Eine Schnittstelle ist per Definition eine Vereinbarung zwischen 2 Partnern (in diesem Falle Softwarekomponenten), damit diese untereinander Daten austauschen bzw. Funktionalität der anderen Seite nutzen können. Grundsätzlich also keine geheime oder auch nur schützenswerte Angelegenheit. Die Funktionalität der Komponente hinter der Schnittstelle bleibt ja unberührt und die damit verbundenen Innovationen kann (und will) MS niemand absprechen.
Wenn Microsoft die Schnittstellen von Windows jedoch geheimhält, so verschafft sich MS gegenüber anderen Softwareunternehmen einen gewaltigen Vorteil, da Sie die dahinterstehenden Komponenten exklusiv nutzen können.
Das wäre ja noch nicht so schlimm, wenn Microsoft Windows
- kein Betriebssystem
- UND nicht das meistverbreitete Betriebssystem weltweit
wäre.
In diesem Fall jedoch kann NUR Microsoft die Vorteile seines Betriebssystem voll ausnutzen. Dadurch sind Sie der Konkurrenz immer einen Schritt voraus (und zwar OHNE das eine besondere Leistung dies rechtfertigen würde) und etablieren damit ihre Programme quasi gewaltsam mit Windows als Zugpferd.
Wenn MS hier nicht einhalt geboten würde, dann könnte MS in der Zukunft theoretisch jeden Zugang zu neuen Funktionalitäten zukünftiger Windows-Versionen (z.B. Vista) für andere verunmöglichen (einfach Schnittstellen geheim halten).
Das würde auf lange Sicht dazu führen, dass MS jeden Softwarehersteller entweder ruinieren, einverleiben oder vertraglich an die Kandare nehmen könnte, weil nur Sie die Funktionalitäten von Windows voll ausnutzen könnten bzw. diese Nutzung unter Kontrolle haben.
Einen Softwaremarkt, in dem nur MS das sagen hat, wird sich hier wohl niemand wünschen. Die Produktpreise stiegen dann zwangsläufig, da ein Monopolist (wirtschaftstheoretisch bewiesen) dann den größten Gewinn macht, wenn er seine Produkte durch überhöhte Preise verknappt.
Das dies kein Horrorszenario ist, beweist ein Blick die Vergangenheit. Mehr als einmal hat MS Konkurrenten brutal an die Wand gedrängt oder einverleibt. Ich erinnere hier nur an Fälle wie Netscape (zunächst Marktführer, dann durch IE-Integration in Windows ausgeschaltet).
Damit ist im Sinne aller Konsumenten, wenn Monopolisten durch eine unabhängige Behörde streng reguliert UND im Zuwiederhandlungsfall streng bestraft werden.
Ich verstehe aus diesem Grund, jene nicht, die MS hier das Wort reden. Ist dies eine Art mitleidige Solidarität für das hilflose Opfer Microsoft? Wer dies denkt, der zähle Mal jene Unternehmen (und damit Arbeitsplätze) die Microsoft durch seine aggressive Politik bereits zerstört hat.
Und bitte nicht falsch verstehen: Es ist absolut in Ordnung und verständlich, dass Microsoft versucht weiter vorwärts zu kommen. Es wäre aber fatal, Microsoft hier weiter ohne Kontrolle gewähren zu lassen. Wozu dies zwangsläufig führen würde, habe ich IMHO deutlich klar gelegt.