Zu der ganzen Oblivion/Morrorwind/Gothic Diskussion:
Früher spielte ich fast ausschließlich RTS und Shooter und konnte mit Rollenspielen überhaupt nichts anfangen. Darunter verstand ich auch mehr solche Party-RPGs mit 2.5D Ansicht, bei der die Figur(en) immer in der Bildmitte zentriert wird. Oblivion war mein erstes RPG, ab dann wurde ich richtig gehend RPG-süchtig. Auch die Gothic Reihe und später Risen gefiel mir sehr gut, ebenso wie Witcher. Vergleichbar war für mich GTA IV mein erstes GTA, das ich auch komplett gespielt habe.
Ich las sehr viel Kommentare wie toll Morrorwind oder auch Gothic 2 wären, im Vergleich zu ihren Vorgängern. Ich habe Jahre nach Oblivion und Gothic III auch Morrorwind und Gothic 2 runtergeladen und ausprobiert. Morrorwind habe ich sogar zwei mal angefangen, in Zeiten von neue-Spiele-Mangel. Nun ich konnte überhaupt nichts daran finden. Gewisse technische Möglichkeiten sind mMn für mich so absolut relevant für das Spielempfinden, das ein Schritt zurück einfach nicht möglich ist. Genauso ging es mir mit GTA San Andreas, oder auch mit Saints Row 2.
Auch wenn z.B. Quests, Charakterentwicklung u.ä. wesentlich besser, komplexer oder what ever, sein sollen, so sind Mängel an der Optik und Haptik so gravierend, daß man überhaupt erst gar nicht damit warm wird. Bei Morrorwind war ich geradezu geschockt bei dem Kampfsystem, so lächerlich schlecht empfand ich es, daß ich das Game schon nach ca. 30 min wieder deinstallierte. Beim zweiten Versuch 2 Jahre später, kam ich wenigstens bis zum nahegelegenen Gebäudekomplex wo man auf so riesige quadratische Gebäude trifft, die alles mögliche beinhalten. Das ganze erschien mir so monoton, so altbacken, daß es nur eine Qual war. Vor allem die mangelnde Map-Möglichkeiten schreckten mich besonders ab.
Ja früher waren Spiel anders. Auch viel herausfordernder teilweise, und setzten oft viel mehr Grips voraus. Das Problem dabei ist, daß man dabei viele Tatsachen in der eigenen Erinnerung verklärt. Damals waren vielleicht die Spiele auf höhe der Zeit, man hat also auch keine Möglichkeit etwas zu vermissen, was es bis dahin gar nicht gab. Bei älteren Spielen ist z.B. schon die Möglichkeit das Spiel in der nativen Auflösung des eigenen Monitors zu spielen. Früher war halt 1600x1200 die Ultra-Grafik-Einstellung, und nur 4:3 Formate wurden unterstützt. Doom I/II spielte ich noch mit analogem Joystick (ein richtiger Stick - kein Gamecontroller wie heute), wie ich es vom Atari ST gewohnt war, habe mich anfangs total gewundert wie man so ein Spiel auch mir der Maus und Tastatur spielen kann. Heute bin ich mit WASD so verwachsen, daß ich einfach nicht nachvollziehen kann wie man für ein RPG ein Gamecontroller nutzen kann.
Bei älteren Strategiespielen andererseits, versucht man oft vergeblich so Dinge wie Mausrad-Zoom o.ä. die einem mittlerweile völlig selbstverständlich sind, und vergißt dabei oft, daß früher Mäuse nur zwei Tasten hatten, und schon gar nicht ein Rad o.ä.
