Galatian schrieb:
@Dr.Death Es werden Richtlinien erschaffen, eine Marschrichtung vorgegeben ohne die Grundlagen zu schaffen.
Ich würde das mal anhand des Beispiels e-Auto betrachten: Man muss einfach eine klare Marschrichtung angeben, damit sich Kunden und vor allem die Industrie neu ausrichten können. Wenn man die Automobilhersteller selbst machen lässt, würden wir in hundert Jahren noch Verbrenner fahren, weil die Hersteller mit minimalem Entwicklungsaufwand maximale Rendite rausholen können. Bei der Wärmepumpe ist es ähnlich: Die Hersteller wissen endlich, dass sie keinen Cent mehr in die Entwicklung von Öl- und Gasbrenner investieren sollten. Das ermöglicht bei der Wärmepumpe mehr Innovation, mehr Angebot, mehr Konkurrenz und damit haben wir in zwei, drei Jahren geringere Preise und bessere Produkte.
Anders herum frage ich Dich: Wie genau soll die Politik denn Grundlagen schaffen? Wenn ein neues Gesetz kommt, wird immer irgendwas "verboten", das war schon bei Adenauer so.
Galatian schrieb:
Und wohlgemerkt trifft es die Deutschen da in der EU am härtesten. Fit for 55 sagt ja nicht, dass alle Gebäude Energieeffizienz so und so haben sollen, sondern das jedes Land nochmal die gleichen Prozente einsparen soll. Und das ist in Deutschland was EU-weit bereits Vorreiter ist ein Hohn. Ein Land wie Bulgarien, kann da sehr einfach seine Ziele erreichen. Die müssen nur von keine Ahnung H auf E kommen. Wir müssen im Schnitt von von C auf A runter (fiktive Angaben zur Verdeutlichung des Problems, des derzeitigem Entwurfes).
1. Die Berliner Politik ist nun aber nicht verantwortlich für Europa, oder? Wenn Du Dich auf Brüssel beziehst, hab ich da mal was von einer Frau von der Leyen gehört, die nach meinem letzten Stand gar kein Mitglied der Grünen war.
2. Welches Verhältnis wäre aus Deiner Sicht denn angemessen? Lieber sagen: Wir sind doch schon so weit, da sollen die anderen erst mal anfangen? Sorry, aber das ist nur noch ein Schritt zu "Wir produzieren doch nur 2% des CO², das ändert eh nichts, wenn wir sparen."
Galatian schrieb:
Die Frage ist auch ungeklärt, was passiert wenn nicht. Werde ich dann aus meinem Eigenheim geschmissen?
Na klar, das ist machen "die da oben" bestimmt. Gut, Du meinst das polemisch aber es untergräbt schon ein wenig die Seriösität der eigenen Argumentationskette, wenn man sich das Niveau von Bild-Schlagzeilen abgibt, meinst Du nicht?
Galatian schrieb:
Wir schaffen es schon jetzt nicht die Wohnungsbauziele zu erreichen, jetzt sollen überall Wärmepumpen rein (da bin ich nicht mal dagegen) und alles muss noch isoliert werden. Wer soll das zahlen?
Es gibt jetzt und es folgen weitere Förderungen, wie die genau aussehen, sehen wir nach der Sommerpause. Und: Wer bezahlt denn bisher ne Heizung? Etwa der Eigentümer, der keine Miete zahlen muss? Das ist doch nicht unzumutbar. Noch dazu ist das Argument gegen die Wärmepumpe, wie bereits weiter oben angesprochen, sehr kurz gedacht. Ja, die Investition ist höher als bei Öl- oder Gasheizung. Aber dafür sind die laufenden Kosten jetzt schon niedriger - und die werden, sobald die CO²-Steuern 2026 steigen, noch sehr viel attraktiver werden. Unter dem Aspekt weiter auf fossile Heizungen setzen, halte ich für fahrlässig, weil man sich damit mittelfristig nur noch mehr in die Nesseln setzt.
