Einstufung bei Tarifvertrag

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onetimeuser

Gast
Hallo zusammen,

folgende Situation: Ich arbeite aktuell in der freien Wirtschaft im IT-Mittelstand. Jetzt habe ich eine Stelle bei einem AG mit Tarifvertrag (GdS) gefunden und überlege mich zu bewerben. Normal gelten die Tarifverträge ja nur für Gewerkschaftsmitglieder, oder? Ich bin kein Mitglied der GdS. In den Stellenanzeigen des AG steht aber immer "es wird tariflich vergütet".

Jetzt würde mich mal interessieren, ob ich rausfinden kann, wo ich in der Entgelttabelle eingestuft werden würde!? Ich finde dazu weder auf der Seite des AG noch der Gewerkschaft irgendwas. Da steht einfach nur Tarifgruppe 1-10 mit den Stufen A-L und der jeweiligen Summe. Oder ist das Gehalt als Nicht-Mitglieder der Gewerkschaft frei verhandelbar?

Kenne mich damit null aus, hoffe es kann jemand Licht ins Dunkle bringen. Danke vorab!
 
Tarifverträge gelten oftmals auch für nicht Gewerkschaftsmitglieder. So auch bei Deinem potentiellen neuen Arbeitgeber.

Wie Du eingestuft wird wird Bestandteil Deines Einstellungsverfahrens sein. Grob kannst Du schon mal in den Tarifvertrag schauen. Anhand Deiner Ausbildung und zu besetzenden Stelle sollte Du das grob dort heraus finden können.
 
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Danke für die Antwort, aber den Tarifvertrag kann ich doch nicht einsehen oder? Ich finde zumindest nichts entsprechendes...!?
 
Der AG zahlt nach Tarif, ob du Gewerkschaftsmitglied bist oder nicht. Die konkrete Einstufung, die dir als externer nicht sichtbar ist, ist abhängig von der Stellenausschreibung, aber auch abhängig vom Bewerbungsgespräch hinsichtlich Gehaltsvorstellung. Wenn du bspw. sagst, dass du 60k im Jahr haben willst und die Entscheider das akzeptieren (i.d.R. weil es dann zur Stelle passt), dann stuft man dich in der Tariftabelle dort ein, wo du auf dieses Gehalt kommst.

Die Stufen der Gehaltsgruppen steigen mit laufender Betriebszugehörigkeit. Aber auch da gibt es Spielereien. Man kann dich bspw. in Gruppe 8 Stufe C packen, anstatt in Gruppe 9 Stufe A usw.
 
Danke euch beiden! Dann schaue ich mal, ob ich noch mehr rausfinde. Schade, hatte gehofft es lässt sich vorher rausfinden, wie hoch das Gehalt überhaupt wäre (damit man sich selbst und dem AG im Zweifel nicht unnötig Arbeit macht).
 
Bei den GdS-Entgelttabellen, die ich gefunden habe, stand Stufe 1-15 bzw. 1-16. Da die Gewerkschaft auf den Beamtenbund verweist, kannst du dich grob nach deren Besoldungsgruppen nach Tabelle A orientieren. Einige Beispiele für Eingruppierung nach Aufgabe finden sich hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Besoldung

Wenn sich da ein Äquivalent findet, dann kannst du zusätzlich auch TVL bzw. TVöD schauen. Da findet sich dasselbe in der Entgelttabelle E. Und ist besser vergleichbar, weil es sich dann in beiden Fällen um eine Angestellten-Tabelle handelt.

Edit: Hab noch was gefunden. Beim TV-L gibt es folgende anschauliche Tabelle für Eingruppierungen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Tarifvertrag_für_den_öffentlichen_Dienst_der_Länder
 
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Die Spalten mit Stufen 1-6 + L klingen ähnlich zum TVöD/TV-L. Das sind also ein Gehaltsbonus für alle, die lange auf derselben (bzw. genau genommen: gleich eingruppierten) Stelle sind.

Die Tarifgruppen 1-10 unterscheiden sich stark vom öffentlichen Dienst. Tarifgruppe 1 ist direkt TV-L E2, Tarifgruppe 2 gleich im Bereich TV-L E7. Tarifstufe 10 sieht ein Gehalt vor, was im TV-L gar nicht möglich ist. Generell hab ich den Eindruck, dass der Tarifvertrag viel mehr an Arbeitgeber mit vielen hochqualifizierten/studierten Mitarbeitern gedacht ist als der TV-L. Dann wird ein 1:1-Vergleich schwierig.
 
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Ja, der AG scheint sehr gut zu zahlen. Ein ehemaliger Kollege von mir (damals Quereinsteiger, keine IT Ausbildung, kein Studium, keine 3 Jahre Berufserfahrung als er beim neuen AG unterschrieben hat) behauptet, er würde dort fast das doppelte Gehalt bekommen. Damit müsste er mindestens TG7 Stufe 3 sein oder TG8 Stufe 2, was ich mir einfach nicht vorstellen kann. Genau deswegen wüsste ich es gerne vorab, weil man bei der Bewerbung einen Gehaltswunsch angeben muss. Und im Gegensatz zu dem Kollege habe ich eine IT Ausbildung und bin seit fast 13 Jahren aus der Lehre...

Ich habe mal die GdS kontaktiert, vielleicht werde ich dadurch schlauer.
 
onetimeuser schrieb:
In diesem Fall geht es um die "machBIT" Entgelttabelle: https://www.gds.info/mitglied-werden/gehaltstabellen/. Hier gibt es wie gesagt die Gruppen 1-10 und Stufen 1-L.

Ich schaue mal, ob ich über den Beamtenbund etwas rausbekomme bzw. TVL/TVöD.

