Ich beneide dich um deine Geduld, die du hier beweißt, du führst jedoch einen Krieg wie Don Quijote gegen seine Windmühlen.
Ich schreib hier jedoch auch noch mal etwas dazu:
Die Buchpreisbindung ist etwas, über das man herrlich und wunderbar streiten kann, da sie Vor- und Nachteile hat. Diese lassen sich jedoch niemals wirklich klar aufschlüsseln und wären eigentlich eher ein Thema für eine Masterarbeit oder gar Doktorarbeit.
Zu den Vorteilen gehört sicherlich, dass sich kleinere Buchhandlungen in Deutschland immer noch über Wasser halten können und somit auch in Gegenden zur Verfügung stehen, die so zum Beispiel uninteressant für die größeren Ketten sind. Die Lieferung per Post ist leider nicht immer angenehmer, da man dafür auch zu Hause sein muss oder seinen Paket-Fahrer kennen muss.
Ob durch die Buchpreisbindung die Bücher teurer für die Menschen sind? Es kommt drauf an. Es ist jedoch eine Tatsache, dass bestimmte Bücher - gerade die Bestseller-Belletristik - in Deutschland teurer bis deutlich teurer sind, als in England oder USA. Gleichzeitig haben wir jedoch ein recht stabiles Preisniveau für Bücher, während in den USA und in England Bücher, die hier recht günstig sind, teilweise das drei bis vierfache von dem Kosten, was wir so dafür zahlen.
Dafür muss man jedoch bereit sein auch in Nischen-Genres zu gehen und auch mal kleinere Autoren ansehen, die in Deutschland wesentlich eher die Chance haben einen Verleger zu finden, als in den USA oder England. J.K. Rowling wurde ja bereits genannt, die sehr lange gesucht hat.
Zu dem letzteren könnte man jetzt mit dem Selbst-Verlag kommen, den nun Amazon, Tolino und Co anbieten, jedoch boten auch andere Verlage bereits recht günstige Selbstverlage an und gleichzeitig sinkt die allgemeine Qualität der Literatur durch diese Selbstverlage. An dieser Stelle müsste man jedoch erneut weiter ausholen, da man hier Qualität unterschiedlich bemessen muss. So gibt es im Selbstverlag auf Amazon und auf Tolino sehr interessante und schöne Bücher, jedoch sind diese teilweise wesentlich eher mit Rechtschreibfehlern gespickt, als in einem Verlag. Während bei regulären Büchern mir pro 1000 Wörter vielleicht 2-3 Fehler auffallen - wir sprechen hier also von 0,2 - 0,5% Fehlern pro Buch - steigt das beim Selbstverlag drastisch an, so dass wir uns in der Regel bei 1 - 5% bewegen. Was im übrigen nicht unnormal ist, da bereits Vertipper dazu zählen usw. Selbst Rechtschreibungsgurus verursachen in der Regel beim Schreiben einen Fehlerquotient von 1% und mehr, da es Fehler gibt, vor den man nicht gefeit ist. Fehler fallen in der Regel einem Autor dann erst auf, wenn er genügend Abstand zum eigenen Text hat.
Um jedoch auf die Buchpreisbindung zurück zu kommen: Sie hat ihre Vorteile und Nachteile. Natürlich gibt es bestimmte Risiken, die auch in Verlage in Deutschland nicht eingehen, da hat c137 recht, jedoch ist sein eines angebrachtes Beispiel ohne weiteren Kontext eher schlecht als recht, da man zu wenig darüber weiß. Es könnten auch unrealistische Lizenzgebühren dazu geführt haben, dass eine Verlegung gescheitert ist. In Deutschland bekommt ein Autor vom Verlag ca. 3% des Buchpreises als Honorar ausgezahlt - Erstveröffentlichungen, Wissenschaftliche Bücher - das geht dann über 5% bis hin zu 10%. Je nach Bekanntheit eines Autores. Um wirklich 10% zu bekommen muss man einen richtigen Namen haben.
Sollte der Urpsrungsverlag dort zu viel gefordert haben, kann es sein, dass ein Verlag dieses Risiko nicht mehr eingeht, da ihnen bereits in der Kalkulation klar wird, dass sie bei diesem Buch auf keinen grünen Ast kommen können.