Wie auch immer, was ich sagen möchte, daß man oft zurückliegende Dinge mit der eigenen Person unterbewußt verknüpft/verklärt. Oft ist es also nicht das Spiel an sich, das man vermißt, sondern "die guten alten Zeiten", die jede Generation natürlich anders interpretiert, weil man sie mit der eigenen Jugend verknüpft. Tja, für mich sind das die 80er/90er. Daher sehe ich auch als den besten Computer ever, immer noch meinen Atari Mega ST an. Danach zu PC Zeiten war es für mich mein P-III-Slot 1 mit Asus P2B, Fritz-Card ISA, AWE 64 Gold, Adaptec U2W SCSI, 3COM 905TX, Matrox 4MB und Voodoo-Zusatzkarte, das Maß aller Dinge, der in der Erinnerung bleibt. Damals gab es wenigstens mit genau dieser Kombination, den "perfekten" Allround-PC. Daß nachfolgende Generationen das natürlich anders sehen ist selbstverständlich.
Pz_rom schrieb:
Und Enderal schränkt dich nicht ein. Und hat eine schöne Story.
Einspruch, euer Ehren - nicht zutreffend.
Enderal schränkt den Spieler im Vergleich zu Skyrim extrem ein. Obwohl sie zwar viel von einer frei begehbaren Open-World reden, wird tatsächlich genau das Gegenteil praktiziert. Das merkt man allerdings als Casual-Spieler allerdings kaum bis gar nicht. Das Design entspricht viel mehr Schlauch-Level, auch wenn das zum allergrößten Teil geschickt kaschiert wird. So möchte man den Spieler sanft lenken, um ungefähr einen von den Gamedesignern vorgestellten Weg zu gehen. Ziel ist es den Spieler zu benachteiligen, um der miserablen KI zu einer Chance zu verhelfen.
Solche sanfte Führungen ins eigene Verderben sind z.B. sehr hohe Berge/Klippen, die den Spieler dazu leiten sollen sich aus einer taktisch unterlegenen Position nähern zu müssen. Reicht das nicht aus, weil ein Spieler wie ich z.B. doch lieber über immer höher gelegene Position erkundet, dann stößt man auf nicht sichtbare Mauern, die einen davon abhalten sollen ein bestimmtes Gebiet anders als vom Spieldesigner vorgesehenem Weg zu betreten. Solche unsichtbare Wände gibt es sehr viele, viel mehr als z.B. bei Skyrim, und sie schützen auch frei zugängliche Gebiete.
So sind die meisten sehr hohe Gebiete wie z.B. Bergspitzen vor Betreten geschützt. Tut man es dann doch, indem man TCL in der Konsole eingibt, dann merkt man einen weiteren Grund für diese Vorgehensweise: Diese Gebiete sind oft auch nicht fertig und "dicht". Plötzlich kann man dann Löcher in der Spielwelt sehen, oder auch in diese endlos hineinfallen.
Die andere Masche der Designer: Eingeschränkte Sicht zur Unterstützung der KI, ich nenne das den Battlefield-Effekt (übertriebene (Licht-)Effekte die nur dazu dienen die Sicht zu behindern, um KI-Schwächen zu kaschieren). Durch die übertrieben hohe, und im Vergleich zur Spielfigur viel zu groß skalierte Vegetation, wird eine Weitsicht meist verhindert. Den Feind kann man oft erst sehen nachdem er schon angreift. Andererseits ist das aber auch ein Trick um die Hardware-Ressourcen zu schonen und höhere FPS-Zahlen zu erzielen.
Man merkt dem ganzen Game durchaus an, daß es technisch teilweise extreme Schwächen hat. Abstürze sind auch ohne Mods die ständige Regel, beileibe keine Ausnahme. Ständiges Speichern (und mehrere Savegames) Pflicht. Drückt man ständig nur auf die F5 Taste, kann es passieren, daß der Spielstand schon beim Laden abstürzt.
Aber: Da steckt nicht Man-Power und nicht die finanziellen Ressourcen eines internationalen Studios dahinter, sondern lediglich eifriges Moden von Privatpersonen dahinter,
die es nur aus Lust an der Sache heraus produzierten - mMn die einzig wahre Motivation um ein gutes Spiel zu produzieren. Von dieser Betrachtung heraus ist das Ergebnis überwältigend, anders kann man es nicht sagen.