Du hast doch die richtige Tabelle selbst schon verlinkt??
https://www.gds.info/download/3791/?tmstv=1739019351

Wenn du jetzt zB. 60k Jahresgehalt willst, würde ich mit einer Stufe drüber ins Rennen gehen, da man i.d.R. immer noch runter gehandelt wird.
Generell scheint der Tarifvertrag gar nicht so übel zu sein. Zumindest geht er schon mal Richtung IGM 40h Vertrag (ohne jegliche Zusatz-Boni).
 
Mein "Dilemma" ist halt, dass ich nicht weiß, was ich beim Gehaltswunsch angeben sollte und wie sich das mit den Tarifgruppen und der Eingruppierung vereinbaren lässt. Wenn schon Leute ohne Ausbildung und großartige Berufserfahrung dort so hoch eingestuft werden (siehe meine letzte Antwort), dann müsste ich nach dem Maßstab ja mind. 90k ansetzen, was fast dem Maximum der Tabelle entspricht (und das ist wohl Akademikern in Führungspositionen vorbehalten).
 
ShiftC schrieb:
dann stuft man dich in der Tariftabelle dort ein, wo du auf dieses Gehalt kommst.

Die Stufen der Gehaltsgruppen steigen mit laufender Betriebszugehörigkeit. Aber auch da gibt es Spielereien. Man kann dich bspw. in Gruppe 8 Stufe C packen, anstatt in Gruppe 9 Stufe A usw.

Wenn es keine völlig neu geschaffene Position mit einzigartigem Aufgabenfeld ist, dann hat diese Stelle bereits eine Eingruppierung. Und dann gibts auch diese Eingruppierung oder keine.
Die Eingruppierung ist id.R. schon vorgegeben und nichts was der AG und der einzelne AN einfach untereinander individuell aushandeln können.
Ergänzung ()

onetimeuser schrieb:
Mein "Dilemma" ist halt, dass ich nicht weiß, was ich beim Gehaltswunsch angeben sollte
Dann frag doch deinen Bruder (o.ä.) ob er die Firma mal anschreibt, interesse an der Stelle bekundet und dann nach der Eingruppierung fragt. Oder ruf unter einem anderen Namen an und frag nach.

Bedenke aber, dass das Jahresgehalt im Tarif deutlich komplexer ist als "12x Wert aus der Tabelle". Das geht von 12,x bis 15,x Monatsgehälter über Stufen und Leistungsprämien.
 
Nicht die Leistungszulage und eventuelle Entwicklungsstufen vergessen.

Bei meiner Stelle bin ich z.b. komplett ohne Entwicklungsstufe eingestiegen dadurch tut sich halt beim Gehalt weniger. Im Prinzip nur durch die Leistungszulage und die normale Tariferhöhung.

Mit Stufe 15 von 17 möglichen aber auch ganz ok. Realistisch wird eh nur noch Stufe 16 vergeben und alles andere ist dann Außertariflich.

Am Ende musst du wissen was du wert bist. Bei mir waren es >30% vom vorherigen Gehalt. Das war schon steil reingegangen, aber es war absolut realistisch für das was ich leiste im Unternehmensvergleich.

Tendenziell würde ich eher eine Stufe ä zu hoch greifen. Man unterschätzt sich da gerne selbst und selbst wenn es blöde Nachfragen gibt weil man zu hoch gegriffen hat, kann man noch immer hingehen und sagen das man sich da hinentwickeln will. Man muss da einfach souverän auftreten.

Ich hatte z.b. auch sehr ungeschickt mit einem glatten Betrag geantwortet und die HR Dame mich aufs Korn genommen.

Die Anwort mit och mit 35h als Basis ist der niedrigere Betrag auch ok hat ihr allen Wind aus den Segeln genommen. Das wäre nämlich 10k mehr aufs Jahr bei 40h gewesen.

Deswegen, selbstsicher sein und nicht aus der Ruhe bringen lassen ist wichtig ab ner gewissen Gehaltsatufe. Die wollen auch durchaus sehen wie man mit Druck umgeht.
 
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h00bi schrieb:
Wenn es keine völlig neu geschaffene Position mit einzigartigem Aufgabenfeld ist, dann hat diese Stelle bereits eine Eingruppierung. Und dann gibts auch diese Eingruppierung oder keine.
Die Eingruppierung ist id.R. schon vorgegeben und nichts was der AG und der einzelne AN einfach untereinander individuell aushandeln können.
Das ist nicht immer gelebte Praxis. Auch bei bestehenden Positionen kann man verhandeln. Als interner siehst du die Soll-Entgeltgruppe, als externer nicht. Wenn der externe Bewerber eine niedrigere Gehaltsvorstellung äußert, wird er auch gerne mal in eine niedrigere eingruppiert. Bei einer höheren Gehaltsvorstellung passiert das auch mal.
 
ShiftC schrieb:
Das ist nicht immer gelebte Praxis.
Aber doch häufig, vor allem bei großen Unternehmen in denen der Betriebsrat über die Einstellung am Ende auch drüberschaut und vor allem überprüft ob die Einstufung nach Ausschreibung vergeben wurde. Das kann man zwar dem Bewerber nach anpassen, ist aber mühsam und wird sehr häufig nicht gemacht, da es sehr gute Argumente dafür braucht.

Es soll eben auch verhindern dass Angestellte mit den selben Aufgaben allzu unterschiedlich verdienen.
 
Eigentlich ist dad recht einfach. Entwicklungsstufen vereinbaren uns gut ist. Die Stelle hat z.b. EG15 du startest aber mit 13 und bekommst alle 2 Jahre einen Aufstieg.

Das kann man wunderbar begründen ohne viel Aufwand
 
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