Diese Rechnung mit Büchern, die Übersetzt werden wollen, machen alle Verlage, da ein weitere Kostenfaktor hinzu kommt: Übersetzung. Übersetzer bekommen nämlich ein ähnlichen Prozentsatz wie der Autor eines Buches und damit kommen wir zum nächsten Punkt und wieder zur Buchpreisbindung:
Die Buchpreisbindung sorgt in Deutschland - ebenso wie die Überwachung dieses Buchpreises - nicht nur dafür, dass kleinere Buchhandlungen überleben können, sondern auch, dass kleinere Verlage überleben. Wäre die Buchpreisbindung weg, würde Amazon und Co erst einmal mit aller Kraft versuchen - wie in den USA und England - Buchhandlungen und Konkurrent zu eliminieren um anschließend als der wichtigste Händler den Verlagen deutlich höhere Rabatte sowohl bei eBooks als auch bei normalen Büchern aufzuzwingen. Diese Rabatte belaufen sich auf bis zu 50%, könnten jedoch durch eine kleine Gruppe an Händlern, die sich 100% des Buchmarktes teilen, schnell sogar noch erhöhen.
Das sind zwar nur Spekulationen, jedoch lassen sich Szenarien zumindest als realistische Möglichkeit verifizieren, wenn man etwas den Markt beobachtet und das Amazon zum Beispiel bereits jetzt schon versucht für eBooks die Rabatte auf 50% zu erhöhen:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/rabatte-bei-e-books-amazon-setzt-buchverlage-unter-druck-1.1966060
Und damit kommen wir nun zu den Buchpreisen: Ich habe es bereits mehrfach geschrieben und ich wiederhole mich: Die reinen Druck- und Vertriebskosten eines Buches bewegen sich im Preisgefüge bei ca. 10%. Ich vermeide hier den Posten Produktionskosten, da dieser auf für eBooks anfällt und selbst Vertriebskosten fallen für eBooks an. Daher genauer definiert: Die Kosten für ein gedrucktes Buch belaufen sich in der Regel bei ca. 10% des Preises. Diese Ersparnis wird in der Regel durch die höhere Umsatzsteuer direkt wieder aufgefressen. Ich wiederhole das Beispiel:
Ein Buch kostet im Handel 10,- davon sind 10% Druck = 1,-. Wir müssen jedoch zu erst die 7% Umsatzstezer abziehen => 9,34. Wir ziehen 1,- Kosten für das gedruckte Buch ab => 8,34. Wir schlagen wieder die neue Mehrwertsteuer auf von 19% => 9,92. Das Buch ist ganze 8% günstiger geworden oder 8%.
Diese Rechnung ist jedoch stark vereinfacht, eigentlich spricht von von 10% von dem eigentlichen Preis ohne Umsatzsteuer, dann wäre es folgende Rechnung: (10 / 1,07) - (10 / 1,07 * 0,1) * 1,19 = 10,9. Das eBook wäre also durch die Mehrwertsteuer theoretisch sogar teurer, obwohl der Druck und der Versand weg fällt.
Da jedoch - oben den Link bitte beachten - die Händlerrabatte bei eBooks deutlich geringer ausfallen, nämlich nur 30%, kann der Verlag die Preise von eBooks auch entsprechend senken und anpassen.
Dieses ganze Konstrukt des Verlagswesen und der Bücher ist recht komplex. Was ihr hier versucht sehr allgemein zu diskutieren, hat bei uns im Studium fast zwei ganze Semester immer wieder begleitet und auch dort sind alle Argumente vorgetragen worden, die hier stehen und zwar in beide Richtungen.
Es ist ein sehr komplexes Thema und im Endeffekt verhebt ihr euch alle - mich eingeschlossen - wenn ihr versucht gegen oder für die Buchpreisbindung zu argumentieren. Die meisten hier arbeiten sicher nicht bei einem Verlag, haben eine Buchhandlung oder sind Autor - das man Autoren kennt zählt hier nicht. Keiner von euch hat jemals mit einem Verlag verhandeln müssen und kennt dort die gängigen Verträge oder die gängigen Arbeiten.
Im Endeffekt kratzten wir nur an der Oberfläche der Thematik und versuchen eher stümperhaft unsere Sicht zu vermitteln.