Ich werde hier in der Nachbarschaft immer noch belächelt. Die fahren SUV oder Merzedes und schütteln mit dem Kopf, wenn ich Fahrrad fahre. Wurde morgens bei Regen mal gefragt, dass das ja nicht schön sei jetzt mit dem Rad los zu müssen. Meine Antwort: "Es ist alternativlos".
Ich versuche es immer mehr zu optimieren. Vor einigen Jahren, als es Fridays for future noch nicht gab, hatte ich auch so Verzweiflungsattacken wir Greta und Co. Mittlerweile gucke ich einfach auf mich, übernehme noch mehr Verantwortung und unterstütze mit meinem Geld nichts, was ich nicht größer werden lassen möchte.
Ich halte mich nicht für einen besseren Menschen, aber meine Nachbarn, die heute nacht mit dem Flugzeug von dem Kreuzfahrturlaub zurück gekommen sind, halte ich zumindest für egoistisch, unreflektiert und bequem.
Wer hat gesagt, dass das Leben entspannt sein muss? Diese Zeiten sind vorbei. Die Lösung für die nächsten Jahrzehnte oder gar für immer wird lauten: weniger. Nicht anders. Auch e-Autos werden uns nicht retten. Das ist einfach nur vom Kapitalismus gefressene Pseudo-Lösung, bei der es auch um "mehr" geht. Die Richtung kann aber nur "weniger" sein.
Ich lebe vegan. Habe kein Auto. Fliege nicht, aus Prinzip. Fahre nur Fahrrad, manchmal mit dem Zug. Aber generell sehr selten Mobilität. Ich heize im Winter kaum (10% von dem, was die Nachbarn heizen. Ja, die heizen indirekt für mich mit, schon klar, aber die 30%, die ich von deren Anteil tragen muss, sind 3x höher als mein Gesamtanteil). Hatte die letzten 3 Winter hier je nach Zimmer zwischen 10 und 13 Grad. War manchmal nicht schön, aber ging mit dicker Kleidung. Auch das Kind hat mitgemacht ;-) Wir haben aber das Glück, dass es hier bisher kein Schimmelproblem gab. Ich kaufe nur gebrauchte oder fairtrade Kleidung und diese trage ich auf. Ich kaufe regional und Bio, so gut es geht (ist noch ausbaufähig).
PC, TV etc ist auf geringe Helligkeit eingestellt. Graka und CPU undervolted. Geräte oft ausstecken.
Geschenke in Zeitungspapier. Kein amazon. Keine Großkonzerne. Lebensmittel im Glas kaufen statt in Plastik.
Kleinigkeiten, die im letzten Jahr dazugekommen sind: Balkonkraftwerk. Streams auf niedrige Qualität beim stellen. Handy&Tablett etc. werden sorgsam behandelt und nur alle 5 Jahre ersetzt.
Alles noch lange nicht perfekt. Plastikmüll haben wir noch viel zu viel.
Die Nachbarn glauben ich sei dumm, weil vieles an meinem Lebensstil teurer ist und aufwändiger. "Wieso zahlst du soviel?" Ich finde, die Dinge müssen einen Wert und daher auch einen Preis haben.
Aber klar - ich finde es toll, dass solche Themen auch computerbase erreichen. Das ist ja ein Zeichen für unsere Zeit. Und ich glaube auch, dass all das viel zu spät ist. Wir hätten vor 25 Jahren das Steuer rumreißen müssen. Aber ich mache das trotzdem alles weiter. So integer möchte ich sein. Und nein, ich fühle mich nicht besser als andere. Aber verantwortungsbewusster schon. Auch wenn das alles am Ende gar nichts bringt.