicht auf Linux, weil sie von den Distros verwirrt sind
2. Leute wechseln nicht, weil sie faul sind
Mal abgesehen von einer Grundeinstellung einiger Linuxverfechter, die von oben herab belehrend keinen Wechselwillen erzeugt. Du bist am Wechsel gescheitert? Beweise! Als wenn es undenkbar wäre, dass Linux mal nicht funktioniert. Die Anforderung man müsste sich intensiv damit auseinandersetzen (oder sogar mitmachen / seine eigene Distro machen - den fand ich sehr gut) gab es auch. Gleich gefolgt von der Unterstellung, Windowsnutzer wollen alles kostenlos serviert haben (weil sie sich beim Umstieg softwareseitige Unterstützung wünschen).
Die Tatsache, dass meine Geräte keine Softwareunterstützung vom Hersteller unter Linux hat ist keine Kritik an Linux. Es ist aber ein Grund für mich, nicht zu wechseln. Aus gleichem Grund würde ich auch nicht auf MacOS wechseln - aber die würden micht nicht als unfähig, faul oder sonstwas hinstellen wenn ich mich dagegen entscheide.