Moin!
(bitte zu Ende lesen, bevor voreilige Schlüsse gezogen werden)
Ich habe zwar schlechte Erfahrungen mit der Bundeswehr als AG, betrachte meine Zeit als SaZ8 dort aber als sehr wertvoll für mich im Hinblick auf meine persönliche Entwicklung, ich hatte spannende, unwiederholbare Erlebnisse, einen starken Kameradschaftsgeist und eine solide Vergütung.
Schlecht fand ich vor allem den beruflichen Teil meiner Karriere, denn von Anfang an wollte ich in erster Linie IT machen. Ich bekam ja immerhin auch schon kurz nach der Grundausbildung (die mich persönlich als Mensch und Charakter am stärksten geprägt hat, weiter unten mehr dazu) meine Berufsausbildung spendiert, in der man im Gegensatz zur rein zivilberuflichen Berufsausbildung nicht nur ein kleines Azubigehalt erhält, schloss diese ab und wurde danach auf eine Stelle gesetzt, die mehr einer Bürokraft ähnelte als einem Systemadministrator, weil die Bw die interne IT während meiner Ausbildung nach extern outgesourced hat. Meine Bemühungen, auch unter Inkaufnahme eines Umzuges/eines Versetzung klassische IT machen zu können, waren vergebens. Die militärische IT-Ausstattung für "auf dem Felde" bot mir nichts für die Zukunft nach der Bw. In diesem Sinne hatte ich 8 Jahre vergeudet und ja, dass "alleine" ist für mich der Grund, mich nicht erneut für die Bw als Arbeitgeber zu entscheiden. Weiter würde ich das Stand heute aber aus weiteren Gründen nicht tun, da die Bw meiner Meinung nach durch Abrüstung, Kaputtsparen, schlechte Entscheidungsträger an der Spitze (allen voran sämtliche Verteidigungsminister nach Gutenberg) und dem Wegfall der Wehrpflicht und damit einer Verweichlichung der nachkommenden Rekruten imho nur noch ein gigantisches Kasperletheater ist, vor dem ich aus Sicht eines "Feindes" keine Angst hätte. Selbst die Kasernenwachen werden heute fast ausschließlich "nur noch" von zivilem Wachpersonal ausgeübt - ist billiger. Es gibt heute weniger Identifikation mit dem Beruf des Soldaten und viele alte Kameraden, mit denen ich noch Kontakt habe, fühlen sich nur wie Verwalter.
Aber Benefits bot mir die Bw während meinen 8 Jahren natürlich einige: mittlere bis hohe Vergütung, gute Unterstützung bei der Wiedereingliederung ins zivile Berufsleben, gute Work-Life-Balance abseits von Übungen, die aber umso besser mit Geld oder Freizeit ausgeglichen wurden, eine super Kameradschaft, regelmäßiges Schießen, Fallschirmspringen, viel Sport, "Rumkommen" in Deutschland, auch alle Übungen betrachte ich als positiv unvergesslich... egal ob unter freiem Himmel im Wald genächtigt, bei Regen oder im Schnee, bei deutlich unter 0°C, zu Hunderten in einem alten Flugzeughangar, weit draußen auf einem Übungsgelände fernab der Zivilisation (wochenlang nichts anderen gesehen), Verpflegung aus dem EPA, ewiglangen Märschen, Dreck-/Temperatur-/Lärmbelastung, Schlafentzug, körperliche und psychische Grenzerfahrungen... das alles hat mich persönlich zu einem neuen Menschen geformt - zu einem, der ich gerne bin. Vieles davon hat mit der Neuausrichtung der Bundeswehr nachgelassen und das war auch exakt der Zeitpunkt, an dem meine reguläre Dienstzeit beendet war und ich sie nicht verlängern wollte. Das ist auch der Grund, warum ich die Bundeswehr heute zu großen Teilen - was den militärischen Part getrifft - nicht mehr wirklich für voll nehmen kann. Das hat nachgelassen und ich wünsche mir die Wehrpflicht wieder, eine/n General/Generälin als Verteidigungsminister/in und wovon es in Deutschland schon immer zu wenige gab: mehr Rückhalt in der Bevölkerung.