Noch dazu kommt: Es muss erst mal gar nichts geändert werden. So lange die alte Heizung läuft, läuft sie. Und es wird auch nach dem Stichtag genug Handwerker geben, die mit Umwegen und Tricks auch dann noch "helfen" können. Da mach Dir mal keine Sorgen. Aber wie gesagt: In einigen Jahren wird Öl und Gas so teuer werden, dass sich die Leute deswegen keine entsprechende Heizung mehr anschaffen wollen. Aber manche müssen das eben auf die harte Tour lernen.
Galatian schrieb:
Wer soll die Anschlussfinanzierung tragen, jetzt wo die Häuser weniger wert sind? Das Haus vom verstorbenen Opa im Norden Berlins ist seit diesem Jahr faktisch nicht mehr verkaufbar. Da ist ne Ölheizung drin; da hat es der eine Liter Mehrverbrauch nicht fett gemacht. Jeder Käufer weis aber, dass er sechsstellige Beträge nochmal für Umbaumaßnahmen investieren muss.
Fünfstellig sicher, sechsstellig sicher nicht. Anders als manche "Politiker" oder "Experten" meinen, braucht man keine drei Meter Dämmung ums Haus, damit eine Wärmepumpe effizient arbeiten kann. Selbst in einem Fachwerkhaus ist das praktikabel. Dafür müssen die Heizkörper zwar idR gegen effizientere getauscht werden und man sollte es sich gut überlegen, ob man wirklich 21 Grad braucht und es nicht auch 19 tun - das ist aber mit einer Gasheizung heute auch schon nicht anders, wenn man sich die Preise ansieht - und eben auch betrachtet, wie die sich ab 2026 entwickeln werden (müssen).
Galatian schrieb:
Da kommt die nächsten Jahre hierdurch eine große Finanzkrise auf uns zu, aber mir kann’s egal sein. In der typischen Grünen Bubble sind Aussagen von Wirtschaftsforscher wie Hans-Werner Sinn aber auch eher verpönt. Die ganzen idiotischen Bauregulierungen sorgen in Berlin schon seit Jahren zu einem Rückzug der Investoren, was gleichzeitig die Mietpreise steigen lässt.
Die Mietpreise lässt aber auch steigen, weil alte, brauchbare Wohnungen abgerissen werden und gegen Luxusimmobilien getauscht werden, die für den Investor mehr Rendite abwerfen. Und ob alle Regeln zum Umweltschutz (die langfristig auch dem eigenen Geldbeutel dienen), idiotisch sind, wage ich mal ganz vorsichtig zu bezweifeln. Fest steht leider: So wie es die letzten Jahrzehnte gelaufen ist, geht es nicht mehr weiter, egal was man sich wünscht. Dafür haben wir, unter anderem, die 16 Jahre vor der Ampel, umweltplolitisch mit Nichtstun geglänzt.
Galatian schrieb:
Das ist Irrsinn und holt einfach niemanden ab; ich arbeite im tiefsten Erzgebirge und ich verstehe, warum dann aus Protest die AfD gewählt wird. Einige sehen schlicht und ergreifend ihre Existenz gefährdet.
Nene, das Narrativ der Protestwähler hat sich doch schon seit Jahren entlarvt. Wer heute noch die Alternative für Demokratie wählt,
weiß genau was er tut. Die zeigen mittlerweile so offen ihr Gesicht, dass man auch ganz klar annehmen muss, dass das nun mal Leute sind, die einfach Rechtsextreme sind - oder die sich so wenig mit Politik und der Gesellschaft auseinandersetzen, dass ihnen deren stumpfe Versprechen und unverholene Lügen als nicht realitätsferner Sondermüll erscheinen.
Galatian schrieb:
Zu deinen anderen Punkten fällt mir nichts ein. Müllverbrennungsanlage ökologisch sinnvoll für Fernwärme…aja, ok..
Ok, ich sage es ungern, aber: Wir müssen weiterhin Müll verbrennen, wenn wir ihn nicht in die Sonne schießen oder einfach ganz tiefe Löcher buddeln wollen. Warum die dabei freigesetzte Energie nicht nutzen?
