T
Teralios
Gast
Das ist ja ein Hauptproblem in unsere Gesellschaft, dass wir unsere eigenen moralischen Vorstellungen auf alle anderen meinen projizieren zu müssen.DerOlf schrieb:Die eigenen moralischen Grundsätze sollte man wohl nur bei sich selbst einfach vorraussetzen.
Dabei ist Moral in weiten Teilen immer etwas sehr individuelles, dass durch Ehtik, die eigene Erziehung und die eigenen Erfahrungen im Leben gebildet wird, zudem ist sie auch von Region zu Region anders.
Deswegen hab ich zum Beispiel auch eine Abneigung, dass man andere für ihre Handeln verurteilt und sich selbst im Gegenzug über die Verurteilten stellt.
Grundsätze ja, aber alleine da fängt es doch an. In der Bibel findet man abseits der 10 Gebote doch alle möglichen Begründungen für die eigenen moralischen Werte und warum das eigene Handeln moralisch richtig ist und das andere nicht.DerOlf schrieb:[...], dass ähnliche moralische Grundsätze vorhanden sind. [...] Oft sind es z.B. die zehn gebote aus der Bibel [...]
Zum Beispiel lässt sich für meine Ansicht die Passage finden: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr. Oder wie wirst du deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge. Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen."
Ich denke auch, dass wir dort unser Hauptproblem mit der Gesellschaft haben: Wir nehmen uns selbst das Recht heraus andere Menschen für ihr handeln nicht nur zu kritisieren, sondern sie für das in unseren Auge falsch Verhalten zu verurteilen. Wir vergessen dabei dann aber immer, dass man uns ja auch für unser Verhalten verurteilen könnte.
Wir hatten das Thema ja auch bei den Abtreibungen schon.

Wobei hier von vielen selbst eine - in meinen Augen moralisch sehr fragwürdigen - Artbesitzanspruch geltend gemacht wird. Warum verurteilen wir den Fuchs des "Hühnermordes"? Weil das Huhn sich unserem Besitz befand. Wäre es ein wildes Huhn gewesen, hätte es uns wiederum nicht gestört.DerOlf schrieb:Einen Hühnermordenden Fuchs kann man nicht eines Mordes beschuldigen (auch weil sich dieser Begriff nunmal nur auf Menschen bezieht), sondern allenfalls einer Art der Nahrungsbeschaffung, die wir für nicht OK halten.
Hier führt der Besitzt über etwas dazu, dass wir eine Tat verurteilen, die wir in der freien Wildbahn dulden und auch verstehen.
Man zieht ja nicht nur Tiere heran, sondern auch angebliche Naturgesetzte und Co um das eigenen Verhalten zu rechtfertigen.DerOlf schrieb:Vor allem ist es ein Problem, dass wir diesen Vergleich immer nur bemühen, wenn wir ein eigentlich falsches verhalten legitimieren wollen.
Paradoxerweise versuchen wir Menschen jederzeit auch zu behaupten, dass wir den Tieren als auch "Naturgesetzten" überlege sind. Im Endeffekt sucht man immer Ausreden um das eigene Handeln klein zu reden und zu rechtfertigen.
Viele Menschen versuchen sich als "gute" Menschen darzustellen, weil man es nicht wirklich erträgt - was verständlich ist - das man selbst eben kein "guter" Mensch ist. Denn es ist schmerzhaft, wenn man für das eigene Handeln von anderen verurteilt wird.
Und dieses ewige Rechtfertigen, sich erklären, sein eigenes Handeln zu legitimieren ist ein Problem, vor dem wir alle nicht wirklich geschützt sind.