SIR_Thomas_TMC schrieb:
Die Autoindustrie hat dir ja als Beispiel nicht gefallen. Daher nehmen wir halt die weiße Ware. Die ist grundsätzlich reparierbar. Da entscheidet der Kunde, ob er neu kauft oder für 1/3 des Neupreises reparieren lässt. Und da gibt es keine Müllberge wie von dir befürchtet.
Es ist ja eine Sache wenn Dich meine Meinung nicht überzeugt, aber es ist eine völlig andere wenn Du nicht nur Äpfel mit Birnen vergleichst, sondern auch von Dingen schreibst von denen Du offensichtlich keinerlei Ahnung hast. Bei der "weißen Ware" gibt es nur wenige Hersteller, eine große Gruppe verkauft seine Ware unter zig verschiedenen Bezeichnungen:
B/S/H
Darin steckt aber ein und dieselbe Technik, Teile für Siemens passen in die von Bosch oder Neff.
Egal von welchem Hersteller man nun ein Gerät kauft: Sie sind alle modular aufgebaut. Braucht man ein Ersatzteil, dann muss der Hersteller das nicht für ein bestimmtes Modell auf Lager haben, es passt in vielen verschiedenen Modellen der verschiedensten Hersteller.
Miele wird das genauso modular aufbauen, alles andere wäre viel zu teuer.
Dieses Modell lässt sich somit auf Smartphones überhaupt nicht übertragen, zeig mir als Gegenbeweis zwei Bauteile, die man bei verschiedenen Modellen einsetzen könnte. Wahrscheinlich findet man nicht mal mehr Standard-Kameramodule und Standard-Akkus. Selbst bei Lautsprecher und Mikrophonen wäre ich mir nicht so sicher. Wichtiger wären die Teile, die auch wirklich im Alltag kaputt gehen: Akku, Display, Motherboard, etc.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Und auch Elektronik war früher so designt, dass sie repariert werden konnte. Das wurde aus Kostengründen (5 Cent Kosten einsparen bzw. Kunden Neugeräte mit guter Marge verkaufen) wegrationalisiert (Bsp TV). Da hätte man auch keine Müllberge an Elektroschrott. Das könnte die Industrie auch heute leicht wieder machen. Muss halt der Anreiz dafür geschaffen werden (entweder weil es ein Wettbewerbsvorteil ist, oder wie hier per Gesetz).
Das Gesetz schafft diese Anreize meiner Meinung nach aber nicht. Dass man Elektronik heutzutage nicht mehr vernünftig reparieren kann hat mehrere Gründe. Der eine ist die notwendige Kompaktheit bei Smartphones, selbst Klinkenstecker werden wegoptimiert um noch mehr Platz für Akku & Co. zu haben. Die Leiterbahnen sind, mitsamt der Bauteile, so klein geworden, dass man das eh kaum noch reparieren kann.
Dass die Politik kein Interesse daran hat zeigt sich übrigens schon am Akku, der wechselbar sein muss: Als Endkunde erwarte ich, dass ich das selbst kann. Der Gesetzgeber ist zufrieden, wenn das verklebte Gerät doch irgendwie geöffnet werden kann um dann mit viel Zeit und Aufwand den ebenfalls verklebten Akku doch noch tauschen zu können. Das Gesetz, dass einen wechselbaren Akku vorschreibt kann man in der Pfeife rauchen.
Und nebenbei bemerkt: Du scheinst meine Intention nicht zu verstehen: Ich bin
für Umweltschutz
und Nachhaltigkeit, ich zweifel schlicht an der Wirksamkeit der deutschen und EU-Gesetze, weil die Lobby zu viel Einfluss hat und nie etwas sinnvolles dabei rauskommen kann.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Also, mein Fazit, guter Vorschlag seitens der EU mit sehr positiven Auswirkungen für Verbraucher und die Umwelt sowie minimaler Mehraufwand für die Unternehmen.