Galatian schrieb:
Atomstrom ja, aber bitte 1 km über der Grenze…alles klar.
Ne, Atomstrom bitte nicht, egal wo. Aber wenn die Franzosen es ohnehin nutzen, ist es auch sinnvoll, in Ausnahmefällen davon zu profitieren. Die profitieren schließlich auch oft genug von unserer Solar- und Windkraft, wenn wie im letzten Sommer durch den Klimawandel (niedrige Flussstände, die eine Kühlung der Reaktoren unmöglich machte) und erhöhter Wartungsaufwand (ja, so ein AKW kostet nix und ist easy zu betreiben)
rund 50 Prozent aller Kraftwerke vom Netz war.
Galatian schrieb:
Ganz ab davon ist das Konzept der Grünen bislang einfach Überkapazitäten am Erneuerbaren zu schaffen,
Ja, weil man die auch braucht in Zukunft. Nur dass es dann keine Überkapazitäten mehr sein werden.
Galatian schrieb:
statt Speichertechnik (die es einfach in den Größenordnungen nicht gibt)
Eben. Die Speichertechniken waren bisher auch nicht gefordert. Jetzt gibt man der Forschung und Industrie einen Anreiz und dann könnte auch was passieren. Anders rum geht es nicht.
Galatian schrieb:
oder Atomstrom oder vielleicht einfach nicht alles abschalten.
Genau. Weil die kümmerlichen 6 Prozent an der Gesamtstrommenge, die die letzten drei Reaktoren noch produziert haben, den Karren aus dem Dreck gerissen hätten. Ich sag mal so: Wer Atomstrom immer noch für günstig oder praktikabel hält, hat sich meiner Meinung nach einfach nicht genug mit dem Thema auseindergesetzt. Bau und Entwicklung verschlucken Milliarden und dauern Jahrzehnte, dann hast Du hoffentlich drei bis fünf Jahrzehnte der billigen Nutzung, bis Du dann weitere drei bis fünf Jahrzehnte und weitere Milliarden in den Rückbau und Entsorgung stecken darfst. Vom anfallenden Atommüll ganz zu schweigen. Du produzierst als "billig" für ein bis zwei Generationen Strom und hast dann Atommüll für die nächsten hundert Generationen produziert, der früher oder später Menschenleben kostet. Dann doch lieber ein Windrad alle 100 Meter und fertig.
Dazu mal der Vergleich: Hätten sich die Leute nach dem zweiten Weltkrieg auch so gegen Stromtrassen gewehrt (man vergleich mal die Verschandelung der Landschaft durch einen einzigen großen Strommast vs eine Windkraftanlage), dann wären wir in Deutschland heute aber ganz wo anders. Damals konnten sich die Leute noch auf Fortschritt und Wandel einlassen. Heute sitzt der Wohlstandsspeck so gut, dass alles neue erst mal schlecht ist. Und diese Bequemlichkeit zahlen unsere Kinder und Enkel.
Galatian schrieb:
Und die Regierung fördert nicht, sie verbietet. Sie geht über in eine Mikroregulierung des gemeinsamen Miteinanders. Der gute Cem Özdemir bekommt nicht mal einen Pächter für seine Kantine, die sich an seine Auflagen hält. In der grünen Zentrale selbst sehen sie was es für ein Albtraum ist eine Wärmepumpe in einen Altbau zu packen. Aber ja: der gemeine Bürger wird das schon schaffen.
Noch mal: Wärmepumpe im Altbau
geht auch. Einfach Ölbrenner raus und WP einbauen und fertig geht zwar idR nicht - aber es ist auch nicht automatisch ausgeschlossen.
Galatian schrieb:
Wenn ich mir aber die aktuelle Sonntagsumfrsge anschaue wird mir Angst und Bange.
Mir auch. Aber die Schuld daran einzig beim Umweltschutz zu suchen ist meiner Meinung nach falsch. Guck Dir doch Trump, Orban, Putin, Erdogan, le Pen, die FPÖ und Co an: Haben die alle einen Höhenflug wegen Umweltschutzmaßnahmen?