Das Gegenteil hab ich Dir am Beispiel Akku-Gesetz schon aufgezeigt. Wir werden sehen zu was das Gesetz führen wird. Daher lohnt es sich nicht weiter darüber zu diskutieren, ich beantworte aber dennoch noch den letzten Absatz.
SIR_Thomas_TMC schrieb:
Übrigens, es gibt zig Mehrbelastungen für Handel und Industrie (Rücknahmeverpflichtung Elektroschrott, Produktsicherheit, Cybersicherheit,...) da ist das hier nix wirklich schlimmes. Und die Lobbys haben ja noch nicht mal angefangen da gegen zu wirken. Wer weiß, was am Ende wirklich beschlossen wird...
Es ist nichts wirklich Gutes, dass ist das eigentliche Problem! Daher wird die Lobby auch gar nicht eingreifen brauchen, falls sie das nicht schon längst getan hat.
Mein Vorschlag wäre, dass man Hersteller dazu verpflichtet weniger Modelle auf den Markt zu werfen. Samsung hat aktuell
69! verschiedene Geräte auf der Webseite stehen! Darunter sind zwar auch ältere Modelle, die bereits einen Nachfolger haben (z. B. S20 und S21), aber auch sehr viele ähnliche Produkte insgesamt (von Farben mal abgesehen).
Für die Umwelt wäre es viel sinnvoller, wenn man nicht jedes Jahr ein oft doch nur leicht verbessertes Gerät auf den Markt werfen würde. Das würde dafür sorgen, dass die ganzen 1-Jahres-Smartphone-Nutzer aufhören würden jährlich sich das "neuste" Gerät über einen Vertrag zu beschaffen oder sonst wie. Beispiel Apple: Kaum war das neueste Apple auf dem Markt, rennen alle los um sich das X+1te Gerät zu kaufen, die alten Geräte werden dann wenn es gut läuft bei Kleinanzeigen & Co. verscherbelt, wenn es schlecht läuft liegen die dann zu Hause in der Schublade. Ich verstehe es, wenn man aus technologischen Gründen wechseln muss, z. B. weil 3G wegfällt oder man 5G nutzen möchte, aber nur weil das Ding nun X+1 statt X im Namen hat? Ja, meistens ist die Kamera besser, aber wenn man ehrlich ist: Jedes (Apple)Gerät wird immer beworben als hätte es die beste Kamera allerzeiten, die Mehrheit macht doch eh nur Selfies oder Schnappschüsse damit. "Profi"-Filmer oder -Fotografen würden das vielleicht testen, aber die Mehrheit bleibt bei ihren besser geeigneten Geräten.
Wenn jeder 1-Jahres-Nutzer sein Gerät für 2 statt für 1 Jahr nutzen würde, würden nur 50 % der Geräte hergestellt werden müssen. Bei 3 Jahren Nutzung 40 %, bei 4 Jahren sogar nur 30 %. Mehr als 5 Jahre würde ich gar nicht anpeilen, weil die Hersteller auch vom technischen Fortschritt leben müssen und mir auch als Benutzer die Geräte dann doch zu schlecht im Vergleich zu neuer Hardware wären. Von den neuen Funkstandards und Features (z. B. scheint die Sparkasse NFC "entdeckt" zu haben, ist jetzt nicht die neuste Technologie für ein Beispiel, ich weiß) ganz zu schweigen.
Wird das Gesetz an der Herstellung und am Nutzungsverhalten etwas ändern? An ersterem eher nicht, bei Nutzungsverhalten fehlen mir die Zahlen: Wie viele Geräte gehen denn kaputt und wie viele lassen die Besitzer tatsächlich wieder Instand setzen? Nach 1, 2, 3, 4 oder 5 Jahren Besitz dieser Geräte? Ich wette, die Zahl nimmt von Besitz-Jahr zu Besitz-Jahr drastisch ab.